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5 Konstruktion der Erhebungsinstrumente

5.2 Die Datenbasis

5.2.1 Die Bundestagsabgeordneten

Eine ganze Reihe von Wissenschaftlern aus unterschiedlichen Disziplinen sammelt und analysiert die Daten der Bundestagsabgeordneten. Auch der wissenschaftliche Dienst des Deutschen Bundestages erfasst die Abgeordneten systematisch. Das drei Bände umfassende

"Datenhandbuch zur Geschichte des Deutschen Bundestages von 1949 bis 1999" wird im Auftrag des Bundestages von Peter Schindler herausgegeben (Schindler 1999). Im ersten Band diese Werkes befindet sich unter anderem ein umfangreiches Kapitel zur Sozialstruktur der Abgeordneten, in dem u.a. Alter, Geschlecht, Familienstand, Konfession, Bildung und Beruf der Abgeordneten berücksichtigt werden (ebd., S. 554-860). Trotzdem ist es notwendig, die Daten der Parlamentarier für diese Studie nochmals zu erheben. Erstens werden in dieser

Arbeit weitere Variablen berücksichtigt. Zweitens stützt sich Schindler im wesentlichen auf die Daten von anderen Autoren. Die dort vorgenommenen Kategorisierungen der ver-schiedenen Variablen sind zur Untersuchung der vorliegenden Fragestellung nicht immer geeignet. Drittens können bei einer Sekundäranalyse keine Verknüpfungen zwischen verschiedenen Variablen hergestellt werden.

Für die Datenerfassung im Rahmen dieser Studie sind die Amtlichen Handbücher des Deutschen Bundestages die wichtigste Informationsquelle. In diesen Handbüchern stellen sich alle Abgeordneten über eine Kurzbiographie vor. Anhand dieser Biographien kann für alle Abgeordneten das Geschlecht, das Alter, die Partei, die Wahlart, der Wahlkreis und die Anzahl der bisherigen Legislaturperioden ermittelt werden. Nahezu alle Abgeordneten geben zudem Auskunft über ihren Familienstand, ihre schulische und berufliche Laufbahn, ihre Verbindungen zu Organisationen und Vereinen, den Zeitpunkt ihres Parteieintritts und ihre früheren Wahl- und Parteiämter.

Seit 1987 gibt es in den Amtlichen Handbüchern einen Anhang mit sogenannten

"veröffentlichungpflichtigen Angaben". Von der Bundestagsverwaltung werden die Abgeordneten aufgefordert, in einem Fragebogen ihre berufliche Tätigkeit vor dem Bundestagsmandat, ihre Funktionen in Firmen und ihre Mitgliedschaft in Vereinen, Verbänden, Stiftungen, Organisationen und Körperschaften anzugeben. Über diese zusätzlichen Angaben können die Variablen "Beruf" und "Mitgliedschaft in Organisationen und Verbänden" erfasst werden.

Bei Abgeordneten, die in mehreren Wahlperioden im Bundestag vertreten sind, dienen auch die "Amtlichen Handbücher des Deutschen Bundestages" der vorangegangenen Legislaturperioden als Datenquellen. Auf diese Weise können Fakten berücksichtigt werden, die die Abgeordneten nicht durchgängig angegeben haben, wie z.B. Parteiämter, die bereits länger zurück liegen.

Für nahezu alle Bundestagsabgeordneten stellen die "Amtlichen Handbücher" eine aus-reichende und sichere Datenbasis dar. In Einzelfällen, in denen insbesondere Angaben zum Beruf oder zur Bildung fehlen, werden die Daten durch weitere Recherchen ergänzt.

Zusätzliche Informationsquellen sind beispielsweise die Internetseiten der Parteien und Abgeordneten.

Insgesamt werden alle Bundestagsabgeordnete, die zu Beginn der vier Wahlperioden (WP) ihr Mandat wahrgenommen haben, erfasst. Nachrückende Abgeordnete werden nicht berücksichtigt, da sie nicht den direkten Wählerwunsch repräsentieren.

Für jede der vier berücksichtigten Legislaturperioden von 1987 bis 1998 wird eine eigene Datei erstellt.6 Auf diese Weise können alle Abgeordneten analysiert und zudem die Ver-änderungen zwischen den Legislaturperioden deutlich dargestellt werden.

In der folgenden Tabelle wird die Anzahl der Abgeordneten und die Mandatsverteilung zwischen den Parteien dargestellt.

Tabelle 2: Mandatsverteilung nach Parteien

11. WP (1987) 12. WP (1990) 13. WP (1994) 14. WP (1998) Mandate in % Mandate in % Mandate in % Mandate in %

CDU 185 35,6 268 40,5 244 36,3 199 27,7

CSU 49 9,4 51 7,7 50 7,4 46 6,9

SPD 193 37,2 239 36,1 252 37,5 298 44,5

FDP 48 9,2 79 11,9 47 7,0 43 6,4

Die Grünen* 44 8,5 8 1,2 49 7,3 47 7,0

PDS - - 17 2,6 30 4,5 36 5,4

Gesamt 519 100 662 100 672 100 669 100

* Ab der 12. WP "Bündnis 90/Die Grünen".

Von der 11. bis zur 13. Wahlperiode stellen CDU, CSU und FDP zusammen die Regierung, SPD, Die Grünen und die PDS sitzen in der Opposition. Bei der Wahl zum 14. Deutschen Bundestag (BT) gewinnt die SPD Stimmen und bildet zusammen mit Bündnis90/Die Grünen die neue Regierungskoalition. CDU, CSU, FDP und PDS werden in die Opposition verwiesen.

5.2.2 Die Mitgliederstrukturen der Parteien

Die Datenbasis zu den Parteimitgliedern ist äußerst dünn und stellenweise lückenhaft. Als Datenbasis werden in erster Linie andere wissenschaftliche Arbeiten zu den Parteien verwendet. Darüber hinaus geben einzelne Parteien auf Rückfrage genauere Auskunft über die aktuellen Mitgliederentwicklungen. Aus welchen Quellen die Daten bezogen werden, wird im einzelnen genau angegeben. Es werden nur die Parteien berücksichtigt, die in den untersuchten Wahlperioden im Bundestag vertreten waren.

6 Diese SPSS-Dateien können auf der im Anhang beigefügten CD-Rom eingesehen werden.

Christlich Demokratische Union (CDU)

Wie die meisten politischen Parteien, verliert auch die CDU zwischen 1987 und 1998 Mit-glieder. 1987 sind 705.821 Personen in der CDU. Aufgrund der Vereinigung mit der Ost-CDU steigt die Mitgliederzahl 1990 auf 777.767 an, bis 1994 sinkt sie auf 641.497 Mitglieder und 1998 sind es noch 626.342.7

Christlich-Soziale Union (CSU)

Die CSU ist unter den in Bundestag vertretenen Parteien die einzige, die nicht im gesamten Bundesgebiet, sondern ausschließlich in einem Bundesland (Bayern) verankert ist. Politisch gesehen ist die CSU die bayrische Schwesterpartei der CDU, was sich auch in der jahr-zehntelangen Zusammenarbeit auf Bundesebene ausdrückt.

Die Mitgliederzahlen der CSU sind während des untersuchten Zeitraums relativ konstant:

1987: 184.293 1990: 186.198 1994: 176.250 1998: 178.7758

Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)

Die SPD ist die mitgliederstärkste Partei der Bundesrepublik: 1975 überspringt sie als einzige Partei in der Geschichte der Bundesrepublik die Grenze von einer Millionen Mit-gliedern. Seitdem muss sie allerdings einen kontinuierlichen Mitgliederschwund hinnehmen, der durch die Vereinigung mit der Ost-SPD 1990 nur kurzzeitig gebremst wird. Für die unter-suchten Wahlperioden ist der Mitgliederstand folgendermaßen:

1987: 910.100 1990: 949.600 1994: 849.374 1998: 775.0329

Freie Demokratische Partei (FDP)

Die FDP ist neben CDU/CSU und SPD die einzige Partei, die seit Bestehen der Bundes-republik ohne Unterbrechung im Bundestag vertreten ist. Trotz dieser Konstante ist die Geschichte der FDP, da sie sich mehrmals einem neuen politischen Partner zugewendet hat, sehr wechselvoll. Eine solche Richtungsänderung, zuletzt 1982, hat immer eine große Mitgliederfluktuation zur Folge. Seit 1982 (78.800 Mitglieder) sind die Mitgliederzahlen der FDP rückläufig: 1987 zählt sie noch 64.900 Mitglieder (Alemann 2000, S. 138). Durch die Vereinigung mit der Liberal-Demokratischen Partei Deutschlands (LDPD) wird der Mit-gliederschwund gestoppt; 1990 sind 168.200 Personen Mitglied der FDP (ebd.). Allerdings

7 Datenquellen für 1987 bis 1994: Bürklin 1997, S. 19. Für 1998 nach einer Mitteilung der CDU-Bundes-geschäftsstelle an den Autor

8 Für 1987 bis 1994: Bürklin 1997, S. 19. Für 1994 Mitteilung der CSU-Landesleitung an den Verfasser.

9 Für 1987 bis 1990: Alemann 2000, S. 138. Für 1994 und 1998 Mitteilung der SPD-Bundesgeschäftsstelle an den Autor.

verlassen viele der neuen Mitglieder aus der ehemaligen DDR die Partei in den folgenden Jahren wieder; 1994 hat die FDP noch 87.992 und 1998 nur noch 67.897 Mitglieder.10

Bündnis 90 / Die Grünen

Auf Bundesebene hat sich die Partei "Die Grünen" 1980 gegründet, zu diesem Zeitpunkt zählte sie rund 18.000 Mitglieder (Olzog 1999, S. 186). Nach der deutschen Wieder-vereinigung verbinden sich mehrere Bürgerrechtsbewegungen der ehemaligen DDR mit den Grünen zur neuen Partei "Bündnis90 / Die Grünen" (im folgenden nur noch "Grüne"). Die Grünen sind die einzige Partei, die in den folgenden Jahren einen Mitgliederzuwachs verzeichnen kann (Alemann 2000, S. 138):

1987: 39.500 1990: 39.000 1994: 43.400 1998: 51.800 Mitglieder.

Trotz dieser Mitgliederzuwächse bleiben die Grünen, von den im Bundestag vertretenen Parteien, die mitgliederschwächste. Die Mitgliederbasis der Grünen konzentriert sich nach wie vor auf die alten Bundesländer. Im Gebiet der ehemaligen DDR haben die Grünen 1998 nur 3.250 Mitglieder (ebd.).

Partei des Demokratischen Sozialismus (PDS)

Im Dezember 1989 wird aus der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED), der ehemaligen "Staatspartei" der DDR, die Partei des Demokratischen Sozialismus (PDS). Mit dem Ende der DDR trennen sich viele Mitglieder von der Partei. Im Oktober 1989 zählt die SED noch 2,3 Millionen Mitglieder, im Dezember sind es bereits 40.000 weniger und im Juni 1990 hat die PDS nur noch 350.000 Parteiangehörige: Damit hat die PDS innerhalb eines Jahres 85% ihrer Mitglieder verloren (Gerner 1990, S. 114). Der Mitgliederschwund hält auch in den kommenden Jahren an. 1994 zählt die PDS noch 123.751 Mitglieder und 1998 noch 94.500 (Olzog 1999 S. 219).

Hervorzuheben ist, dass die PDS mit 92.000 Mitglieder in den neuen Bundesländern, dort nach wie vor die mitgliederstärkste Partei ist. Im Westen konnte sie dagegen mit nur 2.500 Mitgliedern nicht Fuß fassen (ebd., S. 220).

5.2.3 Die Sozialstruktur Deutschlands

Die Daten zur Wahlbevölkerung werden aus einer Vielzahl verschiedener Quellen bezogen. In vielen Fällen dienen Veröffentlichungen des Statistischen Bundesamtes als Informationsgrundlage. Darüber hinaus liefern verschiedene soziologische Analysen der

10 Mitteilung der FDP-Parteizentrale an den Autor.

Sozialstruktur der Bundesrepublik und andere Datensammlungen die notwendigen Infor-mationen. Auf die verwendeten Quellen wird an den einzelnen Stellen verwiesen.