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Arten der Roten Listen (seltene und gefährdete Arten)

Im Dokument iß Forschungsinstitut (Seite 73-82)

ANDREAS MALTEN

9. Spalte: ROTE LISTE THÜRINGEN (RT)

3.2.4.2 Arten der Roten Listen (seltene und gefährdete Arten)

Insgesamt 66 Arten sind in der Roten Liste Deutschlands (PLATEN et al. 1998) oder mindestens in einer Roten Liste der Bundesländer vertreten. Zwei Arten der Roten Listen wurden bereits im obigen Kapitel unter den Neufunden für Hessen beschrieben und werden hier nicht mehr aufgeführt.

• Achaearanea simulans (Theridiidae - Haubennetzspinnen) [Rote Liste BY: 4S - Funde GF: 7, KF: 5, VF: 2]

Vorkommen im Gebiet: Die Fänge in allen Stammeklektoren an lebenden Buchen (NH 30, NH 3 1 , NH 32 und NH 33) sowie an einem Dürrständer (NH 40) und in einem Lufteklektor (NH 120) zeigen, daß die Art wahrscheinlich im gesamten Untersuchungsraum an den Stämmen der lebenden Buchen zu finden ist.

Verbreitung: MÜLLER & M E Y E R (1984) nennen die ersten Nachweise dieser paläarktischen Art aus Hessen. NICOLAI (1986) gibt sie von der Rinde von Quercus robur im Raum Marburg an. Im N W R

"Niddahänge östlich Rudingshain" wurde die Art ebenfalls nachgewiesen ( M A L T E N 1999).

Ökologie: A. simulans lebt vorwiegend in Laubwäldern. PLATEN et al. (1991) geben als Stratum die Krautschicht an. Die Fänge dieser Untersuchung und Angaben in der Literatur belegen, daß zumindest auch der Stammbereich Lebensraum dieser Art ist. Sie ist stenochron sommerreif. Die Fänge im Naturwaldreservat "Schönbuche" stammen aus den Monaten Juni bis August.

• Aculepeira ceropegia (Araneidae - Radnetzspinnen) [Rote Liste BE: 3 - Funde GF: (4 juv.), KF: 0, VF: (4 juv.)]

Vorkommen im Gebiet: Je ein Jungtier wurde in einer Bodenfalle (NH 2, Fichten) und einem Stammeklektor an einem aufliegenden Stamm (NH 50) der Kernfläche gefangen. Weitere zwei Jungtiere wurden aufgesammelt. Adulte Tiere wurden nicht gefangen. Da die Art den geschlossenen Wald meidet, ist sie im Untersuchungsgebiet nur an den offenen Stellen zu finden.

Verbreitung: Diese paläarktische Art ist in Hessen weit verbreitet und nicht selten. MÜLLER (1984b) führt auch Funde aus dem Vogelsberg auf.

Ökologie: A. ceropegia ist eine eurytope Art, die nach MAURER & HÄNGGI (1990) auf Stauden, hohem Gras und Büschen siedelt und entsprechend auf Brachen, Ruderalflächen, Weg- und Ackerrändem etc. in der Kraut- und Strauchschicht anzutreffen ist. Nach BELLMANN (1997) lebt sie, wie bei den hier besprochenen Funden, auch an offenen Stellen in Wäldern. Sie ist stenochron sommerreif mit einem zweijährigen Entwicklungszyklus (REICHE 1984), wobei die Jungtiere überwintern.

• Aelurillus v-insignitus (Salticidae - Springspinnen) [Rote Liste BW: 3, MV: 2 - Funde GF: 4, KF: 3, VF: 1]

Vorkommen im Gebiet: Ein Männchen wurde in der Bodenfalle am Wegrand (NH 9) in der Vergleichsfläche gefangen. Zwei weitere Männchen und eine Weibchen wurden in der Kernfläche an einem Wegrand aufgesammelt.

Verbreitung: In Hessen ist diese paläarktische Art weit verbreitet. MÜLLER (1984b) führt auch Funde vom südlichen Rand des Vogelsberges auf.

Ökologie: A. v-insignitus lebt an trockenen, gut besonnten und nur schütter bewachsenen Stellen.

Regelmäßig ist sie auf Halbtrockenrasen, in Sandfluren und Felsbereichen zu finden. Sie besiedelt aber auch stärker anthropogen geprägte Habitate wie Bahndämme, Böschungen und, wie im Naturwaldreservat, Wegränder. Die Art ist bei uns von Ende April bis in den September aktiv, wobei die Hauptaktivität im Mai/Juni liegt. Die Tiere der vorliegenden Untersuchung (Leerungsdaten 12. bzw.

15. Juni) wurden in der Hauptaktivitätszeit gefangen.

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• Agyneta conigera (Linyphiidae - Baldachin- und Zwergspinnen) [Rote Liste BE: 3, MV: 4, SN: 4 - Funde GF: 37, KF: 3 1 , VF: 6]

Vorkommen im Gebiet: Die Fänge an zehn Fallenstandorten deuten auf eine weite Verbreitung der Art im Untersuchungsgebiet hin. Sie wurde zwar nur an vier (NH 1, NH 2, NH 3, NH 10) von 13 Bodenfallenstandorten, aber an drei (NH 30, NH 3 1 , NH 32) der vier untersuchten lebenden Buchen und an beiden Dürrständern (NH 40, NH 41) sowie an einem aufliegenden Stamm (NH 50) gefangen.

Verbreitung: Aus Hessen sind bisher noch relativ wenige Funde (z. B. HOFMANN 1994, siehe auch Fundortkarte in MÜLLER 1984c) dieser nach PLATNICK (1993) in Europa und Zaire vorkommenden Art bekannt. Für den Vogelsberg wird sie erstmals im Rahmen der Untersuchung des Naturwaldreservates "Niddahänge östlich Rudingshain" (MALTEN 1999) genannt.

Ökologie: Die Zusammenstellung in HÄNGGI et al. (1995) zeigt eine Bevorzugung von Feuchtgebieten einerseits und Wäldern, insbesondere Nadelwäldern, andererseits. Die Fänge in der vorliegenden Untersuchung mit den Stammeklektoren und den Bodenfallen belegen, daß die Art sowohl auf dem Boden als auch im Stammbereich und vermutlich noch darüber hinaus lebt (siehe auch THALER 1995).

So fanden ENGELHARDT (1958) sie in Fichtenwipfeln (Picea abies) und STEINBERGER & THALER (1990) an einer Esche {Fraxinus excelsior). Nach PLATEN (1992) und MÜLLER (1986a) ist sie stenochron sommerreif, was sich mit den Ergebnissen der vorliegenden Untersuchung deckt. Die Hauptaktivität von A. conigera ist im Juni und Juli.

• Alopecosa inquilina (Lycosidae - Wolfspinnen)

[Rote Liste Deutschland: 3, BY: 3, BB: 0, MV: 2, SN: 3, ST: 2 - Funde GF: 7, KF: 0, VF: 7]

Vorkommen im Gebiet: Je zwei Männchen wurden an den Bodenfallenstandorten NH 8 (Schonung) und NH 10 (Blaubeeren) sowie zwei Männchen und ein Weibchen am Bodenfallenstandort NH 9 (Wegrand) gefangen. Sie ist damit nur lokal im Gebiet zu finden und beschränkt sich wohl auf die offeneren, belichteten und wärmeren Bereiche.

Verbreitung: BRAUN (1957, 1960) führt von dieser paläarktisch verbreiteten, aber allgemein seltenen

"Gebirgs- und Mittelgebirgsart" mehrere Fundpunkte aus dem mittel- und südhessischen Bereich auf.

Sie ist heute bei uns sehr selten, und neuere Funde aus dem Rhein-Main-Gebiet sind nicht bekannt.

Alopecosa i. ist neu für den Vogelsberg.

Ökologie: Die in HÄNGGI et al. (1995) ausgewerteten Funde (aus Österreich) stammen meist von trocken-warmen und lichten Wäldern. In der Sächsischen Schweiz meidet MUSTER (1997) sie sowohl von "trocken-heißen und stark belichteten Standorten, als auch von feuchteren Gebieten mit ausgedehnten Fichtenforsten". SACHER (1984) fand sie zahlreich in einer Kiefernschonung.

Überwiegend zutreffend auf das vorliegende Gebiet ist wohl die Charakterisierung bei HEIMER &

NENTWIG (1991), die angeben: "in offenen und sonnigen Gebirgswäldern bis 1500 m, in der Ebene selten". Hinsichtlich der Phänologie der Art passen die vorliegenden Funde der Männchen, mit den Leerungsdaten im März und April und dann wieder im Oktober, in die bereits von SACHER (1984) festgestellte Diplochronie mit einer Hauptkopulationszeit im zeitigen Frühjahr und einer Nebenkopulationszeit im Herbst. Dieser Autor gibt auch an, daß die Art keineswegs nur auf der Bodenoberfläche unterwegs ist, sondern sich auch in der Krautschicht aufhält.

• Araniella alpica (Araneidae - Radnetzspinnen)

[Rote Liste BY: 4S, SN: 4, ST: P - Funde GF: 3, KF: 2, VF: 1]

Vorkommen im Gebiet: Drei Individuen fingen sich in den Stammeklektoren an lebenden Buchen N H 3 1 und NH 32.

Verbreitung: Diese aus Europa und Israel bekannte Art (PLATNICK 1993) bewohnt die Baum- und Strauchschicht meist höherer Lagen und wird darum recht selten genannt. Bezüglich Hessen führt MÜLLER (1984b+c) einen Fund aus dem Vogelsberg an. UHLENHAUT et al. (1987) fanden zwei Tiere an Eiche auf den Lahnbergen bei Marburg, und REICHE (1985) meldet sie auch aus der Ebene bei Hanau.

Auch im Naturwaldreservat ""Niddahänge östlich Rudingshain" ( M A L T E N 1999) wurde sie nachge-wiesen.

Ökologie: Die Art besiedelt sowohl Nadel- als auch Laubwälder. Sie ist stenochron sommerreif. Die Fänge der vorliegenden Untersuchung stammen aus dem Zeitraum Juni bis August und ordnen sich damit in die bekannte Phänologie dieser Art ein.

• Araniella displicata (Araneidae - Radnetzspinnen)

[Rote Liste Deutschland 3, BY: 4S, SN: 3, ST: 3, MV: 3, TH: 3 - Funde GF: 1, KF: 0, VF: 1]

Vorkommen im Gebiet: Ein einzelnes Männchen wurde in der Zeit vom 15.6.-8.7.1992 in einem Stammeklektor an einer lebenden Buche (NH 33) gefangen.

Verbreitung: A. displicata ist eine sehr selten gefundene Art (siehe auch SACHER 1984) mit holarktischer Verbreitung, die aber wahrscheinlich wesentlich häufiger ist, als man aus den wenigen Funden schließen kann. Ihre Lebensweise im Kronenbereich der Nadelbäume verbirgt vermutlich ihre reale Häufigkeit.

Ökologie: Nach BRAUN (1969) und HÄNGGI et al. (1995) ist diese sommerreife Spinne hauptsächlich in Nadelwäldern zu finden. Nach BELLMANN (1997) lebt sie vorzugsweise in Sandgebieten am Rand von Kiefernwäldern. In den Kronen von Kiefern ist sie offenbar regelmäßig zu finden (siehe auch S I M O N 1995). Sie ist stenochron sommerreif.

• Asthenargus paganus (Linyphiidae - Baldachin- und Zwergspinnen) [Rote Liste TH: P - Funde GF: 164, KF: 17, VF: 147]

Vorkommen im Gebiet: Die Art ist in der Vergleichsfläche weit verbreitet und nicht selten, in der Kernfläche dagegen deutlich seltener. Sie wurde an fast allen Bodenfallenstandorten, in drei Stammeklektoren an lebenden Buchen (NH 30, NH 32, NH 33) sowie an je einem aufliegenden Stamm (NH 50) bzw. freiliegenden Stamm (NH 71), in einem Stubbeneklektor (NH 130), einem Zelteklektor (NH 151) und einer Fensterfalle (NH 161) gefangen und fehlte an den Dürrständern und in den Farbschalen. Im Naturwaldreservat "Niddahänge östlich Rudingshain" ( M A L T E N 1999) war die Art ähnlich häufig und verbreitet.

Verbreitung: Aus Hessen stammen die ersten Nachweise dieser westeuropäischen Art in Deutschland (ZIMMERMANN 1915). Über die weite Verbreitung in Hessen berichten MÜLLER & LÜPKES (1983) und die Karte in MÜLLER (1984c), über die Verbreitung im Vogelsberg die Karte in MÜLLER (1984b). Wahrscheinlich ist die Art überall in Hessen, von den Hochlagen der Mittelgebirge bis in die Ebene anzutreffen, in den Mittelgebirgen nach den bisher vorliegenden Daten aber häufiger.

Ökologie: Die Daten der vorliegenden Untersuchung entsprechen im wesentlichen den Ergebnissen der Untersuchung im Naturwaldreservat "Niddahänge östlich Rudingshain" ( M A L T E N 1 9 9 9 ) . Diese eurychrone Art ist in den unterschiedlichsten Waldtypen anzutreffen, hat nach ALBERT (1982) einen zweijährigen Entwicklungszyklus und ist vom Boden bis in den Stammbereich zu finden.

• Aulonia albimana (Lycosidae - Wolfspinnen)

[Rote Liste BB: 1, ST: 3 - Funde GF: 0 (1 juv.), KF: 0, VF: 0 (1 juv.)]

Vorkommen im Gebiet: Das eine gefangene Jungtier gelangte in einen Stammeklektor an einer lebenden Buche (NH 33).

Verbreitung: Die Spinne ist in der Paläarktis verbreitet und auch in Hessen vielerorts anzutreffen.

MÜLLER (1984b) führt Funde aus dem Vogelsberg auf.

Ökologie: Diese fangnetzbauende Art besiedelt ein breites Biotopspektrum (siehe HÄNGGI et al.

1995), ist meist an sonnigen und warmen Plätzen anzutreffen und meidet den geschlossenen Wald.

Sie ist stenochron sommerreif und lebt epigäisch. Bei dem nachgewiesenen Jungtier handelt es sich vermutlich, wie bei dem Exemplar aus dem Naturwaldreservat "Niddahänge östlich Rudingshain"

( M A L T E N 1999), um ein mit dem Fadenfloß verdriftetes Exemplar.

• Ballus chalybeius (Salticidae - Springspinnen)

[Rote Liste BY: 4S - Funde GF: 19 (+2 juv.), KF: 8 (+1 juv.), VF: 11 (+1 juv.)]

Vorkommen im Gebiet: Es wurden insgesamt 18 Weibchen und zwei Jungtiere in den vier Stammeklektoren an den lebenden Buchen sowie ein Weibchen an einem Dürrständer ( N H 4 1 ) und ein Jungtier an einem freiliegenden Buchenstamm (NH 70) gefangen.

Verbreitung: B R A U N (1957) führt eine Reihe von Fundpunkten dieser in Europa und Nordafrika vorkommenden Art für dem südhessischen Raum auf. UHLENHAUT et al. (1987) nennen sie aus dem Raum Marburg, HOFMANN (1986, 1988, 1990) meldet sie aus Nordhessen. Sie fehlt vermutlich nur in den höchsten Lagen der Mittelgebirge.

Ökologie: Die Art lebt in Busch- und Baumbiotopen aller Art, bevorzugt aber an trocken-warmen Waldrändern. Sie ist stenochron sommerreif und es überwintern die Jungtiere. Als Stratum wird von PLATEN et al. (1991) und daran anlehnend von einigen andere Autoren der Boden bis zum Stammbereich angegeben, was mit den eigenen Daten nicht übereinstimmt, ß. chalybeius ist eine arboricole Art und gelangt eher zufällig in Bodenfallen, der Lebensraum geht bis in die höhere Baumregion und die Kronen der Bäume, wie es SIMON (1995), GUTBERLET (1996) und eigene unveröffentlichte Daten belegen.

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• Bianor aurocinctus (Salticidae - Springspinnen) [Rote Liste ST: 3 - Funde GF: 3, KF: 0, VF: 3]

Vorkommen im Gebiet: Drei Individuen wurden in einem Stammeklektor an einer lebenden Buche (NH 33) in den Zeiträumen 17.5.-11.6.1991 bzw. 14.5.-15.6.1992 gefangen.

Verbreitung: Diese paläarktische Art ist in Hessen bis in die Hochlagen der Mittelgebirge verbreitet anzutreffen.

Ökologie: Sie ist stenochron sommerreif und wird von PLATEN et al. (1991) als hygrophil [h] eingestuft.

H O F M A N N (1988) stuft sie dagegen bei Untersuchungen in Hessen als überwiegend xerophil [(x)] ein.

Die Einstufung hygrophil ist für Hessen in jedem Fall zu eng gefaßt. Ich fand sie sowohl auf sehr feuchten Goldhaferwiesen in der Hochrhön, als auch auf Trockenrasen in Südhessen. Häufiger ist sie sicherlich auf feuchten Flächen, weshalb ich sie als überwiegend hygrophil [(h)] einstufe. Ähnlich verhält es sich beim Stratum, während PLATEN et al. (1991) 1-2 angeben, gibt HOFMANN (1988) 1-4 an.

Der vorliegende Fund und weitere eigene Funde zeigen, daß die Art auch an Baumstämmen vorkommen kann. ß. aurocinctus geht aber wohl kaum in die höheren Baumregionen. Sie wird deshalb in bezug auf das Stratum in den Bereich 1-3 gestellt.

• Callobius claustrarius (Amaurobiidae - Finsterspinnen)

[Rote Liste MV: 4 - Funde GF: 217 (+143 juv.), KF: 88 (+57 juv.), VF: 129 (+86 juv.)]

Vorkommen im Gebiet: Die Art ist im Untersuchungsgebiet verbreitet und häufig. Unter den Bodenfallenstandorten wurde sie lediglich an einem nicht nachgewiesen (NH 7, Gras, Binsen).

Außerdem wurde sie mit allen angewendeten Methoden außer den Farbschalen, Lufteklektoren und Fensterfallen gefangen.

Verbreitung: Diese paläarktische Art meldete B R A U N (1957) erstmals für Hessen aus der Rhön.

H O F M A N N (1986, 1988, 1990) fing sie in Nordhessen und kennzeichnet sie als Mittelgebirgsart. MÜLLER (1984b) nennt sie nicht für den Vogelsberg. Verfasser wies sie aber in etwa der gleichen Häufigkeit wie in der vorliegenden Untersuchung im Naturwaldreservat "Niddahänge östlich Rudingshain"

( M A L T E N 1999) nach. In den Wäldern in der Ebene des Rhein-Main-Gebietes fehlt die Art offenbar.

Ökologie: Wie im Naturwaldreservat "Niddahänge östlich Rudingshain" ( M A L T E N 1999) ist diese stenochron sommerreife Waldart im Gebiet der vorliegenden Untersuchung vor allem ein Bodentier, aber in weitaus geringerer Zahl auch im Stammbereich, bevorzugt an Dürrständern zu finden.

• Centromerus cavernarum (Linyphiidae - Baldachin- und Zwergspinnen) [Rote Liste BY: 4S - Funde GF: 6, KF: 6, VF: 0]

Vorkommen im Gebiet: Alle Tiere (drei Männchen, drei Weibchen) wurden an den Bodenfallenstandorten NH 4 (Streu) und NH 6 (Streu) gefangen.

Verbreitung: MÜLLER (1983b) meldet die europäische Art als Erstfund für Hessen. Danach wurde sie z. B. von HOFMANN (1986, 1988), UHLENHAUT et al. (1987) und MALTEN (1999) aufgeführt.

Ökologie: C. cavernarum lebt überwiegend in der Bodenschicht der Wälder, wurde aber auch an Trockenstandorten und auf alpinen Grasheiden gefangen (siehe M A L T E N 1 9 9 9 ) . Die vorliegenden Fänge im Zeitraum März bis Juli und im November stützen die Einstufung als Art mit diplochronen Auftreten von THALER (1983).

• Centromerus dilutus (Linyphiidae - Baldachin- und Zwergspinnen) [Rote Liste BY: 4S, MV: 4*- Funde GF: 2, KF: 0, VF: 2]

Vorkommen im Gebiet: Je ein Männchen wurde mit den Bodenfallen an den Standorten NH 10 (Blaubeeren) und NH 11 (Gras) mit dem Leerungstermin 13.3.1991 bzw. 14.4.1991 gefangen.

Verbreitung: Die paläarktische Art ist in Hessen weit verbreitet und nicht selten.

Ökologie: Die Art besiedelt die Streu unterschiedlichster Waldbereiche, Buchenwälder und dichte Fichtenforste gehören ebenso dazu wie trockene und lichte Kiefernwälder auf Sand. DUMPERT &

PLATEN (1985) und PLATEN (1992) konstatieren für diese Art eine Sommer-Winter-Diplochronie.

HOFMANN (1994) nennt sie dagegen bei einer Untersuchung in Nordhessen "eurychron winterreif'. Aus weiteren Daten des Verfassers aus Hessen läßt sich eine Aktivität der Männchen von Oktober bis April, eine ganzjährige Aktivität der Weibchen und bei beiden Geschlechtern ein Maximum der Aktivität im Dezember feststellen. Dies führt zu einer Einstufung zu den eurychronen Arten mit einer Hauptaktivität im Winter.

B Cinetata gradata (Linyphiidae - Baldachin- und Zwergspinnen) [Rote Liste BY: OS - Funde: GF 12 (+1juv.), KF: 9, VF: 3 (+1juv.)]

Vorkommen im Gebiet: Nachweise in allen Stammeklektoren an lebenden Buchen und darüber hinaus auch an einem Dürrständer (NH 41) und einem freiliegenden Stamm (NH 7 1 , NH 81) deuten auf eine weite Verbreitung im Untersuchungsgebiet hin.

Verbreitung: Vermutlich ist die Art bei uns auf die Mittelgebirgslagen beschränkt und im Flachland nur ausnahmsweise zu finden. Die europäische Art wurde in Hessen bisher nur in den beiden Naturwaldreservaten im Vogelsberg gefunden ( D O R O W et al. 1992, BLICK et al. 1995, M A L T E N 1999).

Ökologie: W I E H L E (1960a, 1965) führt als Lebensraum Fichtenwälder an, HÄNGGI & MAURER (1990) geben als Lebensraum „auf Zweigen von Nadelbäumen, auch epigäisch" an. Wie schon im Naturwaldreservat "Niddahänge östlich Rudingshain" ( M A L T E N 1 9 9 9 ) , belegt die vorliegende Untersuchung ein Vorkommen auf Laubbäumen. SCHIKORA & SACHER (1998) nennen neben Funden an Kiefern und Fichten auch Fänge aus der Zwergstrauchschicht der Zentralflächen mehrerer Moore des Oberharzes. Die Funde im Untersuchungsgebiet entsprechen den Angaben in der Literatur (z. B.

THALER 1972), wonach diese Art nur in den höheren Straten zu finden ist. Sie wurde im Rahmen der vorliegenden Untersuchung ausschließlich in den Stammeklektoren gefangen. Aufgrund der relativ wenigen Individuen ist die Phänologie noch nicht eindeutig erklärbar. Die Tiere waren an den Leerungsterminen von März bis Juli in den Fallen. Vermutlich ist die Art eurychron, mit einer erhöhten Aktivität im Frühjahr. Schon THALER (1972) weist darauf hin, daß die Art adult überwintert. Wenn sie zwar bisher sehr selten gefunden wurde, was auf den geringen Einsatz von für diese Art geeigneten Erfassungsmethoden zurückzuführen ist, dürfte sie in den Mittelgebirgen dennoch weit verbreitet und nicht gefährdet sein.

• Clubiona brevipes (Clubionidae - Sackspinnen) [Rote Liste BY: 4S - Funde GF: 8, KF: 4, VF: 4]

Vorkommen im Gebiet: In drei Stammeklektoren (NH 30, N H 3 1 , NH 33) an lebenden Buchen wurden Tiere von C. brevipes gefangen.

Verbreitung: Die europäisch verbreitete Art ist in Hessen wohl in allen Landesteilen zu finden.

MÜLLER (1984b) führt sie für den Unteren Vogelsberg auf. Die vermeintliche Seltenheit in Bayern (BLICK & SCHEIDLER 1992) hat sicher methodische Ursachen.

Ökologie: Das Fehlen im Naturwaldreservat "Niddahänge östlich Rudingshain" ( M A L T E N 1999) kann dahingehend gedeutet werden, daß sie kühl-feuchte Wälder eher meidet. PLATEN et al. (1991) geben als Stratum die Krautschicht und den unteren Stammbereich an. Nach SIMON (1995) ist bei dieser Art auf Kiefern vom unteren Stammbereich bis in die Kronenregion keine Bevorzugung eines bestimmten Bereiches zu erkennen. GUTBERLET (1996) findet dagegen den Schwerpunkt der Vertikalverteilung im Stammbereich. Funde in Bodenfallen durften wohl auf heruntergefallene Individuen durch Sturm, Windbruch, Schreckreaktion auf Fraßfeinde oder ähnliches zurückzuführen sein. PLATEN et al. (1991), GUTBERLET (1996) und auch NOORDAM in ROBERTS (1998) stufen die Art bezüglich ihrer Phänologie als stenochron mit eurychronen Weibchen ein, womit die vorliegenden Daten und weitere unveröffentlichte Daten des Verfasser übereinstimmen.

• Clubiona subsultans (Clubionidae - Sackspinnen) [Rote Liste T H : P - Funde GF: 14, KF: 10, VF: 4]

Vorkommen im Gebiet: C. subsultans hat im Untersuchungsgebiet ihren Schwerpunkt an lebenden, stehenden Buchenstämmen (NH 3 1 , NH 32, NH 33), wurde aber auch an einem aufliegendem (NH 50) und einem freiliegenden Stamm (NH 81) gefangen.

Verbreitung: Die paläarktisch verbreitete Art dürfte in ganz Hessen zu finden sein, auch wenn bisher nur relativ wenige Funde vorliegen. MÜLLER (1984b) fand sie nicht im Vogelsberg, und auch im Naturwaldreservat "Niddahänge östlich Rudingshain" (MALTEN 1999) wurde sie nicht nachgewiesen.

Ökologie: Hinsichtlich des Aktivitätstyps stufen PLATEN et al. (1991) die Art als stenochron sommerreif ein. A L B E R T (1982) konnte zeigen, daß die Art vom Entwicklungszyklus her eurychron, mit dem Höhepunkt der Kopulationszeit (Hauptaktivität) im Mai, ist. Die Tiere der vorliegenden Untersuchung waren an den Leerungsterminen von Juni bis August in den Fallen. Diese Art kann gelegentlich auch in Bodenfallen gefangen werden, was aber eher zufällig der Fall ist.

• Clubiona trivialis (Clubionidae - Sackspinnen) [Rote Liste BY: 4R - Funde GF: 2, KF: 1, VF: 1 ]

Vorkommen im Gebiet: Je ein Männchen wurde in einem Stammeklektor an einer lebenden Buche (NH 32) und an einem Dürrständer (NH 41) gefangen.

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Verbreitung: Diese relativ selten gefundene, holarktisch verbreitete Art dürfte in ganz Hessen zu finden sein. MÜLLER (1984b) meldet sie aus dem Vogelsberg.

Ökologie: In der Literatur werden die unterschiedlichsten Biotoptypen als Lebensraum angegeben.

A m häufigsten ist sie jedoch nach HÄNGGI et al. (1995) in Küstendünen und Feuchtgebieten gefunden worden, während ROBERTS (1995) für Großbritannien und Nordeuropa "usually in dry situations"

angibt. Auch in Hessen wurde sie in den unterschiedlichsten Biotopen gefunden. HEIMER & N E N T W I G (1984) geben eine mit Zwergsträuchern bestandene Hochmoorfläche an, MÜLLER (1984a) fand sie in einer Wiese und einem Halbtrockenrasen. Verfasser (unveröffentlicht) fand sie in einer Goldhafer-wiese in der Rhön. Sie besiedelt überwiegend die Kraut- und Strauchschicht, geht aber nach P L A T E N et al. (1991) auch in die Baumkronen.

• Diplocephalus permixtus (Linyphiidae - Baldachin- und Zwergspinnen) [Rote Liste BE: 3, SN: 4, ST: P, TH: P, MV: 4 - Funde GF: 7, KF: 7, VF: 0]

Vorkommen im Gebiet: Alle sieben Individuen wurden am Bodenfallenstandort N H 1 , einem staunassen Wegrand gefangen.

Verbreitung: BRAUN (1976) meldet den Erstfund dieser europäischen Spinne für Hessen vom

„Geiselstein" im Hohen Vogelsberg. Seither wurde sie von verschiedenen Arachnologen gefunden (z.

B. A S S M U T H 1981, HEIMER & N E N T W I G 1984, M Ü L L E R 1986a), so auch im Naturwaldreservat

"Niddahänge östlich Rudingshain" (MALTEN 1999).

Ökologie: Für diese wahrscheinlich eurychrone Art von nassen Standorten ergeben sich durch die Daten der vorliegenden Untersuchung über die Angaben in MALTEN (1999) hinaus keine neuen Erkenntnisse.

• Dipoena inornata (Theridiidae - Haubennetzspinnen)

[Rote Liste Deutschland 2, BY: 4S, SN: 2, ST: 0 - Funde GF: 1, KF: 1, VF: 0]

Vorkommen im Gebiet: Ein Männchen wurde in einem Stammeklektor an einem Dürrständer (NH 40) am Leerungstermin 15.6.1992 gefunden.

Verbreitung: Für Hessen liegt bisher nur ein alter veröffentlichter Fund dieser europäischen Art vor:

WIEHLE (1937) bzw. BRAUN (1957, 1960) nennen einen Fund ZIMMERMANNS aus Marburg. Verfasser (unveröffentlicht) konnte die Art in Mauerfallen am Mittelrhein und in Stammeklektoren in Frankfurt am Main nachweisen. Nach ROBERTS (1995) ist sie in Großbritannien zwar selten, aber die häufigste Art ihrer Gattung.

Ökologie: Die Ökologie dieser Art ist nicht klar. W I E H L E (1937) schreibt: "Allgemein wird berichtet, daß sie in Nadelwäldern vorkommt. Dort trifft man sie im Grase an und klopft sie auch von Bäumen. D E LESSERT hat sie auf Felsen und im Grase gefunden." HEIMER & NENTWIG (1991) geben an: "im Gras lichter Stellen in Wäldern, seltener an Bäumen u. Felsen". THALER (1985) hat sie subrezedent in Bodenfallen auf einem Trockenhang im Inntal gefangen. MAURER & HÄNGGI (1990) geben als Lebensraum Trockenstandorte und als Stratum die Krautschicht (beides mit Fragezeichen versehen) an. In der Auswertung von HÄNGGI et al. (1995) werden als Lebensraumtypen Küstendünen sowie Feuchtgrünland und Xerothermwald genannt. Die oben unter dem Punkt Verbreitung genannten unveröffentlichten Fänge aus Hessen betreffen eine alte Weinbergsmauer mit Xerothermgebüsch (1 Tier) und einen feuchten Weidenwald (9 Tiere). Wahrscheinlich besiedelt die Art gut belichtete Wald-und Gebüschbiotope aller Art Wald-und wurde bisher sehr selten gefangen, weil sie sich in höheren Straten aufhält. Aufgrund der wenigen Daten ist die Phänologie der Art auch noch nicht klar. Allgemein wird der Sommer oder Frühsommer als Reifezeit angegeben. NOORDAM in ROBERTS (1998) gibt für die Weibchen den Sommer und für die Männchen als Hauptreifezeit Mitte Mai bis Juni mit letzten Tieren im September an. Das letzte Leerungsdatum des Verfasser mit dieser Art ist der 10.11. Sie ist bei uns bis mindesten Ende Oktober aktiv, weshalb ich sie zu den eurychronen Arten stelle. Wahrscheinlich überwintern die Juvenilen, worauf ein Jungtier hindeutet, das an dem genannten letzten Datum zusammen mit einem Männchen gefangen wurde.

• Entelecara congenera (Linyphiidae - Baldachin- und Zwergspinnen) [Rote Liste S N : 2 - Funde GF: 28, KF: 1 1 , VF: 17]

Vorkommen im Gebiet: Als ein Bewohner höherer Straten wurde E. congenera überwiegend in den

Vorkommen im Gebiet: Als ein Bewohner höherer Straten wurde E. congenera überwiegend in den

Im Dokument iß Forschungsinstitut (Seite 73-82)