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Die Ausbildung zur Kindergärtnerin bei Friedrich Fröbel

Die sozialen und pädagogischen Bestrebungen von Friedrich Fröbel sehen die

„Lebenseinigung“ als Sinn des Ganzen. Da er in einer Zeit lebte, die von wirtschaftlichen, gesellschaftlichen, ökonomischen und sozialen Veränderungen geprägt war, versuchte er mit seiner Pädagogik darauf zu reagieren. Vor allem die Arbeitsaufteilung der Frauen veränderte sich stark. Frauen hatten ihr Hauptaugenmerk nicht nur mehr bei häuslichen Tätigkeiten, sondern sie sollten auch in den Fabriken tätig werden und dort die Männer mit ihrer Arbeitskraft unterstützen.

Der Grund war die starke Industrialisierung, wo mehr Waren benötigt und daher produziert werden mussten. Für das Familienleben bedeutete dies, dass nun auch

Frauen erwerbstätig wurden und die Kinderbetreuung außerhäuslich stattfinden musste (vgl. Hebenstreit 2003, S. 440f.).

Diese Aufgabe übernahmen die von Friedrich Fröbel 1840 gegründeten Kindergärten. Doch damit für Friedrich Fröbel die Kindergärten eine adäquate Erziehung und Bildung der Kinder bieten konnten, waren gut ausgebildete Kindergärtnerinnen Voraussetzung. Das Konzept mit dem Sinn der Lebenseinigung sieht vor, dass der Mensch sich darauf konzentriert und dies vollbringt, was seinem Leben und dem allgemeinen Leben Sinn gibt. Der Spielraum, der sich hier für jedes einzelne Individuum öffnet, sollte mit einer zielenden Erziehung „gefüllt“ werden, damit das Individuum für sein Leben lernt. Dies ist auch der Grund, warum Friedrich Fröbel neben der so wichtigen Familienerziehung, die keine Erziehung und Betreuung im Kindergarten ersetzen, sondern nur unterstützen und entlasten kann, Kinderbetreuungseinrichtungen als zusätzlichen Erzieher für Kinder entwickelte.

Doch wie bereits oben erwähnt, war daher die Einstellung von qualifizierten Kindergärtnerinnen in den Kindergärten wichtig. Da Fröbel ein Pädagoge mit den Eigenschaften der „Einheit“ und „Ganzheitlichkeit“ war, wollte er dies auch den im Kindergarten arbeitenden Kindergärtnerinnen vermitteln. Als er seinen Aufruf zur Kindergartengründung und zur Ausbildung von Kindergärtnerinnen startete, stellte er fest, dass es bereits Ausbildungsmöglichkeiten für Kindermädchen gab. So wollte er zusammen mit der Gründung des Kindergartens und der Ausbildungsmöglichkeit für Kindergärtnerinnen folgende Aspekte verwirklichen:

- Eine pädagogische Konzeption entwickeln und verwirklichen, die dazu in der Lage ist, die frühkindliche Erziehung zu fördern.

- Im sozialpädagogischen Berufsfeld sollte es zu einer besseren Qualifikation und Aufwertung kommen.

- Ein eigenständiger Zugang zur Berufswelt für Frauen ist ein weiterer Aspekt.

Dadurch sollte für die Frauen eine Arbeitsmöglichkeit geschaffen werden, die nicht an Verknechtung in den Fabriken oder an die Heimarbeit erinnert (vgl.

Hebenstreit 2003, S. 440-443).

Speziell zur Ausbildung der Kindergärtnerinnen bei Friedrich Fröbel ist zu sagen, dass sich diese zuerst vor allem an Männer und nicht an Frauen richtete. Vor allem

Männer, die später eine Stelle im Predigt- und Schulamt einnehmen wollten, sollten für diese einjährigen Ausbildungskurse angeregt werden. Diese sollten ihnen die Chance zur Selbst- und Weiterbildung geben. Weiters waren viele angehende Pfarrer zuerst als Hauslehrer tätig und Fröbel sah den Kindergärtnerberuf als Vorstufe für eine spätere Lehrertätigkeit. Doch bereits ein Jahr nach dem ersten Ausbildungskurs, war die Anzahl der weiblichen Teilnehmer/-innen rasant gestiegen.

Der Ausbildungskurs, der im Wintersemester 1847/48 in Keilhau stattgefunden hatte, wurde von einem Mann und sechs Frauen besucht. Trotzdem blieb die Begriffsbezeichnung für Männer und Frauen gleich. Der Grund warum sich so viele Frauen für diese Ausbildung meldeten war, dass die ersten Lebensjahre des Kindes in der Domäne der Mutter liegen. Doch sollte nicht darauf vergessen werden, dass auch der Vater in der weiteren kindlichen Entwicklung und Erziehung eine wichtige Rolle spielt (vgl. Hebenstreit 2003, S. 443f.).

Für Friedrich Fröbel war es wichtig, dass eine angehende Kindergärtnerin über eine gute Allgemeinbildung und über eine für den Beruf spezifische Ausbildung verfügte, denn nur durch diese vielfältigere und differenziertere Ausbildung kann sie Tätigkeit und Tüchtigkeit zeigen. Der Ansatz der heute vielerorts gilt, dass die Erzieher/-innen, die mit jüngeren Kindern arbeiten, besser ausgebildet werden müssten, konnte Friedrich Fröbel nicht zustimmen. Laut Fröbel sollten die Absolvent/-innen der Ausbildung zuerst als Führer und Führerinnen bezeichnet werden. Ihre Aufgabe war es, die Aspekte und Leitgedanken der Fröbel’schen Konzeption bezüglich der frühen Kindheit in die vorschulischen Einrichtungen im pädagogischen Bereich zu „bringen“.

Erst später benannte er das Personal nicht mehr Führer und Führerinnen, sondern Kindergärtner/-innen. Mit diesem Begriff hatte er zum Ziel, seine konzeptionelle Ausrichtung auch sprachlich deutlich zu machen (vgl. Hebenstreit 2003, 444f.).

Für sehr wichtig hielt er es, dass zukünftige Kindermädchen, die die Kinderbetreuung im häuslichen Bereich ausübten, auch an diesen Ausbildungskursen teilnahmen.

Einen Unterschied in der Ausbildung zum Kindermädchen bzw. zur Kindergärtnerin gab es jedoch. Die Kindergärtnerinnen sollten eine stärker theoretisch fundierte Ausbildung erhalten, und die Ausbildung der Kindermädchen sollte ihren Schwerpunkt in der Praxis haben. Dennoch war für Fröbel „Einheitlichkeit“ in der Ausbildung sehr wichtig. Bezüglich der Begriffsbezeichnung des Personals gilt es

hier zu erwähnen, dass er nicht nur den Begriff Führer bzw. Führerin durch die Bezeichnung Kindergärtnerin ersetzte, sondern auch anstatt Kindermädchen zum Begriff Kinderpflegerin kam. Der Grund für die Änderung des Begriffs Kindermädchen, war vor allem die Diskriminierung, die viele Personen empfunden hatten (vgl. Hebenstreit 2003, 445f.).

Aber welche Fähigkeiten sollte eine Kindergärtnerin nun besitzen bzw. welche Tätigkeiten sollte sie ausüben können?

Auf der ersten Ausbildungsebene der Kindergärtnerinnen und Kinderpflegerinnen stand die Förderung der Persönlichkeitsentwicklung. Auf einer weiteren Ebene unterscheidet sich der Inhalt der Ausbildung. Hierbei gibt es einen Unterschied zwischen dem theoretischen Unterricht, dem Übungsunterricht und der praktischen Übungen. Denn laut Fröbel kann die Erziehung kleiner Kinder nicht durch Worte, sondern nur durch Handlungen und Tätigkeiten geschehen. Da die Kindergärtnerin als Erzieherin im direkten Kontakt mit dem Kind steht, benötigt sie eine fachsspezifische Ausbildung und die Fähigkeit zur Selbstreflexion. Zur Persönlichkeitsentwicklung der Kindergärtnerin gehört die Fähigkeit, sich mit seinen Gedanken in die eigene Kindheit zu versetzten und auf die Ebene des kindlichen Denkens und Tuns hinabzusteigen. Allgemein enthielt die Ausbildung bei Fröbel drei wichtige Aspekte:

- Der theoretische Unterricht umfasste drei wichtige Fächer. Diese Fächer waren die Pädagogik, die Entwicklungspsychologie und die Anthropologie.

- Im Übungsunterricht standen vor allem die Handhabung und die Aneignung von Mitteln für die Erziehungs- und Bildungsarbeit im Vordergrund.

- Die Praxis oder auch praktische Einübung genannt, hatte zum Ziel, an und bei Kindern die Lehre des Lebens anwenden zu können (vgl. Hebenstreit 446f.).

Vor allem der Übungsunterricht war für Friedrich Fröbel ein wichtiger Aspekt in der Ausbildung. Seine Mutter- und Koselieder und seine eigens entwickelten Spielgaben konnte er in diesem Übungsunterricht den angehenden Kindergärtner/-innen vermitteln, denn diese waren Hauptaspekte seines pädagogischen Konzepts zur Kleinkinderziehung. Die Schüler/-innen wurden dazu angeleitet, die Spielgaben

selbst zu bauen und dabei verlangte Fröbel äußerste Exakt- und Genauigkeit. Auch stand im Übungsunterricht die Vermittlung von didaktisch-methodischen Handlungsweisen an oberster Stelle und es wurden Gedichte und Lieder aus seinem Buch Mutter- und Koselieder eingeübt. Einen sehr wichtigen Aspekt in der Ausbildung der Kindergärtner/-innen hatte Friedrich Fröbel darin gesehen, dass nur Menschen pädagogische Inhalte und pädagogisches Denken lebendig machen können. Damit die Pädagogik aber Qualität hat, sollten diese Menschen

„Professionals“ auf diesem Gebiet werden bzw. sein, damit die pädagogische Idee Gestalt annehmen kann (vgl. Hebenstreit 2003, S. 459).

Abschließend möchte ich zu diesem Kapitel ein Beispiel des Ausbildungsplans zur Kindergärtnerin/zum Kindergärtner bei Friedrich Fröbel punktuell erwähnen:

7:00 Uhr: Es fand eine Morgenandacht statt, die mit einer anschließenden Teilnahme am Religionsunterricht endete.

8:00 Uhr: Anschließend gab es für alle Teilnehmer/-innen das Frühstück und eine freie Zeit bis 9:00 Uhr.

9:00 Uhr: Dann fand der theoretische Unterricht statt. Die Inhalte waren vor allem die Entwicklung des Kindheitslebens; notwendige Forderungen für die Erziehung; die Kindheitspflege und das Wesen der Natur des Kindes.

10:00 Uhr: Im weiteren Verlauf des täglichen Unterrichts fand die Aneignung der von Fröbel entwickelten Mittel zur Beschäftigung und Betätigung der Kinder statt. Die Grundlage für diese Aneignung war das Familienbuch von Fröbel.

12:00 Uhr: Um 12:00 Uhr gab es für alle Mittagessen und bis 14:00 eine frei, verfügbare Pause.

14:00 Uhr: Nun mussten die Spiel- und Beschäftigungsmittel, die in der Mittagspause von den Teilnehmer/-innen hergestellt wurden, präsentiert werden.

16:00 Uhr: Nach einer weiteren Zeit des Unterrichts fand nun das „Vieruhrbrot“

statt und es gab noch eine weitere freie Stunde.

17:00 Uhr: Anschließend fand die Teilnahme an der „spielenden Beschäftigung für Kleine“ in geeigneten Familien statt.

18:00 Uhr: Bevor der Unterrichtstag zu Ende war, gab es noch eine Einschulung, wo die Aneignung von kleinen Handfertigkeiten stattfand (vgl.

Hebenstreit 2003, S. 448f.).

Wenn dieser Stundenplan der damaligen Ausbildung zur Kindergärtnerin/zum Kindergärtner mit dem Curriculum der Bakip’s verglichen wird, kann gesehen werden, dass dieser zur damaligen Zeit schon sehr differenziert war, da er in unterschiedliche Bereiche gegliedert war. Als Vergleich hierzu, möchte ich die Fächer vom Curriculum der Bakip in Österreich aufzählen: Religion, Pädagogik, Heil- und Sonderpädagogik, Deutsch, Mathematik, Englisch, Didaktik, Kindergartenpraxis, Geschichte, Geografie, Rechtskunde und Politische Bildung, Physik, Chemie, Biologie, Musikerziehung, Instrumentalunterricht, Rhythmisch-musikalische Erziehung, Bildnerische Erziehung, Werkerziehung und Leibesübungen.

5 Das pädagogische Konzept Friedrich Fröbels

Friedrich Fröbel hatte bezüglich des kindlichen Spiels keine wissenschaftlichen Erkenntnisse, dennoch erkannte er, dass die Nachahmung und die kognitive Funktion der spielerischen Tätigkeit für frühkindliche Bildungsprozesse bedeutend sind. Damit es überhaupt zum Spiel kommen kann, benötigt das Kind den „Stoff“

bzw. das Material. Denn nur durch die Materialien ist das Kind dazu in der Lage, seinen Geist entwickeln zu können. Zum „Stoff“ gehören aber nicht nur die Spielmaterialien, sondern auch der Körper, die Sinne und die Motorik – nämlich Aspekte, die dem Menschen die Möglichkeit vermitteln, die Welt nicht nur sinnlich, sondern auch kognitiv „begreifen“ zu können. Damit die Entwicklung mit dem Hauptziel der „Selbstwerdung“ passieren kann, muss das Spielmaterial dem Alter des Kindes entsprechen. Zu beachten gilt weiters, dass die mimetischen – oder auch Nachahmungsfähigkeiten – mit dem körperlichen Prozess im Kindesalter eng verbunden sind. Diese stellen eine Art „Brücke“ zu dem was im Kind vorgeht dar. So ist der Körper für das Kind im Spiel ein wichtiger Bestandteil, denn es erlebt, dass sein Körper als Instrument der Darstellung genutzt werden kann. Das Kind macht die Erfahrung, dass der Körper für bestimmte Zwecke einsetzbar ist (vgl. Ebert 2011, S.

12).

„Im Spiel wird das Innere im Äußeren, in der Darstellung vom Kind erfahren und verstanden und wirkt wieder auf das Innere zurück!“ (Ebert 2011, S. 12).

Dieses Zitat zeigt, warum Friedrich Fröbel den Körper und den Geist nicht trennt, denn beide sind Modularitäten des Lebens – eben das Innere und das Äußere.

Weiters entwickelt das Kind durch diesen Prozess von Innen- und Außenwelt eine Art Erfahrung, welche für die weitere Entwicklung bedeutend ist. Diese Erfahrung benötigt das Kind, um sein Selbstbewusstsein konstruieren zu können (vgl. Ebert 2011, S. 12).

Weiters kann einleitend zur Pädagogik Fröbels erwähnt werden, dass sich seine Pädagogik in vier Bereiche aufteilen lässt. Nämlich in die Menschenerziehung, die Schulpädagogik, die Kleinstkindpädagogik und die Kindergarten- bzw.

Spielpädagogik. Die Kindergarten- oder auch Spielpädagogik werde ich anschließend näher und ausführlicher beschreiben. Die drei weiteren Bereiche der Pädagogik Fröbels werde ich nur kurz definieren.

Das Buch über die Menschenerziehung verfasste Fröbel 1826. Hier fasste er grundlegende Aspekte der menschlichen Erziehung zusammen. Vor allem aber Aspekte, die für die Menschwerdung und dessen Entwicklung – vom Säuglingsalter bis hin zum Schulalter – von Bedeutung waren.

Zur Schulpädagogik ist zu erwähnen, dass Fröbel die Schule als Ort des Lernens gesehen hat und als eine Begriffsschule. Ziel der Schule ist es, das die Schüler durch das Erkennen des Besonderen zum Allgemeinen und zum Erkennen des Inneren gelangen bzw. durch die Unterstützung der Lehrkräfte dazu gebracht werden (vgl. Heiland 1991, S. 13-15). Weiters beschreibt Fröbel in der Schulpädagogik fünf Seinsbereiche, die auch als Unterrichtsfächer gesehen werden können. Zu diesen Fächern zählten damals: Mathematik, Sprache, Kunst, Religion und Natur. Allgemein können diese fünf Bereiche wieder auf die Hauptaspekte seiner Pädagogik, die Natur und den Geist, zurückgeführt werden. Dazu gab es in seinem schulischen Curriculum Sprech- und Redeübungen, Betrachtungen der Natur und der Außenwelt; Zeichnen, Malen und auch die Musik. Die Musik sollte bei Fröbel das Prinzip der freien Gestaltung vermitteln und im Zeichenunterricht wurde das Erfinden bzw.

Nachzeichnen von geometrischen Formen und Gegenständen gelehrt (vgl. Heiland 1991, S. 15-17).

Mit Kleinstkindpädagogik bei Friedrich Fröbel verbindet der heutige Pädagoge die Mutter- und Koselieder, die Fröbel 1844 in einer Art Bilderbuch herausgegeben hatte.

In diesem „Bilderbuch“ finden sich Spiellieder und Fingerspiele, die als Unterstützung für die Mutter zur kindlichen Erziehung dienen und dem Kind das sinnliche und im Laufe seiner Entwicklung das kognitive Erfassen der Welt ermöglichen (vgl. Heiland 1991, S. 20). Auf die Spielpädagogik möchte ich in dieser allgemeinen Einleitung dieses Kapitels nicht näher eingehen, da diese auf der nächsten Seite umfassend beschrieben wird.

Allgemein kann zur Pädagogik von Friedrich Fröbel erwähnt werden, dass der Mensch, das was er fühlt und denkt, durch sein Tun und Handeln in die Wirklichkeit umsetzt und dadurch die Welt kognitiv begreift. Ebenfalls sollte ein Gleichgewicht zwischen Innen und Außen hergestellt werden (vgl. Hebenstreit 2003, S. 2).