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Die Internet-Plattform BSCW

Im Dokument Umgang mit Heterogenität (Seite 76-79)

Egal ob im Alltag von Schule und Unterricht oder in der

Fortbildung, immer dann, wenn Lehrerinnen und Lehrer sowie Schülerinnen und Schüler zusammenarbeiten, tauschen sie auch Informationen aus. Mit BSCW, einer Plattform für die

Gruppenarbeit im Internet, steht ihnen ein Werkzeug zur Verfügung, das den Informationsaustausch vereinfacht.

„Irgendwann war ich diese Entschuldigungen einfach leid“, sagt der Mathematiklehrer Thorsten Jürgensen vom Heinrich-Mann-Gymnasium in Köln. „Ständig sind ein paar meiner Schülerinnen und Schüler ohne Hausaufgaben in den Unterricht gekommen.“ Der Grund: Sie haben die Aufgabenstellung nicht verstanden. Der Geist war willig, doch das Know-how fehlte und nach dem Lösungsweg fragen konnten sie spät am Abend auch niemanden mehr.

Als aus Entschuldigen Ausreden wurden, richtete Thorsten Jürgensen für sich und seine Schülerinnen und Schüler im Internet kurzerhand einen separaten Arbeitsbereich ein. In diesem Hausaufgabenforum konnten die Jungen und Mädchen fortan sämtliche Fragen zu den Aufgaben stellen. „Wie berechne ich den Flächeninhalt bei einem nicht

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rechtwinkligen Dreieck?“ fragt die 15-jährige Emma, während ihr Klassenkollege Tobias wissen möchte, was er mit Aufgabe 9 im Buch auf Seite 148 anfangen soll. Die Antwort lässt selten lange auf sich warten. Fast jeden Abend, so zwischen sechs und sieben Uhr, sitzt Thorsten Jürgensen zu Hause an seinem PC, um die Fragen seiner Schülerinnen und Schüler zu beantworten. „Maximal zehn Minuten dauert das, länger nicht, es sei denn wir stehen kurz vor einer Klassenarbeit“, versichert der 30-Jährige, „dann kommen mehr Fragen.“

Thorsten Jürgensen hat sein Hausaufgabenforum auf der Online-Plattform BSCW eingerichtet, die von der Gesellschaft für Mathematik und Datenverarbeitung (GMD) in Sankt Augustin bei Bonn betrieben wird und im Internet unter der Adresse „www.bscw.de“ zu erreichen ist.

BSCW ist die Abkürzung für „Basic Support for Cooperative Work“, wörtlich übersetzt heißt das so viel wie grundlegende Unterstützung für Zusammenarbeit.

Gruppenarbeit im Internet

Die Einrichtung eines Gruppenarbeitsraumes auf dem BSCW-Server ist unkompliziert. Nach der Anmeldung auf der GMD-Homepage erhält man einen Benutzernamen sowie ein Passwort und kann sogleich damit beginnen, einen abgeschlossenen Arbeitsbereich mit Verzeichnissen und Unterverzeichnissen wie auf dem heimischen Computer einzurichten (Thorsten Jürgensen hat z.B. Monatsordner angelegt, um sich schnell zu orientieren). Weitere Mitglieder können dann per E-Mail in den

Arbeitsbereich eingeladen werden. Auch sie erhalten einen Benutzernamen und ein Passwort. Textdateien austauschen, Dokumente aufrufen, ausdrucken, hoch- und herunterladen, einen gemeinsamen Terminkalender führen, das alles und noch einiges mehr ist mit dem BSCW jetzt machbar.

Alles was man für die Arbeit mit BSCW braucht, ist ein PC mit Internet-Anschluss und eine eigene E-Mail-Adresse. Wer sich ein wenig auskennt mit dem Internet und weiß, wie E-Mails verschickt werden und ein Browser bedient wird, der wird unter Anleitung nicht länger als eine halbe Stunde brauchen, um sich mit der Funktionsweise vertraut zu machen. Wer BSCW näher kennen lernen möchte, kann auch auf dem NRW-Bildungsserver „learn:line“ an einem Selbstlernkurs teilnehmen, der Aufbau und Funktionen von BSCW verständlich erklärt. Die Adresse:

„www.learn-line.nrw.de/angebote/bscw“.

Für Schule und andere Bildungseinrichtungen ist das BSCW-Angebot der GMD kostenlos – wenn es für Unterrichts- und

Weiterbildungszwecke genutzt wird. Allerdings ist der Speicherplatz auf zehn Megabyte pro Teilnehmerin bzw. Teilnehmer begrenzt. Wenn ausschließlich Textdateien bearbeitet werden, sollte das aber ausreichen.

Dass sich BSCW nicht nur für die Lehrer-Schüler-Kooperation eignet, sondern auch für die Zusammenarbeit von Lehrkräften, zeigt ein Beispiel aus Bielefeld. Karl-August Krenzer ist Lehrer für Metalltechnik am Carl-Severing-Berufskolleg und gleichzeitig Trainer der

Lehrerfortbildung im Bereich Bildungsarbeit, Schulprogramm und Evaluation. In seiner Eigenschaft als Fortbildner ist der 51-Jährige Mitglied mehrerer Arbeitsgruppen. Auch hier wird BSCW eingesetzt, um Konzepte, Protokolle und Ergebnisse von Arbeitsgruppensitzungen auszutauschen und zu bearbeiten. „Ich kann meine Papiere jetzt einfach auf dem Server veröffentlichen“, sagt Karl-August Krenzer. Sobald das geschehen ist, werden seine Arbeitsgruppenkollegen vom System per E-Mail informiert, so sind alle stets auf dem aktuellen Stand. „Ohne BSCW hätte das mindestens zehn Telefonate und 120 Kopien gekostet“, sagt der Fortbildungsmoderator, der von der Leistungsfähigkeit des Systems überzeugt ist. Bestimmte Voraussetzungen sollten für die Nutzung von BSCW allerdings schon erfüllt sein: Zunächst muss es einen wirklichen Bedarf an einer asynchronen Gruppenarbeit geben. Der Einsatz von BSCW lohnt sich auch erst ab einer Gruppengröße von mindestens drei bis vier Personen. Und nicht zuletzt sollten die Gruppenmitglieder bereit sein, die „Holschuld“, die BSCW ihnen abverlangt, auch wirklich

einzulösen. Denn Hausaufgaben erledigen sich auch mit BSCW nicht von selbst.

Jörg Harm

Weitere Informationen zum Artikel

Zu den Seiten von OrbiTeam, das für Vertrieb, Pflege, Weiterentwicklung des BSCW-Systems zuständig ist. Dort gibt es eine kostenlose Demo-CD und die Möglichkeit zum Download.

Zur BSCW-Homepage der GMD mit vielen Informationen. Hier speziell die Hilfeseiten zu BSCW 4.0 in Deutsch!

Zum Einführungskurs "BSCW" auf learn:line.

Auch andere "Werkstätten" zur Kooperation im Netz (CSCW) wurden im Modellversuch MOKK@ erprobt. Informationen darüber im Arbeitsbereich auf learn:line!

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Heft 1/2002 .inhalt

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