• Keine Ergebnisse gefunden

Die funktionelle Charakterisierung des ADS als Virulenz-assoziierter

Wie oben bereits erwähnt, ist die Grundlage zur Dissemination von S. suis im Organ-simus die Kolonisation und Invasion des respiratorischen Epithels (Dissertation BENGA 2004, GOTTSCHALK u. SEGURA 2000). Durch Rezeptor-vermittelte Endo-zytose gelangen die Bakterien in die Wirtszelle und persistieren dort in sauren Pha-golysosomen (BENGA et al. 2004). Die Autoren führten dieses Phänomen auf die ADS-bedingte Ammoniakproduktion zurück, da der natürlich ADS-negative Stamm A305 weder in der Lage war, extrazellulär im sauren Milieu zu überleben, noch eine dem WT vergleichbare Persistenz in HEp-2 Zellen zeigte. Da jedoch der genetische Hintergrund von A305 nicht bekannt war, wurde in dieser Arbeit eine spezifisch ADS-negative Mutante in einem hoch-virulenten, kapsellosen Hintergrund „Stamm 10∆cpsEF::spcR“ generiert (SMITH et al. 1999). Zusammen mit den für die ADS In-duktion essentiellen Regulatoren FlpS und ArgR (siehe oben) wurde der Einfluss auf die biologische Relevanz des ADS in der Pathogenese untersucht. Da aber das Ü-berdauern saurer Bedingungen nicht nur an ein funktionelles ADS sondern auch an die Verfügbarkeit von Arginin gebunden ist (GRUENING et al. 2006), wurde parallel die Rolle des ArcD als putatives Transportprotein herausgearbeitet.

Der Transport über die bakterielle Zellmembran erfolgt in P. aeruginosa und L. lactis durch elektroneutralen, stöchiometrisch ausgeglichenen Arginin-Ornithin Austausch und wird durch das transmembranale Protein ArcD vermittelt (BOURDINEAUD et al.

1993; DRIESSEN et al. 1987; VERHOOGT et al. 1992). Sequenzanalysen stromab-wärts des arcC Gens ergaben einen OLR mit hoher Homologie zu dem arcD von P.

aeruginosa, der in S. suis zwar co-transkribiert wird, nicht aber Teil der polycistroni-schen arcABC mRNA ist (Dissertation GRUENING 2004). Zusätzlich gab das Vor-handensein einer N-terminalen Signalsequenz und die Strukturvorhersage von 13 transmembranalen Helices (Daten nicht gezeigt) Anlass zur Vermutung, dass es sich auch bei S. suis um den Arginin-Ornithin Antiporter ArcD handelt. Um nun den Ein-fluss dieses Proteins auf die ADS Expression zu untersuchen, wurde die Insertions-mutante 10∆arcD generiert und im Western Blot mit Hilfe von Anti-OCT-Antikörpern mit dem Expressionsprofil des WT verglichen (Abbildung 23). Im Gegensatz zu den

Regulatormutanten 10∆flpS und 10∆argR war die arcD-defiziente Mutante durchaus in der Lage, dass ADS zu induzieren. Im Vergleich zum WT war die Expression al-lerdings abgeschwächt. Während die Supplementation von Arginin die für den WT bereits gezeigte 1,5 fache Induktionsverstärkung hervorrief, konnte für Stamm 10∆arcD ebenfalls eine leichte Induktion nach Argininzusatz beobachtet werden.

Dieses Phänomen spiegelte sich auch in einem besseren Wachstum wider (Abbil-dung 24), so dass das Vorhandensein eines alternativen Argininaufnahmeweges nicht ausgeschlossen werden kann. Diese Form der Internalisierung scheint aller-dings nicht ausreichend zu sein, ArcD in seiner Funktion zu ersetzen und dem ADS die nötige Menge an Substrat zuzuführen (siehe unten).

Grundlage zur Persistenz in sauren Phagolysosomen ist die Fähigkeit, den extrazel-lulären pH-Wert anzuheben. Um das zu belegen, wurden die Bakterien in einem Trypton-Hefe-Minimalmedium kultiviert. Als nicht-reprimierende Kohlenstoffquelle diente Galaktose. Das Wachstumsverhalten wurde anhand der optischen Dichte und des pH-Wertes in regelmäßigen Abständen dokumentiert. Wie zu erwarten, sank der pH-Wert des Kulturmediums in allen Ansätzen bis ca. 4 h nach Inokulation (Abbil-dungen 19, 25). Dies ist zurückzuführen auf das Laktat, das v. a. bei homofermentie-renden Streptokokken als Endprodukt der Glykolyse entsteht. Beim WT und der arcD Mutante begann zu diesem Zeitpunkt das „Entgegensteuern“, d. h. der gleichmäßige pH-Wert Abfall stagnierte, während bei der negativen bzw. bei den ADS-assoziierten Regulatormutanten diese „Plateauphase“ ausblieb. Als Grund dafür kommt die unterschiedliche Ausprägung der ADS Expression in Betracht. Der WT und Stamm 10∆arcD sind in der Lage, das AD Operon zu induzieren. Der Bakterien-eigene Argininvorrat dient dabei vermutlich als Substrat und führte durch Ammoniak-bildung in dieser Wachstumsphase zu der pH-Wert Stagnation. Die anderen Stämme waren zu dieser Expressionsinduktion nicht mehr fähig, was zu einem gleichmäßigen Abfall des pH-Wertes bis 24 h nach Inokulation führte. Im Kulturansatz ohne Arginin-supplementation hielt diese Stagnationsphase des WT bis ca. 8 h nach Inokulation an, während der pH-Wert der Kultur von Stamm 10∆arcD bereits nach 5 h zu sinken begann. Zum Zeitpunkt 24 h nach Inokulation konnte dann für beide Stämme ein pH-Minimum von ca. 5,8 im Kulturmedium gemessen werden. TY+Gal besteht aus trypsinisierten Proteinen. Sowohl der WT als auch Stamm 10∆arcD dürften daher in

der Lage sein, dieses Trypton, z. B. durch sezernierte Proteasen (JOBIN u.

GRENIER 2003), enzymatisch weiter zu Arginin abzubauen. Jedoch kann lediglich der WT das so gewonnene Arginin auch effizient internalisieren, womit die im Ver-gleich zur arcD Mutante längere Plateauphase erklärbar ist. Das pH-Wert Minimum nach 24 h ist vermutlich bedingt durch die Limitierung des Arginins im Medium.

Durch Zusatz von Arginin wurden keine Unterschiede in den extrazellulären pH-Werten der mutagenisierten Stämme im Vergleich zum Kulturansatz ohne Arginin ersichtlich. Während im Kulturmedium der ADS- und ADS-assoziierten Regulator-mutanten ein gleichmäßiger pH-Wert Abfall zu verzeichnen war, konnte für Stamm 10∆arcD erneut eine Plateauphase bis zum Zeitpunkt 5 h nach Inokulation beobach-tet werden. Nach 24 h allerdings pendelten sich die pH-Werte in den Kulturmedien aller mutagenisierter Stämme gleichermaßen auf ca. 5,6 ein. Der Unterschied im fi-nalen pH-Wert zu den Kulturen ohne Arginin ist auf den sauren Charakter der Sub-stanz Arginin-HCl zurück zu führen (Daten nicht gezeigt). Die Argininsupplementation führte beim WT zu einer Steigerung des extrazellulären pH-Wertes nach 24 h. Grund dafür war vermutlich der Überschuss des Substrats im Kulturmedium sowie die Fä-higkeit, das Arginin durch einen funktionellen Antiporter zu internalisieren und durch ein induzierbares ADS zu metabolisieren. Das wiederum bedingte eine deutliche Steigerung der Ammoniakproduktion nach 24 h im Vergleich zur Kultur ohne Arginin.

Die mutagenisierten Stämme waren zu dieser Produktionssteigerung nicht in der La-ge. Während beim Stamm 10∆arcD noch eine Steigerung der Ammoniakproduktion um etwa das Doppelte zu erkennen war, blieb diese bei den bzw. ADS-assoziierten Regulatormutanten aus (Abbildung 20). Als Grund dafür kann wiederum die Fähigkeit des arcD-negativen Stammes angeführt werden, das ADS zu induzie-ren. Den limitierenden Faktor würde jedoch die unzureichende Substratinternalisie-rung durch einen putativ alternativen Aufnahmemechanismus darstellen. Darüber hinaus berichteten WINTERHOFF et al. (2002), dass die AD von S. suis auf der bak-teriellen Oberfläche lokalisiert ist. Sollte auch diese Membran-gebundene AD, ähn-lich wie die Glutamat-Dehydrogenase von S. suis (OKWUMABUA et al. 2001), noch zur spezifischen Enzymaktivität fähig sein, entstände bei der Hydrolyse von 1 Mol Arginin auch 1 Mol Ammoniak. Die basale Expression des ADS durch die Stämme 10∆flpS und 10∆argR war hingegen offensichtlich nicht ausreichend, um eine

detek-tierbare Steigerung der Ammoniakproduktion nach Argininsupplementation hervorzu-rufen.

Ein weiterer Ansatz zur Beurteilung der Funktion des ADS könnte die Kultivierung in einem Minimalmedium mit nicht-reprimierender Kohlenstoffquelle darstellen. Der Wachstumsverlauf des WT im Vergleich zu den Mutanten zeigte deutlich, dass ein induzierbares ADS zusammen mit der Fähigkeit der Arginininternalisierung wichtig für die „biologische Fitness“ der Streptokokken war (Abbildungen 19, 24). Grund da-für könnte der Nettogewinn an ATP bei der Verstoffwechslung von Galaktose sein.

Um diese der Glykolyse zuzuführen, muss sie erst enzymatisch in Glukose-6-Phosphat umgewandelt werden. Das geht jedoch einher mit dem Verbrauch von 1 Mol ATP, was in den mutagenisierten Stämmen nicht oder nur zum Teil durch die Katalyse von Arginin ausgeglichen werden kann. Diese These ließ sich untermauern, indem Galaktose als Kohlenstoffquelle gegen Glukose ausgetauscht wurde. In die-sem Fall konnte der Wachstums-defiziente Phänotyp der mutagenisierten Stämme aufgehoben werden (Daten nicht gezeigt).

Aus der Literatur ist bekannt, dass das Überleben unter sauren Bedingungen an die Funktionalität des ADS und, darüber hinaus, an die Verfügbarkeit von Arginin ge-knüpft ist (DEGNAN et al. 2000; GRUENING et al. 2006). Da die in dieser Arbeit verwendeten Stämme dazu nicht mehr in der Lage waren, war es auch zu erwarten, dass sie unter sauren Bedingungen (pH-Wert 5,0) im Vergleich zum WT schneller abgetötet wurden. Dieser Unterschied war bei den Stämmen 10∆arcABC, 10∆flpS und 10∆argR bereits nach 2 h Inkubation in dem sauren Natriumphosphatpuffer mit supplementiertem Arginin zu beobachten (Abbildung 21). Bei Stamm 10∆arcD konn-te hingegen erst nach 4 h eine deutliche Reduktion der Überlebensfähigkeit bei pH 5,0 (Abbildung 26) verzeichnet werden. Dieses Phänomen lässt sich wiederum mit der Induzierbarkeit des ADS bei der arcD-negativen Mutante begründen. Die Kataly-se des Bakterien-eigenen Argininvorrats verschaffte dieKataly-ser, im Vergleich zu den ADS- bzw. Regulator-defizienten Stämmen, wohl einen Überlebensvorteil unter sau-ren Bedingungen. Da es sich hierbei aber um ein wirtszellfreies System handelte, war es wichtig herauszufinden, wie sich der WT und die ADS- bzw. ADS-assoziierten Regulatormutanten bei der Co-Kultivierung mit Epithelzellen verhalten. BENGA et al.

(2004) konnten zeigen, dass S. suis durch Rezeptor-vermittelte Endozytose in HEp-2

Zellen gelangt und in Phagolysosomen persistiert. Bei der Maturation zum Phagoly-sosom kommt es dabei u.a. zu einer starken Ansäuerung des Kompartiments durch membranständige V-ATPasen (Vacuolar type H+-ATPase) bis zu einem pH-Wert von ca. 5,0 (ALBERTS 2002, BOWMAN et al. 1992; BOWMAN u. BOWMAN 2000). Das wiederum ist der pH-Wert, bei dem zum einen die sauren Hydrolasen des Phagoly-sosoms ihre maximale Aktivität erreichen und zum anderen die Enzyme der bakteri-ellen Glykolyse ihre Aktivität verringern (ALBERTS 2002, CASIANO-COLON u.

MARQUIS 1988). Da für die Enzyme des ADS eine ausgesprochene Säureresistenz nachgewiesen werden konnte (CASIANO-COLON u. MARQUIS 1988), kommt ihnen in diesem Fall vermutlich eine doppelte Funktion zu. Zum einen sind sie als alternati-ver ATP-Syntheseweg für die Aufrechterhaltung des energetischen Status des Bak-teriums verantwortlich, zum anderen für die Neutralisierung des phagolysosomalen pH-Wertes, und damit für die Inaktivierung der sauren Hydrolasen, durch Ammoniak-produktion. Sollte das ADS also an der intrazellulären Persistenz der Bakterien im Wirt beteiligt sein, wäre es ein wichtiger Faktor in der Pathogenese der S. suis Infek-tion. Um dies näher zu untersuchen, wurden der WT, die , und die ADS-assoziierten Regulatormutanten 10∆arcABC, 10∆flpS und 10∆argR für 2 h mit HEp-2 Zellen co-inkubiert. Die Zellen wurden gewaschen und für weitere 2 h in einem Anti-biotika-haltigen Medium zur Abtötung adhärierender Streptokokken kultiviert (Zeit-punkt 0). Die Anzahl überlebender Bakterien wurde durch Ausplattieren der lysierten Zellen nach 2 h bzw. 4 h ermittelt. Bereits nach 2 h war ein deutlicher Unterschied zu erkennen. Konnte sich der WT sogar intrazellulär vermehren, wurden die Mutanten effizient abgetötet und erreichten nur noch knapp 60 Prozent des Ausgangsinoku-lums. Nach 4 h pendelten sich die Reisolationsraten des WT und der Mutanten aller-dings gleichermaßen auf ca. 40 Prozent ein (Abbildung 27). Die Fähigkeit zur optima-len Induktion des ADS scheint also entscheidend für die erste, sehr frühe Phase der intrazellulären Persistenz zu sein. Der Unterschied zwischen dem WT und den Mut-anten beruht dabei sehr wahrscheinlich auf der Fähigkeit, den intraphagolysosoma-len pH-Wert anzuheben. Das konnte durch Präinkubation der Zelintraphagolysosoma-len in Bafilomycin-haltigen Medium gezeigt werden. Bafilomycin inhibiert dabei die Synthese der V-ATPase aus ihren Untereinheiten, was dazu führt, dass die Ansäuerung der Phago-lysosomen ausbleibt (BOWMAN et al. 1992). Infizierte man nun die so kultivierten

Zellen mit den Bakterien, war zu beobachten, dass zum Zeitpunkt 2 h nicht nur der WT sondern auch die Mutanten in der Lage waren, sich zu vermehren. Nach einer Inkubationszeit von 4 h lag die Reisolierungsrate aller Stämme mit im Mittel 98 % deutlich über der im Inkubationsansatz ohne Bafilomycin (ca. 40 %). Die Fähigkeit, das ADS zu induzieren und so mittels arginolytisch bedingter Ammoniakproduktion den extrazellulären pH-Wert anzuheben, ist also essentiell, um die frühe Phase der intraphagolysosomalen Persistenz zu überdauern.

Fraglich bleibt jedoch der intrazelluläre Regulationsmechanismus. Eine pH-Wert ab-hängige Transkriptionsinduktion wie bei L. lactis gezeigt (BUDIN-VERNEUIL et al.

2006), konnte für S. suis ausgeschlossen werden (Daten nicht gezeigt). Da aber der niedrige pH-Wert zu einer Aktivitätsminderung der glykolytischen Enzyme führt (CASIANO-COLON u. MARQUIS 1988), ist denkbar, dass der dadurch bedingte E-nergiemangel zu einer Abkoppelung von DNA-gebundenem CcpA und somit zu einer Dereprimierung des ADS führt. Die Funktionalität der Aktivatoren ArgR und FlpS wä-re dann essentiell für eine optimale ADS Induktion. ArgR ist auch ohne Arginin in der Lage, mit dem Promotor zu interagieren. Eine Stabilisation dieses Protein-DNA-Komplexes wird bereits bei einer Konzentration von 10 µM erreicht. Das wiederum entspricht in etwa einem Hundertstel des in Epithelzellen gemessenen Argininvor-kommens (MACALLISTER et al. 1995). Die Frage nach dem Mechanismus der FlpS induzierten Transkriptionsaktivierung muss dagegen in weiterführenden Studien ge-klärt werden.

Fazit

Das Arginin Deiminase System wurde als alternativ ATP-synthetisierender Stoff-wechselweg bei P. aeruginosa und Bacillus spp. hinreichend beschrieben. Über den Einfluss in der Pathogenese von S. suis Infektionen ist jedoch bis heute wenig be-kannt. Mit dieser Arbeit konnte für das ADS nun erstmalig eine Verknüpfung zwi-schen dem Metabolismus auf der einen und der Beteiligung an der Pathogenese auf der anderen Seite hergestellt werden. Dafür war der große Erkenntnisgewinn in der Regulation des ADS entscheidend. Durch die Auswahl möglichst wirtsnaher Stresso-ren wie Temperaturwechsel, Sauerstofflimitation oder Glukoserestriktion, konnte das Zusammenspiel der dafür verantwortlichen Regulatoren weiter geklärt werden. Dabei

stellte sich heraus, dass für die „biologische Fitness“ und damit für das pathogene Potential des Erregers nicht nur das Vorhandensein des ADS, sondern auch dessen zeitlich wie räumlich optimale Induktion durch die assoziierten Regulatoren sowie die Arginininternalisierung durch den putativen Antiporter ArcD entscheidend ist. Die in vitro gewonnen Erkenntnisse über eine mögliche Beteiligung des ADS in der Patho-genese von S. suis Infektionen schafften die Grundlage für weitere, tierexperimentel-le Studien sein.

6 Zusammenfassung

Regulation und Funktion des Arginin Deiminase Systems von Streptococcus suis

Marcus Fulde

Streptococcus (S.) suis ist einer der bedeutensten Krankheitserreger beim Schwein, der jedes Jahr Schäden in Millionenhöhe verursacht. Klinisch manifestiert sich eine S. suis Infektion v. a. als Meningitis, Pleuritis oder Arthritis. Subklinische Verlaufsfor-men führen zu Kümmern oder geringeren TagesgewichtszunahVerlaufsfor-men. Darüber hinaus gewinnt S. suis als Zoonoseerreger zunehmend an Bedeutung. Trotz der klinischen und wirtschaftlichen Relevanz ist über die Pathogenese der S. suis Infektion wenig bekannt.

Die vorliegende Arbeit diente dazu, einen neuen Virulenz-assoziierten Faktor von S. suis, das ADS, molekularbiologisch und funktionell zu charakterisieren. Durch Un-tersuchungen zur Transkription und Translation wurde die Expression des ADS in Abhängigkeit verschiedener wirtsnaher Stressoren aufgeklärt. So konnte eine Induk-tion bei niedrigem Sauerstoffgehalt nachgewiesen werden, die sich in Anwesenheit von Arginin verstärkte. Aber auch die Funktionalität der assoziierten Regulatoren FlpS und ArgR spielt eine entscheidende Rolle, da die Inaktivierung einen vollständi-gen Verlust der Induzierbarkeit des ADS bedingte. Die Supplementation von Glukose führte hingegen zu einer Reprimierung des Systems, die durch eine Mutation im ccpA Gen aufgehoben werden konnte.

Durch entsprechende Mutanten wurde gezeigt, dass das ADS bzw. dessen Induktion entscheidend für das Überleben unter sauren Bedingungen ist. Folglich überlebte der ADS-positive Wildtyp deutlich länger in Epithelzellen als eine ADS-defiziente Mutan-te. Auch die Verfügbarkeit des Substrats Arginin scheint essentiell für das intrazellu-läre Überleben zu sein. So wies eine im Arginin-Transportprotein ArcD negative Mut-ante weder eine dem Wildtyp entsprechende Ammoniakproduktion noch ein ver-gleichbares Überleben im sauren Milieu auf.

Die Ergebnisse erlauben den Schluss, dass dem ADS, neben seiner Funktion als ATP-liefernder Stoffwechselweg, eine wichtige Rolle als Überlebensfaktor von S. suis unter ungünstigen Bedingungen im Wirt zukommt.

7 Summary

Regulation and Function of the Arginine Deiminase System of Streptococcus suis

Marcus Fulde

Streptococcus (S.) suis is one of the most important pathogens in pigs, leading to economical losses of several millions of dollars every year. Clinically, S. suis mainly causes meningitis, pleuritis, and arthritis, whereas a subclinical infection results in retardation or reduced weight gain. Furthermore, S. suis is receiving increasing atten-tion as a zoonotic agent. Despite the clinical and economic relevance little is known about the pathogenesis of S. suis infections.

In this thesis, a new virulence-associated factor, the ADS, was characterized at the molecular and functional level. For this, transcriptional and translational studies were performed to investigate ADS expression under different conditions typical for the host environment. At reduced oxygen tension the ADS expression was induced. This induction was enhanced by the supplementation of arginine. Mutagenesis studies revealed that the associated regulators FlpS and ArgR are necessary for ADS pression since gene specific knock-out mutants were unable to upregulate ADS ex-pression. Supplementation of glucose led to a repression of the ADS, an effect which could be abolished by the disruption of the ccpA gene.

Furthermore, mutagenesis analysis revealed that the ADS, or the ability to induce ADS expression, is essential for survival under acidic conditions. Accordingly, an ADS-positive WT strain survived significantly longer after co-cultivation with epithelial cells than the ADS-deficient mutant strain. In addition, the availability of arginine as the substrate of the ADS seems to be important for the intracellular persistence of S. suis since a mutant strain lacking the gene for the putative arginine transporter ArcD was neither able to produce ammonia nor able to overcome acidic conditions comparable to the respective WT strain.

These results suggest, that in addition to its role as an ATP-providing pathway, the ADS seems to play an important role in survival of S. suis at unfavourable conditions in the host.

8 Anhang

8.1 Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Schematische Darstellung der enzymatischen Reaktionen des

ADS...24 Abbildung 2: Die genetische Organisation des ADS von S. suis...29 Abbildung 3: Temperatur-abhängige Wachstumskinetik. ...67 Abbildung 4: Temperatur-abhängige Expression des ADS. ...67 Abbildung 5: Temperatur-abhängiger Glukoseverbrauch im

Wachstumsverlauf...69 Abbildung 6: Glukose- und Temperatur-abhängige Expression des ADS. ...69 Abbildung 7: In silico Analyse des Promotorbereichs des AD Operons. ...71 Abbildung 8: Einfluss der ccpA Defizienz auf die Transkription des ADS...71 Abbildung 9: Temperatur-abhängiger Sauerstoffverbrauch im

Wachstumsverlauf...74 Abbildung 10: Sauerstoff-abhängige Transkription des ADS. ...74 Abbildung 11: Sauerstoff-abhängige Repression des ADS...75 Abbildung 12: Einfluss der flpS Defizienz auf die Expression des ADS im

Wachstumsverlauf...77 Abbildung 13: Einfluss der flpS Defizienz auf die anaerobe ADS Expression...77 Abbildung 14: Arginin-abhängige Promotoraktivität des AD Operons...79 Abbildung 15: Einfluss des ADS und ADS-assoziierter Regulatoren auf die

Arginin-abhängige ADS Expression. ...80 Abbildung 16: Einfluss der argR und flpS Defizienz auf die Promotoraktivität

des AD Operons...81 Abbildung 17: Transkriptionelle Interaktion der ADS-assoziierten

Regulatormutanten 10∆argR und 10∆flpS...82 Abbildung 18: Lokalisation der ArgR Bindung im Promotorbereich des AD

Operons. ...83 Abbildung 19: Einfluss des ADS und ADS-assoziierter Regulatoren auf die

Arginin-abhängige pH-Wert Änderung im Wachstumsverlauf. ...87

Abbildung 20: Einfluss der ADS-assoziierten Regulatormutante 10∆argR und

Stamm 10∆arcD auf die Ammoniakproduktion...89 Abbildung 21: Einfluss des ADS und ADS-assoziierter Regulatoren auf das

Überleben im sauren Milieu...91 Abbildung 22: Einfluss der flpS Komplementation auf das Überleben im

sauren Milieu...92 Abbildung 23: Einfluss der arcD Defizienz auf die ADS Expression...94 Abbildung 24: Einfluss der arcD Defizienz auf das Wachstumsverhalten nach

Argininsupplementation...95 Abbildung 25: Einfluss der arcD Defizienz auf die pH-Wert Änderung im

Wachstumsverlauf...96 Abbildung 26: Einfluss der arcD Defizienz auf das Überleben im sauren Milieu. ...98 Abbildung 27: Einfluss des ADS und assoziierter Regulatormutanten auf das

Überleben in HEp-2 Zellen. ...100 Abbildung 28: Vereinfachtes Modell der Zusammenhänge zwischen der ADS

Induktion und verschiedenen Wachstumsparametern...110

8.2 Literaturverzeichnis

ALBERTS, B., A. JOHNSON, J. LEWIS, M. RAFF, K. ROBERTS, P. WALTER (2002) Molecular biology of the cell

Garland Science Verlag, USA

ALLEN, A. G., S. BOLITHO, H. LINDSAY, S. KHAN, C. BRYANT, P. NORTON, P.

WARD, J. LEIGH, J. MORGAN, H. RICHES, S. EASTTY u. D. MASKELL (2001):

Generation and characterization of a defined mutant of Streptococcus suis lacking

Generation and characterization of a defined mutant of Streptococcus suis lacking