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Die Erziehung – Menschenerziehung - bei Friedrich Fröbel

3.1 Die Erziehungsphilosophie Fröbels

3.1.2 Die Erziehung – Menschenerziehung - bei Friedrich Fröbel

Die Erziehung hat bei Friedrich Fröbel einen sehr hohen Stellenwert. Dabei sollte sie, die Ahnung der Allharmonie, die dem Menschen angeboren ist, pflegen und aufnehmen, denn dadurch kann das Erfasste zum Handeln werden. Wichtig ist weiters, dass das Kind selbst sein kann, um die Welt in einer eigenständigen Entdeckungsreise erfahren zu können. Diese zu entdeckende Welt zu schaffen, liegt in der Aufgabe der Erziehung (vgl. Hebenstreit 2003, S. 1f.).

Die Leben weckende Erziehung

Im Umgang mit dem Kind, sollte der Erwachsene auch auf sich selbst einen prüfenden Blick werfen, denn laut Fröbels Schriften ist der Erwachsene tot, und alles was ihn umgibt, ist für ihn nicht lebendig und bezüglich des Wissens um Kinder ist

der Erwachsene leer. So plädierte der Pädagoge, dass unsere Sprache, unser Tun und Handeln durch die Kinder lebendig werden kann. Auch sollten die Erwachsenen versuchen, dass was in deren Erziehung mangelhaft war, nicht auch dem Kind vorzuenthalten, sondern versuchen durch die Kraft der Kinder das eigene Leben wieder zu finden (vgl. Fröbel 1940, S. 96f.).

Die Polarität der Erziehung des Kindes

Die Freiheit und die Selbstbestimmung sind jene erzieherischen Grundlagen, die eine gute Erziehung und einen echten Unterricht ausmachen. So sollte diese Erziehung den freien Willen und die Liebe im Inneren, den Hass und den Zwang von Außen ansprechen (vlg. Fröbel 1940, S. 99).

Das Innere und das Äußere in der kindlichen Erziehung

Alle Erziehung nach Friedrich Fröbel sollte sich auf das Innere bzw. das Innerste des Menschen beziehen. Das Innere des Menschen wird vor allem durch das Innere und durch das Äußere beeinflusst. Dies bedeutet, dass das Innere des Menschen durch die äußerlichen Einflüsse geprägt wird. Es muss jedoch erwähnt werden, dass bezüglich der Erziehung nicht so einfach vom Äußeren auf das Innere geschlossen werden darf. Hierzu muss aufgezeigt werden, dass das Wesen der Dinge darauf plädiert, dass in umgekehrter Weise, also vom Äußeren auf das Innere oder vom Inneren auf das Äußere geschlossen werden sollte (vgl. Fröbel 1940, S. 101).

Die entwickelnde Erziehung des Kindes

Wenn der Mensch betrachtet wird, dann ist er ein sich ständig fortschreitend entwickelndes Wesen, denn er entwickelt sich vom Säugling zum Kind, zum Jugendlichen, zum Erwachsenen und zum Alten. Daher ist es wichtig, dass die menschliche Entwicklung als eine ständig fortschreitende gesehen wird. Da die Entwicklung des Individuums durch die Wissenschaft in einzelne Stufen, z.B.

Säugling, Kind, Knabe/Mädchen usw. geteilt wurde, wird es schwer, diese als lückenlos sehen zu können. Trotzdem sehen die meisten Menschen die Entwicklung als sich trennende Stufen, die das früher Erlebte meist als etwas Fremdes bezeichnen. Ein Beispiel dafür wäre, dass z.B. der Knabe in sich nicht mehr das Kind und der Jugendliche in sich nicht mehr den Knaben sieht. Besonders auffallend ist, dass z.B. der Mann in sich nie wieder den Säugling, das Kind oder den Knaben erkennen würde. Diese rapide Trennung der Entwicklungsstufen hat zur Folge, dass die weitere Entwicklung des Menschengeschlechts gehemmt und gestört werden könnte (vgl. Fröbel 1940, S. 105f.).

Erziehungsgrundsätze

Lebenseinigung als Erziehungsziel

Wenn das Bild des Menschen bei Friedrich Fröbel betrachtet wird, findet sich das Ziel der Lebenseinigung immer wieder. Mit Lebenseinigung werden drei Aspekte von Einigung verstanden – nämlich die Einigung mit der Natur, mit Gott und mit der Menschheit selbst. So hat der Mensch drei Aufgaben. Einerseits muss es ihm im Laufe seiner Entwicklung gelingen, die Welt zu verstehen lernen, da er ja ein Teil dieser ist. Weiters sollte er sich als Geschöpf Gottes sehen und sich somit selbst in Beziehung zu Gott setzen, wodurch wiederum die Einigung mit Gott entstehen kann.

Drittens muss sich der Mensch mit der Natur einigen und sich mit dieser in Beziehung setzen. Für Friedrich Fröbel sind diese drei Aspekte der Lebenseinigung wesentliche Etappen im Leben eines Menschen und somit Aufgaben, die es zu lösen gilt (vgl. Hebenstreit 2003, S. 101-103).

Die „nachgehende Erziehung“ des Kindes

Zur Menschenerziehung nach Friedrich Fröbel ist zu erwähnen, dass er diese Art von menschlicher Erziehung als „nachgehende Erziehung“ bezeichnete (vgl. Hebenstreit 2003, S. 156).

Nach dem Pädagogen Friedrich Fröbel sollte die Erziehung, der Unterricht und die Lehre in ihren Grundzügen leidend und nachgehend, aber nicht bestimmend, vorschreibend und eingreifend sein. „Nachgehend“ bedeutet, dass das Kind in der Erziehung, im Unterricht und in der Lehre geschützt und behütet werden sollte (vgl.

Fröbel 1940, S. 97).

Somit wird unter Erziehung nicht die Aktivität des Erwachsenen verstanden, sondern der Versuch des Erwachsenen das Kind bei seinen Handlungen und Tätigkeiten zu beobachten. Dieses Nichts-Tun in der erzieherischen Tätigkeit ist nicht der Ausdruck dessen, dass dem Erzieher die Entwicklung des Kindes gleichgültig und unwichtig ist, sondern es ist der Ausdruck für eine nachgehende Erziehung. Dies verlangt vom Erzieher eine genaue Beobachtung des Kindes beim kindlichen Tun bzw. Spiel, um das Kind in seinem Tun und Handeln verstehen zu können. So gibt es mehrere Gründe, warum Fröbel für die nachgehende Erziehung plädierte. Einerseits will er für den Menschen das Beste, da dieser das Göttliche in sich trägt. Damit ist gemeint, dass das Kind trotz des großen Unbewusstseins, über das es in seiner frühen Kindheit verfügt, ein Gefühl für das Richtige und Wichtige hat. Darum sollte der Erzieher/die Erzieherin in das Kind Vertrauen haben und dies entwickeln, denn das Kind kann durch dieses innere Gefühl zum Guten geleitet werden. Ein weiterer Grund ist, dass jeder Mensch dazu aufgefordert ist, zu Freiheit und Selbstbestimmung zu kommen. Das Gegenteil der nachgehenden Erziehung ist die vorschreibende Erziehung, die auch als eingreifend und bestimmend definiert wird und das Kind und dessen individuelle Entwicklung zerstören kann. Zerstörung deswegen, da die kindliche Seele durch äußere Einflüsse leicht verletzbar ist und daher durch die nachgehende, oder auch schützende und behütende Erziehung, Schutz erhalten sollte. Letzte Aspekte, warum sich die nachgehende Erziehung positiv auf die kindliche Entwicklung auswirkt sind Vorbild und Nachahmung. Zum Vorbild ist zu erwähnen, dass dies das Kind in seiner Entwicklung „erdrücken“ kann, wenn an das Kind zu hohe Erwartungen gestellt werden, die das Kind nicht erfüllen kann. Jedoch wird das Kind in seinem Tun gestärkt, wenn seine Motivation angeregt wird, etwas Besonderes zu schaffen (vgl. Hebenstreit 2003, S. 156-158).

Die Ahnung in der kindlichen Erziehung

Die Ahnung hat in der kindlichen Entwicklung eine besondere Bedeutung. Da dem Kind die Grenzen zwischen himmlischen und irdischen Leben nicht bewusst sind, sollte es durch die Erziehung angeregt werden, diesen Unterschied zwischen Himmel und Erde erfahren zu können (vgl. Hebenstreit 2003, S. 160).

Der Lebensbezug der Erziehung in der Kindheit

Heute würden wir dieses didaktische Prinzip als Situationsorientierung bezeichnen.

In der kindlichen Erziehung ist es weniger sinnvoll, wenn der Erzieher dem Kind etwas vermitteln will, wozu das Kind keinen Bezug hat oder in weiter Zukunft ist. Um etwas zu lernen, benötigt das Kind Neugierde und Interesse, was mit Hunger zum Essen gleichzusetzen ist. Das Lernen kann erst dann beginnen, wenn der Erzieher das Vorurteil des lernscheuen Kindes ablegt und beginnt das Kind als neugieriges und motiviertes Wesen zu sehen. Häufig wird unter Erziehung verstanden, dass der Erzieher auf den Zögling, das Kind, einwirkt. Jedoch sollte die Selbsttätigkeit, die Selbstständigkeit, das Selbsttun und das Selbst des Kindes im Mittelpunkt aller Erziehung stehen. So ist die Erziehung eine primäre Aktivität des Kindes und nicht die des Erwachsenen bzw. Erziehers (vgl. Hebenstreit 2003, S. 161f.).

Zusammenfassend kann genannt werden, dass sich Friedrich Fröbels Erziehung in all seinen Bestrebungen auf den innersten Kern des menschlichen Wesens und an die sich entwickelnde individuelle Persönlichkeit des jeweiligen Menschen richtete.

Erzieherische Forderungen müssen so an das Kind gebracht werden, dass diese für das Kind glaubhaft sind und dadurch angenommen werden können. Erziehung wird dann zerschlagen, wenn die vorschreibende Erziehung (bestimmend) aus Zwang, Willkür und Druck geschieht. So besteht die Aufgabe der Erziehung darin, ein wünschenswertes Verhalten zu erzielen. Jedoch darf diese Aufgabe nicht durch Zwang und Vorschriften bewältigt werden. Die natürlichen Triebe zur Tätigkeit, zur Anschauung des Schönen, zur Erkenntnis und zur Einigung mit Gott sind für den Vater des Kindergartens Ausgangspunkte für die kindliche Erziehung. Einige Aspekte Fröbels Menschenerziehung sind: die Einheit von Natur, Kultur und Gott; die

Entfaltung der Natur als göttliches und die Einheit und Gleichseitigkeit alles Lebens (vgl. Hecker; Muchow 1931, S. 174-177).

Bezüglich seiner Erziehung gibt es aber auch differente Auffassungen:

- Den Menschen sah er als höchsten Gegenstand des Erkennens.

- Das Mittel für Entwicklung und Ausbildung des Individuums ist die Außenwelt.

- Die Gesetze nach denen sich die Natur entwickelt, sind auch mit denen der Menschen in Beziehung zu setzen (vgl. Mitzenheim 1998, S. 13).

Allgemeines Ziel seiner Erziehung war einerseits, der Versuch, jedes Individuum zu seiner individuellen, vollendeten Persönlichkeit zu bringen. Vom Erzieher verlangte Fröbel, das Kind mit vollem Bewusstsein und nach klaren Gesetzen zu erziehen. In seinem Buch der Menschenerziehung widmete sich Friedrich Fröbel der kindlichen Entwicklung von Geburt an. Somit war ein Ziel der Menschenerziehung, dass der Mensch eine vollkommene Entwicklung und eine sichere Ausbildung erfährt. Zu dieser sicheren Ausbildung zählen, den Menschen zu einem erkennenden (kognitiv), handelnden (schaffend) und empfindenden (fühlenden) Wesen zu erziehen (vgl.

Mitzenheim 1998, S. 13f.).