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Arten- und Individuenzahlen

Im Dokument iß Forschungsinstitut (Seite 139-142)

NEMASTOMATIDAE - FADENKANKER (8)

4. Spalte: STRATUM (ST)

3.3.2 Arten- und Individuenzahlen

Insgesamt wurden 11 Weberknechtarten, etwa 1/4 der 45 aus Deutschland (BLISS et al. 1998), bzw.

1/3 der 32 aus Hessen (MALTEN 1999) bekannten Taxa, in 1297 Individuen (davon 553 juvenile) gefangen. In den benachbarten Bundesländern Baden-Württemberg wurden bisher 28 (HARMS 1986) bzw. in Bayern 35 Arten (BLISS et al. 1996) nachgewiesen.

Die Weberknechtfauna des Untersuchungsgebietes dürfte damit weitgehend erfaßt worden sein.

Nachweise von Arten aus den Familie der Brettkanker (Trogulidae) und vom Scheren- oder Schneckenkanker {Ischyropsalis hellwigi) fehlen völlig. Die Brettkanker sind über ihre Nahrungstiere, die Schnecken, stärker an Kalkböden gebunden und der Schneckenkanker, der sich ebenfalls von Schnecken ernährt, stellt einen deutlich höheren Anspruch an die Feuchtigkeit seines Lebensraumes, der im Untersuchungsgebiet nicht erfüllt wird. Die ermittelte Artenzahl ist als hoch einzustufen. Sie liegt nur um eine Art niedriger als in dem viel reicher strukturierten und feuchteren Naturwaldreservat

"Niddahänge östlich Rudigshain" (MALTEN 1999). Zwar wurden z.B. für die Wutachschlucht

(HELVERSEN & MARTENS 1971) 18 Arten und im mittelhessischen Raum einschließlich des Vogelsberges durch MÜLLER (1984) 17 Arten nachgewiesen, diese Bearbeitungen beschränkten sich aber nicht ausschließlich auf Waldbereiche und erfolgten auf viel größeren Flächen. Bei Untersuchungen in drei Naturwaldreservaten in Bayern außerhalb der Alpen fand RAUH (1993) zwischen sieben und elf Arten. Zwölf Arten nennt MARTENS (1987) vom Mainzer Sand und Gonsenheimer Wald. In der Regel werden in Waldgebieten wesentlich weniger Arten genannt. BLISS

(1982) fand in den Naturschutzgebieten Großer und Kleiner Hakel und angrenzenden Waldgebieten bei Magdeburg lediglich sieben, FRANKE (1985) in einem Buchenwald im Schwarzwald acht,

BACHMANN & SCHAEFER (1983) ebenfalls in einem Buchenwald bei Göttingen acht und LÖSER (1980) in einem Buchen-Eichen-Wald am Niederrhein sieben Weberknechtarten.

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Tab. 2: Individuenzahlen (nur Adulte) der einzelnen Arten und ihre Verteilung auf Bodenfallen und die restlichen Fallen

Art

Nemastoma lugubre

Paranemastoma quadripunctatum Lacinius ephippiatus

Leiobunum blackwalli Leiobunum rotundum Lophopilio palpinalis Mitopus morio Oligolophus hanseni Oligolophus tridens Phalangium opilio Rilaena triangularis

Gesamt:

Gesamt n

44 30 15 2 1 220 253 92 63 22 2 744

%

5,9 4,0 2,0 0,3 0,1 29,6 34,0 12,4 8,5 3,0 0,3 100,0

Bodenfallen n

44 30 15 0 0 219 1 2 62 0 2 375

%

11,7 8,0 4,0 0,0 0,0 58,4 0,3 0,5 16,5 0,0 0,5 100,0

restl. Fallen n

0 0 0 2 1 1 252 90 1 22 0 369

%

0,0 0,0 0,0 0,5 0,3 0,3 68,3 24,4 0,3 6,0 0,0 100,0

In Tab. 2 und Tab. 6 (im Anhang) ist die Verteilung des Gesamtfangs auf die einzelnen Arten aufgelistet. Da in dieser Zusammenstellung alle Fänge aus Bodenfallen, Stammeklektoren, Farbschalen etc. berücksichtigt sind, können die Zahlen nur vorsichtig als Hinweis zur relativen Häufigkeit im Gebiet interpretiert werden. In größter Zahl wurde Mitopus morio überwiegend mit den Stammeklektoren an stehenden Stämmen gefangen. Die nächst höheren Individuenzahlen erreichen Lophopilio palpinalis, eine bodenbewohnende Art, die in den Fallentypen der höheren Straten weitgehend fehlt, sowie Oligolophus hanseni, der fast ausschließlich in den Stammeklektoren gefangen wurde.

3.3.3 Ökologische Charakterisierung der Artengemeinschaft

3.3.3.1 Verbreitung

3.3.3.1.1 Gesamtverbreitung

Neun Arten haben nach MARTENS (1978) eine europäische Verbreitung, wobei einzelne (Oligolophus tridens, Rilaena triangularis) in die Nearktis verschleppt wurden. Eine der europäischen Arten, Paranemastoma quadripunctatum, ist in ihrem Vorkommen weitgehend auf Mitteleuropa beschränkt.

Phalangium opilio hat eine paläarktische Verbreitung und wurde zusätzlich in die Nearktis und nach Neuseeland verschleppt. Mitopus morio ist holarktisch verbreitet und besiedelt das größte Areal aller Weberknechte.

3.3.3.1.2 Höhenverbreitung

Alle nachgewiesenen Arten sind in ihrer Höhenverbreitung mindestens vom Flachland bis in 800 m Höhe zu finden. Im Vogelsberg ist folglich bei keiner der Arten der Lebensraum aufgrund der Höhenlage begrenzt.

3.3.3.2 Ökologie der Weberknechte

3.3.3.2.1 Ökologische Typen

Bei der Einteilung der Weberknechte in ökologische Typen nachPLATEN et al. (1991), die von BARNDT

(1982) für die Carabiden entwickelt wurde, wird jede Art einem dieser Typen zugeordnet (siehe Tab.

1). Es ist eine Synthese einer makroökologischen Charakterisierung, die sich hauptsächlich an den Pflanzenformationen orientiert, wie sie in jüngster Zeit auch von H Ä N G G I et al, (1995) für Spinnen vorgenommen wurde, und an den autökologischen Ansprüchen an Belichtung und Feuchtigkeit (TRETZEL1952).

Den größten Anteil bezüglich der Arten (73 %) und Individuen (51 %) stellen die Weberknechte, die sowohl Wald- als auch Freiflächen besiedeln. Am zweithäufigsten ist die Gruppe der fast ausschließlich im Wald lebenden Arten Mitopus morio und Oligolophus hanseni mit 18,2 % der Arten bzw. 46,4 % der Individuen, wobei Mitopus morio deutlich stärker vertreten ist. Der einzige eurytope Freiflächenbewohner ist Phalangium opilio mit einem Individuenanteil von 3 %. Im Waldbereich kommt P. opilio nur auf Lichtungen und Schlagfluren vor bzw. wandert von dort oder von außerhalb des Waldes in gut belichtete Bereiche ein. Dadurch ist auch das Vorkommen in den Stammeklektoren NH 32 und NH 33 sowie in der Fensterfalle in der Schonung der Vergleichsfläche (NH 161) zu erklären. Im Gegensatz zu anderen Tiergruppen (z. B. Käfer) gibt es bei den Weberknechten nur wenige Arten, die ausschließlich den Wald bewohnen. Für die meisten bodenbewohnenden Arten ist die Laubstreu des Waldes aber der bevorzugte Lebensraum, und nur wenn außerhalb des Waldes ähnliche mikroklimatische Bedingungen (vor allem fortwährend hohe Luftfeuchtigkeit) zu finden sind, wie etwa in Riedern, Hochstaudenfluren, Hecken etc., kommen die Arten dort auch außerhalb des Waldes vor.

Tab. 3: Verteilung der Arten und Individuen (adulte Tiere) aus den Fallen auf Kern- (KF), Vergleichs- (VF) und Gesamtfläche (GF) aufgeteilt nach ökologischem Typ, Stratum, Aktivitäts-typ und Größenklasse (vgl. Tab. 1)

Ökologischer Typ Offenlandbewohner reine Waldbewohner Wald- u. Offenlandb.

hygrophile Arten Stratum

64,6 % der Arten gelten als ausgesprochen hygrophil, sie stellen 42,1 % der Gesamtindividuen. Sie kommen schwerpunktmäßig in den feuchteren Bereichen z. B. am Fallenstandort NH 1 (Wegrand) und den stärker beschatteten (NH 2 Fichten) bzw. vegetationsreicheren Untersuchungsstellen (NH 3 und NH 10 Blaubeeren) vor.

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3.3.3.2.2 Straten

Etwas mehr als ein Drittel der Arten (Lacinius ephippiatus, Lophopilio palpinalis, Nemastoma lugubre und Paranemastoma quadripunctatum) beschränkt sich in ihrem Vorkommen auf den Boden, fast die Hälfte (Mitopus morio, Leiobunum rotundum, Phalangium opilio, Oligolophus tridens und Rilaena triangularis) lebt sowohl auf dem Boden als auch in höheren Straten, und zwei Arten (Leiobunum blackwalli und Oligolophus hanseni) sind fast ausschließlich in höheren Straten zu finden (Tab. 3). Mit geringen Abweichungen ist eine ähnliche Verteilung bei den Individuenzahlen zu finden. Jeweils etwas mehr als 2/5 der Individuen gehört zu den Bodenbewohnern bzw. zu denen, die sowohl den Boden als auch höhere Straten bewohnen und nur wenig mehr als 1/10 der Individuen gehört zu Arten, die ausschließlich in höheren Straten leben. Alle vorgefundenen Arten, auch die der höheren Straten, sind in den frühen Entwicklungsstadien aber fast ausschließlich in der Bodenschicht zu finden, da ihre Austrocknungsresistenz meist sehr gering ist. Die Bewohner der höheren Straten steigen im Laufe ihrer Entwicklung, oft erst als Adulte, die Pflanzen hinauf.

3.3.3.2.3 Aktivitätstypen

Den größten Anteil bezüglich der Arten haben die sommeraktiven Spezies mit vier Arten, gefolgt von den eurychronen, herbst- bzw. winteraktiven Arten in gleichen Anteilen von jeweils zwei und der einen frühjahrsaktiven Art Rilaena triangularis. Die zwei nicht-eurychronen und winteraktiven Arten sind Lophopilio palpinalis und Oligolophus hanseni. Nemastoma lugubre hat zwar auch eine starke Winteraktivität, ist aber das ganze Jahr über adult anzutreffen. Rilaena triangularis hat als einziger Weberknecht der Untersuchung seine Hauptaktivtät im Frühsommer.

Diese Verteilung dürfte in Hessen charakteristisch für Waldgesellschaften außerhalb der Kalkgebiete sein. In den Kalkgebieten können zusätzlich drei Arten der Brettkanker (Trogulidae) auftreten, die allesamt eurychron sind. Dort könnte dann der Anteil dieses Aktivitätstyps größer oder gleich dem der sommeraktiven Arten sein.

3.3.3.2.4 Größenklassen

Im Naturwaldreservat dominieren die kleineren Vertreter der Weberknechte. Fast zwei Drittel der Arten (sieben) und 60 % der Individuen sind der Größenklasse 2 (2-4,9 mm) zuzuordnen. Die weitere im Gebiet vorkommende Größenklasse 3 (5-9,9 mm) ist entsprechend mit etwas mehr als einem Drittel der Arten und knapp 40 % der Individuen vertreten. Kleinere Formen dieser Tiergruppe [einheimische Vertreter sind z.B. Mitostoma chrysomelas (HERMANN, 1804) und Nemastoma triste (C. L. KOCH,

1835) mit einer Körperlänge von 1,4-2 mm] wurden nicht nachgewiesen.

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