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Demographischer Wandel und Regionalbanken in Deutschland

3 Demographischer Wandel und Bankensektor - Literaturüberblick

3.2 Demographischer Wandel und Regionalbanken in Deutschland

Neben der Literatur zu den Konsequenzen von Alterungs- und Schrumpfungs-prozessen für den Bankensektor im Allgemeinen, existiert ein Literaturzweig, der einen direkteren Bezug zur vorliegenden Arbeit hat und im Folgenden vor-gestellt werden soll.

Als Ausgangspunkt der systematischen wissenschaftlichen Beschäftigung mit dem Themenkomplex „Demographischer Wandel und Regionalbanken“

können zwei Arbeiten von Rosar [2006] und Rosar/Queck [2007] betrachtet werden. In Rosar/Queck [2007] werden die Ergebnisse einer ersten Umfrage unter deutschen Sparkassen präsentiert. Insgesamt kommen die Autoren zum Ergebnis, dass die Risiken und die Handlungsnotwendigkeiten, die sich aus der zu erwartenden Bevölkerungsdynamik ergeben, von den meisten Instituten durchaus erkannt werden. Dies gilt umso mehr, je stärker die Region der Spar-kasse bereits von negativen demographischen Veränderungen betroffen ist bzw.

kurzfristig betroffen sein wird. Jedoch müssen die Verfasser konstatieren, dass sich die erkannten Entwicklungen mit Ausnahme einzelner Leuchtturmprojekte nicht ausreichend in der strategischen Konzeption der Sparkassen widerspiegeln.

Im Rahmen des von der Wissenschaftsförderung der Sparkassen-Finanzgruppe e.V. finanzierten Projekts „Banking in schrumpfenden Regionen“, das an der Universität Rostock durchgeführt wurde, konnten zeitlich nachgela-gert weitere Erkenntnisse über die potentiellen Auswirkungen des Demographi-schen Wandels für Sparkassen gewonnen werden.

43 Die Internationalisierung als Reaktion auf nationale demographische Veränderungen wird bspw. in Gruber [2003] näher beleuchtet.

Anlage- und Vermögensberatern, die internationale Diversifikation43, spezielle Marketingstrategien für die Zielgruppe 50+, sowie die Stärkung bzw. Neuaus-richtung der Filialstruktur auf prosperierende städtische, stadtnahe oder sogar ausländische Regionen. Diese Gebiete werden zukünftig zu den beliebten Desti-nationen und präferierten Alterssitzen von älteren Kunden zählen (Schmitz [2007] 116).

3.2 Demographischer Wandel und Regionalbanken in Deutschland

Neben der Literatur zu den Konsequenzen von Alterungs- und Schrumpfungs-prozessen für den Bankensektor im Allgemeinen, existiert ein Literaturzweig, der einen direkteren Bezug zur vorliegenden Arbeit hat und im Folgenden vor-gestellt werden soll.

Als Ausgangspunkt der systematischen wissenschaftlichen Beschäftigung mit dem Themenkomplex „Demographischer Wandel und Regionalbanken“

können zwei Arbeiten von Rosar [2006] und Rosar/Queck [2007] betrachtet werden. In Rosar/Queck [2007] werden die Ergebnisse einer ersten Umfrage unter deutschen Sparkassen präsentiert. Insgesamt kommen die Autoren zum Ergebnis, dass die Risiken und die Handlungsnotwendigkeiten, die sich aus der zu erwartenden Bevölkerungsdynamik ergeben, von den meisten Instituten durchaus erkannt werden. Dies gilt umso mehr, je stärker die Region der Spar-kasse bereits von negativen demographischen Veränderungen betroffen ist bzw.

kurzfristig betroffen sein wird. Jedoch müssen die Verfasser konstatieren, dass sich die erkannten Entwicklungen mit Ausnahme einzelner Leuchtturmprojekte nicht ausreichend in der strategischen Konzeption der Sparkassen widerspiegeln.

Im Rahmen des von der Wissenschaftsförderung der Sparkassen-Finanzgruppe e.V. finanzierten Projekts „Banking in schrumpfenden Regionen“, das an der Universität Rostock durchgeführt wurde, konnten zeitlich nachgela-gert weitere Erkenntnisse über die potentiellen Auswirkungen des Demographi-schen Wandels für Sparkassen gewonnen werden.

43 Die Internationalisierung als Reaktion auf nationale demographische Veränderungen wird bspw. in Gruber [2003] näher beleuchtet.

Ein Ansatzpunkt war hier eine weitere Befragung von 112 Sparkassen (Con-rad/Neuberger [2007]) zum Einfluss von „Alterung und Abwanderung“ auf Er-tragslage und Geschäftspolitik (d.h. Produkt-, Distributions- und Mitarbeiterpo-litik), deren wesentliche Ergebnisse in Neuberger/Conrad [2008] zusammenge-fasst werden. Grundsätzlich scheinen sich die befragten Sparkassen der demo-graphischen Herausforderung sehr bewusst zu sein, erwarten aber im Durch-schnitt keine dramatisch negativen Auswirkungen auf ihre mittelfristige Ertrags-situation. Der Demographische Wandel wird aus Sicht der Sparkassen die

„Wirtschaftliche Grundlage“ der Institute nicht maßgeblich gefährden und auch die Geschäftspolitik insgesamt nur mäßig beeinflussen. Obwohl im Vergleich zur Befragung von Rosar [2007] ein gesteigertes Aktivitätsniveau zu erkennen ist, fällt zum Erhebungszeitpunkt die Reaktion der Sparkassen auf die erwarteten demographischen Prozesse eher noch moderat aus. So plante oder besaß nur et-wa jede vierte Sparkasse eine Projektgruppe zu demographischen Themen. Ins-gesamt wird zudem deutlich, dass die teilnehmenden Institute eher den Prozess der Alterung als die Abwanderung als Problem sehen.

Aufbauend auf den Befragungsergebnissen versucht Conrad [2008] mit Hil-fe einer theoretisch fundierten empirischen Untersuchung Wirkungszusammen-hänge zwischen demographischen Faktoren und der Ertragslage von Sparkassen zu identifizieren. Er kommt in einer Querschnittsregression für das Jahr 2005 zum Ergebnis, dass der Ertrag (Zins- und Provisionsüberschuss je Einwohner) neben anderen Einflussfaktoren positiv von der Kaufkraft und vom Anteil der über 75-Jährigen an der Bevölkerung abhängt. Negativ wirken die Veränderung der Einwohnerdichte in einem 5-Jahreszeitraum und die Anzahl der Konkur-renzfilialen je Sparkassengeschäftsstelle. Eine schrumpfende Bevölkerung geht somit mit steigenden Erträgen einher, was vom Autor auf eine sinkende Wett-bewerbsdynamik zurückgeführt wird, da sich private und Genossenschaftsban-ken im Betrachtungszeitraum deutlich aus solchen unattraktiven Regionen zu-rückgezogen bzw. ihre Geschäftstätigkeit dort eingeschränkt haben. Im Ergebnis wirkt somit eine alternde und schrumpfende Bevölkerung erst einmal positiv auf die Ertragslage, insbesondere wenn dadurch zusätzlich auch die Wettbewerbsin-tensität sinkt und beispielsweise Konkurrenzfilialen geschlossen werden. Da je-doch in Regionen mit Alterungs- und Schrumpfungsprozessen tendenziell auch die Wirtschafts- und Kaufkraft zurückgeht, sieht der Autor im Demographischen Wandel eine Gefahr für die Ertragslage von Sparkassen, die in solchen Gebieten tätig sind. Die konkreten Auswirkungen werden dabei aber nicht weiter quanti-fiziert oder eingeordnet.

In Conrad et al. [2009], einer Erweiterungen der obigen Analyse, steht die Frage im Mittelpunkt, inwiefern die Wirtschaftlichkeit der Sparkassen von den in Conrad [2008] ermittelten relevanten regionalen und demographischen „Um-feldfaktoren“ beeinflusst wird. Diese Fragstellung ist von Bedeutung, da in der Effizienz eine Grundlage für die dauerhafte Sicherung der Geschäftstätigkeit zu sehen ist. Zur Beantwortung wird von den Verfassern eine zweistufige empiri-sche Effizienzanalyse durchgeführt. In der ersten Stufe werden für die Sparkas-sen mit Hilfe der Data-Envelopment-Analyse individuelle Effizienzwerte ermit-telt. Diese Effizienzwerte werden im zweiten Schritt den oben angeführten

„Umfeldfaktoren“ (Kaufkraft, Bevölkerungsdichte, Anteil der über 75-jährigen an der Bevölkerung und lokale Konkurrenzsituation bzw. Veränderungen und Interaktionsterme dieser Größen) gegenübergestellt. Hierzu werden mehrere Re-gressionen geschätzt, in die zusätzlich einige relevante Kontrollvariablen ein-fließen. Ziel ist es, die Wirkungszusammenhänge zwischen Effizienz und insbe-sondere den demographischen Faktoren zu ermitteln.

Es zeigt sich in der ersten Stufe, dass relativ viele effiziente Institute in Westdeutschland beheimatet sind, wo die Varianz im Vergleich zu Ostdeutsch-land wesentlich größer ist. Die ostdeutschen Sparkassen weisen somit ein größe-res Maß an Homogenität, d.h. geringere Effizienzunterscheide auf. Im Allge-meinen sind Sparkassen in wirtschaftlich schwachen Gegenden zwar homoge-ner, verfügen aber dafür über eine geringere Effizienz als Sparkassen in starken Regionen. Ein weiteres interessantes Ergebnis ist, dass die effizientesten Spar-kassen sich sowohl in wirtschaftlich sehr starken und dicht besiedelten aber auch in ökonomisch schwachen bzw. peripheren Gebieten befinden.

In der zweiten Stufe zeigt sich, dass die „Umfeldfaktoren“ durchaus relevant für die Effizienz der Sparkassen sind. Das Alter der Bevölkerung ist insbesonde-re für schrumpfende Regionen von Bedeutung. Hier besteht ein negativer Zu-sammenhang zwischen dem Anteil älterer Personen und den ermittelten Effizi-enzmaßen. Dies führen die Autoren auf die spezielle Produktnachfragestruktur älterer Personen zurück. Erstens besteht bei dieser Personengruppe tendenziell eine geringere Nachfrage nach Finanzdienstleistungen. Zweitens fragen sie in der Regel standardisierte Produkte nach, die über ein kostenintensives Filialnetz vertrieben werden müssen. Es zeigt sich weiter, dass Institute, die sich hinsicht-lich ihrer Größe (noch) nicht an ihre schrumpfende Umgebung angepasst haben, ein tendenziell niedrigeres Effizienzniveau aufweisen. Insgesamt sprechen die Ergebnisse jedoch dafür, dass die Adaption der Sparkassen in ökonomisch und demographisch unvorteilhaften Regionen bereits jetzt verhältnismäßig gut ge-lungen ist, da die Banken dort über relativ hohe Effizienzwerte verfügen.

In Conrad et al. [2009], einer Erweiterungen der obigen Analyse, steht die Frage im Mittelpunkt, inwiefern die Wirtschaftlichkeit der Sparkassen von den in Conrad [2008] ermittelten relevanten regionalen und demographischen „Um-feldfaktoren“ beeinflusst wird. Diese Fragstellung ist von Bedeutung, da in der Effizienz eine Grundlage für die dauerhafte Sicherung der Geschäftstätigkeit zu sehen ist. Zur Beantwortung wird von den Verfassern eine zweistufige empiri-sche Effizienzanalyse durchgeführt. In der ersten Stufe werden für die Sparkas-sen mit Hilfe der Data-Envelopment-Analyse individuelle Effizienzwerte ermit-telt. Diese Effizienzwerte werden im zweiten Schritt den oben angeführten

„Umfeldfaktoren“ (Kaufkraft, Bevölkerungsdichte, Anteil der über 75-jährigen an der Bevölkerung und lokale Konkurrenzsituation bzw. Veränderungen und Interaktionsterme dieser Größen) gegenübergestellt. Hierzu werden mehrere Re-gressionen geschätzt, in die zusätzlich einige relevante Kontrollvariablen ein-fließen. Ziel ist es, die Wirkungszusammenhänge zwischen Effizienz und insbe-sondere den demographischen Faktoren zu ermitteln.

Es zeigt sich in der ersten Stufe, dass relativ viele effiziente Institute in Westdeutschland beheimatet sind, wo die Varianz im Vergleich zu Ostdeutsch-land wesentlich größer ist. Die ostdeutschen Sparkassen weisen somit ein größe-res Maß an Homogenität, d.h. geringere Effizienzunterscheide auf. Im Allge-meinen sind Sparkassen in wirtschaftlich schwachen Gegenden zwar homoge-ner, verfügen aber dafür über eine geringere Effizienz als Sparkassen in starken Regionen. Ein weiteres interessantes Ergebnis ist, dass die effizientesten Spar-kassen sich sowohl in wirtschaftlich sehr starken und dicht besiedelten aber auch in ökonomisch schwachen bzw. peripheren Gebieten befinden.

In der zweiten Stufe zeigt sich, dass die „Umfeldfaktoren“ durchaus relevant für die Effizienz der Sparkassen sind. Das Alter der Bevölkerung ist insbesonde-re für schrumpfende Regionen von Bedeutung. Hier besteht ein negativer Zu-sammenhang zwischen dem Anteil älterer Personen und den ermittelten Effizi-enzmaßen. Dies führen die Autoren auf die spezielle Produktnachfragestruktur älterer Personen zurück. Erstens besteht bei dieser Personengruppe tendenziell eine geringere Nachfrage nach Finanzdienstleistungen. Zweitens fragen sie in der Regel standardisierte Produkte nach, die über ein kostenintensives Filialnetz vertrieben werden müssen. Es zeigt sich weiter, dass Institute, die sich hinsicht-lich ihrer Größe (noch) nicht an ihre schrumpfende Umgebung angepasst haben, ein tendenziell niedrigeres Effizienzniveau aufweisen. Insgesamt sprechen die Ergebnisse jedoch dafür, dass die Adaption der Sparkassen in ökonomisch und demographisch unvorteilhaften Regionen bereits jetzt verhältnismäßig gut ge-lungen ist, da die Banken dort über relativ hohe Effizienzwerte verfügen.