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Die Bulgarische Kirche in Geschichte und Gegenwart

W eithin is t anerkannt, daß die K irche eine Gemeinschaft gläubiger M en- sehen ist. Diese Gemeinschaft und ihre Konfession in B ulgarien, die B ui- garische Orthodoxe Kirche, is t das Thema meiner Ausführungen.

D er Anfang der Verbreitung des Christentums in den bulgarischen Gebie- ten wurde in den ersten Jahrzehnten des ersten Jahrhunderts gesetzt. Zu dieser Z e it wurden auch die ersten Bischofszentren in M ösien und Thrakien errichtet.1

681 gründeten die Slaven, die Protobulgaren und die einheimischen Stämme den ersten bulgarischen Staat.

In der zweiten H älfte des neunten Jahrhunderts hatten sich die W ider- Sprüche zwischen den beiden grössten christlichen Zentren, Rom und Kon- stantinopel, verstärkt. Die zahlreichen Slaven, die sich am M itte l- und U nterlauf der Donau angesiedelt hatten, waren damals der ״Zankapfel“ . Jedes der beiden Zentren strebte danach, sie in ku ltu re lle r, religiöser und politischer H insicht einzubeziehen.

Der bulgarische Fürst BORIS hatte seit langem die A bsicht, seine U nter- tanen und sein Reich an die Fam ilie der christlichen V ölker anzuschließen

A u f diese W eise wurde die Isolation Bulgariens als heidnisches Land überwunden. Dem Staat wurde die M öglichkeit gegeben, sich vo llw e rtig in der W e ltp o litik durchzusetzen.

Der bulgarische Herrscher sah im Christentum die einende K ra ft zw i- sehen den beiden Stämmen, Slaven und Protobulgaren, die zu dieser Z e it zwei verschiedene Glaubensbekenntnisse bekannten.2

Nach gewissem Zw eifel, nach welchem der beiden Zentren sich zu richten sei, wurde das Christentum 865 vom benachbarten Byzanz übernommen.

K urz nach der Annahme des Christentums tauchte die bedeutende Frage auf, ob die Bulgarische K irche ein eigenes geistliches H aupt haben werde.

Fürst BORIS w ollte eine eigene selbständige K irche. Zuerst führte er V er- handlungen m it dem Patriarchen von Konstantinopel und danach m it dem römischen Papst. Von beiden verlangte er die Anerkennung der unabhängi- gen Bulgarischen Kirche. Als er vom Papst keine befriedigende A ntw ort

1Iv. Snegarov, Kurze Geschichte der gegenwärtigen orthodoxen Kirchen (bulg.), B d .l, Sofia, 1944, S.361-362,609,628, Bem. 1; vgl. 2 T im 4:13; M . Le Quien, Oriens C hri- stianus in quatuor patriarchatus digestus, t . l, Parisiis, 1740, p. 1165,1225; vgl. Röm 16:8; M igne, PG, t. СХѴП, col. 137; D. Zuchlev, Geschichte der bulgarischen K irche (bulg.), t . l, Sofia, 1910, S. 12f.

2 Vgl. Kurze Geschichte Bulgariens, Sofia, 1981, S.49; P. M utaftschiev, Geschichte des bulgarischen Volkes (681-1323) (bulg.), Sofia, 1986, S. 155-156.

V ertreter aus Bulgarien anwesend. W ährend einer Sondersitzung am 4.M ärz 870 tr a f das K onzil die folgende Entscheidung: ״In kirchlicher H insicht soll die Bulgarische K irche dem Patriarchen von Konstantinopel unterstellt sein. Dieser werde den bulgarischen E rzbischof weihen. Der bulgarische E rzbischof hatte grosse Autonomie. Bischöfe zu weihen, K onzile zusammenzurufen usw.“ 3

W ährend der Regierung des bulgarischen Zaren SIM EO N wurde die Abhängigkeit des bulgarischen Erzbischofs vom Patriarchen von Konstan- tinopel beseitigt. Aber erst 927 wurde das Haupt der bulgarischen Kirche vom Patriarchen von Konstantinopel als Patriarch anerkannt.4

Nachdem Bulgarien unter byzantinische H errschaft gefallen w ar (1018), wurde es in kirch lich e r H insicht dem selbständigen E rzbischof von Achrida unterstellt.

Nach der Befreiung Bulgariens von der byzantinischen H errschaft (1186) wurde das Erzbistum Täm ovo gegründet. Der Patriarch von Konstan- tinopel erkannte die Unabhängigkeit des Haupts der bulgarischen K irche nicht an.

Z ar K A L O JA N ging 1204 eine Union m it dem Papst ein, und letzterer anerkannte den E rzbischof von Täm ovo als Primas. K A LO JA N benutzte diesem gegnüber den T ite l ״ Patriarch“ . D ie Anerkennung dieses T itels des Hauptes der Bulgarischen Orthodoxen K irche erfolgte durch den Patriar- chen von Konstantinopel erst nach dem Entscheid des K onzils in Lampsak

1235.5

A ls Bulgarien unter osmanische H errschaft geriet (1393-1396), wurden die kirchliche Eigenständigkeit Bulgariens sowie die Rechte des P atriar- chats von Täm ovo aufgehoben. Seitdem unterstand das Gebiet der B ulgari- sehen K irche der Jurisdiktion des Patriarchats von Konstantinopel. Eine Beferiung von dieser Jurisdiktion und das Erlangen erneuter Autokephalie w ar la u t kanonischem Recht und T radition nur m öglich m it dem Segai des Patriarchats von Konstantinopel. A u f diese Weise w ar im 19. Jahrhundert den Kirchen von Hellas, Serbien und Rumänien die Autokephalie zuerkannt worden. D ie diversen Versuche der Bulgarischen Orthodoxen Kirche zum Erlangen ihrer Unabhängigkeit blieben jedoch unter den gegebenen h isto ri- sehen Umständen zunächst erfolglos.

D er Ferman des Sultan A B D U L ASIS über die Gründung des bulgari- sehen Exarchats vom 28. Februar 1870 hatte das traurige, m it dem der bulgarischen K irche gemachten V o rw u rf des Phyletismus“ begründete

3Anastasius B ibliothecarius, V ita Hadriani П. papae, p.632-639.

4 Quellen fü r die bulgarische Geschichte (bulg.), t. X IV , S. 109.

5M .G . Popruženko, Sinodik des Zaren Boris, Sofia, 1928, S.86.

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Schisma (16. September 1872) zur Folge. D ie Bulgaren wandten sich nicht eigentlich gegen die an der Spitze ihrer K irche stehende griechische H ierar- chie. Die H ierachie hätte auch anderer H erkunft sein können, z.B. serbisch, albanisch usw. D ie Bulgaren waren damals nur gegen den Gebrauch der ihnen fremden und unverständlichen griechischen Sprache im Gottesdienst.

Andererseits wünschten viele, ihre Gottesdienste statt im traditionellen Kirchenslawisch in der allen verständlichen bulgarischen Sprache zu hal- ten.

A ls Griechenland ein unabhängiges Königreich wurde, trennte sich auch die K irche von Hellas vom Patriarchat von Konstantinopel. Infolge der gemeinsamen Sprache wurde sie von der M utterkirche nicht des

״Ethnophyletism us“ beschuldigt und nicht fü r schismatisch erklärt. 1850 fand sie die o ffiz ie lle Anerkennung.

Was veranlaßte das Patriarchat zu diesem harten und ungerechten U rteil gegenüber dem bulgarischen V o lk und seiner G eistlichkeit? ־ D ie A ntw ort a u f diese Frage is t in den widersprüchlichen Interessen der Großmächte hinsichtlich des türkischen Erbes zu finden. Auch in dem M u t und der Be- ständigkeit des bulgarischen Volkes, sich bezüglich seiner ethnographi- sehen Grenzen a u f die Geschichte zurückzubesinnen.

T rotz w iederholter Versuche, das über die Bulgarische K irche verhängte Schicksal aufzuheben, blieben die Beziehungen zu den anderen orthodoxen Kirchen gestört. Diese anormale S ituation behinderte die Beziehungen des Patriarchats sowie des Bulgarischen Exarchats.

V o r der Befreiung Bulgariens vom türkischen Joch und auch später w ar die K irche in den Augen fast aller im w eltlichen Bereich W irkenden wie auch mancher G eistlicher ein A ttrib u t ih re r N ationalität. K irche w ar fü r sie nicht Ausdruck der O rthodoxie, sondern lediglich V olkskirche im nationa- listischen Sinne des W ortes.4

Bei einer objektiven Analyse der Z eit vor der Befreiung erweist sich der K irchenkam pf des bui gans chen Volkes mehr als ein K am pf fü r die nationa- le Erweckung und Befreiung.

Kam es zu einer Trennung der Bulgaren und der Griechen in religiöser und kirch licher Hinsicht? - Kaum! Heute noch stehen die Bulgaren in kirchlicher H insicht den Traditionen des Patriarchats und den griechischen orthodoxen K irchen ganz nahe. D ie O rthopdoxie schützt sowohl die N atio- n a litä t als auch die Persönlichkeit und die Fam ilie als existierende Katego- rien des menschlichen Lebens.

Nach dem russisch-türkischen K rie g (1877-1878) verließ der Vorsteher des seit 1870 bestehenden bulgarischen Exarchats den bisherigen S itz in Die Bulgarische Orthodoxe Kirche in Geschichte und Gegenwart 151

6 St. Zankow, D ie bulgarische orthodoxe K irche von der Befreiung bis zur Gegenwart, in:

Jahrbuch der Sofioter U niversität, Theologische Fakultät, 1938-1939, Sofia, 1939, S.8.

W iederholt w urde die Frage gestellt, ob der Sitz des Exarchen in Kon- stantinopel oder in Sofia sein solle. Der Exarch selbst betonte diese Frage.

E r meinte, daß er m it dem S itz in Sofia nicht nur die kanoni sehe, sondern auch die adm inistrative E inheit zwischen K irche und Exarchat im 1878 entstandenen Fürstentum Bulgarien realisieren werde. D ie bulgarische K o- Ionie in der T ürkei akzeptierte jedoch den Plan nicht und drohte dem E xar- chen, daß sie eine Union m it Rom abschließen werde, wenn er nicht nach Konstantinopel zurückkehre. Nach den Balkankriegen (1912-1913), als seine V erw altung in Mazedonien aufgehoben wurde, blieb Exarch JOSEF zunächst m it wenigen Gläubigen in der Türkei und siedelte dann am 13.

Februar 1913 nach Sofia um, wo er am 20. Juni 1915 verstarb.

Nach seinem Tode wurde, offenbar aus politischen Gründen, kein Nach- fo lg e r gewählt. An der Spitze der Bulgarischen Orthodoxen K irche stand das älteste M itg lie d des hl. Synods.

Es is t kein Z u fa ll, daß erst am 21. Januar 1945 der M etro p olit von Sofia, S TE FA N , zum Exarchen gewählt wurde. Einen M onat später (am 22.2.

1945) hob das P atriarchat von Konstantinopel das Schisma auf. Am 13.3.

1945 erkannte der Ökumenische Patriarch B E N JA M IN die Autokephalie der Bulgarischen Orthodoxen K irche m it einem speziellen Tomos an.

Es sollen hier die speziellen Beziehungen der Bulgarischen K irche zu den Juden erwähnt werden, und zw ar speziell die Errettung der bulgarischen Juden während des Zweiten W eltkrieges. D ie Leitung der Bulgarischen K irche, der H eilige Synod, nahm eine ablehnende H altung zum unter dem E influß der deutschen Rassegesetze erlassenen ״Gesetz zum Schutze der N ation“ ein. Sie stand ganz a u f der Seite des bulgarischen Volkes fü r den Schutz der bulgarischen Juden.7 A u f diese Weise e rfü llte die Leitung der Bulgarischen Orthodoxen K irche w ürdig ihre P flich t fü r die Leidenden.

Seit dem 9. September 194j [ regierte in Bulgarien eine ״Vaterländische Regierung“ , die von d a ! Kommunisten dom iniert wurde. Um eine v o ll- ständige Isolation zu vermeiden, bezeigten sie der K irche einiges Entgegen- kommen, trugen nicht nur zur Aufhebung des Schismas, sondern auch zur W ahl eines neuen Oberhauptes be i.

D ie allgemeinen Interessen von Kirche und Regierung führten bald zum E rfo lg . A llerdings handelten die Kommunisten nicht aus Sorge fü r das W ohl der orthodoxen K irche. Das hätte nicht im Einklang m it ihrer Ideo- logie gestanden.

7D. Benbenisti, D ie bulgarische orthodoxe K irche im gemeinsamen K am pf des Volkes fü r die Errettung der bulgarischen Juden vor der Vernichtung (1940-1944) (bulg.), in:

Jahrbuch OKPOE, Sofia, 1979, S. 119.

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D ie von den Kommunisten verkündeten demokratischen Grundsätze - Freiheit des Gewissens, religiöse R edite, V erzicht a u f Einm ischung des Staates in den kirchlichen Synod ־ wurden in der Praxis außer K ra ft ge- setzt. Die regierende kommunistische P artd bekundete ihre traditionelle U nduldsam kdt gegenüber jeder ih r widersprechenden Ideologie. Sie begann einen Ideenkrieg, indem sie Partdorganisationen, gesellschaftliche O rgani- sationen und andere Organe m it athdstischer T ä tig k d t aktivierte. Der K am pf um die Abwendung der A rb d te r von den ״schädlichen religiösen V o ru rtd le n “ is t eine typisch to ta litä re W dse der Behandlung des Problems der Gewissensfreiheit. D abd werden die religiösen R edite und Freihdten deklariert, und bei ihrer Realisierung strebt die kommunistische Regierung danach, den E influß der Religion im Staat zu vermindern. Das fü h rt zur realen Begrenzung der Rechte des Menschen und zu diskrim inierenden Verhältnissen fü r die Gläubigen.

M it der Annahme der Verfassung von 1947 wurde die K irche vom Staat getrennt. 1949 wurde das ״Gesetz über die Glaubensbekenntnisse“ ange- nommen. Dieses Gesetz is t gegen alle religiösen Institutionen gerichtet, aber zum größ t«! T d l b e trifft es die Bulgarische Orthodoxe K irche. E i- gentlich schneidet das Gesetz die religiösen Institutionen der Konfessionen von der Teilnahme am gesellschaftlichen Leben ab. Darüber hinaus schafft es M öglichkdten fü r eine Einmischung der Staatsorgane in innerkirchliche Angelegenheiten. A u f diese W dse verwandelt sich die Trennung von Staat und K irche in ein formales R elikt dner Autonom ie der Kirche.

Die jahrhundertealte Erfahrung und F ähigkdt der orthodoxen K irche zu leben und ihre M ission durchzuführen, optim ale K o rre kth d t suchend, so- w ie auch L o ya litä t und M ita rb d t in den Beziehungen zum Staat, wurden in den Jahren der Regierung der kommunistischen P artd zum Schdn. T rotz des Wandels konnte die K irche jedoch ihre religiöse G rundfunktion bewah- ren.

Die Bulgarische Kirche schätzte die Situation hinsichtlich der kommu- nistischen Regierung rich tig ein. Neben der Frage des Schismas wurde auch die Frage der W iedererrichtung der W ürde dnes Patriarachats ge- stellt. 1953 wurde M etropolit K IR IL V O N P LO V D IV zum Patriarchen gewählt. 1961 wurde das wiedererrichtete bulgarische Patriarchat vom Patriarchat von Konstantinopel o ffiz ie ll anerkannt. So stand es gldchbe- rechtigt neben den anderen Patriarchaten.

Die W iedererrichtung des bulgarischen Patriarchats, die W ahl des P atri- archen und dne aktive internationale T ä tig k d t hoben die A u to ritä t der B ui- garischen Kirche, ih r E influß in der orthodoxen W elt wurde größer.

Was das innere Leben der K irche b e trifft, so haben die K irche und ih r Klerus in diesen Jahren geduldig und ungeachtet der Verfolgungen ih r Kreuz getragen, und die K irche konnte ih r V o lk unversehrt erhalten. D ar- über hinaus g ib t es eine allm ähliche W iederherstellung ihrer Positionen.-Die Bulgarische Orthodoxe Kirche in Geschichte und Gegenwart 153

und vorwiegend junge Leute den Gottesdienst.

Angesichts dieser schwierigen und widersprüchlichen Situation begrüsste die Bulgarische Orthodoxe K irche den politischen Wandel vom 10. N0- vember 1989.

Nach diesem Tage veränderte sich das B ild der Religion in Bulgarien. Es g ib t nicht mehr die ständige K ontrolle der T ätigkeit der Priester und ihrer Fam ilien, welche zuvor in einer ständigen psychischen Anspannung, unter Gespött und Demütigungen hatten leben müssen. Die Veränderung des Systems brachte den Christen die H offnung, daß sich der Staat nicht in die Handlungen der K irche einmisehen werde, und daß sie nicht mehr von Parteibesessenen ve rfo lg t würde. Das Thema ״R eligion“ wurde nun von den Massenmedien bevorzugt. Es begann der D ruck einer grossen Zahl religiöser L ite ra tu r. Nach Jahrzehnten wurden Weihnachten und Ostem wieder o ffiz ie lle Feiertage. Der bislang verbotene Priesterverein wurde w iedererrichtet. D ie Gebäude des als Pionierpalast genutzten Sofioter G eistlichen Seminars wurden zurückgegeben. Die theologische Hochschule wurde w ieder F akultät der Sofioter U niversität. An der U niversität von Täm ovo w urde eine theologische Fakultät neu eröffnet. In P lovdiv wurde das vo r 45 jahren geschlossene Seminar wieder geöffnet. Die tota litäre W eise der ״D uldung der R eligion“ wurde beseitigt. Die Demokratie ver- langte ein bestimmtes ״Image“ , zu dem R eligiosität als obligatorisches A ttrib u t gehörte, und alle erklärten sich als ״gläubige Leute“ . Später wurde kla r, daß der Charakter des Glaubens vieler stark im Gegensatz zur O rtho- doxie stand.

M it der religiösen Unterweisung eines Teils der Fans der Union der de- mokratischen K rä fte befasste sich der Priestermönch C hristofor Säbev (heute C hristo Säbev). Diese Unterweisung beschränkte sich a u f das E rler- nen des ״V ater unser“ und das Anzünden von Kerzen an grossen Plätzen.

Eine reines Schaustück. Das Symbol des Glaubens, die Bei d ite , die Kom - munion usw. sind fü r diese M aischen Details ohne jede Bedeutung.

D er religiöse U nterricht is t immer noch nicht an da ! Schulen vertreten.

Und dort, wo es die Leitung der S chulai erlaubt hat, Religionsstunden d n - zuführen, tragen diese Stunden den Namen ״Religionsgeschichte“ .

D ie orthodoxe K irche, d n historisch gewordenes und erwiesenes Zentrum der nationalen E in h d t, erlebt heute dnige ihrer schwersten Tage, in dner Z d t näm lich, in der das V o lk gespalten und entm utigt ist. Das alles ge- schieht nicht ohne Zutun des Staates. Statt nach ewigen W erten zu verlan- gen wurde die Kirchenspaltung geschaffen, w obd manche Leute nach allerhöchsten Positionen in der Hierarchie strebten. Letzten Endes sind in dem K irch e n strd t dnige nur W erkzeug, insofern nach alter M anier der Bolschewiken die Schattenleute handeln.

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A ls Anschlag gegen die Institution des Patriarchats konnte man die Handlungen einer bestimmten Menschenschicht qualifizieren, die sich dam it befasste, sich der Interessen und Kreise außerhalb des Gebiets der K irche zu bedienen. Die entstandene Kirchenspaltung is t eine riesige Pro- vokation, ausgedacht und ausgeführt im richtigen Moment. M an d a rf nicht denken, daß der in der K irche entastandene K o n flik t nur ein Problem der K irche sei. Es is t ein Problem der bulgarischen Dem okratie im allgemeinen und ihre grosse Heimsuchung. Sie muß sich durch ein ih r gemässes aufklä- rerisches Verhältnis zur K irche unter Beweis stellen.

Was fü r ein Paradox! - P lötzlich verwandelten sich diejenigen, die Ver- folger und Unterdrücker der Gläubigen in 45 Jahren waren, diejenigen, die gegen den R eligionsunterricht sind, in die wütenden Beschützer der Einheit der Religion. M an vergaß, daß die in der K irche entstandenen Probleme nur von ih r selbst zu lösen sind.

O ffensichtlich wurde m it den Veränderungen nach dem 10. November 1989 das religiöse Leben belebt. In der D irektion fü r Religionsangelegen- heiten wurden unter Ausnutzung des geschaffenen Vakuums viele An- schauungsgruppen registriert. Die orthodoxe K irche hat eine w ichtige Frage zu lösen - da ! K am pf gegen die Sektai.

Im Rahmen des religiösen Pluralism us entstanden neben der existierenden und o ffiz ie ll nicht anerkannten Gruppe von Altkalendariem weitere zwei Gruppen, die einander nicht anerkennen.

Die Religion in Bulgarien schützt ihre starken Positionen in der Lebens- weise unseres Volkes tro tz der Unbeständigkeit des Schicksals.

Die sittlichen christlichen N orm ai erweisen ihren lebendigen E influß.

Diese Verbindung der Religion m it der Lebensweise der B ulgara! zeigt die Beständigkeit und die V ita litä t der orthodoxen Kirche. Das macht sie zu einer notwenigen Institution im Leben unseres Volkes.

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