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Der Verdauungstrakt des Hundes kann in Kopf-, Vorder-, Mittel- und Enddarm sowie den Canalis analis eingeteilt werden (NICKEL et al. 2004). Mundhöhle und Pharynx gehören zum Kopfdarm. Ösophagus und Magen sind dem Vorderdarm zuzurechnen.

Der Dünndarm, bestehend aus drei Abschnitten, Duodenum, Jejunum und Ileum, gehört zum Mitteldarm, während die Dickdarmabschnitte Zäkum, Kolon und Rektum sowie der Afterkanal und After den Enddarm bilden (NICKEL et al. 2004).

Die Aufgaben des Verdauungssystems reichen von der Aufnahme der Nahrung und deren Transport, Zerkleinerung sowie enzymatischer Aufschließung, der Überführung von Energieträger-, Bau-, Nähr- und Wirkstoffen in den Körperkreislauf bis hin zur Ausscheidung des unverdaulichen Darminhalts (WEYRAUCH und SCHMOLLICH 1998). Des Weiteren erfüllt der Gastrointestinaltrakt eine Barrierefunktion und stellt in seiner Gesamtheit flächenmäßig das größte, lymphatische Organ des Körpers dar (GEBBERS und LAISSUE 1989).

Der histologische Wandaufbau des gesamten Intestinaltraktes folgt einem einheitlichen Prinzip. Die Schleimhaut (Tunica mucosa) setzt sich zusammen aus dem Epithel (Epithelium mucosae), dem darunterliegenden Schleimhautbindegewebe (Lamina propria mucosae) und einer schmalen mukosalen Muskelschicht (Lamina muscularis mucosae) (WEYRAUCH und SCHMOLLICH 1998; LIEBICH 2010). Angrenzend findet sich eine ausgeprägte, Blut- und Lymphgefäße, sowie den Plexus submucosus enthaltende Bindegewebsschicht (Tela submucosa), die als Verschiebe- und Verbundschicht der zweischichtigen Darmmuskulatur (Tunica muscularis mit Stratum circulare und Stratum longitudinale) aufliegt. Zwischen Zirkulär- und Längsschicht der Tunica muscularis befinden sich neben Gefäßstrukturen auch die neuronalen Strukturen des Plexus myentericus (WEYRAUCH und SCHMOLLICH 1998; LIEBICH 2010). Die Tunica serosa bildet mit

dem mesothelialen Serosaepithel und der darunterliegenden Serosabindegewebsschicht (Lamina propria serosae) die äußere Abgrenzung des Darmrohres (WEYRAUCH und SCHMOLLICH 1998; LIEBICH 2010).

Auf lokale Besonderheiten der Anatomie und Histologie der einzelnen Abschnitte wird im Folgenden kurz eingegangen.

2.1.1 Magen

Die Aufgabe des Magens liegt in der Futterspeicherung und Vorverdauung der Ingesta durch die Magensäure. Der Hund hat einen einhöhligen, einfachen Magen, der vollständig durch eine drüsenhaltige Schleimhaut (Pars glandularis) ausgekleidet ist (WEYRAUCH und SCHMOLLICH 1998; LIEBICH 2010). Die Magenschleimhaut zeigt eine diffuse Felderung, die Areae gastricae, von denen aus die Magengrübchen (Foveolae gastricae) in die Tiefe ziehen. Die Pars glandularis wird weiterhin in eine Kardiadrüsen-, Fundusdrüsen und Pylorusdrüsenzone unterteilt (WEYRAUCH und SCHMOLLICH 1998; LIEBICH 2010). Das einschichtige, hochprismatische Epithel des Magens enthält viele schleimproduzierende Zellen, deren Sekrete vor der selbstverdauenden Wirkung der Magensäure schützen. Die Kardiadrüsen, welche sich in einer ringförmigen Zone am Mageneingang befinden, produzieren ein exokrines, alkalisches, Lysozym-haltiges, schleimiges Sekret (WEYRAUCH und SCHMOLLICH 1998; LIEBICH 2010). Der Magenfundus und –korpus besteht aus dicht gelagerten und langgestreckten Schlauchdrüsen. Diese Fundusdrüsen werden in verschiedene Abschnitte eingeteilt und zeigen charakteristische Wandzellpopulationen (WEYRAUCH und SCHMOLLICH 1998; LIEBICH 2010). Der Isthmus enthält nicht ausgereifte Isthmusepithelzellen, die als Ersatzzellen der oberflächlichen Epithelzellen sowie zur Schleimproduktion dienen. Im Halsbereich der Fundusdrüsen finden sich die einzeln oder in kleinen Gruppen gelegenen Nebenzellen, die ein saures, Glykosaminoglykan-haltiges Sekret absondern. Im Mittelstück sowie im Drüsengrund finden sich in großer Zahl sekretorisch aktive Hauptzellen sowie die prominenten Belegzellen, deren Aufgabe in der Salzsäureproduktion und in der Synthese eines Intrinsic-Faktors zur Reabsorption

von Vitamin B12 liegen. Zusätzlich finden sich hier Zellen des enteroendokrinen Systems (WEYRAUCH und SCHMOLLICH 1998; LIEBICH 2010).

Der Pylorusbereich ist durch stark verästelte und geknäulte Pylorusdrüsen und intraepithelial gelegene, endokrine, Gastrin-produzierende Zellen gekennzeichnet (LIEBICH 2010). Die Magenwand zeigt bei Fleischfressern eine verhältnismäßig prominente, durch Kreuzung der Muskelfasern dreischichtig erscheinende Schleimhautmuskelschicht (WEYRAUCH und SCHMOLLICH 1998). Weiterhin findet sich als Besonderheit des Karnivorenmagens ein Stratum subglandulare, welches zwischen Drüsengrund und Schleimhautmuskulatur lokalisiert ist und aus zwei Anteilen besteht (WEYRAUCH und SCHMOLLICH 1998). Das Stratum granulosum enthält zahlreiche Lymphozyten und Plasmazellen, während das Stratum compactum aus einer dichten Formation aus kollagenen Bindegewebsfasern besteht (WEYRAUCH und SCHMOLLICH 1998).

2.1.2 Dünndarm

Der Dünndarm zeichnet sich durch das Vorhandensein von Schleimhautzotten (Villi intestinales) und unverzeigten, schlauchförmigen Drüsen (Glandulae intestinales, Lieberkühn-Drüsen, Krypten) aus. Diese vergrößern die Schleimhautoberfläche und unterstützen damit die Dünndarmfunktion, welche in der Verdauung der Ingesta sowie Aufspaltung und Absorption der Nährstoffe besteht (WEYRAUCH und SCHMOLLICH 1998; LIEBICH 2010). Das einschichtige, hochprismatische Dünndarmepithel zeigt einen dichten Mikrovillibesatz und unterliegt durch ständige, mitotische Teilung der undifferenzierten Epithelzellen am Grund der Darmdrüsen einer permanenten Regeneration. Des Weiteren finden sich im Epithel auch zytoprotektiven Schleim produzierende Becherzellen und Sekretgranula-haltige, endokrine Zellen, welche intraepithelial im Kryptbereich liegen und ihre Produkte inkretorisch an das subepitheliale Kapillarnetz abgeben (WEYRAUCH und SCHMOLLICH 1998; LIEBICH 2010). Paneth-Zellen fehlen beim Fleischfresser (BANKS 1993; LIEBICH 2010). Die Lamina propria mucosae bildet die bindegewebige Grundlage für die Darmzotten und enthält in großer Zahl und

unterschiedlicher Dichte Immunzellen, während sich in der Tela submucosa teils ausgeprägte, lymphatische Aggregate (Peyer-Platten) finden (LIEBICH 2010).

2.1.2.1 Duodenum

In diesem Abschnitt des Dünndarms finden sich submukosal vorwiegend tubuläre Drüsenstrukturen (Brunner-Drüsen), die ein visköses, glykoproteinreiches, alkalisches Sekret produzieren, welches Pufferwirkung gegen den sauren Magensaft besitzt und damit schleimhautprotektiv wirkt. Beim Hund finden sich diese Drüsenstrukturen, im Gegensatz zur anatomischen Ausdehnung des Duodenums vom Pylorus bis zur Flexura duodenojejunalis, jedoch nur auf einer Strecke von 1,5 bis 2 cm (LIEBICH 2010; NICKEL et al. 2004).

2.1.2.2 Jejunum

Das Jejunum ist der längste Dünndarmabschnitt. Es beginnt mit der Flexura duodenojejunalis am kranialen Ende der Plica duodenocolica und endet am freien Ende der Plica ileocaecalis (NICKEL et al. 2004). Histologisch sind die Darmzotten länger, schlanker und weniger dicht als im Duodenum und es finden sich vergleichsweise mehr intraepitheliale Becherzellen (BANKS 1993; LIEBICH 2010).

2.1.2.3 Ileum

Das kurze Ileum ist der Endabschnitt des Dünndarms und erstreckt sich vom oralen Ende der Plica ileocaecalis bis zum Ostium ileale, welches die Einmündung in den Dickdarm darstellt (NICKEL et al. 2004). Im Vergleich zu den anderen Dünndarmabschnitten sind die Zotten des Ileums kürzer und breiter und das Epithel weist vermehrt Becherzellen auf (LIEBICH 2010). In der Tela submucosa des Ileums finden sich prominente Peyer-Platten, welche in die Lamina propria mucosae reichen, die Zotten verdrängen und sich ins Darmlumen vorwölben können. Diese lymphatischen Aggregate dienen der lokalen Immunabwehr (LIEBICH 2010).

2.1.3 Dickdarm und Analkanal

Der Dickdarm umfasst Zäkum, Kolon und Rektum und dient funktionell der mikrobiellen Aufspaltung von Proteinen und Kohlenhydraten sowie der Wasser- und

Elektrolytresorption (WEYRAUCH und SCHMOLLICH 1998; LIEBICH 2010). Im gesamten Dickdarm gibt es keine Darmzotten. Die Schleimhaut besteht aus einem oberflächlichen, hochprismatischen Epithel aus mit Mikrovilli besetzten Saumzellen und langgestreckten, unverzweigten und dicht nebeneinander liegenden Drüsenstrukturen. Das Epithel der Dickdarmdrüsen zeichnet sich durch eine große Anzahl von Becherzellen aus und unterliegt einer ständigen Regeneration. Auch im Dickdarm finden sich vereinzelt lymphatische Aggregate (WEYRAUCH und SCHMOLLICH 1998; LIEBICH 2010).

Der Analkanal ist gekennzeichnet durch den Übergang einer echten, durch prominente Längsfalten eingestülpten Schleimhaut in eine drüsenlose Schleimhaut und schließlich in die äußere Haut. Des Weiteren finden sich in diesem Bereich Analdrüsen, Zirkumanaldrüsen und die apokrinen Drüsen des Analbeutels (LIEBICH 2010).