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Aktivitätstypen

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ANDREAS MALTEN

9. Spalte: ROTE LISTE THÜRINGEN (RT)

3.2.3.2 Ökologie der Spinnen

3.2.3.2.3 Aktivitätstypen

Jede Spinnenart wurde einem Aktivitätstyp nach PLATEN (1991) zugeordnet, wobei dieses System ursprünglich von TRETZEL (1954) entwickelt wurde (siehe Tab. 1). Danach sind 55 % der Individuen und 59 % der Arten stenochron, 31 % der Individuen und 18 % der Arten diplochron, sowie 14 % der Individuen und 24 % der Arten eurychron. In der Vergleichsfläche treten die diplochronen Arten bezüglich der Artenzahl (16 %) gegenüber denen der Kernfläche mit 21 % etwas zurück. Dies zeigt sich auch bei den Individuenzahlen, wo mit 27 % in der Kernfläche deutlich weniger als in der Vergleichsflächen mit 37 % gefangen wurden. Noch unterschiedlicher sind die Individuenzahlen bei den stenochronen Arten. Während sie in der Kernflächen nur 49 %der Individuen stellen, sind es in der Vergleichsfläche über 60 %. Auch dieser Unterschied ist hauptsächlich auf die stenochronen wärmeliebenden Arten von Offenstandorten zurückzuführen.

3.2.3.2.4 Größenklassen

Jede Spinnenart wurde einer Größenklasse zugeordnet. Die Einordnung der Arten erfolgte nach

PLATEN et al. (1991), bei den Arten, die dort nicht verzeichnet waren, nach den Größenangaben in den Bestimmungsbüchern. Nach PLATEN et al. (1991) sind größere Arten in besonderem Maße gefährdet, da sie in der Regel in wesentlich geringerer Siedlungsdichte vorkommen und eine deutlich geringere Migrationsfähigkeit haben als die sich meist durch Fadenfloß verbreitenden Zwergspinnen. Den größten Anteil mit 91 Arten oder 46 % stellen die kleineren Arten bis 4,9 mm Größe, wohingegen die größeren Arten (10-14,9 mm) nur 9 Arten bzw. 5 % stellen. In der Vergleichsfläche wurden mehr größere Arten und mehr größere Individuen als in der Kernfläche gefangen.

3.2.4 Bemerkenswerte Arten

In den folgenden Kapiteln werden alle Arten in alphabetischer Reihenfolge einzeln besprochen, für die noch keine veröffentlichten Funde aus Hessen vorliegen, ebenso alle Arten, die in der Roten Liste Deutschlands (PLATEN et al. 1998) und - da für Hessen noch keine Rote Liste der Spinnen vorliegt - in den Roten Listen der anderen Bundesländer aufgeführt werden. Im weiteren werden einige Arten besprochen, die besonders häufig im Naturwaldreservat (z. B. Drapetisca socialis) oder insgesamt nur sehr selten gefangen werden (z. B. Gonatium hilare) und andere Arten, bei denen sich Widersprüche zwischen den Angaben zur Ökologie in der Literatur und den Ergebnissen dieser Untersuchung zeigten (z. B. Lepthyphantes mengei). Dabei wird z. T. auch auf entsprechende Artkapitel in dem Bericht zur Untersuchung des Naturwaldreservates "Niddahänge östlich Rudingshain" (MALTEN 1999) verwiesen.

Folgende Arten werden hier erstmals für Hessen veröffentlicht:

Alopecosa taeniata Pardosa saltans

Panamomops affinis Philodromus fuscomarginatu

Folgende, allesamt auch bei den Rote-Liste-Arten aufgeführte Spinnen, wurden bereits im Bericht über die Spinnenfauna des Naturwaldreservates „Niddahänge östlich Rudingshain" (MALTEN 1999) als neu für Hessen gemeldet. Es sind Arten, die in den Buchenwäldern der Mittelgebirge und z. T.

auch darüber hinaus in Hessen wahrscheinlich fast überall zu finden sind:

Cinetato gradata Porrhomma oblitum Philodromus praedatus Oreonetides quadridentatus Saaristoa firma

Porrhomma campbelli Troxochrus nasutus

Bis auf Pardosa saltans und Philodromus fuscomarginatus werden die bereits oben genannten für die hessische Fauna neuen und die weiter unten angegebenen Arten in einer oder mehreren Roten Listen der deutschen Bundesländer aufgeführt. Dabei ist zu berücksichtigen, daß allein 27 Arten in der Kategorie 4S Roten Liste Bayerns (BLICK & SCHEIDLER 1992) vertreten sind, wobei dies hauptsächlich Arten sind, „von denen nur wenige Nachweise aus Bayern bekannt sind und/oder über deren Lebensraumbindung oder Gefährdung daher bislang keine gesicherten Aussagen möglich sind".

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Nach HARMS (1984) sind gefährdete Spinnenarten „vor allem in vom Menschen wenig gestörten, häufig extensiv genutzten Extrembiotopen", das sind vor allem (offene) Naß- und Feuchtbiotope, nährstoffarme Biotope (insbesondere Trockenbiotope) und Übergangsbiotope (Waldwiese, Ufer), nicht aber im Wald zu suchen. Dies wird auch in der Aufsummierung der Gefährdungsstufen und groben Lebensraum-Zuordnungen in BLICK & SCHEIDLER (1992) für Bayern deutlich.

Die im Naturwaldreservat Achaearanea simulans Aculepeira ceropegia Aelurillus v-insignitus Agyneta conigera Alopecosa inquilina Alopecosa taeniata Araniella alpica Araniella displicata Asthenargus paganus Aulonia albimana Ballus chalybeius Bianor aurocinctus Callobius claustrarius Centromerus cavernarum Centromerus dilutus Cinetata gradata Clubiona brevipes Clubiona trivialis

Diplocephalus permixtus Dipoena inornata

Entelecara congenera Entelecara erythropus

nachgewiesenen Rote-Liste-Arten sind:

Euophrys erratica Gibbaranea omoeda Haplodrassus umbratilis Heliophanus dubius Hypomma cornutum Hypsosinga sanguinea Lathys humilis

Lepthyphantes ericaeus Lepthyphantes obscurus Meloneta innotabilis Micaria pulicaria Micrommata virescens Monocephalus castaneipes Neon reticulatus

Neriene peltata

Oreonetides quadridentatus Panamomops affinis

Pellenes tripunctatus Philodromus praedatus Pityohyphantes phrygianus Poeciloneta variegata Porrhomma campbelli

Porrhomma oblitum Porrhomma pallidum Pseudocarorita thaleri Robertus scoticus Saaristoa firma Saloca diceros Salticus cingulatus Salticus zebraneus Sitticus pubescens Tapinocyba praecox Theridion mystaceum Troxochrus nasutus Walckenaeria acuminata Walckenaeria corniculans Walckenaeria furcillata Walckenaeria unicornis Walckenaeria vigilax Xysticus lanio Zelotes clivicola Zelotes erebeus Zelotes petrensis

Bei den folgenden Arten werden weitere Angaben zur Biologie der Arten gemacht, die z. T.

mit denen in der Literatur nicht in Amaurobius fenestratus Araneus diadematus Coelotes terrestris Diaea dorsata Drapetisca socialis Gonatium hilare Harpactea lepida

Übereinstimmung stehen:

Labulla thoracica Lepthyphantes alacris Lepthyphantes cristatus Lepthyphantes mansuetus Lepthyphantes mengei Lepthyphantes tenebricola Lepthyphantes Zimmermann!

Moebelia penicillata Paidiscura pallens

Philodromus margaritatus Segestria senoculata Xysticus audax

Unter dem Artnamen jedes Artkapitels werden die Einstufungen in die Roten Listen, die Fangziffern der adulten Individuen insgesamt (GF) sowie getrennt für Kern- (KF) und Vergleichsfläche (VF) angegeben. Angaben in Klammern beziehen sich auf Jungtiere.

Die Angabe der Roten Liste Deutschland beruht auf PLATEN et al. (1998). Bei den Roten Listen der Bundesländer gelten folgende Abkürzungen: BY = Bayern (BLICK & SCHEIDLER 1992), BB = Brandenburg (SACHER 1992), BE = Berlin (PLATEN et al. 1991), BW = Baden-Württemberg ( H A R M S 1986), TH = Thüringen ( M A L T & SANDER 1993), MV = Mecklenburg-Vorpommern ( M A R T I N 1993), SN = Sachsen (HIEBSCH & TOLKE 1996) und ST = Sachsen-Anhalt ( S A C H E R 1993).

Die Angaben zur Verbreitung der Arten beruhen im wesentlichen auf den Angaben inPLATNiCK (1993), die zur Ökologie auf den Arbeiten von PLATEN et al. (1991) und HÄNGGI et al. (1995). Die Begriffserklärung zur Ökologie der Arten sind in Tab. 1. zu finden.

3.2.4.1 N e u f u n d e für H e s s e n

Folgende vier Arten sind Neufunde für die Fauna Hessens. Auch wenn schon vereinzelte, unveröffentlichte Funde vorliegen, wurden diese Arten in der Literatur noch nicht für Hessen genannt.

Zwei dieser Arten werden auch in mindestens einer Roten Liste aufgeführt. Nicht hier aufgeführt

werden die Arten, die bereits im Bericht über das gleichzeitig bearbeitete Naturwaldreservat

„Niddahänge östlich Rudingshain" ( M A L T E N 1999) als neu für Hessen gemeldet wurden.

• Alopecosa taeniata (Lycosidae - Wolfspinnen) [Rote Liste BY: 4S - Funde GF: 1 1 , KF: 0, VF: 11 ]

Vorkommen im Gebiet: Zehn Tiere wurden an den Bodenfallenstandorten NH 10 (Blaubeeren) und NH 11 (Gras) und ein weiteres Exemplar in einem Stubbeneklektor an einem Buchenstumpf (NH 130) gefangen.

Verbreitung: Über die Verbreitung dieser westpaläarktischen Art in Deutschland ist noch wenig bekannt. KRONESTEDT (1990) trennte sie erst in jüngerer Zeit wieder von A. aculeata ab. MUSTER (1997) wies sie (sub A. aculeata; MUSTER mdl.) in großer Zahl in der sächsischen Schweiz nach. Aus Hessen ist bisher nur ein weiterer unveröffentlichter Fund des Verfassers auch aus dem Raum Neuhof von einem Waldrand bekannt. Allerdings könnte sich die Angabe in B R A U N (1960) eines Tieres von A.

aculeata, das ZIMMERMANN 1906 bei Marburg fing, auf diese Art beziehen.

Ökologie: MUSTER (1997) fand sie in größten Abundanzen an halbschattigen, feuchteren Standorten unterhalb von Felsabbrüchen, W O L F (1993) in lichten, feuchten Nadelwaldbereichen in Waldmooren im Nordschwarzwald. THALER & BUCHAR (1994) geben als Verbreitungsschwerpunkt in Österreich

"...lichte Wälder in subalpiner Lage..." an. Im Untersuchungsgebiet fanden sich alle Männchen an den Leerungsterminen im Juni und Juli in den Fallen, während die Weibchen auch noch im September gefunden wurden. Die Fangdaten entsprechen damit den Angaben bei MUSTER (1997), THALER &

BUCHAR (1994) und auch bei W O L F (1993), der allerdings nur Weibchen von A taeniata aufführt und alle Männchen der Schwesternart A. aculeata zuordnet.

• Panamomops affinis (Linyphiidae - Baldachin- und Zwergspinnen) [Rote Liste BY: 4R, SN: 3 - Funde GF: 139, KF: 30, VF: 109]

Vorkommen im Gebiet: In der Vergleichsfläche ist die Art flächendeckend zu finden. Dort wurde sie an allen sieben Bodenfallenstandorten, den beiden Stammeklektoren an lebenden Buchen und dem Zelteklektor ( N H 1 5 1 ) gefangen. In der Kernfläche wurde sie nur an der Hälfte der Bodenfallenstandorte sowie in nur einem Stammeklektor an einer lebenden Buche (NH 30) und darüber hinaus an einem freiliegenden Stamm (NH 70, NH 80), in einem Totholzeklektor (NH 140) und in einem Zelteklektor (NH 150) gefangen.

50 i 40 \ - 3 0 - i

N

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0 .- 1

Panamomops affinis n = 139

1

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g Männchen rj Weibchen

J L J U L

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Leerungsdatum der Fallen

Abb. 1 : Phänologie von Panamomops affinis in den Fallenfängen

Verbreitung: Diese mitteleuropäische Art, zuerst aus der Tschechoslowakei beschrieben, wurde bisher nur sehr selten gefunden und bisher noch nirgendwo in dieser großen Zahl wie in der vorliegenden Untersuchung. Den ersten Fund für die Bundesrepublik meldet W I E H L E (1967) aus Baden-Württemberg, es folgen M O R I T Z (1973) und A R N O L D (1983) aus Sachsen, S T U B B E M A N N (1980) und K Ü H N (1982) aus Bayern und B A E H R (1985a), D O R O W et al. (1992) aus Hessen sowie S C H Ö N I N G (1996) bzw. BRAUCKMANN et al. (1997) wieder aus Baden-Württemberg. Die erste Meldung aus Hessen durch D O R O W et al. (1992) bezieht sich auf das hier vorliegende Material. Weitere unveröffentlichte Vorkommen in Hessen sind dem Verfasser aus den Räumen Spessart, Schlüchterner Becken und Wetterau-A/ogelsbergrand bekannt.

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Ökologie: Während die Art in Nordtirol und Böhmen überwiegend Nadelwälder besiedelt ( T H A L E R 1969, 1985), stammen die meisten Funde in unserem Raum aus Laubwäldern. Die Art ist stenochron sommerreif, mit einer Hauptaktivitätszeit im Mai/Juni. Die Männchen sind bis in den August zu finden, die Weibchen dagegen bis in den Oktober und haben damit eine wesentlich längere Aktivitätszeit. P.

affinis ist eine bodenlebende Art, die, wie die hier vorliegenden Daten zeigen, in geringem Umfang auch die Stämme hinaufgeht.

• Pardosa lugubris (Lycosidae - Wolfspinnen)

• Pardosa saltans (neu für Hessen)

[Funde GF: 913 (+154 juv.), KF: 28 (+2 juv.), VF: 885 (+152 juv.)]

In der Gruppe des Pardosa-lugubris-Komp\exes erkannte man in den letzten Jahren vier Arten, von denen die Weibchen kaum zu unterscheiden sind. Die Trennung der Männchen dieses Komplexes war dem Verfasser erst im Laufe der Bearbeitung des Materials möglich. Aus diesen Gründen wurden die beiden im Gebiet nach TÖPFER (1990) T Ö P F E R - H O F M A N N & VON HELVERSEN (1990) erkannten sowie in der holländischen Bearbeitung des ROBERTS (1998) durch NOORDAM erstmalig in ein Bestimmungsbuch übernommenen Arten Pardosa saltans und P. lugubris s. str. in der Auswertung nicht getrennt, sondern als Pardosa lugubris s. I. zusammengefaßt. Im Verzeichnis der Spinnentiere Deutschlands (PLATEN et al. 1995) wird P. saltans noch nicht aufgeführt.

Vorkommen im Gebiet: Bis auf den Fallenstandort NH 4 (Streu) wurde P. lugubris s. I. an allen Bodenfallenstandorten gefangen. Einen deutlichen Schwerpunkt bilden die Standorte NH 9 (Wegrand), NH 10 (Blaubeeren), NH 11 (Gras) und NH 12 (Jungwuchs).

200 160 S 120

cd N

< 80 40

0 207

Pardosa lugubris s. 1.

n = 1067

g Männchen rj Weibchen rj Juvenile

...D_...

aA h JHL

o o o r- — *o

Leerungs datum der Fallen

Abb. 2: Phänologie von Pardosa lugubris s. I. in den Fallenfängen

Verbreitung: Pardosa lugubris s. I. ist in ganz Hessen verbreitet und häufig. Vermutlich sind beide Formen sowohl P. lugubris s. Str., die in der Paläarktis allgemein verbreitet ist, als auch P. saltans, deren Verbreitung noch kaum bekannt ist, in Hessen weit verbreitet und nicht selten. Nach ROBERTS (1998) ist P. saltans in Großbritannien, Belgien, Niederlande und Luxemburg verbreitet, geht bis nördlich bis nach Lappland und ist aber mehr im Westeuropa zu finden. BUCHAR & THALER (1997) halten ein Vorkommen von P. saltans auch in Österreich für wahrscheinlich.

Ökologie: P. lugubris s. I. ist eine allgemein häufige "Art", die vor allen an Gehölzrändern und in lichten Wäldern und Gebüschen zu finden ist. Während man die Vorzugshabitate der Arten P. saltans und P. lugubris s. str. bisher kaum kennt, bevorzugt P. alacris (eine weitere, nicht im Naturwaidreservat nachgewiesene Art dieser Gruppe) xerotherme Standorte. P. lugubris s. I. wird in der Regel den sommer-stenochronen Arten zugerechnet, wobei sich vor allem die Aktivitätszeit der Weibchen aber bis zum Ende des Jahres hinzieht.

• Philodromus fuscomarginatus (Philodromidae - Laufspinnen) [Funde GF: 2, KF: 0, VF: 2]

Vorkommen im Gebiet: Je ein Männchen wurde in einer Bodenfalle im Jungwuchs (NH 12) und in einem Stammeklektor an einer lebenden Buche (NH 33) gefangen.

Verbreitung: Für Hessen wurde diese paläarktisch verbreitete Art bisher nur, Bezug nehmend auf die vorliegende Untersuchung, in D O R O W et al. (1992) genannt. Weitere bisher unveröffentlichte Fänge des Verfassers stammen aus dem südlichsten Hessen (Raum Viernheim) von einer Kiefer.

Ökologie: Nach KNOFLACH & THALER (1994) lebt die Art "anscheinend ... stenotop unter Rinde".

WUNDERLICH (1982) sammelte sie an Kiefernstämmen. Nach SIMON (1995) lebt sie bevorzugt im Kronenraum von Kiefern. PLATEN et al. (1991) geben als Stratum 0-4, also unterirdisch oder unter Steinen bis in die höheren Baumregionen an. Die Funde am Boden sind sicherlich eher zufälliger Natur, weshalb hier für diese Art der Stammbereich bis in den Kronenbereich (3-5) als Lebensraum angegeben wird. Die Art ist stenochron sommerreif.

Im Dokument iß Forschungsinstitut (Seite 69-73)