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5.3 Verbindung zu anderen pädagogischen Konzepten

5.3.2 Die Reggiopädagogik

Der Ursprung der Reggiopädagogik ist auf einen Vorort einer italienischen Stadt Namens „Reggio-Emilia“ zurückzuführen. Diese Form von pädagogischem Ansatz wird auch als eine gesellschaftskritische Reaktion bezüglich der mit dem Faschismus gemachten Erfahrungen verstanden. Italienische Frauen, die in dieser Stadt Reggio-Emilia wohnten, verbündeten sich und gründeten einen Ort für Kinder, wo deren Entwicklung gefördert werden konnte und wo sie Erziehung erfahren konnten. Zur wichtigsten Zielsetzung der Institutionen, die nach der Reggiopädagogik arbeiteten, waren die Erziehung zu sozialer Gerechtigkeit, Demokratie und Solidarität. Ebenfalls steht die Reggiopädagogik mit der Politik, der Erziehung und der Kultur in einem engen Zusammenhang. Anders definiert wird diese pädagogische Richtung von ihren leitenden Pädagog/-innen als die „Pädagogik des Werdens“. Damit sollte ausgedrückt werden, dass das Kind von Natur aus nach Wissen sucht und über Kompetenzen für seine Entwicklung verfügt. Der Pädagoge ist sozusagen ein Begleiter des Kindes und unterstützt dieses, indem er das Kind durch neue Impulse zu neuen Erkenntnissen bringt. Das Kind sollte eben durch die Nutzung seiner von Geburt an erhaltenen Kräfte und Gaben, den Prozess des „Werdens“ durchlaufen.

Wie bereits erwähnt erhält das Kind durch die Impulse des Erwachsenen Anregungen und Unterstützung, um den Prozess des „Werdens“ bewältigen zu können. Dabei fordert die Reggiopädagogik, dass das Kind das Recht auf Anerkennung besitzt. Auch Fröbel war der Meinung, dass die Kinder individuell, frei und selbstdenkend sind und von den Erwachsenen respektiert werden sollten.

Friedrich Fröbel ging auch wie die „Pädagogik des Werdens“ davon aus, dass das Kind von Geburt an gut ist und alle wichtigen Anlagen besitzt, die es für seine weitere altersadäquate Entwicklung benötigt (vgl. Frey, Gehrlein, Wosnitza 2006, S. 183-187).

6 Berufsbild der/des

Kleinkindpädagogin/Kleinkindpädagogen

Ein Bildungsort mit Bildungsauftrag? Der Kindergarten rückt mit all seinen Aspekten immer stärker in den Mittelpunkt der Öffentlichkeit. Nicht nur das Bildungsangebot, die Konzepte oder die zu betreuenden Kinder werden mit dieser Institution in Verbindung gebracht, sondern auch das Betreuungspersonal – nämlich die Kindergartenpädagogin/der Kindergartenpädagoge. Da der Kindergarten nicht nur mehr als Betreuungsplatz, sondern auch als Bildungsort bezeichnet wird, kommt vor allem dem Betreuungspersonal eine wichtige Rolle als frühe Bildungsexpert/-innen zu. So werden den Kindergartenpädagog/-innen vielseitige Aufgaben in dieser vorschulischen Institution zugeschrieben (vgl. Burtscher 2003, S. 114).

Ein Aspekt ist, dass eine Kindergartenpädagogin/ein Kindergartenpädagoge für die Pflege der kindlichen Lerngrundhaltungen verantwortlich ist. Wenn das Kind beobachtet wird, kann gesehen werden, wie es sich der Umwelt zuwendet und wie es diese mit seinen inneren Kräften, der kindlichen Eigenaktivität, der Intensität des kindlichen Spiels und seiner Entdeckerfreude erkundet. Vor allem gesunde Kinder und Kinder, die sich in ihrem Umfeld wohl fühlen, zeigen unterschiedlichste Lerngrundhaltungen. Diese Lerngrundhaltungen können sein: Konzentration, Interesse, Neugierde, Fantasie, Offenheit gegenüber der Welt, Faszination, Fähigkeit zur Bewunderung, Fürsorge und Beobachtungsgabe. Mit diesen Aspekten versuchen Kinder die verschiedenen Gegenstände und Dinge der Welt zu erfassen und ziehen Schlüsse daraus, warum und wie Dinge funktionieren. So kann erwähnt werden, dass diese Lerngrundhaltungen für frühe kindliche, aber auch lebenslange Bildungsprozesse die Basis bilden. Doch worin besteht die Aufgabe der Kindergartenpädagogin/des Kindergartenpädagogen in diesem Zusammenhang?

Die bewusste Wahrnehmung, die Analyse, Pflege, Beobachtung und die Erweiterung von diesen Lerngrundhaltungen sind Aufgaben des pädagogischen Personals in der Institution Kindergarten (vgl. Burtscher 2003, S. 115).

Weiters wird das pädagogische Personal als Fachpersonal für elementare Bildungsinhalte bezeichnet. In der Frühpädagogik muss erwähnt werden, dass diese

Bildungsinhalte über eine wechselhafte Geschichte verfügen. Diese Bildungsinhalte werden häufig von der sozialen und der wirtschaftlichen Lage der Gesellschaft, von neuen Forschungsergebnissen und von pädagogischen Zeitströmungen beeinflusst.

So war z.B. zu Beginn des 19. Jahrhunderts das „Exerzieren“ – oder die Übung – ein Bildungsinhalt in Kleinkinderschulen. Durch das Exerzieren lernten Jungen, sowie auch Mädchen Geschicklichkeit und Gewandtheit. Auch gehörten die Musik, der Tanz und eine Art „militärische Disziplin“ zu den Bildungsinhalten der damaligen Zeit.

Heutzutage wird häufig diskutiert, wie den Kindern im frühen Alter das Arbeitsgerät Computer näher gebracht werden kann bzw. in welcher Art und Weise eine Hinführung zu diesem technischen Instrument sinnvoll ist. Wenn der Begriff

„Bildungsinhalte“ allgemein definiert werden sollte, dann geht es bei Bildungsinhalten darum, die motorische Geschicklichkeit zu üben, praktische Fertigkeiten des Alltags anzueignen, zwischenmenschliche Haltungen zu erlernen, ästhetische Grunderfahrungen zu machen und um die Begegnung mit Kulturtechniken. Weiters geht es darum, die Natur und ihre Phänomene zu erforschen, sich selbst als Person kennen zu lernen und zu lernen seine eigenen Emotionen und Gefühle und die der anderen zu verstehen. In diesem Zusammenhang hat das pädagogische Personal die Aufgabe diese Bildungsinhalte zu unterstützen, damit sich Kinder diese spielend, mit allen Sinnen und beim selbstständigem Tun, aneignen können (vgl. Burtscher 2003, S. 115f.).

Allgemein ist die Rolle der Kindergartenpädagog/-innen eine vielseitige. Einerseits sollten sie neue Bildungsinhalte prüfen, erfassen und in die pädagogische Arbeit einbringen. Dennoch sollten aber auch alte Inhalte wie z.B. Fingerspiele oder Kniereiterlieder eingebracht und begründet werden. Wichtig ist weiters, dass das pädagogische Fachpersonal die neuen Bildungsinhalte gemeinsam mit den Kindern der Institution erkundet, denn dabei besteht für die Kinder die Möglichkeit, die Kindergartenpädagogin/den Kindergartenpädagogen als Lernenden und Forschenden zu erleben und nicht immer als jemanden, der schon „alles“ kennt. Eine weitere Aufgabe kommt dem Personal dahingehend zu, dass täglich neue spontane Bildungsinhalte von den Kindern kommen, worauf reagiert werden sollte, um die Kinder in ihrer Entwicklung adäquat unterstützen und fördern zu können. So kann das elementare und umfassende Verständnis für Gegebenheiten auf dieser Welt ein Ziel der Bildung im Kindergarten sein. Wichtig dabei ist, dass diese Form von Bildung

auch für die Eltern und die Öffentlichkeit transparent gemacht wird (vgl. Burtscher 2003, S. 116).

„Bildungsbegleiterin für jedes Kind“ – auch dieser Aspekt fällt in das Aufgabenprofil einer Kindergartenpädagogin/eines Kindergartenpädagogen. Jedes Kind sollte in seiner Einmaligkeit als menschliches Wesen gesehen werden. Auch die individuelle Entfaltung der Persönlichkeit eines jeden Kindes ist ein wichtiger Aspekt.

Weiters soll jedem Kind die Möglichkeit gegeben werden, sich durch pädagogische Anregungen selbst entwickeln zu können. Nicht vergessen werden darf, dass jedes Kind von der Pädagogin/dem Pädagogen anhand von gegenwärtigen Auffassungen und Kompetenzen dazu angeleitet werden sollte, auf eine neue Stufe des Könnens und der Erkenntnis kommen zu können. Daher ist eine kompetente Bildungsbegleitung eines jeden Kindes durch das Fachpersonal von großer Bedeutung. Dazu gehört, dass jedes der heranwachsenden Individuen in seiner Entwicklung dort abgeholt wird, wo es steht und dass auf deren Interessen und Bedürfnisse Rücksicht genommen wird. Damit diese Bildungsbegleitung erfolgreich sein kann, ist es wichtig von Anfang an ein gutes Bündnis zu den Eltern, als auch zu den Kindern aufzubauen. Eine weitere Möglichkeit hierfür wäre, dass das pädagogische Personal jedes einzelne Kind auch zu Hause besucht, um das Kind und seine Familie besser kennen zu lernen und um einen vorzeitigen Kontakt zum Kind aufbauen zu können (vgl. Burtscher 2003, S. 116f.).

Wichtig ist weiters, dass diese Begleitung zur Bildung schon beim Eintritt des Kindes in den Kindergarten beginnt. Denn eine gute Beziehung zwischen dem Kind und der Kindergartenpädagogin/dem Kindergartenpädagogen ist eine der wichtigsten Grundlagen für die Bildungsbegleitung und die Bildungsprozesse im Kindergarten.

Nicht zu vergessen ist, dass Kindergartenpädagog/-innen dazu angehalten sind, familienunterstützend und familienergänzend zu arbeiten, ohne dabei die volle Erziehungsaufgabe der Eltern zu übernehmen. Damit dies gut gelingen kann, ist es für das pädagogische Personal von Bedeutung, die Bedürfnisse und Wünsche der Eltern zu kennen, wofür ein Gespräch mit den Eltern hilfreich sein kann (vgl.

Burtscher 2003, S. 117f.).

Ein letzter Aspekt ist, dass eine Kindergartenpädagogin/ein Kindergartenpädagoge auch Lerngemeinschaften unterstützen sollte. Wenn überlegt wird, was und wann Kinder im Kindergarten lernen, kommt häufig die Antwort, dass sie vor allem in der Gemeinschaft lernen, mit anderen Kindern umzugehen. So wird der Bildung durch und in der Gemeinschaft von Kindern schon seit der Gründung des Kindergartens eine große Bedeutung zugeschrieben. Auch Friedrich Fröbel sagte, dass die Kindergruppe für das Kind die Chance bietet, dass sich das Kind in der Gruppe als wichtiger Teil des Ganzen sieht. Dies versuchte Fröbel durch Kreis- und Bewegungsspiele auszudrücken. Denn in diesen Spielen erlebt sich das Kind als

„Gliedganzes“ und lernt sich dabei in die Gruppe bzw. Gemeinschaft der Kinder zu integrieren. Heutzutage wird vor allem eine Verbindung zwischen sozialen und sachlichen Lernen in der Kindergruppe für wichtig und wertvoll gesehen. Vor allem dann, wenn ein bestimmtes Thema gemeinsam verfolgt oder die Umwelt gemeinsam erkundet wird, kann diese Verbindung zwischen sozialem und sachlichem Lernen entstehen (vgl. Burtscher 2003, S. 118f.).

Allgemein betrachtet, sind die Aufgaben des pädagogischen Personals in der vorschulischen Erziehung sehr umfangreich. Die tägliche Beobachtung, die Anleitung und die Weiterentwicklung zur Gemeinschaft und die Analyse von Gruppenprozessen, ob geplant oder spontan, sind nur einige von vielen Tätigkeiten.

Auch sind Kindergartenpädagog/-innen, Moderator/-innen und Initiator/-innen von Gruppenprozessen im täglichen pädagogischen Alltag (vgl. Burtscher 2003, S. 119).

Ein Aspekt der im Berufsbild der Kindergartenpädagog/-innen immer wieder vorkommt ist die „Mütterlichkeit“. So stellt Moser den Aspekt „Mütterlichkeit“ mit Professionalität und mit dem traditionellen bzw. modernen Frauenbild gegenüber. In Bezug auf Mütterlichkeit versus Professionalität kann erwähnt werden, dass Mitte des 18. Jahrhunderts in der institutionellen Kindererziehung vor allem auf das Potential weiblicher Arbeitskräfte aufgebaut wurde. Vor allem Ordensfrauen, Bürgersfrauen und Töchter arbeiteten in Kindergärten, ohne dass dabei die Entlohnung ein Problem darstellte. Vergessen werden darf nicht, dass diese Art von sozialen Berufen für die Frauen emanzipatorische Aspekte hatte, wodurch sie sich eine bessere Anerkennung in der Gesellschaft erhofften (vgl. Moser 2003, S. 130).

Bezüglich des traditionellen Frauenbildes war es immer schon so, dass die Erziehung der Kinder immer der Frau zugeschrieben wurde und eigentlich nie als

„richtige Arbeit“, sondern als selbstverständlich angesehen wurde. So sind auch heutzutage viele Expert/-innen der Meinung, dass dieses ideologische Bild der Frau immer noch das Bild der Kindergartenpädagogin prägt. Nämlich die Eigenschaften wie z.B. hilfsbereit, geduldig, warmherzig und aufopfernd. Diese wurden den Müttern und anschließend auch den Kindergartenpädagoginnen zugeschrieben (vgl. Moser 2003, S. 130f.). Wenn nun aber die Kinderbetreuung mit dem modernen Bild der Frau in den Blickwinkel genommen wird, wird die Berufstätigkeit der Frau als sehr wertvoll eingeschätzt. Damit die Frau aber berufstätig sein kann, bedarf es Kinderbetreuungseinrichtungen, die den Bedürfnissen der modernen Frau bzw. der neuen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lage entsprechen. Denn sehr häufig wird bezüglich der Berufstätigkeit von einer Chancengleichheit zwischen Frauen und Männern diskutiert. Nur kann dies meiner Meinung nach erst dann funktionieren, wenn auch die Frau beruflich tätig sein kann, ohne dabei ihr Kind bezüglich der Betreuung vernachlässigen zu müssen (vgl. Moser 2003, S. 132).

Doch bleibt letztendlich die Frage, welche Anforderungen eine Kindergartenpädagogin/ein Kindergartenpädagoge an sich selbst stellt und wie sie/er das eigene Berufsfeld erlebt?

6.1 Geschichte des Berufsbilds der Kindergartenpädagogin/des