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Arbeitsbezogene Sicherheits- und Gesundheitskompetenz

D) Professionelle Kompetenz

2.7 Kompetenzfeld Sicherheit und Gesundheit

2.7.4 Arbeitsbezogene Sicherheits- und Gesundheitskompetenz

Ziel einer zeitgemäßen betrieblichen Gesundheitsförderung ist die Stärkung der indi-viduellen arbeitsbezogenen Gesundheitskompetenzen der Beschäftigten. Gesund-heitsförderung soll nicht nur dazu befähigen, äußere Gesundheitsbelastungen phy-sisch und psychisch besser zu bewältigen, sondern auch Handlungsspielräume zu vergrößern, eigenes gesundheitlich belastendes Verhalten zu überwinden und Handlungskompetenzen freizusetzen bzw. zu entwickeln, um externe Strukturen zu ändern, die die Gesundheit belasten oder die gesundheitsbelastendes Verhalten be-günstigen.

Gesundheitsförderung heißt

 Bewältigungskompetenz für gesundheitliche Belastungen und

Handlungskompetenz zur Änderung des eigenen Gesundheitsverhaltens und gesundheitlich wirksamer Strukturen

zu erwerben. Anders formuliert: Gesundheitsförderung ist der Aufbau von individuel-len Fähigkeiten sowie gesundheitsförderlichen Strukturen, um das Maß an Selbstbe-stimmung über die Gesundheit zu erhöhen.

Zielrichtung der individuellen arbeitsbezogenen Gesundheitskompetenz ist neben der Stärkung der Schutzfaktoren die Stärkung der Gesundheitsfaktoren und damit der Umgang mit gesundheitsförderlichen Ressourcen. Gesundheitsförderung ist in erster Linie ein emanzipatorischer individueller Lernprozess, der von außen unterstützt werden kann, u. a. in der Lebenswelt „Arbeit“.

Förderliche oder hemmende Einflüsse auf die individuelle arbeitsbezogene Gesund-heitskompetenz stammen aus dem betrieblichen Umfeld und den Persönlichkeitsfak-toren. Abb. 2.15 stellt diese Zusammenhänge dar.

Gesundheitschancen im betrieblichen Umfeld

Individuelle arbeitsbezogene Gesundheitskompetenz

Persönlichkeitsfaktoren

Umgang mit Risiken

Stärken der Schutzfaktoren

Umgang mit Ressourcen

Stärken der Gesundheitsfaktoren fördernd hemmend

fördernd hemmend

Abb. 2.15 Individuelle arbeitsbezogene Gesundheitskompetenz: Zielrichtung und Einflüsse

Gesundheitsförderung zielt nicht auf spezifische Risiken für Krankheiten, sondern auf die Ressourcen für die Gesunderhaltung oder Gesundung.

Gesundheitliche Ressourcen sind Kräfte, die dazu beitragen, Krankheiten zu ver-meiden und Wohlbefinden zu erhalten. Sie stärken den Menschen, Anforderungen aus der Arbeits- und sonstigen Lebenswelt zu bewältigen.

Zu unterscheiden sind:

Individuelle gesundheitliche Ressourcen

Dies sind individuelle Lebenskompetenzen, Persönlichkeitsmerkmale und Bewäl-tigungsstrategien, die wiederum aus physischen und psychischen Ressourcen bestehen:

 Physische Ressourcen sind z. B. körperliche Fitness, stabiles Immunsystem

 Psychische Ressourcen sind z. B. Fähigkeiten und Bereitschaft zum Umgang mit Risiken, Fähigkeiten zum Umgang mit Anforderungen aus der Lebenswelt

„Arbeit“ sowie spezifische Bewältigungsmuster z. B. im Umgang mit Stresso-ren.

Organisationale gesundheitliche Ressourcen

Dies sind Kräfte im sozialen und organisatorischen Umfeld der Beschäftigten, die als Schutzfaktoren wirken wie z. B.:

 Gegenseitige Unterstützung

 Eine Arbeitsgestaltung, die Beteiligung und Kontrolle über die eigenen Ar-beitsbedingungen und persönliche Entwicklung ermöglicht

 Gesundheitlich wirksame Führungsstrukturen wie das Teilen gemeinsamer Werte, hinreichendes Feedback und soziale Anerkennung.

In der Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie (GDA) einigen sich Bund, Länder und Unfallversicherungsträger auf eine gemeinsam getragene, bundesweit gültige Arbeitsschutzstrategie. Im Fachkonzept (2007) werden folgende gemeinsame Ziele formuliert, die mit den Konzepten der Beschäftigungsfähigkeit, des lebenslan-gen Lernens und der Wettbewerbsfähigkeit über den reinen Arbeitsschutz hinaus gehen (GDA 2007):

„Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigten sind durch einen präventiven und sys-temorientierten betrieblichen Arbeitsschutz ergänzt durch Maßnahmen einer betrieb-lichen Gesundheitsförderung zu erhalten, zu verbessern und zu fördern. Das Si-cherheits- und Gesundheitsbewusstsein der Arbeitgeber wie der Beschäftigten ist zu stärken. Durch die Reduzierung von Arbeitsunfällen und arbeitsbedingten Erkran-kungen werden die Betriebe und die Volkswirtschaft von Kosten entlastet. Arbeits-schutz soll Innovationen fördern, nicht hemmen.“

Die GDA erbringt damit wesentliche Beiträge zur

 Erhaltung und Stärkung der Beschäftigungsfähigkeit, einschließlich der Förde-rung des lebenslangen Lernens

 Unterstützung allgemeiner Gesundheitsziele

 Entlastung der Sozialversicherungssysteme Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen“

In einigen Arbeitsprogrammen der GDA sind Beachtung und Weiterentwicklung von Gesundheitskompetenz explizit genannt. Im Arbeitsprogramm Sicherheits- und Ge-sundheitsschutz in der Pflege beispielsweise soll die Gesundheitskompetenz der Führungs- und Pflegekräfte bezüglich Muskel-Skelett-Erkrankungen (MSE) erweitert

werden. Im Arbeitsprogramm „Gesund und erfolgreich arbeiten im Büro“ wird die

Ge-eiten und FertigkGe-eiten zusammengefasst, auf die der Einzelne zum Erhalt e

ives Verhalten, insbesondere die Bewegungskultur

en

Anstieg der Anzahl der Betriebe die eine Präventionskultur auf-eisen, sowie ein Anstieg der Zahl der Mitarbeiter, die eine hohe

Gesundheitskom-oll.

iese Entwicklungslinie des Verständnisses von Kompetenz im Arbeits- und Ge-sundheitskompetenz wie folgt definiert und konkretisiert (GDA 2007):

„Zum anderen soll auf der Seite von Führungskräften und Beschäftigten die indivi-duelle Gesundheitskompetenz gefördert werden. Unter diesem Begriff werden die Fähigk

bzw. zur Förderung seiner Gesundheit zurückgreifen kann. Konkret geschieht dies üb r:

Sensibilisierung und Motivation für MSE-prävent

Etablierung einer gesundheitsförderlichen Aufbau emotionaler und sozialer Kompetenz

Erwerb von Stressbewältigungstechniken Angestrebt wird ein

w

petenz aufweisen.“

Damit wird klar, dass der Mitarbeiter nicht nur sicherheitsgerechtes Verhalten erler-nen, sondern umfassender eigenkompetent seine Gesundheit fördern können s D

sundheitsschutz wird in Abb. 2.16 verdeutlicht (HAMACHER, WITTMANN, 2005).

Handlungskompetenz als eigeninitiatives vorgreifendes Gestalten

der Lebens- und Arbeits-bedingungen im

Hinblick auf Sicherheit und Gesundheit Handlungskompetenz

als Risikokompetenz Handlungskompetenz

als Erlernen von sicherheitsgerechtem

Stufe I

Stufe II

Stufe III

Verhalten

Fortentwicklung Verständnis zu Sicherheit und Gesundheit

bb. 2.16 Stufenweise Entwicklung des Verständnisses von Handlungskompetenzen

esundheitskompetenz wird heute definiert als eigeninitiatives vor-reifendes Gestalten der Lebens- und Arbeitsbedingungen im Hinblick auf Sicherheit u

nd Gesundheitskompetenz bedeutet eigeninitiatives vorgreifendes A

zu Sicherheit und Gesundheit (HAMACHER, WITTMANN, 2005) Sicherheits- und G

g

nd Gesundheit.

Sicherheits- u

Gestalten der Lebens- und Arbeitsbedingungen im Hinblick auf Sicherheit und Gesundheit.

Ein zeitgemäßes Verständnis von Sicherheits- und Gesundheitskompetenz ist ge-prägt von einem umfassenden Gesundheitsverständnis sowie von Ansätzen und Konzepten zum Gesundheitsmanagement und zur Weiterentwicklung des Arbeits-schutzes hin zur präventiven umfassenden Gestaltung von allen Umständen, die Si-cherheit und Gesundheit bei der Arbeit betreffen.

Sicherheits- und Gesundheitskompetenzen in diesem Sinne erfordern vor allem:

 Methoden zur ganzheitlichen Gestaltung von Bedingungen und Bewältigung von Anforderungen (Gestaltungswissen, Gestaltungsfähigkeiten zu den Lebens- und Arbeitsbedingungen)

 Methoden zur Verbesserung der gesundheitlichen Ressourcen, Stärkung ge-sundheitlicher Ressourcen (organisational und personal)

Lifestyle-Management, das gesundheitliche Aspekte einschließt

In Tab. 2.9 werden Verständnis und Ziel der Sicherheits- und Gesundheitskompetenz dargestellt.

Tab. 2.9 Verständnis und Ziel der Sicherheits- und Gesundheitskompetenz

Sicherheits- und Gesundheitskompetenz als eigeninitiatives vorgreifendes Gestalten der

Lebens- und Arbeitsbedingungen im Hinblick auf Sicherheit und Gesundheit Verständnis Prävention als vorgreifende Gestaltung

Salutogenese statt Pathogenese

Empowerment

Ziel Förderung, Entwicklung des Menschen

Wohlbefinden, Produktivität

Selbstbestimmung, Mitwirkung

Gestaltungskompetenzen zu Lebens- und Arbeitsbedingungen

Der Zusammenhang zum betrieblichen Arbeitsschutz lässt sich wie folgt fassen:

Gesundheitsförderung ist der Teil des Arbeitsschutzes, bei dem Beschäftigte die Faktoren mitgestalten, die ihre Gesundheit beeinflussen. Die Faktoren betreffen sowohl ihr eigenes Gesundheitsverhalten als auch die gesundheitsrelevanten Umgebungseinflüsse. Betrieblich Verantwortliche und Experten, wie z. B. die Fachkraft für Arbeitssicherheit und der Betriebsarzt, haben die Aufgabe zu unter-stützen, dass Bedingungen entstehen, bei denen die Beschäftigten kompetent werden, die gesundheitsrelevanten Faktoren bei der Arbeit mitzugestalten.