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Etwa eine Stunde später gingen sie rauf, jeder in sein Zimmer und

zogen sich aus. Mark hatte Lust auf eine Dusche und dann ab unter die Decke. Also spazierte er mit einem Handtuch um die Hüften geschlun-gen über den Korridor zum Bad. Johan stand in Shorts vor dem Waschbecken und putzte sich die Zähne. Er hob den Kopf und schaute in den Spiegel. Er nickte Mark zu; den Mund voller Zahnpasta. Das Neonlicht war sehr weich. Mark wunderte sich etwas und fragte sich, woher man solche Leuchten nimmt. In seinem Badezimmer ist die Helligkeit von schonungsloser Klarheit, das auch den kleinsten Pickel ans Licht bringt. Von verquollenen Augen nach einer lustigen Nacht mal ganz zu schweigen. Mark zog den Duschvorhang zur Seite und drehte das Wasser auf, mischte kalt warm bis es richtig war und stieg über den Wannenrand. Dann zog er den Duschvorhang zu, um die Fliessen nicht nasszuspritzen und begann sich einzuseifen. Johan spülte den Mund aus und ging zur Dusche und zog den Duschvorhang wieder auf. Er grinste Mark an und sagte: „Lass mal offen. Ich will dir zuse-hen!“

Mark, der früher Hemmungen hatte, nach dem Sport mit den anderen zu duschen, weil er sich dabei einfach blöd vorkam, entdeckte eine neue Seite an sich: Es machte ihm nichts aus. Gar nichts. Im Gegenteil. Die Offenheit, mit der Johan einen Wunsch äußerte, beeindruckte und berührte ihn gleichermaßen.

„Mach einfach so wie immer. Wie wenn ich nicht da wäre.“

„Also keine Show abziehen?“

„Mhm.“

Mark reckte sein Gesicht dem Wasserstrahl entgegen und strich sich die Haare nach hinten. Dann tastete er blind nach der Seife und seifte sich langsam ein. Natürlich machte er ein bisschen Show. Nicht viel, aber doch. Johan lehnte an der Badezimmertür, hatte die Arme auf der Brust verschränkt und den Kopf schief gelegt. Der Anblick war atemberau-bend. Der Dampf machte das Licht noch weicher und Mark wirkte unwirklich. Nur das unregelmäßige Rauschen, wenn er sich unter dem Wasserstrahl bewegte, zeugte davon, dass er mehr als nur ein Schemen war. Und Mark wusch sich gründlich, zwischen den Beinen, den Schwanz, den Hintern, runter bis zu den Zehen, den Hals, unter den

Achseln. Und immer war er dabei in Bewegung. Dann gab es einen Moment, als er einfach das Wasser an sich ablaufen ließ, der Strahl prasselte auf seinen Kopf, da schaute er so ein wenig von unten nach oben mit einem fast dämonischen Blick, Johan direkt in die Augen. Die Hände hatte er wie Halbschalen vor seinen Weichteilen; der Blick war mehr als verführerisch. Johan reagierte mit verdoppeltem Herzschlag.

Mark spuckte einen Schwall Wasser aus, aber nicht mit einem Strahl, sondern wie ein druckloser Geysir, das Wasser perlte über sein Gesicht wie … ja, wie was? Schließlich drehte er das Wasser ab und rieb sich mit den Handflächen die Nässe von der Haut. Auch so eine Gewohn-heit, die er ausführte, ohne sich dessen wirklich bewusst zu werden. Er stieg aus der Wanne und Johan warf ihm das Badetuch zu. Mark rubbelte sich die Haare und trocknete sich ab. Dann standen sie sich vielleicht zehn Sekunden gegenüber, atmeten und sahen sich an.

„Ich will auch was von dir.“

„Ach ja?“

Mark ging zu Johan und zupfte verspielt an seiner linken Brustwarze.

Dann nahm er ihn bei der Hand und führte ihn aus dem Bad.

Im Korridor blieben sie noch einmal kurz stehen. Das Haus atmete um sie herum. Knarrte. Es lebte. Mark ging voran und betrat Johans Schlafzimmer. Er betrat es zum ersten Mal. Es war ähnlich eingerichtet wie sein Zimmer; von hier aus sah man aber durch das Fenster nicht den Wald, sondern auf ein weites Kornfeld, das in voller Reife stand.

Der Wind, so leicht er auch sein mochte, streifte über die Garben und erzeugte ein leichtes Rauschen. Es war ein angenehmes Geräusch.

Johan hatte in seinem Zimmer das Fenster hochgeschoben und die Abendbrise bauschte die Gardinen. Neben dem Bett steckte ein Nachtlicht in der Steckdose und gab einen Hauch von Helligkeit, nicht mehr als die Unterbrechung der Schatten. Mark schlug die Decke zurück und legte sich rücklings auf die Matratze. Dann spreizte er die Beine. Sein Schwanz lag fett und halbsteif zur Seite.

„Weißt du, was ich möchte? Ich möchte es nämlich wirklich.“

„Ich denke schon.“

„Willst du das auch?

„Ja. Ich möchte das Mark des Lebens aussaugen.“ Johan kicherte nervös. Wenn das jetzt mal nicht kitschig war …

„Ok. Blas ihn mir.“

Die Aussage war ebenso dringend wie trivial. Und deshalb auch schockierend. Sie verlieh dem, was kommen würde, einen dunklen gierigen Anstrich. Aber Johan fand das in Ordnung. Siddartha watete auch durch die Niederungen der menschlichen Leidenschaften, ehe er zum Fährmann am Fluss zurückkehrte. Johan hockte sich zwischen Marks Beine und senkte den Kopf. Dann nahm er Marks Schwanz in den Mund. Es fühlte sich gut an. Nicht das Stück Fleisch, das in seinem Mund wuchs und härter wurde. Das wurde dem, was er empfand, nicht gerecht. Nein, Mark fühlte sich richtig an. Er verschaffte Mark Lust und Freude. War es nicht genau das, was ein Freund tun sollte?

Trösten, Beistehen und Freude spenden? Marks Atmen wurde heiserer.

Dann fing er an zu stöhnen und bewegte sein Becken in sanften kreisenden Fickbewegungen. Als er schließlich kam, trank ihn Johan leer; er saugte das Mark des Lebens aus.

Etwas später lagen sie nebeneinander im Bett, die Decke zu ihren Füßen zusammengeknäuelt. Sie sagten nichts. Was auch? Später sagte Mark: „Ich möchte noch was.“ Johan wandte sich ihm zu, halb eingeschlafen.

„Was?“

„Es klingt irre. Und vielleicht wirst du es nicht verstehen. Ich würde es nicht verstehen. Aber ich will es tun.“

„Machs nicht so spannend.“ Aber Johan merkte, dass Mark mit sich kämpfte. Es schien ihm außergewöhnlich wichtig zu sein.

„Ich will zusehen, wie du einschläfst. Und ich will deinen Schlaf bewachen.“

Johan nickte und drehte sich zur Seite. Mark stützte sein Kinn auf die Hand und streichelte Johans Haare. Er hatte gedacht, dass er vielleicht überlegen würde, was hier zwischen ihnen geschah. Dass es ganz und gar außergewöhnlich war. Und noch mehr als das: Einmalig vielleicht.

Aber er dachte nicht nach. Er hatte die Augen offen, draußen rauschte

der Wind über das scheinbar ewige Kornfeld und Johans Atem wurde ruhiger, seine Brust bewegte sich langsamer. Und Mark dachte: Ich liebe dich. Weiß der Himmel. Es ist so. Ich bin zum ersten Mal verliebt. Und das in einen Mann.

Als er das zweite Mal den Satz dachte, der schon so oft das Leben von Menschen verändert hatte, glaubte er nur, dass er den Satz dachte.

In Wirklichkeit flüsterte er es und weinte. Ganz sachte, erfüllt von unfassbarem Glück:

„Ich liebe dich.“

Ohne es zu wissen, zu denken oder je in Gedanken gefasst zu haben, übernahm er wie selbstverständlich die Rolle seines Vaters, extrahierte das, was ihm als schönstes in Erinnerung geblieben war und gab es Johan. Und obwohl Johan schlief und ganz leise schnarchte, er hatte sich zusammengerollt und Mark schmiegte sich von hinten an ihn, hatte er ein entspanntes Lächeln in den Mundwinkeln.

Und so harrte Mark sehr lange aus. Bis der allererste graue Schimmer der Dunkelheit Konturen gab. Erst dann erlaubte er sich, einzuschlafen.

Johan träumte: Es war nachts. Er spürte Kälte, also musste es wohl Herbst sein. Es ging ein starker Wind, der das Laub von den Bäumen holte und in der Luft herumwirbelte. Johan sah sich selbst wie einen Fremden. Er hatte den zerschlissenen Bademantel seines Großvaters an und in der rechten Hand trug er eine lange Stablampe. So eine, wie sie die Cops in den Fernsehserien benutzen. Seine Füße waren nackt. Er ging über die kleine Lichtung zwischen dem Haus und dem Waldrand.

Und er ging auf den Wald zu. Obwohl hier nichts war, das furchterre-gend wirkte, träumte Johan von zielloser Nervosität. Eine Erkenntnis vielleicht? Stand Großes bevor? Er ging in den Wald und schaltete die Stablampe an. Das Licht zeigte gerade genug, um die Markierungen an den Bäumen zu erkennen. Weiter weg schien das Licht vom Wald verschluckt zu werden. Er ging über moosbewachsene Steine, watete durch den eiskalten Waldbach und sah bald darauf den großen, moosbewachsenen Felsen vor sich. „Soll ich da jetzt rauf oder wie?“

Der Wind wurde noch heftiger und zauste sein Haar. Er hatte das

Gefühl, als ob Mark ganz nahe bei ihm sei. Er drehte sich im Kreis.

Nichts. Kein Mark, kein Geist. Nur Wald und Wind und herumwir-belndes Laub. Die alten Bäume knarrten unter der Wucht des Sturmes.

Was mach ich hier? Er ging ein paar Schritte näher zu dem Felsen und sah an der rechten, steileren Flanke einen Holzpfosten, der tief in die Erde gerammt war. Am oberen Ende war ein Schild aus Holz befestigt und so wie das Schild aussah, hing es schon ewig und noch drei Jahre an dem Pfosten. Johan richtete den Strahl der Stablampe darauf und las:

Mark singt

Was heißt das wieder? Mark singt? Johan fand den Satz ebenso kryptisch wie wohltuend. Wenn jemand singt, wie singt man? Was sagt man über Leute, die singen? Und was ist der tiefere Sinn dahinter?

Johan drehte sich im Kreis, um den Wald um Hilfe zu bitten. Und als er wieder den Strahl Licht auf das Holzschild senkte, las er:

Mark´s Chant

Und was jetzt bitte? Johan sah sich selbst im Wald stehen, der Wind zerrte gleichermaßen an Bäumen und Bademantel, Haaren und wirbelte trockenes Laub herum. Und irgendwie dachte er: Es geht nicht darum, dass du hier ’nen tieferen Sinn entschlüsselst. Du sollst es einfach nur sehen. Alles andere fügt sich von selbst.

Johan bewegte sich im Schlaf, seine Lider zuckten ein wenig, dann lag er wieder still.

Johan spürte eine tiefe, umfassende Bewegung. Der Waldboden schlug Wellen und hellgraues Licht löste die stürmische Finsternis ab. Er spürte Mark in seiner Nähe, seine Wärme. Und dann nicht mehr.

Entsetzt öffnete er die Augen und schaute sich um. Und sah sein Zimmer im jungen Morgen gebettet. Mark stand nackt am Fenster, sah hinaus und rauchte. Johan senkte so leise wie möglich den Kopf aufs Kissen und schloss die Augen. Mark dämpfte die Zigarette in dem kleinen Metalldöschen aus, das auf dem Fenstersims stand. Dann

verließ er auf Zehenspitzen das Zimmer und ging nach unten. Johan hörte das, weil die dritte Stufe von oben ganz leicht knarrte, wenn man auf sie trat. Fluchtversuch zwecklos. Jedes Mal, wenn er sich als Kind aus dem Haus stehlen wollte, erwischten sie ihn wegen der knarrenden, dritten Stufe. Und jedes Mal gab’s ’ne Predigt. Ein paar Minuten später roch Johan frisch gebrühten Kaffee. Der Geruch zog sich fast sichtbar über die Treppe nach oben und durch das große Schlüsselloch.

Als es ihm zu bunt wurde und sein Appetit auf Kaffee zu Höchstform anschwoll, wuchtete er sich aus dem Bett und schlüpfte in seine schwarze Jeans.

Es ist Donnerstag, dachte Johan, und er wusste nicht warum, aber der Gedanke füllte ihn mit Trauer.

Er ging die Treppe runter, ließ die dritte Stufe aus und sah fast 50 Sekunden Mark zu, wie er nackt Kaffeegeschirr auf den Tisch räumte, drei Untertassen abwusch und sich so benahm, als wäre er hier zu Hause. Und bei Gott: Das war er wohl auch! So zwanglos und frei wie sich Mark hier bewegte, hatte sich Johans Meinung nach noch nie ein Mensch irgendwo bewegt.

„Guten Morgen, Mark!“

Mark drehte sich um und lächelte: „Guten Morgen.“ Er nahm die Metallkanne vom Feuer, drehte das Gas ab und stellte sie auf den Tisch.

„Wie hast du geschlafen?“

Johan fuhr sich durchs Haar und antwortete: „Gut, nein: Sehr gut. Ich bin aufgewacht, weil du aufgestanden bist. Ich hab dich am Fenster gesehen. Hast du meinen Schlaf bewacht?“

Mark schenkte sich Kaffee ein und nickte. Er gab Zucker und Milch dazu, rührte um und sagte: „Das war eine merkwürdige Grenzerfah-rung, weißt du? Ich hab mich gezwungen, wach zu bleiben. Man kommt dann in einen so merkwürdigen, schwebenden Dämmerzu-stand. Man ist irgendwie außer sich und obwohl man irgendwie wie weggetreten ist, scheint alles von körniger Klarheit zu sein. Es war schön zuzusehen, wie du einschläfst, hab kaum je was friedlicheres gesehen, echt.“

Johan nippte am Kaffee und sah zum Küchenfenster raus. Es war etwa

4:50 Uhr und er war froh, dass sie so zeitig auf den Beinen waren.

„Wieso bist du schon so früh auf?“

Mark drehte die heiße Tasse Kaffee zwischen den Handflächen. Er saß rittlings auf dem hölzernen Lehnsessel und schaute auch zum Fenster raus. „Ich hatte Lust, heute noch mal im See zu baden. Wenn der Bodennebel aufsteigt. Das war echt cool. Was ist mit dir?“

Johan nickte und sagte: „Klasse Idee. Ich hol noch zwei Badetücher von oben. Du ziehst dir inzwischen was an und dann kanns schon losgehen.“ Sie saßen noch etwa 5 Minuten in der Küche und lauschten auf das TikTak der Uhr, dann gingen beide nach oben. Johan organi-sierte frische Badetücher und Mark ging in sein Zimmer, um sich was anzuziehen. Das Fenster war nach oben geschoben und an der herein-wehenden Brise konnte man leicht abschätzen, dass es heute sehr warm werden würde. Mark entschied sich für die weite, ausgewaschene Jeans, ein noch frisches, weißes T-Shirt und die Cortez.

Sie trafen sich auf der Veranda. Johan hatte die Jeans anbehalten, die Hosenbeine bis zu den Waden hochgerollt und ging barfuß. Er warf Mark ein Badetuch zu und sie gingen auf dem Feldweg zwischen Kornfeld und Waldgrenze dahin. Der Boden war noch angenehm kühl, fand Johan und genoss es, barfuß zu gehen. Näher an der Natur. Er hatte ein übergroßes, schwarzes Unterhemd an, das ihm fast bis zu den Oberschenkeln ging. Wenn man in den Wald schaute, konnte man den Bodennebel aufsteigen sehen wie den Atem eines gewaltigen Tieres, die Schwaden glitten aus dem Wald und verloren sich in dem Kornfeld.

Die Luft war milde, das Licht von sonderbarer Sanftheit. Hamilton hatte einen Abgang gekriegt. Und es war so still. Das war es, was Mark nachhaltig in Erinnerung blieb und warum er in den folgenden 60 Jahren immer wieder hierher zurückkehrte. Abgesehen von Johan, der war noch besser als die Stille. In Wirklichkeit hatte Mark tausende Gründe, immer wieder hierher zurückzukommen und wahrscheinlich wird sich in seinem folgenden, rastlosen Leben herausstellen, dass er nur hier Frieden, Freundschaft und Liebe finden konnte. Gefunden hatte. Mag sein, dass er in New York gemeldet war. Zu Hause war er hier. Das spürte er jetzt, als sie über den Feldweg gingen, links abbogen

und zum Seeufer marschierten. Er wusste noch nicht, dass ihn sein Leben um die ganze Welt tragen würde. Er wusste nicht, dass im Wirbel all seiner fernen Reisen dies hier seine Festung werden würde.

Was er wusste war, dass er hier zum ersten Mal in seinem Leben das Gefühl hatte, wirklich geborgen zu sein. Ein Ort, der einem Menschen Heimat sein kann und ein Ort, der voll uralter Magie ist. Kann es etwas besseres geben? Johan, der mit langsamer Geschmeidigkeit vor ihm ging, war ihm so vertraut, als ob sie sich schon im Kindergarten mit Bauklötzen beworfen hätten. Mark wischte sich über die Augen. Ein paar Tage nur. Ein paar Tage im Sommer.

Und nichts ist mehr so wie es war.

Zwei Minuten später saßen sie sich nackt gegenüber. Die schräg durch die Bäume scheinende Sonne war warm auf der Haut. Johan genoss das Gefühl intensiver Zwanglosigkeit mehr denn je, denn was gibt es besseres, die beste aller Zeiten mit einem Freund zu teilen? Mark stand auf und ging zum Wasser. Er tauchte unentschlossen die Zehe ein und erzeugte kleine Wellenkreise auf der spiegelglatten Wasseroberfläche.

Johan flüsterte: „Schau.“ Und deutete mit der Hand in eine bestimmte Richtung in den Wald. Mark traute seinen Augen nicht: In den Pastell-farben des Morgens, zwischen ein paar Buschgruppen stand ein Reh und starrte unverwandt zu ihnen. Der aufsteigende Morgennebel umschmeichelte es; eine sinnliche Geste des Waldes? Das Reh zwinker-te unglaublicherweise mit den Augen und sprang davon.

„Cool“, flüsterte Mark und setzte sich mit den Beinen im Wasser ans Ufer. Er zwinkerte Johan zu und plätscherte im Wasser. Johan stand auf und setzte sich zu Mark. Mark tauchte die Finger ins Wasser und spritzte Johan an. „Lass uns schwimmen gehen.“

Johan nickte und folgte Mark ins Wasser. Sie schwammen gemächlich zur anderen Seite, machten kurz Pause und schwammen zurück. So schafften sie sieben Längen, ehe sie erschöpft im Schatten von drei Bäumen, die am Ufer wuchsen, rasteten. Johan trieb auf dem Rücken und stützte die Ellenbogen in das nasse Wurzelgeflecht eines Baumes, dort, wo die Erde ausgeschwemmt war. Johan trieb bäuchlings im

Wasser und sah Johan von der Seite an. Dann macht er eine langsame, fast bedächtige Bewegung auf Johan zu, bis er über ihm war. Johan suchte mit den Beinen halt und legte seine Hände auf Marks Hüften.

„Gänsehaut?“

„Mhm.“

„Macht nix. Dir wird gleich warm werden.“

Johan hob etwas den Kopf und küsste Mark auf den Mund. Sie öffneten die Lippen und der Kuss bekam Feuer. Aber es wurde nicht mehr draus. Keine sexuelle Erregung. Sie schmusten einfach eine Weile, weil es so unglaublich gut zu der Situation passte, weil es sie mit einem Selbstverständnis erfüllte und einfach richtig war. Dann ließen sie voneinander ab und schwammen langsam zur Lichtung zurück. So wie schon bei ihren ersten Besuchen hier blieben sie eine Weile auf dem moosbewachsenen Boden liegen, verschnauften und sahen zu, wie sich der Morgennebel auflöste.

„Johan?

„Ja?“

„Ich möchte heute gerne noch mal zu dem Felsen. Aber nicht allein.

Mit dir. Ich will, dass du das auch hörst, was ich da gehört habe ...

diesen ... äh, Gesang.“

Johan nickte. „´türlich komme ich mit.“

„Glaubst du mir?“

„Schon. Ja. Sicher. Es gibt Orte, wo das Wasser nach oben fließt. Und angeblich gibt es im Norden Polens eine Straße, auf der die Autos bergauf rollen. Es gibt die Kreise im Korn und Wälder, in denen die Kompasse verrückt spielen. Warum soll es dann nicht einen Ort geben,

„Schon. Ja. Sicher. Es gibt Orte, wo das Wasser nach oben fließt. Und angeblich gibt es im Norden Polens eine Straße, auf der die Autos bergauf rollen. Es gibt die Kreise im Korn und Wälder, in denen die Kompasse verrückt spielen. Warum soll es dann nicht einen Ort geben,

Im Dokument Peter Nathschläger. Mark singt Roman (Seite 130-176)