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DESERTIFIKATION IN KENIA

Karte 1

Klima:

1 Feucht

2 Ziemlich Feucht 3 Halbfeucht

4 Halbfeucht bis halbtrocken 5 Halbtrocken

6 Trocken

7 Sehr trocken

Die Entwicklung der Arid and Semi-Arid Lands (ASAL), welche 24 der 46 Distrikte des Landes einschließen, hatte während der Kolonialperiode und der ersten andert-halb Dekaden nach der Unabhängigkeit niedrige Priorität. In diesen ASAL leben über 25 Prozent der kenianischen Bevölkerung bzw. über 6 Millionen Menschen - in der Mehrheit Nomaden, welche Viehwirtschaft betreiben (Pastoralisten) - und über 50 Prozent des kenianischen Viehbestands. Obwohl der Anteil des Viehbestandsek-tors am BSP in den letzten Jahren von 36,6 auf 26,6 Prozent gesunken ist, handelt es sich um einen wichtigen Faktor, insbesondere bei der Arbeitsbeschaffung, denn Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung steigen trotz hoher durchschnittlicher Wachstumsraten. Dem Welfare Monitoring and Evaluation Survey (WMES) zufolge lag der Grad absoluter Armut in den ländlichen Gebieten 1992 bei fast 50 Prozent2, wovon insbesondere die ASAL betroffen sind. Trotz der Anstrengungen, die unter-nommen wurden, um die ASAL zu entwickeln, halten sich die Erfolge bisher sehr in Grenzen, wobei man allerdings berücksichtigen muß, daß viele der Entwicklungspro-jekte durch das fragile Ökosystem der Trockengebiete erschwert werden.

Seit den 70er Jahren3 beginnt man jedoch anzuerkennen, daß die ASAL bedeutende Beiträge zur nationalen Entwicklung leisten können bzw. Weideland in den Trocken-gebieten mittels Viehhaltung am profitabelsten genutzt wird. Dennoch wird die Wie-dewirtschaft der Nomaden immer wieder von großflächigen Planungen bedroht. Im Zuge ‚moderner’ Erziehung und staatlicher Kontrolle erodieren traditionelle Lebens-weise und Ressourcenkontrolle schnell, ohne bislang durch etwas Besseres ersetzt zu werden. Aufgrund dieser Eingriffe und natürlicher Faktoren verliert die betroffene Bevölkerung kontinuierlich Land, Leben und Viehbestand. In Folge greifen viele von ihnen zur Gewalt.

III.1.2 Geschichte von NGOs

Die ältesten NGOs in Kenia4 sind seit langer Zeit in der Wohlfahrtsarbeit involviert.

Vor der Unabhängigkeit 1963 gab es jedoch nur wenige solcher Organisationen, und

2. Im Unterschied zu etwa 30 Prozent in den städtischen Gebieten.

3 . Vgl. Juma, Monika Kathina: Kenya. NGO Coordination During the Somali Refugee Crisis 1990-1993, in: Bennett, John (Hrsg.): Meeting Needs. NGO Coordination in Practice, London 1995, S. 90; vgl. Kenya Pas-toralist Forum: KPF Annual Report Activities 1995-96, S. 1f; vgl. Republic of Kenya: NDP 1994-1996, S.

142f; vgl. Republic of Kenya: NDP 1997-2001, S. 49f, 76.

4. Vgl. Neubert: Die Rolle von NROs, 1995, S.205f; vgl. Fowler, Alan F.: Political Dimensions of NGO Expansion in Africa and the Role of International Aid, unveröffentlichtes Manuskript, 1989; vgl. NGO Coun-cil: The Role of NGOs in Development, S. 62f; vgl. Kobia: The Old and New NGOs, 1985, S. 32.

diese wurden tendenziell von Nicht-Kenianern dominiert. Bei den meisten handelte es sich um christliche Organisationen aus Europa, die von missionarischen Interes-sen geleitet wurden. Afrikanische NGOs entstanden zumeist erst nach der Unabhän-gigkeit. Diese Süd-NGOs waren trotz ihrer Abhängigkeit von Nord-NGOs stärker in der Gesellschaft verankert. In den 70er Jahren nahm die Anzahl von NGOs sehr zu, auch beeinflußt vom Geist des Harambee.

Der Kisuaheli-Begriff Harambee 5 bedeutet ‚zusammenziehen’ und bezieht sich auf die Beschaffung von Spenden, bzw. es werden ‚Ressourcen zusammengezogen’.6 Diese Tradition stammt aus der afrikanischen Kultur mit ihrem uralten, ausgedehn-ten Familiensystem. Seit der Unabhängigkeit bildet die Harambee-Selbsthilfebewe-gung den Rahmen für Volkspartizipation bei Entwicklungsaktivitäten in Kenia und hat einen beträchtlichen Beitrag zur sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung für die gesamte community bzw. zum Aufbau der Nation geleistet. So lag die Finanzierung von Entwicklungsprojekten durch Harambee 1994 im Bereich von 3 bis 11 % der ge-samten öffentlichen Gelder. In vielen Fällen konnten lokale Führer und Organisatio-nen auf derartigen traditionellen Selbsthilfegruppen aufbauen. So hat Harambee zur Entwicklung vieler einheimischer CBOs beigetragen. Die Existenz von zehntausen-den von Frauengruppen, deren Mitglieder in Selbsthilfe und einkommensschaffen-den Aktivitäten zur Verbesserung ihrer Lebensbedingungen engagiert sind, unter-streicht diese Tatsache. Dadurch hat sich in Kenia ein Klima entwickelt, welches dem Wachstum und der Ausdehnung lokaler, nationaler und internationaler NGOs förderlich ist.

Faktoren, die zweifellos auch zum Wachstum des NGO-Sektors in Kenia beigetra-gen haben7, sind das in Afrika vergleichsweise friedliche politische Klima seit der Unabhängigkeit, sowie ein gut etabliertes Kommunikations- und Verkehrsnetz in

5 . Vgl. Ng’ethe / Kanyinga: The Politics of Development Space, 1992, S. 11f, 20; vgl. Ng’ethe, Njuguna:

Harambee and Development Participation in Kenya. The Politics of Peasants and Elite in Kenya with Particular Reference to Harambee Projects in Kiambu District, Ph.D. Thesis, Ontario 1979; vgl. Ng’ethe / Mitullah / Ngunyi: Non-Governmental Organisations, 1990, S. 3; vgl. Berg, R.J.: Non-Governmental Organizations. New Forces in Third World Development and Politics, 1986, S. 4; vgl. Salole, G. M.: Not Seeing the Wood for the Trees. Searching for Indigenous Non-Governmental Organizations in the Forest of Voluntary Self-Helf Associ-ations, Paper Prepared for a Conference on the Role of Indigenous NGOs in African Recovery and Develop-ment, Khartoum, Januar 1988; vgl. NGO Council: The Role of NGOs in DevelopDevelop-ment, S. 39; vgl. Shaw, T. M.:

Popular Participation in Non-Governmental Structures in Africa. Implications for Democratic Development, in:

Africa Today, Vol. 37, 1990, S. 12; vgl. Republic of Kenya: NDP 1994-1996, S. 59, 178f.

6. Ursprünglich wurde ‚Zusammenziehen’ verstanden als ‚gemeinsam etwas anpacken’; heutzutage ist der Begriff vor allem finanziell geprägt, wobei für gewöhnlich jemand zu einer geselligen ‚Harambee‘ - Ver-anstaltung einläd, bei der für einen bestimmten wohltätigen Zweck Geld gesammelt wird.

7 . Vgl. Ng’ethe / Kanyinga: The Politics of Development Space, 1992, S.14-16.

Ostafrika mit Nairobi als Zentrum. Als Konsequenz haben viele Organisationen in Nairobi Regionalbüros etabliert, um von dort aus in anderen Ländern mit schwierige-ren politischen Bedingungen aktiv zu werden. Zugleich mit der wachsenden Zahl von NGOs veränderte sich auch ihre Orientierung8 weg von missionarischer Arbeit und hin zu mehr Nothilfe. Dazu scheinen insbesondere die Trockenheit von 1960/61 und die Fluten von 1961/62 beigetragen zu haben. Zudem zogen zu dieser Zeit eini-ge der städtischen Organisationen in die ländlichen Gebiete, um den Schaden der beiden Katastrophen einzudämmen. In jüngerer Zeit wenden sich eine Reihe von NGOs von Notfallhilfe und Wohlfahrt Entwicklungsaktivitäten zu. Das soll jedoch nicht heißen, daß der Staat im Entwicklungsbereich, welcher zuvor sein Monopol war, nicht mehr aktiv ist.

III.1.3 Anzahl und Finanzen von NGOs

In den späten 70er Jahren wurde die Anzahl von NGOs9 auf etwa 120 geschätzt.

Seitdem ist ihre Zahl kontinuierlich gewachsen. So stieg sie bis 1988 auf 400 NGOs an. Im September 1995 waren im gesamten Land 452 Organisationen registriert, En-de 1997 schon 854, Mitte 1999 sogar 935.10 1996 waren von den registrierten NGOs 75 % lokalen Ursprungs und 25 % fremden Ursprungs, wobei der prozentuale Anteil nationaler NGOs (von ca. 30 %) deutlich gestiegen ist. Mehrere hundert weitere An-träge werden momentan bearbeitet, und pro Woche erhält das NGO Bureau11 durch-schnittlich sieben neue Bewerbungen zur Registrierung. Die Zahl der nicht-regist-rierten NGOs liegt vermutlich um einiges höher. So gibt es zusätzlich immer noch

8 . Vgl. Ng’ethe / Kanyinga: The Politics of Development Space, 1992, S. 5f; vgl. NGO Council: The Role of NGOs in Development, S.63; vgl. Kanyinga, H. K.: The Role of NGOs in Creating Local Capacity Building for Development. The Case of Meru District, Kenya, Nairobi 1990; vgl. Kobia: The Old and New NGOs, 1985.

9 . Vgl. Ng’ethe / Mitullah / Ngunyi: Non-Governmental Organisations, 1990, S. 4; vgl. Bratton: The Po-litics of Government-NGO Relations in Africa, 1989; vgl. Fowler, Alan F.: New Scrambles for Africa. Non-Go-vernmental Organizations and their Donors in Kenya, Nairobi 1989; vgl. Ng’ethe / Kanyinga: The Politics of Development Space, 1992, S. 13, 37f; vgl. InterAction: Diversity in Development. US Voluntary Assistance to Africa, American Council for Voluntary International Action, Washington 1986; vgl. Kenya National Council of Social Services (KNCSS): Directory of Non-Governmental Voluntary Organizations in Kenya, Nairobi 1988;

vgl. The National Council of NGOs (NGO Council): 1996 Guide to Members, Nairobi 1996, S. 4; vgl. Non-Go-vernmental Organizations Bureau, Co-ordination Board: Fostering Co-operation and Partnership Develop-ment, Nairobi 1996 (Informationsbroschüre); vgl. Neubert: Die Rolle von NROs, 1995, S.198f; vgl. Lekyo, C. / Mirikau, A. (Hrsg.): A Directory of (Non-Government) Voluntary Organizations in Kenya, Nairobi 1988; In-terview mit Vertretern vom NGO Council; InIn-terview mit Vertretern vom NGO Board.

10 . Einschließlich etwa 100 kirchliche und andere religiöse Gruppierungen.

11 . Vgl. diese Arbeit, III.1.7.

verschiedene NGOs, die statt unter dem NGOs Act12 unter anderen legalen Syste-men wie dem Societies Act oder dem Companies Act oder als Netzwerk-tion operieren. Der breiteren DefiniNetzwerk-tion zufolge (freiwillige, uneigennützige Organisa-tion, registriert und unregistriert) arbeiten in Kenia heute etwa 30,000 NGOs. Zu den bekanntesten zählen die NGO-Dachorganisation KENGO (Kenya Energy and Envi-ronment Organizations), EcoNews Africa (ENA) und das EnviEnvi-ronment Liaison Center International (ELCI).Dazu kommen 20.000 - 40.00013 CBOs, einschließlich Frauen-gruppen, Harambee-Selbsthilfegruppen sowie traditionelle und kulturelle Organisa-tionen, deren Zahl vor allem deshalb so unklar ist, weil viele von ihnen nicht regist-riert sind.

Der Mangel an systematischem Wissen zu NGOs und ihren Aktivitäten macht es schwierig, aktuelle Zahlen zur Finanzierung von NGOs14 in Kenia zu finden, denn NGOs geben selten finanzielle Informationen aus. Einige Quellen weisen jedoch darauf hin, daß NGOs in Kenia jedes Jahr bedeutende Ressourcenmengen erhalten.

Eine IDS-Untersuchung von 1992 zu 39 NGOs in verschiedenen Bereichen ergab für 1989 einen Gesamtbudget von US$ 10 Millionen, 1990 und 1991 entsprechend US$ 11 und US$ 12 Millionen. Bennett’s Schätzungen sprechen sogar von US$ 35 Millionen. Im Vergleich zu staatlichen Beiträgen sind die Zahlen von NGOs jedoch gering, wenn auch ihr professioneller Beitrag bedeutend sein mag. 1990 betrug die Entwicklungshilfe für Kenia beispielsweise 1 Milliarde US$, so daß der prozentuale Anteil des NGO-Sektors nur bei etwa 10 Prozent liegt (Bennet zufolge bei 35 %).

In Kenia definiert der KNCSS drei Kategorien15 von NGOs: Geldgeber-NGOs, opera-tionale NGOs und Dachorganisationen. Geldgeber-NGOs (z.B. Honoratioren-NGOs, Nord-NGOs16) gewähren Zuschüsse, Spenden oder Schenkungen, mittels derer Ent-wicklungsaktivitäten vor Ort realisiert werden. Operationale NGOs führen ihre

12 . Vgl. diese Arbeit, III.1.7.

13 . Allerdings ist die Grenze zwischen NGOs und CBOs teilweise fließend.

14 . Vgl. Ng’ethe / Kanyinga: The Politics of Development Space, 1992, S. 17, 32f; vgl. Lekyo, C.: Recom-mendation to the Government of Kenya on Supportive Policy and Legislation for Voluntary, Profit Non-Governmental Organisation’s Development and Welfare Activities. A Survey Report on Supportive Policy Framework for Voluntary Profit Development Action in Kenya, Nairobi 1989; vgl. Fowler, Alan F.: Non-Governmental Organisations and Development in Kenya. A Paper Presented in a Workshop on ‚Into the 1990s - NGOs during the Current Development Plan and Beyond’, Nairobi 1989; vgl. Institute for Development Stu-dies (IDS): Non-Governmental Organisations (NGOs) Activities in Kenya. Local Capacity Building and Com-munity Mobilisation, Ongoing Study, Nairobi 1992; vgl. NGO Task Force: Towards a New Vision for Non-Go-vernmental Organisations in Development, Nairobi 1991; vgl. Bennett: Meeting Needs, 1995, S. xv; vgl. Juma:

Kenya, 1995, S. 89.

15 . Vgl. NGO Council: The Role of NGOs in Development, S. 65.

16. Vgl. Neubert: Die Rolle von NROs, 1995, S.206f.

Projekte allein oder in Zusammenarbeit mit anderen Organisationen durch. Dachor-ganisationen sind Netzwerk-OrDachor-ganisationen von NGOs.

III.1.4 Aktivitäten von NGOs

NGOs sind in verschiedenste sektorale Aktivitäten17 involviert, sei es in den Berei-chen capacity building,einkommenschaffende Maßnahmen, Energie, Ernährung, Er-ziehung, Familienpolitik, Gesundheit, Landwirtschaft, Recht, Umweltschutz, Obdach, Wasser, etc. Dabei schwanken allerdings die prozentualen Angaben zum jeweiligen Bereich erheblich: Kanyinga zufolge sind über 173 NGOs in Erziehung und Training involviert, jeweils 115 in community development und in integrierten sektoralen Ent-wicklungsprojekten, und 50 NGOs in landwirtschaftlicher Entwicklung. Neubert18 ord-net die Hälfte der kenianischen NGOs im Wohlfahrts- und Entwicklungsbereich ein, und das NGO-Council19 spricht von einem Drittel klasischer Entwicklungsaktivitäten von NGOs.

Im Unterschied zu staatlichen Aktivitäten, welche sich auch auf Großprojekte kon-zentrieren, sind NGO-Projekte20 tendenziell eher kleinflächig und zeichnen sich durch soziale Überschaubarkeit aus. NGOs nehmen für sich selbst gern die Rolle des Innovators in Anspruch, beispielsweise verbreitete die NGO KENGO als erste den energiesparenden Ofen und den standortgerechten Landbau. Aber auch staatli-che Akteure spielen bei Pilotprojekten oft eine Rolle, beispielsweise im Hinblick auf viele Produkte der angepaßten Technologie.

III.1.5 Staatliche Dezentralisierung

Der graduelle staatliche Dezentralisierungsprozess21 begann in Kenia in den späten 60er Jahren. Das Special Rural Development Program (SRDP) von 1970 hatte die Dezentralisierung von sechs Distrikten zum Ziel. In den frühen 80er Jahren

17 . Vgl. Ng’ethe / Kanyinga: The Politics of Development Space, 1992, S. 22-26, 32f; vgl. Kanyinga: The Role of NGOs, 1990.

18. Vgl. Neubert: Die Rolle von Nicht-Regierungsorganisationen, 1995, S.198.

19 . Vgl. NGO Council: The Role of NGOs in Development, S.70f; vgl. Kanyinga: The Role of NGOs, 1990.

20. Vgl. Neubert: Die Rolle von NROs, 1995, S.199f; vgl. Opole, M.: The Introduction of the Kenya Jiko Stove. A Kengo Experience, in: Carr, M. (Hrsg.): Sustainable Industrial Development, New York 1988, S. 1-32; vgl. Tendler: Turning Private Voluntary Organizations into Development Agencies, 1982, S. 108.

21 . Vgl. Ng’ethe / Kanyinga: The Politics of Development Space, 1992, S. 19f; vgl. Makokha, Joseph: The District Focus for Rural Development. Conceptual and Management Problems, Nairobi 1985; vgl. Mbithi, Phi-lip: Rural Sociology and Development. Its Applications in Kenya, Nairobi 1982; vgl. NGO Council: The Role of NGOs in Development, S.57-60; vgl. Republic of Kenya, NDP 1994-1996, S. 178f, 257f, 275f.

unternahm die Regierung weitere Schritte zur Dezentralisierung. Konkret wollte sie die Erklärung des NDP von 1979-1983 realisieren, derzufolge die Distrikte operatio-nale Zentren für ländliche Entwicklungsplanung und -durchführung sind. So entstand 1983 die District Focus Strategy for Rural Development (DFSRD). Unter DFSRD sollten die Distrikte größtenteils für die Planung und Koordination von Projekten ver-antwortlich sein, unter anderem mittels Verlagerung von Geldern und Personal auf die Distriktebene. Dabei beabsichtigte DFSRD, die Bürger aktiv an Entwicklungspla-nung und -durchführung zu beteiligen. Ausgehend von der Bedürfnisanalyse der Menschen stellt dezentralisierte Distriktplanung einen Rahmen zur Verfügung, der es erlaubt, diese Bedürfnisse in die nationalen Entwicklungsziele zu integrieren. Als Resultat entstanden eine Anzahl von Entwicklungsinstitutionen und -autoritäten auf lokaler Ebene, insbesondere22 District Development Committees (DDCs), die als Ka-näle für Entwicklungspartizipation fungieren sollen, und District Executive Commit-tees (DECs), welche die District Development Plans (DDPs)23 vorbereiten. Dabei entfernte man die entsprechenden Planungsbereiche vom Ministry of Economic Planning and Development.

Bereits im Rahmen von DFSRD24 hat sich der Staat explizit verpflichtet, NGO-Aktivi-täten in den lokalen Entwicklungsprozess zu integrieren. So merkt der Entwicklungs-plan für die Periode 1989-1993 beispielsweise an, daß

…since NGOs have become increasingly involved in development activities these efforts will be strengthened by DFRD, through which NGOs, in collaboration with DDCs, community groups and local autho-rities will enhance the process of local participation in the development projects...25

22 Außerdem Provincial Planning Officers (PPOs), District Environment Officers (DEOs) und District Environment Protection Officers (DEPOs); vgl. Government of the Republic of Kenya: The Kenya National Environment Action Plan (NEAP), Nairobi 1994, S. 18.

23 . Die DDPs werden seit den 70er Jahren vorbereitet, wobei jeder Distrikt für die nächsten vier Jahre im Rahmen des NDP seinen eigenen Entwicklungsplan ausarbeitet; vgl. Republic of Kenya: NDP 1994-1996, S.

276.

24 . DFSRD wird auch DFRD genannt.

25 . Übersetzung: ...da NGOs in wachsendem Maße in Entwicklungsaktivitäten involviert sind, werden diese Anstrengungen durch DFRD gestärkt werden, wodurch NGOs, in Zusammenarbeit mit DDCs, Gruppen von communities sowie lokalen Autoritäten, den Prozeß lokaler Partizipation in den Entwicklungsprojekten verbessern werden...; vgl. Republic of Kenya: National Development Plan for the Period 1989 to 1993, Nairobi 1988, S. 260.

Der Projektprozess26 läuft dabei so ab, daß zunächst die NGO ihren Vorschlag an Geldgeber schickt. Im Falle einer Zusage existiert in Folge kein offizieller politischer Prozess. Die NGO tut aber gut daran, mit den Mitgliedern des DDC zusammenzuar-beiten. Der Prozess durch den DDC kann negativ als Kontrolle interpretiert werden, ist allerdings auch notwendig, um eine unnötige Verdoppelung von Anstrengungen zu vermeiden, und um NGOs zu beraten, wo ihr Einsatz am sinnvollsten ist.

Im Rückblick hatten SRDP und DFSRD allerdings nicht den gewünschten Erfolg.

Beide Einrichtungen sind immer noch stark von kolonialen Strukturen geprägt und deshalb nicht imstande, auf neue sozioökonomische und kulturelle Anforderungen zu reagieren. Zu den bürokratischen Schwächen27 zählt insbesondere die ungebro-chene Dominanz vertikaler Organisations- und Kommunikationslinien, welche zu Verwirrung, Verdopplung und Ineffizienz geführt hat: