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Was bedeutet „Kindergarten“?

„Kindergarten“? Was besagt dieser Begriff? Wie wird diese Institution des Elementarbereichs definiert? Wie bei vielen anderen Begriffen gibt es auch bezüglich des Begriffs „Kindergarten“ differenzierte Definitionen. Einerseits von Friedrich Fröbel selbst, aber auch von anderen Pädagog-/innen bzw. Persönlichkeiten.

4.1.1 Allgemeine Definition von Kindergarten

„Der Kindergarten ist eine familienergänzende Einrichtung auf freiwilliger Basis für Kinder zwischen dem vierten und sechsten Lebensjahr. Pflege und Erziehung werden in der Regel von ausgebildeten Sozialpädagogen, Erziehern und Kinderpflegern geleistet“ (Altenthan; Betscher-Ott; Gotthardt; et. al. 2008, S. 300).

4.1.2 Definition des Kindergartens nach Friedrich Fröbel

Der Deutsche Frauenverein mit dem Namen „Kindergarten“ wurde von Friedrich Fröbel 1840 ins Leben gerufen und war ausschlaggebend für die Gründung der Institution „Kindergarten“. Friedrich Fröbel beschreibt den Kindergarten als eine Quelle, wo befriedigtes Eigenleben stattfindet, wo das freiheitliche staatliche Leben Platz findet und eine Institution ist, die sich für ein freudvolles Leben des Volkes einsetzt (vgl. Hebenstreit 2003, S. 363).

Weiters war für Friedrich Fröbel der Kindergarten ein fester Bestandteil des Bildungssystems zu seiner Zeit. Die Zielgruppe dieser Institution waren nicht nur die Kinder, sondern vielmehr auch die Mütter. Bezüglich der Mütter wurde der Kindergarten auch als Belehrungs- und Beratungsstätte bezeichnet (vgl. Frey, Gehrlein, Wosnitza 2006, S. 69f.). Der Kindergarten sollte vor allem eine Institution sein, die für alle Gesellschaftsschichten und alle Kulturen zugänglich ist. Sozusagen wird zwischen Menschen verschiedener Kulturen oder Klassen kein Unterschied hergestellt. Denn Ziel war es, allen Menschen Bildung und Erziehung vom vorschulischen Alter weg zu ermöglichen (vgl. Frey, Gehrlein, Wosnitza 2006, S. 72).

Eine weitere Definition des Kindergartens nach Friedrich Fröbel ist, dass er diese vorschulische Institution neben der Familie als ergänzend und unterstützend, aber niemals ersetzend bezeichnete. Die Erziehung in der Familie war für Fröbel von großer Bedeutung und konnte nicht von einer außerfamiliären Institution ersetzt werden (vgl. Frey, Gehrlein, Wosnitza 2006, S. 68).

4.1.3 Differenzierte Ansichten zur Institution „Kindergarten“

1. Die Institution Kindergarten zu definieren war zur damaligen Zeit nicht einfach.

Heutzutage ist klar, dass ein Kindergarten eine Einrichtung ist, wo die erzieherische Betreuung von Kindern im Alter von drei bis sechs Jahren gewährleistet ist. Diese Betreuung findet unter Aufsicht und Anleitung von speziell ausgebildeten Erzieher/-innen bzw. Kindergartenpädagog/-innen statt. Ziel ist vor allem die allgemeine Förderung der physischen, kognitiven und psychischen Fähigkeiten und die Förderung des Lern- und Sozialverhaltens. Wichtig ist, dass

der Kindergarten Altersbegrenzungen aufweist. Kinder ab dem vollendeten dritten Lebensjahr bis hin zum sechsten Lebensjahr, das mit dem Schuleintritt in Verbindung gebracht wird, besuchen vorwiegend den Kindergarten (vgl.

Hebenstreit 2003, S. 365-366). Doch aufgrund der prekären Arbeitssituation der Frauen entstehen immer mehr vorschulische Institutionen, die auch Kinder ab dem ersten Lebensjahr aufnehmen. Diese werden als Kinderkrippen oder Kindergärten mit alterserweiterten Gruppen bezeichnet. Charakteristisch für den Kindergarten ist die Betreuung und Förderung neben der familiären, primären Erziehung und Betreuung. Die Öffnungszeiten dieser Institutionen verteilen sich auf den Vormittag und/oder Nachmittag. Diese Aspekte sind jene, die vor allem die Kindergärten, die als Regeleinrichtungen gelten, beschreiben. Doch aufgrund der gesellschaftlichen Veränderungen in den 80/90er Jahren – also am Ende des 20. Jahrhunderts – haben sich diese Aspekte verändert. So plädieren immer mehr Eltern für die Ganztagsbetreuung, wodurch ein neuer Begriff im Bereich des Kindergartens hinzukommt, nämlich der, der Hortbetreuung. Hortbetreuung meint, dass vor allem für die Schulkinder eine Betreuung am Nachmittag ermöglicht wird, wobei die Kinder bei den Hausaufgaben unterstützt werden. So kann erwähnt werden, dass unter dem Begriff „Kindergarten“ vielseitige Möglichkeiten bzw. Angebote stecken. Damit nicht alle Angebote mit dem Begriff

„Kindergarten“ beschrieben werden, wird versucht, Differenzierungen zu suchen.

So wird z.B. in Deutschland die ganztägige Betreuung von Kindern als

„Tageseinrichtung für Kinder“ bezeichnet und nicht als Kindergarten. Durch diese differenziertere Bezeichnung, können die Angebote, die diese differenzierten vorschulischen Institutionen anbieten, besser dargestellt werden.

Diese Begriffsvielfalt – Kindertagesstätte, Kindergarten, altersgemischte Gruppen, Kinderkrippen, Kinderhort, Kinderhaus, Tageseinrichtung etc. – ist typisch für eine Zeit, in der Pädagog/-innen und Forscher/-innen auf der Suche nach einem Oberbegriff für vorschulische Einrichtungen und auf der Suche nach einer verbindlichen Konzeption für die außerfamiliäre und außerschulische Erziehung/Betreuung von Kindern sind (vgl. Hebenstreit 2003, S. 365f.).

2. Wenn weiters vom Kindergarten die Rede ist, dann wird damit nicht ein technischer Aspekt definiert, sondern es handelt sich um ein Programm, das pädagogische Inhalte umfasst. Hierzu gehören laut Fröbel einerseits die Kräfte

der Natur, wodurch erzieherisches Handeln möglich wird. Auch darf die göttliche Vorhersehung nicht vergessen werden, denn nur durch sie ist es denkbar, das Wunder Mensch und sein Werden zu verstehen. Weiters darf auf die Hilfstätigkeit der Erwachsenen nicht vergessen werden. Dabei ist zu beachten, dass diese Tätigkeit für das Wachsen der Kinder wichtig ist, in ihrer Einsatzbereitschaft jedoch auch begrenzt sein sollte, damit das Kind selbst tätig werden kann. Einen hohen Stellenwert hat auch die Selbstwerdung des Kindes in der Erziehung. So sollte Erziehung den Aspekt der Eigentümlichkeit beinhalten (vgl. Hebenstreit 2003, S. 456).

3. „Kindergarten“ – in diesem Begriff steckt auch das Wort „Garten“. Verglichen damit bereitet die Arbeit im Garten den Menschen Freude und jeder verspürt durch die körperliche Arbeit Anstrengung. Ebenfalls kommt Erstaunen auf, wie aus Erde, kleinen Samen, Sonne und Wasser Pflanzen und Früchte entstehen und hervorkommen. Diese Aktivität, die auch als Arbeit im Garten bezeichnet wird, ist auch für die Arbeit im Kindergarten wichtig, denn es geht darum, durch die körperliche und kognitive Tätigkeit die Kinder in ihrer Entwicklung zu fördern und zu unterstützen (vgl. Hebenstreit 2003, S. 456f.).

4. Die heutigen Bezeichnungen für „Kindergaren“ sind vielfältig und werden differenziert zur Aussprache gebracht. Dabei sind einige, wie z.B.

Tageseinrichtung oder Kindertagesstätte, für Kinder wenig aussagekräftig.

Tagesstätten können auch Einrichtungen sein, die die Betreuung älterer Menschen anbieten. Die „Kindertagesstätte“ wurde z.B. als Institution gegründet und so bezeichnet, da diese für Kinder nicht nur für einige Stunden, sondern in vielen Fällen den ganzen Tag über geöffnet ist. Der Kindergarten hingegen betreut Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren und zwar nur für einige Stunden. Bei Friedrich Fröbel galten beide Aspekte. Kindergärten, die von ihm gegründet wurden, waren für die Betreuung von jüngeren als auch von älteren Kindern gedacht und die Zeit der Betreuung war von der Notwendigkeit abhängig (vgl. Hebenstreit 2003, S. 457).

5. „Ein Ort für Kinder“ wird der Kindergarten häufig beschrieben. Dabei werden dem Kindergarten Eigenschaften, wie z.B. niedlich und klein, zugeschrieben.

Aber, dass dieser Ort eine Institution mit gesellschaftlichem, politischem und zentralem Auftrag ist, ist vielen nicht bewusst. Der Kindergarten bildet somit den Mittelpunkt des sozialen Lebens und des Gemeinwesens. Dies war häufig auch der Grund, warum diese Institution zur vorschulischen Erziehung in den Dörfern oft neben dem Gotteshaus erbaut wurde. Hier finden sich die Aspekte „Zentralität“

und „Gemeinschaft“ wieder. Weitere Aspekte, die mit „Kindergarten“ in Verbindung stehen sind:

- Kinder werden nicht nur zur Betreuung und Fürsorge in den Kindergarten gebracht, damit die Eltern ihrer Erwerbsarbeit nachgehen können, gleichzeitig finden auch die Eltern der Kinder einen Platz im Kindergarten.

- Durch den gemeinsamen Besuch des Kindergartens wird dieser zu einem Ort, an dem auch Erwachsene untereinander Kontaktmöglichkeiten vorfinden (vgl.

Hebenstreit 2003, S. 457).

- Kindergarten sollte ein Ort sein, wo vor allem didaktische und methodische Elemente zur Förderung der kindlichen Entwicklung und des kindlichen Denkens als Grundlagen der Bildungsarbeit zu finden sind (vgl. Hebenstreit 2003, S. 458).

Abschließend kann erwähnt werden, dass der Kindergarten als Institution zur Familienförderung gesehen werden kann, da dieser Kindern allen Alters und deren Eltern anspricht. Ziel dieser elementarpädagogischen Einrichtung ist es, die Mütter und Väter in deren erzieherischen Betreuung und Förderung zu unterstützen, den Kindern Lernmöglichkeiten ihrer Entwicklung entsprechend anzubieten und das emotionale Band zwischen den Kindern und ihren Eltern zu vertiefen (vgl.

Hebenstreit 2003, S. 458).