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Besprechung der Arten

Im Dokument iß Forschungsinstitut (Seite 142-150)

NEMASTOMATIDAE - FADENKANKER (8)

4. Spalte: STRATUM (ST)

3.3.4 Die Arten

3.3.4.1 Besprechung der Arten

In den folgenden Kurzkapiteln werden alle nachgewiesenen Arten mit ihrem Status in den Roten Listen der Länder der Bundesrepublik Deutschland, der Anzahl der Funde in Kern- und Vergleichsfläche, ihrer Verbreitung, ihrem Vorkommen im Gebiet und ihrer Ökologie kurz besprochen. Die Angaben zur Verbreitung der Arten in Hessen beziehen sich vornehmlich auf die Angaben in der Literatur (MARTENS

1978, MÜLLER 1984) und vor allem auch eigene unveröffentlichte Funde. Soweit die Fangzahlen ausreichend waren, wurden die Daten zur Phänologie in einer Abbildung dargestellt. Generell wurden dabei auch die Daten der Juvenilen dargestellt, was aber bei den beiden Arten der Gattung Oligolophus nicht möglich war, da die Jugendstadien dieser beiden Arten nicht bestimmt werden konnten.

e Nemastoma lugubre (Nemastomatidae - Fadenkanker) [Funde GF: 60, KF: 56, VF: 4]

Verbreitung: Die Art hat eine subatlantisch-europäische Verbreitung und ist in Hessen weit verbreitet und im allgemeinen häufig.

Vorkommen im Gebiet: N. lugubre wurde ausschließlich mit Bodenfallen und in mehr als drei Exemplaren ausschließlich in den Fallen NH 1 (Wegrand) und NH 3 (Blaubeeren) gefangen. Weitere Fänge mit 1-3 Individuen gelangen an den Fallenstandorten NH 2 (Fichten), NH 8 (Schonung) und NH 10 (Blaubeeren). Die Art ist damit nicht im gesamten Untersuchungsgebiet zu finden. Die höchste Aktivitätsdichte fand sich im Untersuchungsgebiet am Wegrand der Kernfläche (NH 1) mit 36 Tieren.

Dies ist der feuchteste Bereich im Naturwaldreservat und bedingt auch eine deutliche Ungleichverteilung dieser und anderer hygrophiler Arten auf der Kern- und der Vergleichsfläche.

Ökologie: Vorkommen der Art finden sich aufgrund der Hygrophilie fast ausschließlich in beschattetem Gelände. Dies können Wälder ebenso sein wie Hecken oder Hochstaudenfluren. Die Art ist eurychron, wobei das Aktivitätsmaximum nach MARTENS (1978) in den Monaten September bis November zu finden ist. In der vorliegenden Untersuchung wurden bei insgesamt geringen Fangzahlen die höchsten Individuenzahlen im August festgestellt.

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Leerungs datum der Fallen

Abb. 1: Phänologie von Nemastoma lugubre in den Fallenfängen

• Paranemastoma quadripunctatum (Nemastomatidae - Fadenkanker) [Rote Liste SN: 3, ST: 2 - Funde GF: 59, KF: 55, VF: 4]

Verbreitung: Nach MARTENS (1978) ist die Art mitteleuropäisch-montan verbreitet. In Hessen ist sie in allen Landesteilen zu finden, häufiger aber nur in sehr feuchten Bereichen.

Vorkommen im Gebiet: Die Art hat einen deutlichen Schwerpunkt am Bodenfallenstandort NH 1 (Wegrand) der Kernfläche mit insgesamt 52 Individuen. An weiteren fünf Bodenfallenstandorten wurden 1-2 Tiere nachgewiesen. Auch diese Art ist damit nicht im gesamten Untersuchungsgebiet zu finden, und es ist durch die Konzentration der feuchtesten Stellen in der Kernfläche eine deutliche Ungleichverteilung zwischen den beiden Teilflächen festzustellen (siehe auch bei Nemastoma lugubre).

Ökologie: P. quadripunctatum lebt überwiegend in beschattetem Gelände und ist im allgemeinen deutlich stärker hygrophil als Nemastoma lugubre. Sie hat einen einjährigen Entwicklungszyklus mit einer Hauptreifezeit der Jungtiere im Frühjahr. In ihrer Phänologie ist sie eurychron, mit einem Aktivitätsmaximum im Sommer. Im Untersuchungsgebiet wurde die größte Aktivität, wie im gleichzeitig untersuchten Naturwaldreservat "Niddahänge bei Rudingshain" (MALTEN 1999), in den Monaten Juli und August festgestellt, was sich mit den Angaben in MARTENS (1978) deckt.

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Leerungs datum der Fallen

Abb. 2: Phänologie von Paranemastoma quadripunctatum in den Fallenfängen

• Lacinius ephippiatus (Phalangiidae - Schneider) [Rote Liste ST: 3 - Funde GF: 59, KF: 39, VF: 20]

Verbreitung: Vom Typ her ist er nach MARTENS (1978) den Arten mit europäischer (überwiegend atlantischer) Verbreitung zuzuordnen. In Hessen ist er allgemein verbreitet und nicht selten.

Vorkommen im Gebiet: Die Art wurde an acht der 13 Bodenfallenstandorte gefangen und fast ausschließlich mit dieser Methode nachgewiesen. Auffälligerweise fehlt die Art im Habitat "Streu"

(NH 4, NH 6 und NH 13). Dies deutet darauf hin, daßL. ephippiatus in der vegetationsfreien Streu als hygrophile Art keine ausreichenden Lebensbedingung (Feuchte) findet, was auch schon im parallel bearbeiteten Naturwaldreservat "Niddahänge östlich Rudingshain" beobachtet (MALTEN 1999) wurde.

Ökologie: Nach MARTENS (1978) ist die Art hygrophil und besiedelt besonders bodenfeuchte Waldgesellschaften mit üppiger Krautschicht. Außerhalb der Wälder und Gebüsche ist sie nur bei ausreichender Bodenfeuchte und dichter Vegetationsbedeckung anzutreffen. Die Hauptaktivitätszeit liegt im Juli und August, die letzten Individuen treten in der Regel spätestens Anfang Oktober auf, was durch die vorliegende Untersuchung bestätigt wird.

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Leerungs datum der Fallen

Abb. 3: Phänologie von Lacinius ephippiatus in den Fallenfängen

• Leiobunum blackwalli (Phalangiidae - Schneider) [Funde GF: 2, KF: 0, VF: 2]

Verbreitung: Die Art ist vom Verbreitungstyp her europäisch-atlantisch (MARTENS 1978). In Hessen ist sie weit verbreitet und wahrscheinlich auch nicht selten. Im Hohen Vogelsberg erreicht sie bereits die Grenze ihrer Vertikalverbreitung, da sie nach MARTENS (1978) in den Mittelgebirgen kaum über 800 m anzutreffen ist.

Vorkommen im Gebiet: Lediglich zwei Männchen wurden in je einem Stammeklektor an lebenden Buchen in der Vergleichsfläche gefangen.

Ökologie: Nach MARTENS (1978) ist L. blackwalli eine euryöke Art mit deutlicher Bevorzugung schattiger Biotope mit hoher Luftfeuchtigkeit und stenochron hochsommer- und herbstreif. PLATEN et

al. (1991) geben sie als stenochron herbstreif an, was sich mit den zwei hier vorliegenden Fängen im Oktober und November deckt.

• Leiobunum rotundum (Phalangiidae - Schneider) [Funde GF: 1,KF:0, VF: 1]

Verbreitung: L. rotundum ist eine europäisch-atlantische Art, die in Hessen weit verbreitet und nicht selten ist.

Vorkommen im Gebiet: Ein Weibchen wurde am 11.10.1990 in einem Stammeklektor an einer lebenden Buche (NH 33) in einem offenen Bereich (Schlagflur) der Vergleichsfläche gefunden.

Ökologie: Diese euryöke Art, die vorzugsweise in lichten Gehölzen und Wäldern anzutreffen ist, besiedelt auch sehr häufig stärker anthropogen beeinflußte Gebiete wie Gärten und Parks. In baum-und gebüschfreien Offenlandbereichen fehlt sie bei uns weitgehend. L. rotbaum-undum ist nach MARTENS (1978) stenochron sommer- bis herbstreif (MARXENS 1978).

• Lophopilio palpinalis (Phalangiidae - Schneider) [Funde GF: 236, KF: 132, VF: 104]

Verbreitung: MARTENS (1978) nennt als Verbreitungstyp „(mittel-) europäisch - (sub-) atlantisch". In Hessen ist sie weit verbreitet und nicht selten.

Vorkommen im Gebiet: Es ist nach Mitopus mono die zweithäufigste Art in den Fängen dieser Untersuchung. Die Nachweise an fast allen Bodenfallenstandorten zeigen die weite Verbreitung der Art im Untersuchungsgebiet. Lediglich ein Exemplar wurde nicht mit den Bodenfallen, sondern im Zelteklektor der Vergleichsfläche (NH 150) gefangen.

Ökologie: L. palpinalis ist eine (hemi-) hygrophile Waldform (MARTENS 1978), die unterschiedlichste Wälder besiedelt. In der Regel wird die Art bei uns nicht außerhalb des Waldes gefunden. In den stärker humiden Klimaten, wie etwa in der Hochrhön oder auch im Vogelsberg, besiedelt die Art aber auch sehr feuchte Wiesenbrachen. Der fast ausschließliche Fang mit den Bodenfallen zeigt, daß die Art ganz überwiegend am Boden lebt. Sie ist Spätherbst- bis winterreif, mit der höchsten Aktivitätsdichte im Dezember. Das kann durch die Daten der vorliegenden Untersuchung bestätigt werden. Mehr als die Hälfte der Individuen waren bei der Leerung im März in den Fallen.

g Männchen rj Weibchen rj Juvenile

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Leerungsdatum der Fallen

Abb. 4: Phänologie von Lophopilio palpinalis in den Fallenfängen

• Mitopus morio (Phalangiidae - Schneider) [Funde GF: 278, KF: 228, VF: 50]

Verbreitung: Diese Art hat nach MARTENS (1978) das größte Areal aller Weberknechte. Sie ist holarktisch, in der Paläarktis sibirisch verbreitet und fehlt in Mitteleuropa nur lokal.

Vorkommen im Gebiet: Diese Art wurde von allen Weberknechten in der größten Individuenzahl gefangen. Die Fänge in allen Stammeklektoren an stehenden Stämmen zeigen die weite Verbreitung im Untersuchungsgebiet.

Ökologie: Nach MARTENS (1978) gehört M. morio zu den euryöken Arten, die fähig sind, völlig verschiedene Biotope zu besiedeln. Er weist aber auch darauf hin, daß im engeren Mitteleuropa Waldbiotope bevorzugt werden. Bei den Fängen der vorliegenden Untersuchung ist auffallend, daß

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Lophopilio pulpinali, n = 236

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der überwiegende Teil mit Stammeklektoren an stehenden Stämmen gefangen wurde. In die Bodenfallen gelangten nur ein adultes und 12 juvenile Individuen, was bezüglich der adulten Tiere weniger als 1 %, bei den juvenilen aber fast die Hälfte des Gesamtfanges dieser Art ausmacht. Dies zeigt, daß die Larvalentwicklung von der Laubstreu ausgeht und im Laufe der weiteren Entwicklung die Baumstämme besiedelt werden, wie es auch MARTENS (1978) beschreibt. Dies trifft wohl nicht überall zu. RAUH (1993) beschreibt die Art als Streu- und Krautschichtbewohner, und auch PLATEN (1992) ordnet diese Art dem Stratum 1 ("lebt auf der Erdoberfläche bzw. der Streu") zu. M. morio ist stenochron sommer- und herbstreif, das Ende der Aktivitätszeit wird durch die ersten anhaltenden Fröste bestimmt (MARTENS 1978).

g Männchen Q Weibchen rj Juvenile

Leerungsdatum der Fallen

Abb. 5: Phänologie von Mitopus morio in den Fallenfängen

® Oligolophus hanseni (Phalangiidae - Schneider) • Neu für den Vogelsberg [Funde GF: 92, KF: 57, VF: 35]

Verbreitung: Vom Typ her atlantisch, ist die Art von Spanien über Frankreich bis nach Polen und Süd-Skandinavien zu finden. Während sie in der norddeutschen Tiefebene generell verbreitet ist, ist sie in den deutschen Mittelgebirgen nur diskontinuierlich und spärlich zu finden (MARTENS 1978), wobei die Südgrenze der Verbreitung bei uns noch nicht fixiert ist (MÜLLER 1984). In Hessen gehört Oligolophus hanseni zu den sehr selten gefundenen Weberknechtarten. MÜLLER (1984) führt einen Fundort bei Wetzlar auf. Die Art ist damit neu für den Vogelsberg. Es handelt sich vermutlich aber nur um eine scheinbare Seltenheit, die auf den selten befangenen Lebensraum Baumstamm und die offenbar reine Winteraktivität zurückzuführen ist.

Vorkommen im Gebiet: Nach Mitopus morio und Lophopilio palpinalis ist dies die dritthäufigste Weberknechtart im Untersuchungsgebiet und hier verbreitet zu finden. Sie wurde neben zwei Einzeltieren in Bodenfallen (NH 9 und NH 10) in allen Stammeklektoren an aufrechten Stämmen (NH30, N H 3 1 , NH 32, NH 33, NH 40, NH41) und in zwei Eklektoren an horizontalen Stämmen (NH 50, NH 70) gefangen.

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Oligolophus hanseni H Männchen

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Leerungsdatum der Fallen

Abb. 6: Phänologie von Oligolophus hanseni in den Fallenfängen 60

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Mit opus morio n = 278

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Ökologie: O. hanseni wurde in Hessen nach MÜLLER (1984) und eigenen unveröffentlichten Funden bisher ausschließlich in Laub- und Nadelwäldern gefunden, wohingegen er in anderen Bereichen seines Verbreitungsgebietes auch in Parks, Gärten und Vorstadtsiedlungen zu finden ist. Die auch in der vorliegenden Untersuchung festgestellte Bevorzugung höherer Straten und die Winteraktivität - die Tiere fanden sich ausschließlich in den November- bzw. Märzleerungen - ist seit langem bekannt

(BROEN & MORITZ 1963). Regional scheint es aber Abweichungen von der reinen Winteraktivität zu geben; so fand GUTBERLET (1996) im Raum Bonn in Stammeklektoren alle elf nachgewiesenen Tiere an den Leerungsterminen 22.9. und 6.10., an den folgenden Terminen am 21.10. und 3.11. (Ende der Untersuchung) aber keinen einzigen mehr.

® Oligolophus tridens (Phalangiidae - Schneider) [Funde GF: 70, KF: 50, VF: 20]

Verbreitung: Vom Typ her ist die Art europäisch-atlantisch verbreitet, sekundär durch Verschleppung auch nearktisch (MARTENS 1978). In Hessen ist sie allgemein verbreitet und häufig.

Vorkommen im Gebiet: Die Art wurde an acht der 13 Bodenfallenstandorte und in einem Stammeklektor an einem lebenden Stamm (NH 33) gefangen. Sie dürfte im gesamten Untersuchungsgebiet nicht selten anzutreffen sein.

Ökologie: O. tridens lebt sowohl in Wäldern unterschiedlichster Art als auch in Feldgehölzen, Gärten und auch Offenlandbereichen, wenn durch die Vegetationsbedeckung eine ausreichende Luftfeuchtigkeit garantiert ist. Der Lebensraum der Adulten ist in der Regel die Boden- und Vegetationsschicht bis in wenige Meter Höhe. BRAUN (1993) wies sie aber auch noch in 8 m Höhe nach. Die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung bestätigen die Angabe in MARTENS (1978), daß die Jungtiere im Gegensatz zu den Adulten auf die Bodenschicht beschränkt sind. Jungtiere der Gattung Oligolophus wurden ausschließlich in den Bodenfallen nachgewiesen. Die Art ist nach MARTENS stenochron Spätsommer- und herbstreif. Die Aktivität reicht dabei bis spät in den Dezember.

Die Tiere aus den Fallenleerungen vom 13.3.91 und 11.3.92 sind der Aktivität der letzten Wochen des Vorjahres zuzuordnen.

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Oligolophus tridens

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-Leerungs datum der Fallen

Abb. 7: Phänologie von Oligolophus tridens in den Fallenfängen

® Phalangium opilio (Phalangiidae - Schneider) [Funde GF: 41, KF:0, VF: 41]

Verbreitung: Die Verbreitung ist vom Typ her paläarkisch und zusätzlich durch Verschleppung nearktisch und neuseeländisch (MARTENS 1978). In Hessen ist sie allgemein verbreitet und nicht selten.

Vorkommen im Gebiet: Die Tiere wurden fast ausschließlich in der Vergieichsfläche und überwiegend mit einem Stammeklektor an einer lebenden Buche (NH 33) in einer offenen Schlagflur gefangen. Zwei gelangten in einen weiteren Eklektor gleichen Typs (NH 32) und ein Tier in die Fensterfalle in der Schonung (NH 161). Da die Art geschlossene Wälder meidet, sind die Vorkommensmöglichkeiten im Untersuchungsgebiet auf offenere Stellen (Schonung, lichte Bestände, breite Wege) beschränkt.

Ökologie: P. opilio gehört zu den wenigen einheimischen Weberknechtarten, die hauptsächlich in der offenen Kulturlandschaft anzutreffen sind und stärker beschattete Bereiche weitgehend meiden, wobei der Feuchtigkeitsgrad der besiedelten Bereiche offenbar nur eine untergeordnete Rolle spielt. Die Art

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hat einen einjährigen Entwicklungszyklus, in dem die Tiere etwa im Juni adult werden und danach die Hauptaktivität der Adulten bis in den September festzustellen ist (Abb. 8).

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Phalangium opilio n = 41

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Leerungsdatum der Fallen

Abb. 8: Phänologie von Phalangium opilio in den Fallenfängen

• Rilaena triangularis (Phalangiidae - Schneider) [Funde GF: 2, KF: 1, VF: 1]

Verbreitung: Die Verbreitung dieser Art ist vom Typ her europäisch-atlantisch, sekundär durch Verschleppung auch nearktisch (MARXENS 1978). In Hessen ist sie weit verbreitet und nicht selten.

Vorkommen im Gebiet: Die Art wurde nur in je einem Exemplar in den Stammeklektoren NH 30 und NH 33 nachgewiesen. Diese nur vereinzelten Fänge deuten auf einen wenig geeigneten Lebensraum für diese Art hin.

Ökologie: Sie lebt bei uns überwiegend in den unterschiedlichsten, meist nicht zu trockenen Waldgesellschaften. Bei ausreichender Luftfeuchte im Pflanzenbestand besiedelt sie aber auch Hochstaudenfluren und Grünlandbrachen im Offenland. Sie bewohnt die Kraut- und Strauchschicht bzw. den Stammbereich bis in mehrere Meter Höhe. Die Hauptaktivitätszeit dieser Art sind die Monate Mai und Juni.

3.3.4.2 Arten der Roten Listen (seltene und gefährdete Arten)

Keine der im Naturwaldreservat nachgewiesenen Arten ist in der Roten Liste der Weberknechte Deutschlands (BLISS et al. 1998) verzeichnet. Zwei Arten, Paranemastoma quadripunctatum und Lacinius ephippiatus, werden in verschiedene Kategorien der Roten Liste der Weberknechte Sachsen-Anhalts (BLISS 1993) geführt, und erstere ist nach HIEBSCH & TOLKE (1996) auch in der Roten Liste Sachsens als gefährdet aufgeführt. Für Hessen gibt es noch keine Rote Liste der Weberknechte, aber nach den Erfahrungen des Verfassers ist in diesem Bundesland keine der im Untersuchungsgebiet lebenden Arten einer Gefährdungskategorie zuzuordnen.

Zu den insgesamt seltener gefundenen Arten zählt Oligolophus hanseni, von dem auch aus Hessen bisher nur wenige Funde bekannt sind. Die Art ist neu für den Vogelsberg und wurde im gleichzeitig bearbeiteten Naturwaldresevat "Niddahänge östlich Rudingshain" (MALTEN 1999) nicht gefunden.

3.3.5 V e r t e i l u n g d e r A r t e n u n d I n d i v i d u e n

3.3.5.1 Verteilung der Arten auf die Fallenstandorte

3.3.5.1.1 Arten- und Individuenhäufigkeiten

Tab. 4: Die Arten- (nur adulte) und Individuenzahlen der adul-ten Weberknechte der Fallen-standorte

Arten ad. juv

Maximal wurden sieben der insgesamt elf Arten an einem Fallenstandort (Stammeklektor NH 33 an einer lebenden Buche in der Vergleichsfläche) nachgewiesen. Dieser Eklektor war an einer besonnten Buche in einer offenen Schlagflur montiert, weshalb hier zusätzlich zu den Waldarten die mehr lichtliebenden Arten gefangen wurden. In den Bodenfallen wurden mehrfach fünf Arten gefangen. Die höchsten Individuenzahlen (einschließlich der Jungtiere) erreichen zwei Bodenfallenstandorte in der Kernfläche: NH 2 (Fichten) mit 176 Tieren, gefolgt von NH 1 (Wegrand) mit 166 Individuen. 100 und mehr Individuen wurden außerdem an den Bodenfallenstandorten NH 3 (Blaubeeren) und NH 5 (Gras) der Kernfläche sowie in den Stammeklektoren an lebenden Buchen NH 30 und NH 31 gefangen. Die höchste Zahl juveniler Individuen (>50) stammen mit 97 vom Bodenfallenstandort NH 1 (Wegrand) sowie mit 85 bzw. 81 von den Bodenfallenstandorten

NH 5 (Gras) und NH 2 (Fichten). Lediglich ein oder zwei Individuen insgesamt gelangten in folgende Fallen:

Stubbeneklektor (NH 130), Zelteklektor NH 150 sowie Fensterfallen NH 160 und NH 161.

Bei den meisten Arten sind auffällige Konzentrationen an einzelnen Fallenstandorten festzustellen. Die beiden Arten der Fadenkanker Nemastoma lugubre und Paranemastoma quadripunctatum konzentrieren sich am Bodenfallenstandort NH 1 (Wegrand) in der Kernfläche.

Die Ursache liegt darin, daß dies die feuchteste der untersuchten Flächen ist. Lophopilio palpinalis hat einen deutlichen Vorkommensschwerpunkt am Fallenstandort NH 2 (Fichten), war aber ebenfalls noch stark in den Habitattypen "Blaubeere" (NH 3, NH 10) sowie in der Schonung der Vergleichsfläche (NH 8) zu finden.

Ebenfalls am Fallenstandort NH 2 (Fichten) hat Oligolophus tridens seine höchste Aktivität. In den Stammeklektoren NH 30 und NH 32 an den lebenden Buchen war Oligolophus hanseni dagegen in besonders großer Zahl zu finden. Auch Mitopus morio hat seinen Schwerpunkt in den Stammeklektoren an den lebenden Buchen, die meisten Individuen fanden sich in dem Eklektor N H 3 1 . Beide zuletzt genannten Arten sind im Eklektor NH 33 nur in ganz geringer Zahl vertreten. Das hängt damit zusammen, daß diese Buche sehr stark besonnt ist und daher auch sehr stark von mehr thermophilen Tierarten besiedelt wird. So verwundert es auch nicht, daß Phalangium opilio hier seine höchste Aktivität erreicht und an zwei anderen Stellen nur in maximal zwei Exemplaren gefangen wurde.

NH 1

3.3.5.1.2 Dominanz

In Tab. 7 im Anhang sind die Individuendominanzen für jeden Fallenstandort aufgelistet. Die höchsten Dominanzen, unter der Einschränkung, daß mindestens 5 adulte Individuen der Art am jeweiligen Standort gefangen wurden, erreicht mit 98 bzw. 100% Lophopilio palpinalis an den Boden-fallenstandorten NH 10 (Blaubeeren) und NH 12 (Jungwuchs). Mitopus morio erreicht in den Stamm-eklektoren sehr hohe Dominanzen. Mit einer Dominanz von knapp 96 % bzw. 88 % ist dieser

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Weberknecht an den Fallenstandorten NH 41 (Stammeklektor an einem Dürrständer) und NH 31 (Stammeklektor an einer lebenden Buche) vertreten. Lophopilio palpinalis ist an fast allen Bodenfallenstandorten die dominante Art und wird nur einmal von Oligolophus tridens und am Fallenstandort NH 1 (Wegrand) von den beiden Fadenkankem Nemastoma lugubre und Paranemastoma quadripunctatum in der Aktivität übertroffen. Oligolophus hanseni ist in den Fängen der Stammeklektoren an den stehenden Stämmen immer eine eudominante Art hinter Mitopus morio oder in einem Fall hinter Phalangium opilio.

3.3.5.1.3 Ähnlichkeiten zwischen den Arteninventaren der Fallenstandorte

Die Ähnlichkeit der Fallenstandorte ist in der Tabelle 5 anhand des SÖRENSEN-Index dargestellt.

Größte Ähnlichkeiten sind vor allem bei Fallen vom gleichen Typ zu erkennen. Es heben sich die Bodenfallen und die Stammeklektoren deutlich als dunklere Fläche heraus. Dabei ist allerdings zu beachten, daß an einigen Fallenstandorten nur einzelne oder wenige Individuen gefangen wurden (siehe Tab. 7).

Im Dokument iß Forschungsinstitut (Seite 142-150)