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Mit jenem Kuss hat dein Mund in meinem den Rosenstrauch gepflanzt, dessen Wurzeln an meinem Herzen fressen Juan Ramón Jiménez

Am Mittwoch standen beide recht spät auf. Es war kurz vor Zehn Uhr, als sie sich in der Küche trafen. Johan hatte fast ein schlechtes Gewis-sen, weil er das Gefühl hatte, dem Tag wertvolle Zeit gestohlen zu haben. Aber er war einfach nicht in der Lage gewesen, sich aus dem Bettzeug zu kämpfen. Als sie dienstags schlafen gingen, jeder in sein Zimmer, lag Johan noch lange wach und versuchte einen klaren Gedanken zu fassen. Es gelang nicht. Seine Gedanken waren zu unbestimmt wie der Klang der Grasharfe. Gut, es war schön und tat gut. Johan bewegte sich bereits weit jenseits der Bedenken, ob das, was sie da teilten, etwas mit schwul oder nicht schwul zu tun hatte. Um genau zu sein hatte ihn das eigentlich überhaupt nie besonders gejuckt.

Er konnte sich im Spiegel anschauen. Das hatte er schon abgewogen, als er beim Fotografieren Marks Blicke gespürt hatte. Da ging es nicht mehr um Revanche. Hätte er auch nur für einen Sekundenbruchteil das Gefühl gehabt, dass Mark sich bei ihm grad machen wollte, hätte er alles, was dann kam, nie zugelassen. Aber Mark ging es nicht mehr darum. Als er die Homepage für Johans Pension gestaltete, hatte er das

bereits aus Freundschaft getan und nicht aus Dankbarkeit. Dessen war sich Johan sicher. Als Mark Johans Rücken streichelte, war dies, weil Mark einfach Lust dazu hatte und bereit war zu riskieren, zurückgewie-sen zu werden –Lass das, du Schwuchtel-. Aber wie Johan schon zugegeben hatte: Jeder braucht ein wenig Zärtlichkeit. Und was konnte besseres passieren, als diese Zärtlichkeit von einem Freund zu bekom-men? Die Aufrichtigkeit, mit der ihn Mark mochte, ja, sogar begehrte, rührte Johan zutiefst. Die Dringlichkeit dieser Gefühle beunruhigte ihn.

Nicht, weil er sich vielleicht diesem Sturm nicht gewachsen fühlte, sondern weil sie ein Spiegelbild seiner eigenen Gefühle waren. Es war nicht die Tatsache, dass Johan drauf und dran war, all seine Liebe einem Burschen zu schenken, sondern die Tatsache, dass er so viel Liebe in sich hatte, von der er bisher nichts oder fast nichts gewusst hatte. Und so lag er den Großteil der Nacht nackt und verschwitzt in seinem Bett, drehte sich herum und hörte am Knarren des Bettzeug-rosts aus dem anderen Zimmer, dass es Mark nicht viel anders ging.

Sein Körper war vom Hals bis zu den Zehen gespannt wie eine Gitarrenseite. Seine Nerven flippten und seine Gedanken zuckten von Thema zu Thema. Irgendwann war er doch müde genug geworden. Die Spannung ließ nach und die Gedanken wurden zu einem einschläfern-den Summen.

Der Tag startete bewölkt und es sah nicht so aus, als ob es aufreißen würde. Draußen war es recht windig und so tranken sie ihren Kaffee in der Küche am Arbeitstisch. Mark lehnte sich an den Tisch und nippte am Kaffee, Johan hatte sich auf den Hocker gesetzt, auf dem Mark am Vorabend Schnittlauch geschnitten hatte. Diese Momente gingen wortlos. Später schlug Mark vor, sie könnten doch heute die Fotos für die Website machen und Johan stimmte zu.

„Und du könntest anfangen, dir über den Text einen Kopf zu machen.

Schreib das, was du wirklich denkst, und dann streich die Sachen raus, die ein Website Besucher nicht so ganz verstehen würde. Versuch, was von der Magie der Gegend hier reinzubringen, wenn du über die Wandermöglichkeiten schreibst. Alles andere wäre eh nur eine Aufzäh-lung von Fakten. Wir könnten die Domain pendergast-home.com

nennen. Nur so als Beispiel. Oder nur pendergast.com. Das ist vielleicht noch besser. Kürzer und leichter zu merken. Na was ist, lass uns was tun.“

Johan stellte den leeren Kaffeebecher in die Spüle und holte das Laptop aus der Küche. Er fuhr das System hoch und Mark dirigierte ihn zu dem Ordner, in dem die Seiteninhalte abgelegt wurden.

„Schau mal. Ich habe hier einheitliche Templates benutzt, um die Site homogen zu gestalten. Dort wo Platzhalter für Bilder sind, siehst du einen leeren Rahmen mit dem Wort >Bild<. Dort wo Text rein soll, siehst Du >Text<. Ich schlage als Schrift: Verdana vor, 10 pkt. Als Überschriften Goudy Old Style, 14 pkt. Und nicht ganz schwarz, sondern so dunkelgrau. Da ist der Kontrast für die Augen nicht allzu scharf. Okay?“

Johan musterte die Vorlagen und sah immer wieder zu Mark.

„Du bist echt Wahnsinn, weißt du das?“

Mark zuckte mit den Schultern und antwortete: „Na sicher. Das ist ja mein Job.“

„Angeber.“

„Na wenn’s doch wahr ist.“

Johan wandte sich wieder dem Bildschirm zu und begann nachzuden-ken. Dann stand er auf, ging ins Wohnzimmer und holte sich dort aus einer Anrichte einen linierten Block und einen Bleistift und einen Bleistiftspitzer. Er schaute Mark entschuldigend an und sagte: „Na ja.

Damit fühle ich mich näher an der Sprache, weißt du?“

Er malte ein paar Rahmen auf das Papier und fing dann an, zu schrei-ben.

Mark schlüpfte in die frisch gewaschene Jeans, das schwarze Tanktop und zog sich die Cortez an. Dann schnappte er sich die Kamera und ging nach draußen.

Vor vier Tagen wusste ich noch nicht einmal, dass es ein Old Hanley in Iowa gibt, dass es dieses Haus gibt und das alles hier so eine lange Geschichte hat. Wie kann man dem bloß gerecht werden? Junge aus der Stadt?

Mark ging eine Weile um das Haus herum, dann ein Stück die Straße runter und dann wieder hoch. Er testete verschiedene Ansichten durch

den Sucher und wünschte sich, Johan wäre hier. Er könnte neben ihm stehen und zeigen, wie man am besten die Jahre und die Würde dieses Hauses einfängt. Er würde sich hinter ihn stellen und Marks Arme nehmen, die die Kamera hielten und dann würde er Mark an die richtigen Stellen führen, um das Haus abzulichten. Er würde Johans Atem am Hals spüren und das wäre wirklich gut. Er würde sich umdrehen und lächeln und Johan würde das Lächeln erwidern. Mark ging noch einmal um das Haus, bis er einen ungefähren Eindruck davon hatte, wie viele Bilder er schießen wollte und aus welcher Perspektive. Was die Fotos im Inneren des Hauses anbelangte, musste Johan warten, bis er die Umbauarbeiten abgeschlossen hatte. Mark blieb wie erstarrt stehen. Er atmete flach und schnell, auf seiner Stirn erschien eine pulsierende Ader.

Bis die Umbauarbeiten abgeschlossen sind: Wo bist du dann, Mark?

Diese Frage traf ihn mit so ungeheurer Wucht, dass sich sein Gesicht vor Schmerz verzerrte. Und noch schlimmer war die Antwort, die nicht aus Worten oder Bildern bestand, sondern aus einem urwüchsigen wilden Gefühl des Verlustes.

Denk jetzt nicht dran. Sei ein Profi und kümmere dich um deine Arbeit. Zum Flennen ist noch Zeit genug. Also sei keine Memme und tu was!

Das war wieder diese dunkle feuchte Stimme voller Waldgeräusche.

Eine wohltuende wie auch beängstigende Stimme. Und sie war so deutlich zu hören, als hätte jemand direkt neben ihm gesprochen. Mark drehte sich schnell im Kreis. Nichts. Natürlich nicht. Keiner hier außer ihm. Johan saß drin und tüftelte am Text. Im Schatten des Waldes hinter dem Haus war Bewegung; noch dunklere Schatten? Mark ging näher zum Haus und fotografierte die Front. Dann die Veranda von der linken Seite, von der rechten Seite. Er ging zur Straße und lichtete den Kiesparkplatz ab, den Brunnen. Später würde er ein Foto aus dem Fenster in seinem Zimmer machen, um zu zeigen, welche schöne Aussicht man hier hatte.

Er verschoss noch weitere fünf Fotos. Dann, so fand er, war es genug.

Wenn man gute Qualität will, darf man nicht so viele Fotos schießen, weil sonst der Speicherplatz pro Bild zu klein wird und die Auflösung

deshalb darunter leidet.

Halbwegs zufrieden ging er ins Haus zurück und fand Johan im Wohnzimmer. Er lag auf dem Bauch und schrieb wie besessen auf den Block. Er sah kurz auf und lächelte: „Das geht spitze. Ich glaub, das wird echt gut.“

Mark legte die Kamera auf die altmodische Anrichte und ließ sich dann neben Johan zu Boden plumpsen. Er machte es sich im Schneidersitz bequem und schaute auf das Blatt, das Johan vollgeschrieben hatte. Er sah Überschriften, Kästchen, Felder. Dann erst Worte. Er las sich die ersten drei Blöcke durch und nickte. Das war echt gut. Das war wirklich gut. Johan bewegte sich etwas nach rechts und rieb mit seiner Wange über Marks Knie; eine vertraute Geste, die gleichzeitig soviel Intimität ausstrahlte, dass Mark die Worte fehlten. Er stand auf und angelte sich die Kamera von der Anrichte. Dann holte er das USB Kabel aus der Kameratasche und steckte es seitlich in den Laptop, dann in die Kamera.

„Ich hab neun Bilder gemacht. Ich lade die mal aufs Laptop und bearbeite die ein wenig mit dem Photoshop. Ich stell mir vor, dass die Bilder so aussehen könnten wie diese alten, rotstichigen Bilder mit dem gezackten Rand, die man in den fünfziger Jahren so gemacht hat. Weißt ja, die so an den Rändern ein bisschen abgegriffen sind. Schwarzweiß mit diesem bräunlichen Ton.“

Johan nickte, rollte sich zur Seite und stand auf. Mark lud die Bilder auf die Festplatte und legte sie in ein eigenes Verzeichnis im Homepage-ordner. Dann öffnete er den Photoshop und holte sich ein Bild nach dem anderen in den Arbeitsbereich. „Sind hauptsächlich Farbkontraste und Tonwertkorrekturen zu machen.“

Nach etwa 10 Minuten sah das erste Bild schon recht vielversprechend aus.

„Machst du so was öfters?“

„Schon. Es rufen doch immer wieder Leute an, die Probleme haben, die Seiten der Homepage zu verlinken oder die Dateien richtig hochzu-spielen. Und irgendwann interessiert man sich halt dafür und fängt an, selbst so rumzubasteln. Und da ich ziemlich viele Seiten kenne, wo man

die Tools und Programme saugen kann, hab ich mir halt im Lauf der Zeit das alles geholt und ein wenig Übung bekommen. Ich bin mit Sicherheit kein Grafiker. Aber wenn man sich mal angeschaut hat, was es da für Möglichkeiten gibt und ein wenig rumexperimentiert … na ja, siehst ja.“

Johan nickte anerkennend. Mark fügte das erste Bild auf der index.html ein und Johan grinste wie ein Honigkuchenpferd. „Mann, Mann, Mann, das sieht ja guuut aus. Echt.“

Mark grinste stolz, aber auch ein bisschen verlegen. Johan legte ihm den Arm um die Schulter und so bastelten sie eine Weile an der Homepage weiter.

Nach zwei Stunden schlug Mark eine Pause vor, um mal ums Haus zu gehen und eine zu rauchen. Johan nickte und sie spazierten gemächli-che Runden ums Haus. Der Wind hatte nachgelassen und die Bewöl-kung hing fest geschlossen am Himmel. Die Luft wurde drückend.

„Das ist kein Wetter zum Arbeiten. Nein, Sir, das ist echt kein Wetter fürs Arbeiten“, maulte Mark.

Johan lächelte und nickte. „Hey, wir könnten nach Winterset fahren und dort im Stadtpark bei der Steinbrücke zwei oder drei Bier trinken.

Wir machen uns belegte Brote und sind faul. Ist das ein Vorschlag oder ist das ein Vorschlag, was?“

„Steinbrücke?“

„Ja, es ist dort schön schattig. Die Brücke führte mal über einen Bach, der inzwischen ausgetrocknet ist und na ja, es ist recht schön dort. Und man hat seine Ruhe.“

„Na klar, lass uns abhauen. Hier ist es ja wie in der Sauna.“

Sie gingen in die Küche und während Mark eine Sechserpackung Bier in der Kühltasche verstaute, machte Johan Brote mit dünngeschnitte-nem Braten. Dann ging er sich anziehen. Er zog sich eine dunkelblaue Jeans an. Wahrscheinlich kurz vor der Fahrt nach Winterset gekauft, dachte Mark, und ein weißes Unterhemd. „Genug bei der Hitze“, sagte er entschuldigend.

Zehn Minuten später saßen sie im Wagen, das Verdeck offen, und

fuhren nach Winterset. Selbst die Fahrtluft bot keine wirkliche Erfri-schung und beiden klebten die Shirts auf der Haut. Da Mark das enge schwarze Tanktop anhatte, konnte man jeden Atemzug sehen. In den zwei Tagen, die er nun hier war, hatte er etwas Farbe bekommen. Der Fahrtwind wuschelte seine Haare.

Johan grinste und musste sich zum wiederholten Male eingestehen, dass Mark ausgesprochen hübsch war. Hübsch war normalerweise kein Eigenschaftswort, das Johan im Zusammenhang mit einem Mann einfiel, aber Mark war einfach hübsch. Er sah aus wie jemand, den man ununterbrochen knuddeln möchte. Später, wenn er auf die Dreißig zuging, dann würde Mark zweifelsohne ein schöner Mann sein. Aber solange noch soviel „Junge“ in ihm steckte, war „hübsch“ zweifelsfrei das beste Wort.

„Wird ein Gewitter kommen? Mir kommts jedenfalls so vor.“

Johan nickte langsam. „Es wird gegen Abend ziemlich schütten.“ Er lenkte den Wagen auf die Hauptstraße von Winterset. Sie fuhren am

„Northwind Cafe“ vorbei. Die Straßen waren wenig belebt, um genau zu sein, trieb sich bei der drückenden Hitze kaum wer draußen herum.

Ein paar Kinder auf Fahrrädern und ein paar Halbwüchsige, die mit ihren Skateboards Sprünge übten.

„Da drüben ist der Park.“ Johan deutete nach rechts.

Mark war verblüfft. Unter „Park“ hatte er sich etwas anderes vorge-stellt. Auf den ersten Blick erschien es ihm wie ein Stück verwildertes Land mit ein paar Gehwegen und hohen Baumgruppen. Die Begren-zung zur Straße wurde von einer schenkelhohen Steinmauer markiert, die über und über mit Graffiti verziert war. Er war angenehm über-rascht.

Johan stellte den Wagen am Straßenrand ab, packte die Kühltasche und verschloss das Stoffdach. „Was weiß man. Dann kommt der Regen vielleicht früher und wir haben hier ne Badewanne.“

Der Park hatte keinen richtigen Eingang, sondern war einfach zur Straße hin offen. Johan führte sie zwischen ein paar Baumgruppen hindurch und nach zwei Minuten sahen sie die Steinbrücke links vor sich. Da auf der Straße so gut wie keine Autos fuhren, war es hier still

und man kam sich wie in andere Zeiten versetzt vor. Sie gingen eine mit Löwenzahn bedeckte Böschung nach unten in das mit Gras bewachse-ne Bachbett und schlugen etwa 30 Meter rechts der Brücke ihr Lager auf. Mark machte sich umstandslos über die ersten zwei Brote her und knackte sich eine Dose Bier. Früher hatte er nie Bier mit soviel Genuss getrunken wie hier und jetzt. Muss wohl an der Luft liegen. Mark schaute immer wieder zu Johan. Wie er dasaß, in den Himmel starrte, die Beine ausstreckte. Die Hosenbeine bis zu den Knien hochgerollt und die Füße ohne Socken in schwarzen Sportschuhen. Mark überlegte kurz wie es wäre, die Fußknöchel, die gerade noch über den Rand der Sportschuhe schauten, zu küssen. Er kam sich bei dem Gedanken wie ein Narr vor, was aber nichts daran änderte, dass er ihn anregend fand.

Johans Schienbeine waren nur spärlich behaart; die Haut war glatt und braun. Mark sah die Schenkel in der Jeans, die leicht gespreizten Beine, den Schoß. Das Unterhemd war verrutscht, so dass man die linke Brustwarze sehen konnte. Und das Beste war, fand Mark, dass seine Blicke Johan anturnten. Er sah keine auffällige Erregung. Aber er kriegte doch mit, dass Johan für ihn posierte. Johan streckte sich, Johan drehte sich, er lag mal auf dem Rücken, mal auf dem Bauch, mit überschlagenen Beinen, mit gespreizten Beinen. Mark suchte Johans Blick und fing ihn. Sie sahen sich in die Augen. Mark war eine gewisse Unregelmäßigkeit bei Johans Goldsplittern aufgefallen. Es konnte ja sein, dass er sich das nur einbildete, aber sie schienen stärker sichtbar zu sein, wenn Johan nervös war. Und ganz besonders deutlich waren sie zu sehen, so glaubte Mark, wenn Johan geil war. Momentan funkelten Johans Augen im dunkelsten Blau. Die Augenbrauen waren lang und gerade, fast wie mit dem Lineal gezogen und um ein paar Nuancen dunkler als seine natürliche Haarfarbe. Er hatte lange, gebogene Wimpern, die hübsch glänzten. Wenn Johan den Blick niederschlug, so wie jetzt zum Beispiel, um seine Zigaretten aus der Hosentasche zu kramen, dann sah das einfach zum Anbeißen aus. Mark wandte eine Weile den Blick ab und sah sich die Brücke an. Ich glaub ich brauch ein Bad. In Eiswasser. Das gibt’s doch nicht, dass mich ein Typ so fertig macht ... Schrumpelschwanz ... denk an Schrumpelschwanz, kaltes Wasser, saures

Joghurt ...

Mark kicherte und wälzte sich herum. Johan sollte nicht glauben, dass er über ihn lachte. Als er sich wieder in der Gewalt hatte, fragte er:

„Johan?“

„Hm?“

„Bist du eigentlich eher so ein Einzelgänger oder hast du Freunde? Ich meine dort, wo du zur Schule gegangen bist, in Cedar Falls.“

Johan zog die Beine an und stützte sein Kinn auf die Knie.

„Na ja. Ich war nie wirklich unbeliebt, weißt du. Aber ich hab mich auch nie sonderlich um Freundschaften bemüht. In der High School war ich immer mit drei Burschen unterwegs: Wayne, Robert und Chris.

Wir waren alle drei recht begeisterte Baseball Spieler und dadurch punkteten wir auch in der Schule. Selbst bei denen, die es nicht leiden können, wenn andere beliebt sind. Aber wir waren nicht richtig beliebt.

Es ist schwer zu sagen. Es gab die Gerüchte, dass wir gemeinsam am Fluss unten Kleber schnüffeln würden oder uns gegenseitig einen runterholen und all die Scheiße. Aber das nahm niemand ernst; wir selbst natürlich auch nicht. Diese Freundschaft hielt, solange wir in der Schule waren. Wayne wurde Bootsbauer und blieb in Cedar Falls. Er trinkt jetzt sehr viel, weißt du. Chris ging nach Kalifornien und jobbt dort als Model. Er lebt da irgendwo in Venice Beach. Meine Güte, hinter dem waren die Mädchen her, kann ich dir sagen. Robert, den hab ich total aus den Augen verloren. Das letzte, was ich von Robert weiß, ist, dass er versuchte, als Fotograf einen Job zu kriegen und in irgendei-nem Schnellentwicklungsgeschäft in Des Moines landete. Wenn wir uns sehen, und Wayne seh ich am häufigsten, dann trinken wir ’nen Kaffee miteinander und quatschen über die alten Zeiten. Aber wir waren nie so Freunde, wie man es im Fernsehen sieht. Kennst du den Stephen King Film: ‚Stand by me’?“

Mark nickte.

„Ja, solche Freunde waren wir leider nie. Es war cool, solange es dauerte und irgendwie gaben wir uns gegenseitig Halt, aber als es vorbei war, als wir von der High School abgingen, da war es vorbei. Wir

„Ja, solche Freunde waren wir leider nie. Es war cool, solange es dauerte und irgendwie gaben wir uns gegenseitig Halt, aber als es vorbei war, als wir von der High School abgingen, da war es vorbei. Wir

Im Dokument Peter Nathschläger. Mark singt Roman (Seite 107-130)