• Keine Ergebnisse gefunden

8Analyse und Interpretationen

8 Analyse und Interpretationen

Depressionen (laut Selbstangabe) bei 25- bis 64-Jährigen nach Bildungsstand

Im Durchschnitt der OECD-Länder, die an EHIS 2014 teilgenommen haben, gaben 8 Pro-zent der 25- bis 64-Jährigen an, in den 12 Monaten vor der Umfrage unter Depressionen gelitten zu haben. Depressionen (laut Selbstangabe) differieren in den OECD-Ländern signifikant je nach Bildungsstand. Die Depressionsrate ist bei Erwachsenen mit einer Ausbildung unterhalb Sekundarbereich II durchschnittlich doppelt so hoch (12 Prozent) wie bei Absolventen des Tertiärbereichs (6 Prozent). Außerdem ist sie bei Erwachsenen mit einer Ausbildung unterhalb Sekundarbereich II in allen Ländern mit verfügbaren Daten höher als bei Erwachsenen mit einem Abschluss im Tertiärbereich (Tab. A8.2).

Abbildung A8.1 zeigt, dass die Selbstangabe von Depressionen bei Erwachsene mit einem Bildungsstand unterhalb Sekundarbereich II besonders hoch ist: im Durchschnitt um 4 Prozentpunkte höher als bei Erwachsenen mit einem Abschluss im Sekundarbereich II bzw. im postsekundaren, nicht tertiären Bereich. Der Unterschied zwischen Erwachsenen mit einem Abschluss im Sekundarbereich II bzw. postsekundaren, nicht tertiären Bereich und Erwachsenen mit einem Abschluss im Tertiärbereich liegt bei 3 Prozentpunkten. Die Selbstangabe von Depressionen sinkt mit jedem erfolgreich abgeschlossenen Bildungs-bereich, und ein Abschluss im Sekundarbereich II bzw. postsekundaren, nicht tertiären Bereich bedeutet, über wichtige Instrumente zu verfügen, um ein besseres eigenes emo-tionales Wohlbefinden sicherzustellen. Dies trifft in besonderem Maße auf Österreich, Portugal, Slowenien und Ungarn zu, wo der Unterschied der angegebenen Depressions-prävalenz zwischen Erwachsenen mit einem Bildungsstand unterhalb Sekundarbereich II und Absolventen des Sekundarbereichs II bzw. postsekundaren, nicht tertiären Bereichs bei mindestens 6 Prozentpunkten liegt. In diesen Ländern ist die Prävalenz von Depres-sionen bei Erwachsenen (laut Selbstangabe) mit einem Abschluss im Sekundarbereich II bzw. postsekundaren, nicht tertiären Bereich sehr ähnlich derjenigen von Absolventen des Tertiärbereichs: Die Ergebnisse variieren um höchstens 2 Prozentpunkte (Abb. A8.1).

Bildung trägt allgemein zur Entwicklung einer Reihe von unterschiedlichen Kompetenzen bei, die jedoch nicht alle denselben Einfluss auf Depressionen haben. Laut dem OECD-Bericht „Skills for Social Progress“ (Kompetenzen für sozialen Fortschritt) hat sich zur Verringerung von Depressionen die Stärkung sozialer und emotionaler Kompetenzen (wie des Selbstwertgefühls) als wirksamer erwiesen als andere Fähigkeiten und Kenntnisse (wie die Lesekompetenz oder die alltagsmathematische Kompetenz). So wurde beispielsweise in der Schweiz festgestellt, dass eine Steigerung der kognitiven Fähigkeiten (wie Lesen, Rechnen und Naturwissenschaften) sich nur halb so positiv auf die Verringerung von selbst berichteten Depressionen auswirkt wie die Steigerung des Selbstwertgefühls vom niedrigsten auf das höchste Dezil (OECD, 2015a).

Depressionen (laut Selbstangabe) nach Geschlecht und Bildungsstand Ähnlich wie bei den Selbstangaben zur Gesundheit geben Frauen im Durchschnitt ein höheres Depressionsniveau an als Männer, allerdings sinkt die Depressionsprävalenz bei Frauen mit zunehmenden Qualifikationen drastischer als bei Männern (OECD, 2016a).

Abbildung A8.2 zeigt, dass in den an der europäischen Gesundheitsumfrage teilnehmen-den OECD-Ländern durchschnittlich 15 Prozent der Frauen mit einem Bildungsstand unterhalb Sekundarbereich II angaben, unter Depressionen zu leiden, gegenüber

durch-A

8

schnittlich 6 Prozent der Frauen mit einem Abschluss im Tertiärbereich, was einer Diffe-renz von 9 Prozentpunkten entspricht. Bei Männern mit einem Bildungsstand unterhalb Sekundarbereich II liegt die Prävalenz bei 10 Prozent gegenüber 5 Prozent bei männlichen Absolventen des Tertiärbereichs, was einer Differenz von 5 Prozentpunkten entspricht (Abb. A8.2).

Island hat nicht nur den höchsten Anteil Frauen mit einem niedrigen Bildungsstand, die angeben, unter Depressionen zu leiden (mehr als 25 Prozent), sondern gleichzeitig den größten Unterschied bei der Depressionsprävalenz zwischen Frauen mit niedrigem und hohem Bildungsstand (mehr als 15 Prozentpunkte). Die Differenz ist bei Männern wesent-lich geringer: Der Unterschied zwischen gering qualifizierten Männern und Männern mit einem Abschluss im Tertiärbereich liegt bei 8 Prozentpunkten. In den meisten Ländern, in denen diese Differenz bei Frauen größer ist als bei Männern, findet sich ein ähnliches Bild (Tab. A8.1).

Diese größeren Unterschiede bei den Selbstangaben von Depressionen bei Frauen lassen sich möglicherweise durch ihre Situation am Arbeitsmarkt unabhängig vom Bildungs-stand erklären (s. Indikator A5). Beschäftigung geht tendenziell mit einer niedrigeren Depressionsprävalenz einher (Tab. A8.1 und A8.2). Die geschlechtsspezifischen Unter-schiede bei den Beschäftigungsquoten nehmen in den OECD-Ländern mit nur wenigen Ausnahmen mit zunehmendem Bildungsstand ab, was bedeutet, dass die geschlechtsspe-zifischen Ungleichheiten auf dem Arbeitsmarkt bei hoch qualifizierten Erwachsenen am geringsten sind.

Ross und Mirowsky (2006) betonen außerdem, dass es Frauen mit einem hohen Bildungs-stand – selbst wenn sie weniger verdienen und weniger Führungsaufgaben wahrnehmen als ihre männlichen Kollegen – tendenziell besser gelingt, ihre Kompetenzen zur Sta-bilisierung ihres emotionalen Wohlbefindens einzusetzen, als Frauen mit niedrigeren Bildungsabschlüssen, die derartige Kompetenzen nicht im Rahmen der formalen Bildung entwickeln konnten. Geringer qualifizierte Frauen leiden jedoch öfter unter Depressionen als ihre männlichen Alterskollegen, und zwar zum Teil, weil sie einer größeren wirtschaft-lichen Abhängigkeit ausgesetzt sind und eher Routine- oder schlecht bezahlte Tätigkeiten ausüben (Ross and Mirowsky, 2006).

Quelle: OECD (2017). Tabelle A8.1. Weiterführende Informationen s. Abschnitt Quellen sowie für Hinweise Anhang 3 (www.oecd.org/education/education-at-a-glance-19991487.htm). StatLink: http://dx.doi.org/10.1787/888933557603

Abbildung A8.2

Anteil Erwachsener (in %), die angeben, an Depressionen zu leiden, nach Geschlecht und Bildungsstand (2014) Europäische Gesundheitsumfrage, Durchschnitt, 25- bis 64-Jährige

16 14 12 10 8 6 4 2 0

Männer Frauen

%

Ausbildung unterhalb Sekundarbereich II

Abschluss im Sekundarbereich II bzw. postsekundaren, nicht tertiären Bereich Abschluss im Tertiärbereich

A

8

Depressionen nach Alter und Bildungsstand

In den an EHIS teilnehmenden OECD-Ländern sind Depressionen (laut Selbstangabe) bei den 25- bis 44-Jährigen durchschnittlich etwas niedriger als bei den 45- bis 64-Jährigen, wobei die Analyse dieser beiden Altersgruppen nach Bildungsstand ein ähnliches Bild ergibt. 12 Prozent der 25- bis 44-Jährigen mit einem Bildungsstand unterhalb Sekundar-bereich II gaben an, dass sie in den 12 Monaten vor der Umfrage unter Depressionen litten.

Mit einem Abschluss im Sekundarbereich II bzw. postsekundaren, nicht tertiären Bereich sinkt ihr Anteil auf 7 Prozent und mit einem Abschluss im Tertiärbereich auf 5 Prozent. In der Altersgruppe der 45- bis 64-Jährigen ist der Anteil der Depressionsbetroffenen bei denjenigen mit einer Ausbildung unterhalb Sekundarbereich II auch um 7 Prozentpunkte höher als bei denjenigen mit einem Abschluss im Tertiärbereich. Die ältere Altersgruppe unterscheidet sich nur insofern von der Altersgruppe der 25- bis 44-Jährigen, als dass Depressionen (laut Selbstangabe) unabhängig vom Bildungsstand geringfügig häufiger sind (Tab. A8.1).

In fast allen Ländern ist der Unterschied bei den Depressionen (laut Selbstangabe) zwi-schen den beiden Altersgruppen bei Erwachsenen mit einer Ausbildung unterhalb Sekun-darbereich II höher als bei Erwachsenen mit einem Abschluss im Tertiärbereich, aber die am stärksten betroffene Altersgruppe unterscheidet sich zwischen den einzelnen Ländern.

In Dänemark, Finnland, Island und Schweden gibt die jüngere Altersgruppe tenden ziell häufiger an, unter Depressionen zu leiden, als die ältere, und zwar unabhängig vom dungsstand. Dagegen leidet die ältere Altersgruppe in 16 anderen Ländern über alle Bil-dungsniveaus hinweg tendenziell stärker unter Depressionen (laut Selbstangabe) als die jüngere (Tab. A8.1).

Laut dem OECD-Bericht Fit Mind, Fit Job setzen die meisten psychischen Erkrankungen früh ein, oft vor Erreichen des 14. Lebensjahrs. Deshalb spielen Bildungssysteme eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, Menschen, die eher für die Entwicklung von psychi-schen Erkrankungen anfällig sind, zu erkennen und ihnen angemessene Unterstützung zukommen zu lassen. Das könnte dazu beitragen, negative Konsequenzen zu verhindern, wie einen vorzeitigen Schulabgang und die damit im späteren Leben verbundenen nach-teiligen Auswirkungen (OECD, 2015b).

Depressionen nach Arbeitsmarktstatus und Bildungsstand

Die Prävalenz psychischer Erkrankungen nimmt zwar nicht zu; allerdings führt das ge-stiegene Bewusstsein zu einer höheren Zahl diagnostizierter Fälle sowie zu einer breiteren Ausgrenzung psychisch Kranker vom Arbeitsmarkt (OECD, 2012). Denjenigen, die unter einer psychischen Erkrankung leiden, fällt es schwerer, einen Arbeitsplatz zu finden, und wenn es ihnen gelingt, müssen sie sich mehr anstrengen, um die an sie gestellten Erwar-tungen zu erfüllen, und sind oftmals vergleichsweise weniger produktiv (OECD, 2012).

Allerdings verbessert sich der Gesundheitszustand psychisch Kranker oft, wenn sie eine Anstellung finden, da der Erwerbsstatus ihr Selbstwertgefühl steigert und sich für sie ihre gesellschaftliche Wertschätzung erhöht. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, dass Bildungssysteme auch leistungsschwachen Schülern einen reibungslosen Übergang von der Ausbildung in den Beruf gewährleisten, da sie am ehesten anfällig für psychische Erkrankungen sind (OECD, 2015b).

Den beiden Diagrammen in Abbildung A8.3 liegen zwar die gleichen Daten zugrunde, aber sie zeigen ein unterschiedliches Bild. Das linke Säulendiagramm zeigt die Häufigkeit von Depressionen (laut Selbstangabe) nach Erwerbsstatus innerhalb eines

Bildungs-A

8

stands, das rechte Diagramm dagegen die Häufigkeit von Depressionen (laut Selbstanga-be) nach Bildungsstand innerhalb eines Erwerbsstatus (Abb. A8.3).

Im Durchschnitt der an der europäischen Gesundheitsumfrage teilnehmenden OECD-Länder finden sich die stärksten Unterschiede bei Erwachsenen mit einer Ausbildung un-terhalb Sekundarbereich II. In dieser Gruppe gaben 7 Prozent der Beschäftigten an, in den 12 Monaten vor der Umfrage unter Depressionen gelitten zu haben. Addiert man dazu die Erwerbslosen und betrachtet somit die Erwerbsbevölkerung, steigt die Depressionsprä-valenz auf 9 Prozent. Berücksichtigt man zusätzlich diejenigen, die nicht im Arbeitsmarkt sind (d. h. die Gesamtbevölkerung), erhöht sich die Depressionsprävalenz auf 12 Prozent, was bedeutet, dass gering qualifizierte Erwachsene, die nicht im Arbeitsmarkt sind, am ehesten unter Depressionen (laut Selbstangabe) leiden. Betrachtet man hingegen die Ab-solventen des Tertiärbereichs, geben 6 Prozent der Gesamtpopulation an, an Depressionen zu leiden, wobei dieser Prozentsatz nur um 2 Prozentpunkte sinkt, wenn ausschließlich die in Beschäftigung stehenden Absolventen des Tertiärbereichs berücksichtigt werden.

Das bedeutet, dass der Abschluss des Tertiärbereichs unabhängig vom Erwerbsstatus mit einer niedrigeren Depressionsprävalenz einhergeht (Abb. A8.3).

Das rechte Säulendiagramm in Abbildung A8.3 zeigt, dass die Zahl der Depressionen (laut Selbstangabe) nicht nur mit steigendem Bildungsstand sinkt, sondern auch bei Beschäftig-ten im Vergleich zu Erwerbslosen und Personen, die nicht im Arbeitsmarkt sind (Nichter-werbspersonen). Bei Betrachtung der Gesamtbevölkerung – einschließlich Beschäftigten, Erwerbslosen und Nichterwerbspersonen – variiert die Zahl der Depressionen (laut Selbst-angabe) am stärksten nach Bildungsstand, und zwar zwischen 12 Prozent bei Personen mit einer Ausbildung unterhalb Sekundarbereich II und 6 Prozent bei Absolventen des Tertiärbereichs. Allerdings hat der Bildungsstand bei denen, die in Beschäftigung sind, geringere Auswirkungen auf Depressionen, denn hier reicht der Anteil der Depressionsbe-troffenen von 7 Prozent bei denjenigen mit einer Ausbildung unterhalb Sekundarbereich II bis 4 Prozent bei denjenigen mit einem Abschluss im Tertiärbereich (Abb. A8.3).

Die beiden Säulendiagramme in Abbildung A8.3 veranschaulichen, dass der größte Un-terschied bei Depressionen (laut Selbstangabe) zwischen beschäftigten Erwachsenen mit

Quelle: OECD (2017). Tabelle A8.2. Weiterführende Informationen s. Abschnitt Quellen sowie für Hinweise Anhang 3 (www.oecd.org/education/education-at-a-glance-19991487.htm). StatLink: http://dx.doi.org/10.1787/888933557622

Abbildung A8.3

Anteil Erwachsener (in %), die angeben, an Depressionen zu leiden, nach Erwerbsstatus und Bildungsstand (2014) Europäische Gesundheitsumfrage, Durchschnitt, 25- bis 64-Jährige

14

Gesamtbevölkerung (beschäftigt + erwerbslos + nicht im Arbeitsmarkt) Erwerbsbevölkerung (beschäftigt + erwerbslos)

Beschäftigte Bevölkerung

Ausbildung unterhalb Sekundarbereich II

Abschluss im Sekundarbereich II bzw. postsekundaren, nicht tertiären Bereich

A

8

einem Abschluss im Tertiärbereich (4 Prozent) und Erwachsenen mit einer Ausbildung unterhalb Sekundarbereich II, die entweder beschäftigt, erwerbslos oder nicht im Arbeits-markt sind (12 Prozent), besteht, was einer Differenz von 8 Prozentpunkten entspricht (Abb. A8.3 und Tab. A8.2).

Korrelation zwischen Depressionen und Bildungsstand unter Berücksich-tigung von Alter, Geschlecht, Arbeitsmarktstatus und Einkommen

Aus den vorherigen Abschnitten geht hervor, dass die Prävalenz von Depressionen (laut Selbstangabe) unabhängig von Faktoren wie Alter, Geschlecht oder Erwerbsstatus mit zunehmendem Bildungsstand abnimmt. Allerdings lassen sie auch erkennen, dass der Zusammenhang zwischen Bildung und Depression bei der beschäftigten Bevölkerung wesentlich schwächer ausgeprägt ist, was bedeutet, dass der Erwerbsstatus die Auswir-kungen der Bildung auf Depressionen beeinflusst bzw. abschwächt. Erwerbslos oder nicht im Arbeitsmarkt zu sein erhöht das Depressionsrisiko, da sich Erwachsene in dieser Si-tuation mit größerer Wahrscheinlichkeit einsam fühlen und sich größere Sorgen um Geld machen. Ein höherer Bildungsstand führt zu besseren Fähigkeiten, mit diesen Risikofak-toren umzugehen.

Abbildung A8.4 zeigt den Unterschied bei Depressionen (laut Selbstangabe) zwischen Personen mit einer Ausbildung unterhalb Sekundarbereich II und Personen mit einem Abschluss im Sekundarbereich II bzw. im postsekundaren, nicht tertiären Bereich unter

Anmerkung: Da in den verschiedenen Umfragen unterschiedliche Fragen gestellt wurden, werden die Umfrageergebnisse in der Analyse nicht direkt miteinander verglichen.

1. Die Unterschiede sind nach Berücksichtigung von Geschlecht, Alter und Einkommen mit 5 Prozent statistisch nicht signifikant. 2. Die Unterschiede sind nach Berück-sichtigung von Geschlecht und Alter mit 5 Prozent statistisch nicht signifikant.

Anordnung der Länder in absteigender Reihenfolge des Unterschieds in Prozentpunkten nach Berücksichtigung von Geschlecht und Alter beim Anteil Erwachsener, die angeben, an Depressionen zu leiden, zwischen Erwachsenen mit einer Ausbildung unterhalb Sekundarbereich II und Erwachsenen mit einem Abschluss im Sekundar-bereich II bzw. postsekundaren, nicht tertiären Bereich.

Quelle: OECD (2017). Tabelle A8.3. Weiterführende Informationen s. Abschnitt Quellen sowie für Hinweise Anhang 3 (www.oecd.org/education/education-at-a-glance-19991487.htm). StatLink: http://dx.doi.org/10.1787/888933557641

Abbildung A8.4

Wahrscheinlichkeit der Angabe, an Depressionen zu leiden, nach Berücksichtigung von Geschlecht, Alter und Einkommen (2014) Europäische Gesundheitsumfrage und nationale Erhebungen, 25- bis 64-Jährige, Unterschied in der Depressionsprävalenz zwischen Ausbildung unterhalb Sekundarbereich II und Abschluss im Sekundarbereich II bzw. postsekundaren, nicht tertiären Bereich

12

Nach Berücksichtigung von Geschlecht und Alter

Nach Berücksichtigung von Geschlecht, Alter und Einkommen

Irland Österreich Island Ungarn Dänemark1 Norwegen Slowenien Lettland1 Niederlande Litauen1 Portugal Ver. Königreich1 Belgien Slowakei1 Deutschland Durchschnitt Frankreich Luxemburg1,2 Spanien1 Polen1 Italien Griechenland1,2 Estland1,2 Tschechien1,2 Schweden1,2 Finnland1,2 Türkei1,2 Israel Australien Schweiz1,2

Quelle: Europäische

Gesundheitsumfrage EHIS Quelle: Nationale Erhebungen

A

8

Kasten A8.1

Thematischer Rahmen für den Indikator zu den gesamtgesellschaft-lichen Auswirkungen von Bildung in Bildung auf einen Blick

In den letzten 10 bis 15 Jahren hat sich der Fokus deutlich hin zur Anerkennung der Bedeutung von den sozialen Vorteilen und Kennzahlen des gesellschaftlichen Wohl-befindens verschoben. Datenerhebungen und Monitoringaktivitäten haben signifi-kant zugenommen, wobei zahlreiche Länder für die Erhebung sozialer Daten Themen und Fragen verwenden, zu deren Ausarbeitung internationale Rahmenrichtlinien und Standards herangezogen wurden. Inzwischen werden nationale Daten in zahlreichen OECD-Ländern über Sozialerhebungen, Befragungen zu Gesundheit und Behinderun-gen oder ErhebunBehinderun-gen über Einkommen und LebensbedingunBehinderun-gen erhoben. Mehrere Länder haben Datenquellen entwickelt bzw. arbeiten noch an ihrer Entwicklung, die Verwaltungs- bzw. Umfragedaten verschiedener Bereiche miteinander verknüpfen. So bietet sich die Möglichkeit, die Beziehungen zwischen zuvor getrennten politischen Bereichen zu erforschen. Zusätzlich zu der oben erwähnten Verschiebung gibt es immer mehr neue Studien zur Bedeutung der nicht materiellen Aspekte von Wohlbefinden und der Rolle von Bildung hierbei. Auf Grundlage dieser neuen Erkenntnisse hat die OECD begonnen, Indikatoren zu den potenziellen gesamtgesellschaftlichen Auswirkungen des Lernens für Bildung auf einen Blick zu erarbeiten.

Die ersten Indikatoren zu den gesamtgesellschaftlichen Auswirkungen des Wissenser-werbs wurden 2009 veröffentlicht. Diese Indikatoren basierten auf gemeinsamen Ent-wicklungsarbeiten des LSO-Netzwerks und des OECD-Zentrums für Bildungsforschung und -innovation (CERI). Dabei wurde ein konzeptueller Rahmen verwendet, der auf den Arbeiten des CERI-Projekts „Social Outcomes of Learning“ beruht (OECD, 2007; OECD, 2010). Er hatte zwei weitgefasste Schwerpunkte: Bildung und Gesundheit einerseits und Bildung und bürgerschaftliches und soziales Engagement andererseits. Beide wurden im Zusammenhang mit den Kennzahlen für das gesellschaftliche Wohlbefinden und den sozialen Zusammenhalt untersucht.

Der Rahmen bestimmte die anfängliche Auswahl von Indikatoren für gesamtgesell-schaftliche Auswirkungen in Bildung auf einen Blick, mit Bereichen wie Gesundheit, bürgerschaftliches Engagement und zwischenmenschliches Vertrauen (jeweils nach eigenen Angaben der Befragten). Er beeinflusste auch spätere Ausgaben, in denen The-men wie Lebenserwartung, Wahlbeteiligung, ehrenamtliche Tätigkeit, Ansichten von Bildungsteilnehmern über Staatsbürgerschaft und -kunde, Fettleibigkeit und Rauchen untersucht wurden.

2011 führte die OECD im Zuge ihrer Untersuchungen Besser leben – wie und wo? und des Better Life Index (OECD, 2015c) einen Rahmen zur Messung des Wohlbefindens ein. Die-ser stützte sich auf die steigende Zahl an Forschungsarbeiten und Belegen zum Thema Wohlbefinden und wurde maßgeblich u. a. vom Bericht der Stiglitz-Sen-Fitoussi-Kom-mission beeinflusst (Stiglitz et al., 2009). Dieser Bericht bewirkte ein entscheidendes Umdenken bei Regierungen und Forschungseinrichtungen in Bezug auf die Messung des Wohlbefindens von Gesellschaften mithilfe von anderen, nicht ausschließlich wirt-schaftlichen Kennzahlen wie dem BIP und legte zu einem großen Teil die Grundlage für die weitere Entwicklung der Rolle von Regierungen und Organisationen bei Messung, Gestaltung und Nachverfolgung des gesellschaftlichen Wohlbefindens.

A

8

Umsetzung des neuen thematischen Rahmens in Bildung auf einen Blick Der Indikator über die gesamtgesellschaftlichen Auswirkungen von Bildung in Bildung auf einen Blick orientiert sich an acht Themenfeldern zur Lebensqualität aus dem OECD-Rahmen für gesellschaftliches Wohlergehen (OECD, 2015c).

Während Bildung bereits eines dieser acht Themenfelder zur Lebensqualität ist, bil-den die restlichen sieben bil-den thematischen Rahmen, anhand dessen der Nutzen von Bildung in den einzelnen Ländern beurteilt und verglichen werden kann (Tab. A8.a).

Diese sieben Themenfelder erstrecken sich über viele mögliche gesamtgesellschaftliche Themen, und bei einigen von ihnen, wie dem Gesundheitszustand, ist bestens bekannt, dass sie mit Bildung in Zusammenhang stehen. Bei anderen Aspekten ist die Verflech-tung mit Bildung jedoch weniger belegt.

Tabelle A8.a

Thematischer Rahmen für den Indikator über die gesamtgesellschaftlichen Auswirkungen von Bildung in Bildung auf einen Blick

Themenfeld Thema

1. Gesundheitszustand Gesundheit, Behinderungen, Depressionen (nach Selbstangabe) 2. Work-Life-Balance Vereinbarkeit von Familie und Beruf

3. Soziale Kontakte Vertrauen in andere, ehrenamtliche Tätigkeit, Teilnahme am kulturellen Leben 4. Bürgerschaftliches Engagement Vertrauen in Behörden, Wahlbeteiligung

5. Umwelt Wasserqualität, Luftverschmutzung, Umweltbewusstsein und Umweltverhalten 6. Persönliche Sicherheit Sicherer Heimweg, Opfer einer Straftat

7. Subjektives Wohlbefinden Lebenszufriedenheit, Lebensglück

Der Rahmen sieht vor, dass die sieben Themenfelder über einen Veröffentlichungszy-klus von 4 Jahren, beginnend mit Bildung auf einen Blick 2018 und jeweils ein oder zwei Themenfeldern pro Jahr, behandelt werden (Tab. A8.b).

Tabelle A8.b

Übersicht über die Themenfelder in zukünftigen Ausgaben von Bildung auf einen Blick

Themenfeld 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025

Umwelt Work-Life-Balance Soziale Kontakte

Bürgerschaftliches Engagement und Governance Persönliche Sicherheit

Gesundheitszustand der Bevölkerung Subjektives Wohlbefinden

Die Festlegung dieses Rahmens und des Erhebungszyklus hängt ab von der Verfüg-barkeit, der Qualität und der Vergleichbarkeit von Daten, die auch eine Bildungskom-ponente aufweisen müssen. Zwar hat die Datenlage in den letzten Jahren in vielen Bereichen gesamtgesellschaftlicher Auswirkungen deutlich zugenommen; für andere Bereiche stehen jedoch kaum Daten zur Verfügung. Dies kann sich auf die letztendliche Umsetzung des vorgeschlagenen Veröffentlichungszyklus auswirken.

A

8

Tabelle A8.c

Bereits veröffentlichte Indikatoren zu den gesamtgesellschaftlichen Auswirkungen von Bildung in Bildung auf einen Blick seit 2009

Themenfeld Thema

Gesundheit Gesundheit, Lebenserwartung, Fettleibigkeit, Rauchen, Aktivitätseinschränkungen/

Behinderungen, Depressionen (nach Selbstangabe) Bürgerschaftliches Engagement

und Governance Wahlbeteiligung, politisches Interesse, Glaube an ein Mitspracherecht in Regierungs-belangen, bürgerschaftliches Engagement von Lernenden, deren voraussichtliche Wahlbeteiligung als Erwachsene, deren Einstellungen zu Geschlechtergleichstellung und Chancengleichheit von ethnischen Minderheiten sowie deren Vertrauen in staatliche Institutionen

Soziale Kontakte Ehrenamtliche Tätigkeiten, zwischenmenschliches Vertrauen, soziales Engagement Subjektives Wohlbefinden Lebenszufriedenheit

Kasten A8.2

Persönliche Sicherheit und Bildungsstand

Die persönliche Sicherheit ist wesentlich für das Wohlbefinden des Einzelnen (OECD, 2011). Das Gefühl von Unsicherheit hat verschiedenste negative Auswirkungen auf die Gesellschaft und schränkt Menschen tendenziell in ihrem täglichen Handeln ein. So erzielen beispielsweise Schüler, die sich in der Schule sicher fühlen, tendenziell bessere Bildungsergebnisse, was Maßnahmen und Vorgaben zur Gewährleistung einer sicheren Lernumgebung wie der National Safe Schools Framework in Australien rechtfertigt (Cornell and Mayer, 2010; OECD, 2015a). Persönliche Sicherheit ist ein weitgefasstes Konzept, das sich auf unterschiedliche Weise messen lässt, allerdings wird sie am häu-figsten durch die Kriminalitätsrate beeinflusst (OECD, 2011).

Kriminalität und Gewalt haben großen Einfluss auf die körperliche und psychische Gesundheit von Menschen, sie beeinflussen auch das Ausmaß an Vertrauen sowie an-dere Aspekte zwischenmenschlicher Beziehungen in der Bevölkerung, die eng mit dem sozialen Zusammenhalt verbunden sind. Bemerkenswert ist ferner, dass die WHO mit

Kriminalität und Gewalt haben großen Einfluss auf die körperliche und psychische Gesundheit von Menschen, sie beeinflussen auch das Ausmaß an Vertrauen sowie an-dere Aspekte zwischenmenschlicher Beziehungen in der Bevölkerung, die eng mit dem sozialen Zusammenhalt verbunden sind. Bemerkenswert ist ferner, dass die WHO mit