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6Analyse und Interpretationen

6 Analyse und Interpretationen

Relative Einkommen nach Bildungsstand

In allen OECD-Ländern sind die Einkommensunterschiede zwischen Absolventen des Tertiärbereichs und Absolventen des Sekundarbereichs II im Allgemeinen ausgeprägter als die zwischen Absolventen des Sekundarbereichs II und Personen ohne einen solchen Abschluss. Nimmt man die Absolventen des Sekundarbereichs II als Vergleichsmaßstab, so verdienen im Durchschnitt der OECD-Länder 25- bis 64-jährige Erwachsene ohne einen solchen Abschluss im Durchschnitt für Vollzeit- oder Teilzeitbeschäftigung 22 Prozent weniger, während Absolventen des Tertiärbereichs einen Einkommensvorteil von 56 Pro-zent haben (Abb. A6.1).

Bei den relativen Einkommen von Erwachsenen ohne einen Abschluss im Sekundarbe-reich II sind die Unterschiede zwischen den Ländern gering im Vergleich zu den erhebli-chen Einkommensvorteilen derjenigen mit einem Abschluss im Tertiärbereich. Von allen OECD- und Partnerländern ist in Mexiko der Einkommensnachteil für Erwachsene ohne einen Abschluss im Sekundarbereich II am größten: Sie verdienen im Durchschnitt bei Teilzeit- oder Vollzeitbeschäftigung 39 Prozent weniger als Erwachsene mit einem Ab-schluss im Sekundarbereich II. In Brasilien, Chile, Kolumbien, Luxemburg, der Slowakei und den Vereinigten Staaten bestehen ebenfalls große Einkommensnachteile (mehr als 30 Prozent) für diejenigen mit dem niedrigsten Bildungsstand. Dagegen verdienen in Finnland Erwachsene mit einer Ausbildung unterhalb Sekundarbereich II und Erwachse-ne mit eiErwachse-nem Abschluss im Sekundarbereich II nahezu gleich viel, und in Estland, Finn-land, Kanada, LettFinn-land, Litauen und Neuseeland liegt der Einkommensunterschied bei höchstens 15 Prozent. Absolventen des Tertiärbereichs haben in Brasilien, Chile, Costa Rica, Kolumbien und Mexiko die höchsten relativen Einkommen, hier verdienen sie im Durchschnitt mindestens doppelt so viel wie Erwachsene mit einem Abschluss im Se-kundarbereich II. In Dänemark, Estland, Norwegen und Schweden sind die Unter schiede am kleinsten, da die Einkommen von Absolventen des Tertiärbereichs nur rund 25 bis 30 Prozent höher sind (Abb. A6.1).

Bei den Absolventen des Tertiärbereichs nehmen die relativen Einkommensvorteile zu, je höher die ISCED-Stufe ist, auf der ein Abschluss im Tertiärbereich erworben wurde. Im Durchschnitt der OECD-Länder verdienen die Absolventen eines kurzen tertiären Bil-dungsgangs lediglich rund 22 Prozent mehr als Absolventen des Sekundarbereichs II. Wer jedoch über einen Masterabschluss, eine Promotion bzw. einen gleichwertigen Abschluss verfügt, verdient mehr als das Doppelte derjenigen mit einem Abschluss im Sekundarbe-reich II als höchstem Bildungsstand (Tab. A6.1).

Dies gilt auch, wenn man die relativen Einkommen von Männern und Frauen getrennt vergleicht: Je höher der Bildungsstand, umso höher ist der relative Einkommensvorteil.

Frauen verdienen jedoch im Durschnitt – unabhängig vom Bildungsstand – weniger als Männer. Im Durchschnitt der OECD-Länder belaufen sich die Gehälter von 25- bis 64-jäh-rigen Frauen mit einem Abschluss im Tertiärbereich nur auf 68 Prozent der Gehälter gleichaltriger Männer mit gleichem Bildungsstand. Diese geschlechtsspezifischen Unter-schiede bleiben auch bestehen, wenn man die Tatsache berücksichtigt, dass mehr Frauen als Männer Teilzeit arbeiten: Frauen mit einem Abschluss im Tertiärbereich, die Vollzeit arbeiten, verdienen nur 74 Prozent dessen, was ein vollzeitbeschäftigter Mann mit glei-chem Bildungsstand verdient. Der geschlechtsspezifische Unterschied ist etwas kleiner zwischen Frauen und Männern mit einer Ausbildung unterhalb Sekundarbereich II und

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mit einem Abschluss im Sekundarbereich II bzw. dem postsekundaren, nicht tertiären Bereich (in beiden Fällen verdienen Frauen 78 Prozent dessen, was Männer verdienen) (Tab. A6.3).

Relative Einkommen und Anteil der Erwachsenen mit einem Abschluss im Tertiärbereich

Nach der klassischen Volkswirtschaftslehre lassen sich die Einkommensvorteile der Absolventen des Tertiärbereichs und die Einkommensnachteile derjenigen mit einem niedrigeren Bildungsstand durch die volkswirtschaftliche Theorie von Angebot und Nach-frage erklären. Angebot und NachNach-frage nach Arbeitskräften mit einem bestimmten Kom-petenzniveau lassen sich nicht unmittelbar erfassen. Der Anteil Absolventen des Tertiär-bereichs in der Bevölkerung kann jedoch als Gradmesser des Angebots an qualifizierten Arbeitskräften in einem Land dienen und die Erwerbslosenquote, die die Situation am Arbeitsmarkt widerspiegelt, als hilfreicher Indikator der Nachfrage. Wie in Indikator A5 gezeigt, sinken in allen OECD- und Partnerländern die Erwerbslosenquoten mit stei-gendem Bildungsstand, was auf eine hohe Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften schließen lässt. Dementsprechend sollten die Einkommensvorteile der Absolventen des Tertiärbereichs in den Ländern höher sein, in denen ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung niedrig ist.

Zur besseren Veranschaulichung, ob die Daten diese Annahme bestätigen, erfolgt in Ab-bildung A6.2 ein Vergleich der Einkommensvorteile der 25- bis 64-jährigen Beschäftigten mit einem Abschluss im Tertiärbereich mit dem Anteil der Absolventen des Tertiärbereichs an der Gesamtbevölkerung. Die Daten unterstützen die Hypothese, da in den Ländern mit einem geringen Anteil an Absolventen des Tertiärbereichs, wie Brasilien, Chile, Ko-lumbien, Mexiko und Ungarn, die Einkommensvorteile am größten sind, während sie in Ländern mit einem großen Anteil an Absolventen des Tertiärbereichs wie Norwegen und Schweden am niedrigsten sind (Abb. A6.2).

Im Allgemeinen besteht ein umgekehrt linearer Zusammenhang zwischen dem Anteil Erwachsener mit einem Abschluss im Tertiärbereich und den Einkommensvorteilen für Absolventen des Tertiärbereichs (R = – 0,59). Dieser Zusammenhang wird jedoch schwä-cher, wenn man Brasilien, Chile, Costa Rica und Kolumbien, die Länder mit den größten Einkommensvorteilen, in der Analyse nicht berücksichtigt (Abb. A6.2)

Einige Länder wie Israel, Kanada und die Vereinigten Staaten sind Ausreißer bei diesem Zusammenhang (mit einem großen Abstand zur Regressionsgeraden). In diesen Ländern sind die Einkommensvorteile weit höher, als es das Regressionsverhältnis vermuten lässt.

Italien ist der Ausreißer am anderen Ende des Spektrums, denn trotz des geringsten Anteils an Absolventen des Tertiärbereichs unter den OECD-Ländern sind die Einkom-mensvorteile eher gering und liegen überwiegend unterhalb des OECD-Durchschnitts (Abb. A6.2).

Die Einkommensunterschiede lassen sich, abgesehen vom Mangel an Arbeitskräften mit einem Abschluss im Tertiärbereich, durch zahlreiche Faktoren erklären, die in Abbildung A6.2 nicht dargestellt sind. Die Einkommensunterschiede hängen auch von Mindest-löhnen ab, den Kosten von Neueinstellungen und Entlassungen, zentralen Gehaltsver-handlungen, der Stärke der Gewerkschaften, der Verteilung der Arbeitsplätze zwischen öffentlichem und privatem Sektor und welcher Wert formalen Qualifikationen beigemes-sen wird.

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Entwicklung der relativen Einkommen

Im Durchschnitt der 21 OECD-Länder mit verfügbaren Daten für beide Jahre sind die Ein-kommenszuschläge Erwachsener mit einem Abschluss im Tertiärbereich im Vergleich zu denjenigen mit einem Abschluss im Sekundarbereich II zwischen 2005 und 2015 leicht von 53 Prozent auf 50 Prozent gesunken. Allerdings sind die Unterschiede auf Länder-ebene stärker ausgeprägt. In rund zwei Drittel der 21 OECD-Länder mit verfügbaren Daten für beide Jahre waren die relativen Einkommen von Absolventen des Tertiärbereichs in diesem Zeitraum stabil oder leicht rückläufig. In Finnland, Irland, Korea, Polen, Portugal, Schweden, der Schweiz, Slowenien, Tschechien, Ungarn und dem Vereinigten Königreich gingen die Einkommenszuschläge um mindestens 5 Prozentpunkte zurück. In Australien, Belgien, Dänemark, Kanada, Neuseeland und Spanien stiegen sie jedoch um mehr als 5 Prozentpunkte an (OECD-Bildungsdatenbank).

Die Einkommensnachteile von Erwachsenen mit einer Ausbildung unterhalb Sekundarbe-reich II sind in allen OECD-Ländern mehr oder weniger stabil bei rund 20 Prozent geblie-ben. In Estland, Finnland, Kanada, Neuseeland, Portugal, Slowenien und dem Vereinigten

Anmerkung: Abschluss im Tertiärbereich umfasst den Abschluss in einem kurzen tertiären Bildungsgang, einem Bachelor-, Master- oder Promotionsbildungsgang (bzw. einen gleichwertigen Abschluss).

1. Referenzjahr nicht 2015. Einzelheiten s. zugrunde liegende Tabelle. 2. Ein Index von 100 bezieht sich auf den Bildungsstand Abschluss der ISCED-2011-Bereiche 3 und 4 zusammen. 3. Einkommen nach Abzug der Einkommensteuer.

Quelle: OECD (2017). Tabelle 6.1. Weiterführende Informationen s. Abschnitt Quellen sowie für Hinweise Anhang 3 (www.oecd.org/education/education-at-a-glance-19991487.htm). StatLink: http://dx.doi.org/10.1787/888933557394

Abbildung A6.2

Relative Einkommen von Beschäftigten mit einem Abschluss im Tertiärbereich und ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung (2015) 25- bis 64-Jährige mit Erwerbseinkommen, Abschluss im Sekundarbereich II = 100

Bevölkerung mit einem Abschluss im Tertiärbereich (in %)

100 110 120 130 140 150 160 170 180 190 200 210 220 230 240 250

Relative Einkommen (Index)

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Kasten A6.1

Anstieg des Einkommens nach dem Abschluss

Für einige Länder können mehrere Datenquellen für die Analyse der Erfolge junger Absolventen auf dem Arbeitsmarkt genutzt werden. Einige Länder verfügen über ad-ministrative Längsschnittdaten von Bildungsteilnehmern, bei denen Daten zur Aus-bildung mit Daten zur Beschäftigung nach dem Abschluss verknüpft werden können.

Administrative Quellen können Bildungsteilnehmer und ihre Beschäftigungslage nach der Ausbildung nahezu vollständig erfassen. Zusammen mit den stichprobenbasierten Absolventenerhebungen, die in anderen Ländern vorliegen, ergeben sich so immer mehr Möglichkeiten, neue umfassende kohortenbasierte Datenbestände aufzubauen, um internationale Vergleiche durchführen zu können. Diese Daten können weitere Ein-blicke in den bildungsbezogenen Einkommensanstieg von jungen Absolventen bieten.

Abbildung A6.a zeigt, dass junge Absolventen in den ersten Berufsjahren deutliche Gehaltssteigerungen verzeichnen. Im Durchschnitt können in den 10 Ländern mit ver-fügbaren Daten Erwachsene mit einem Abschluss im Sekundarbereich II zwischen dem ersten und dritten Jahr nach Abschluss einen jährlichen Gehaltsanstieg von rund 13 Prozent erwarten und die mit einem Bachelor- oder gleichwertigen Abschluss einen

Anmerkung: Die Jahreszahlen in Klammern stehen für die Jahre, in denen die Kohorten der Absolventen des Tertiärbereichs ihre Aus-bildung abschlossen. Nicht enthalten sind Bildungsteilnehmer, die ihr Heimatland verlassen haben. Die Bandbreite des typischen Abschlussalters junger Absolventen variiert nach ISCED-Stufe des Tertiärbereichs und Land. Alle Absolventen sind jünger als 30 Jahre, mit Ausnahme von Israel, wo sich die Daten auf alle Absolventen beziehen, die ihre Ausbildung erstmalig für mindestens ein Jahr unterbrochen haben. Alle Daten stammen aus verknüpften administrativen Quellen.

1. Die Daten beziehen sich auf den jährlichen Anstieg zwischen dem ersten und dem vierten Jahr nach dem Abschluss.

Anordnung der Länder in aufsteigender Reihenfolge des jährlichen Anstiegs der Erwerbseinkommen von Erwachsenen mit einem Bachelor- oder gleichwertigen Abschluss.

Quelle: OECD (2015). INES LSO Survey of Employment Outcomes of Recent Graduates. Weiterführende Informationen s. Abschnitt Quellen sowie für Hinweise Anhang 3 (www.oecd.org/education/education-at-a-glance-19991487.htm).

StatLink: http://dx.doi.org/10.1787/888933557451 Abbildung A6.a

Jährlicher Anstieg der Erwerbseinkommen von Erwachsenen in den ersten drei Jahren nach dem Abschluss, nach Bildungsstand (2011)

Jährlicher Anstieg zwischen dem ersten und dem dritten Jahr nach dem Abschluss

–3

%

Österreich (2009–2011) Schweden (2008) Neuseeland (2008) Ver. Königreich1 (2011) Finnland (2009) OECD-Durchschnitt Norwegen (2008) Island (2009) Estland (2009) Israel (2008) Türkei (2009)

30 25 20 15 10 5 0

Abschluss im Sekundarbereich II Master- oder gleichwertiger Abschluss Bachelor- oder gleichwertiger Abschluss

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jährlichen Anstieg von rund 10 Prozent, während es bei denen mit einem Master- oder gleichwertigen Abschluss nur 8 Prozent sind. Hinter diesen allgemeinen Aussagen verbergen sich jedoch große Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern. In einigen Ländern wie Neuseeland und Österreich können diejenigen mit dem höchsten Bil-dungsabschluss den höchsten jährlichen Einkommensanstieg erwarten, in Norwegen, Schweden und der Türkei dagegen ist der jährliche Einkommenszuwachs für Erwach-sene mit einem Abschluss im Sekundarbereich II am höchsten (Abb. A6.a).

Vergleicht man den Gehaltszuwachs während der ersten Berufsjahre mit den Einkom-mensunterschieden zwischen jungen Absolventen des Tertiärbereichs und Erwachse-nen mit nur einem Abschluss im Sekundarbereich II, so lässt sich kein Zusammenhang zwischen den Einkommensunterschieden insgesamt und dem jährlichen Gehaltszu-wachs erkennen (s. Kasten A6.1 in OECD, 2016b).

Junge Absolventen verzeichnen den größten Anstieg des Jahreseinkommens (in Pro-zentpunkten) zu Beginn ihrer Karriere, danach verlangsamt sich der jährliche Einkom-mensanstieg.

Da keine verknüpften administrativen Längsschnittdaten für einen längeren Zeitraum vorliegen, bietet ein Vergleich des jährlichen Einkommensanstiegs 25- bis 34-Jähriger mit dem 55- bis 64-Jähriger ein ungefähres Bild des Einkommensanstiegs über das gesamte Berufsleben hinweg (Abb. A6.b). Anders als bei den Einkommenssteigerungen während der ersten Berufsjahre besteht eine positive Korrelation zwischen den insge-samt erzielten jährlichen Einkommenssteigerungen und dem Bildungsstand. Im Durchschnitt der OECD- und Partnerländer mit verfügbaren Daten können jüngere Erwachsene mit einem Abschluss im Sekundarbereich II bzw. postsekundaren, nicht

Anmerkung: Abschluss im Tertiärbereich umfasst den Abschluss in einem kurzen tertiären Bildungsgang, einem Bachelor-, Master- oder Promotionsbildungsgang (bzw. einen gleichwertigen Abschluss).

1. Einkommen nach Abzug der Einkommensteuer. 2. Referenzjahr nicht 2015. Einzelheiten s. Tabelle A6.1. 3. Ein Index von 100 bezieht sich auf den Bildungsstand Abschluss der ISCED-2011-Bereiche 3 und 4 zusammen. 4. Die Daten für den Bildungsstand Abschluss im Sekundarbereich II enthalten Personen, die ausreichend viele Standardbildungsgänge abgeschlossen haben, die jeweils einzeln als Teilabschluss des Sekundarbereichs II gelten würden (16 Prozent der 25- bis 64-Jährigen zählen zu dieser Gruppe).

Anordnung der Länder in aufsteigender Reihenfolge des jährlichen Anstiegs der Erwerbseinkommen von Erwachsenen mit einem Ba-chelor- oder gleichwertigen Abschluss.

Quelle: OECD (2017), OECD-Bildungsdatenbank, http://stats.oecd.org. Weiterführende Informationen s. Abschnitt Quellen sowie für Hinweise Anhang 3 (www.oecd.org/education/education-at-a-glance-19991487.htm). StatLink: http://dx.doi.org/10.1787/888933557470 Abbildung A6.b

Jährlicher Anstieg (Cross-Cohort-Daten) der Erwerbseinkommen von 25- bis 34- Jährigen und 55- bis 64-Jährigen, nach Bildungsstand (2015)

%

Lettland1 Litauen2 Australien Ungarn Tschechien3 Slowakei3 Ver. Königreich4 Neuseeland Belgien2 Norwegen Kanada2 Ver. Staaten3 Schweiz3 Finnland2 Korea OECD-Durchschnitt Deutschland Chile Polen2 Costa Rica Dänemark2 Irland1 Israel Brasilien Niederlande2 Mexiko1 Griechenland Portugal Estland Frankreich2 Italien2 Österreich

4 3 2 1 0 –1 –2

Master-, Promotions- oder gleichwertiger Abschluss Bachelor- oder gleichwertiger Abschluss

Abschluss im Sekundarbereich II bzw. postsekundaren, nicht tertiären Bereich

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Königreich hat sich die Einkommensschere zwischen 2005 und 2015 um mindestens 5 Prozentpunkte geschlossen. In Belgien und Spanien ist ein gegenläufiger Trend zu be-obachten, hier öffnete sich die Einkommensschere in diesem Zeitraum um mindestens 5 Prozentpunkte. Dies sind die einzigen Länder, in denen die Einkommensunterschiede zwischen Erwachsenen mit einer Ausbildung unterhalb Sekundarbereich und denen mit einem Abschluss im Tertiärbereich zugenommen haben (OECD-Bildungsdatenbank).

Einkommensverteilung und Bildungsstand

Als Ergänzung der Analyse von Einkommensvor- bzw. -nachteilen einzelner Bildungs-stände lässt sich anhand der Daten zur Einkommensverteilung in den einzelnen nach Bildungsstand unterschiedenen Gruppen ersehen, in welchem Ausmaß die Einkommen um den Median für ein Land verteilt sind. „Median der Einkommen“ bezieht sich auf die Ein-kommenshöhe aller Beschäftigten, ohne Berücksichtigung der geleisteten Arbeitsstunden.

In allen Ländern haben Beschäftigte mit einem Abschluss des Tertiärbereichs im Ver-gleich zu Beschäftigten mit einer Ausbildung unterhalb Sekundarbereich II eine höhere Wahrscheinlichkeit, mehr als das Doppelte des Medians zu verdienen, und eine geringere Wahrscheinlichkeit, weniger als die Hälfte des Medians zu verdienen. Im Durchschnitt der OECD-Länder verdienen rund 25 Prozent der Erwachsenen mit einem Abschluss im Tertiärbereich mehr als das Doppelte des Medians der Einkommen aller Beschäftigten (Voll- und Teilzeitbeschäftigte), während nur 3 Prozent derjenigen mit einer Ausbildung unterhalb Sekundarbereich II dieses Einkommensniveau erreichen. Am anderen Ende der Einkommensverteilung verdient jeder zehnte Absolvent des Tertiärbereichs weniger als die Hälfte des Medians, im Vergleich zu mehr als 25 Prozent der Erwachsenen mit einer Ausbildung unterhalb Sekundarbereich II (Tab. A6.2).

tertiären Bereich einen jährlichen Gehaltsanstieg von 0,7 Prozent über die nächsten 30 Jahre ihres Berufslebens erwarten, die mit einem Bachelor- oder gleichwertigen Abschluss einen jährlichen Anstieg von 1,3 Prozent und die mit einem Master- oder Promotionsabschluss einen jährlichen Anstieg von 1,8 Prozent. Das bedeutet, dass sich die zu Beginn des Berufslebens beobachteten Einkommensunterschiede in dessen wei-terem Verlauf weitgehend vergrößern (Abb. A6.b).

Im Lauf der Zeit nehmen die Einkommensunterschiede zwischen Erwachsenen mit einem Abschluss im Sekundarbereich II bzw. im postsekundaren, nicht tertiären Bereich und Erwachsenen mit einem Master-, Promotions- oder gleichwertigen Abschluss in Australien und Kanada am stärksten zu. In beiden Ländern liegt der Einkommensanstieg für Absolventen des Sekundarbereichs II bei rund 0 Prozent, während Erwachsene mit einem Bachelor-, Master-, Promotions- oder gleichwertigen Abschluss einen jährlichen Anstieg von 2,8 bzw. 2,4 Prozent verzeichnen können. Die größten Einkommensunter-schiede sind in Brasilien, Chile, Costa Rica und Kolumbien zu verzeichnen (Abb. A6.1).

In Brasilien, Estland, Lettland, Litauen und dem Vereinigten Königreich bleiben die zu Beginn der Berufskarriere beobachteten Einkommensunterschiede über die drei fol-genden Jahrzehnte bestehen. In all diesen Ländern beträgt die absolute Differenz bei den jährlichen Einkommenssteigerungen jüngerer Erwachsener mit einem Abschluss im Sekundarbereich II bzw. postsekundaren, nicht tertiären Bereich und denjenigen mit einem Master-, Promotions- oder gleichwertigen Abschluss weniger als 0,5 Pro-zentpunkte.

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In den OECD- und Partnerländern ist der Anteil Erwachsener mit einem Abschluss des Tertiärbereichs, die mehr als das Doppelte des Medians verdienen, in Brasilien (60 Pro-zent), Chile (50 ProPro-zent), Costa Rica (51 Prozent) und Mexiko (51 Prozent) am höchsten.

In diesen Ländern liegt der Anteil der Erwachsenen mit einem Abschluss im Tertiärbe-reich, die weniger als die Hälfte des Medians verdienen, weit unter dem OECD-Durch-schnitt, was weitere Erkenntnisse zu den in Abbildung A6.1 gezeigten hohen relativen Einkommen von Absolventen des Tertiärbereichs liefert und möglicherweise auf Fragen der Verteilungsgerechtigkeit in diesen Ländern verweist (Tab. A6.2).

Auch wenn in allen Ländern Geringqualifizierte in der Regel erhebliche Einkommens-nachteile haben, so erreichen in einigen Ländern jedoch wenigstens einige von ihnen das höchste Einkommensniveau (mehr als das Doppelte des Medians). Bei Erwachsenen mit einer Ausbildung unterhalb Sekundarbereich II variiert der Anteil derjenigen, die weniger als die Hälfte des nationalen Medians verdienen, in den einzelnen Ländern stark und reicht von 41 Prozent in Deutschland über 40 Prozent in Irland, 41 Prozent in Spanien und 47 Pro-zent in den Vereinigten Staaten bis zu 10 ProPro-zent in Lettland, 9 ProPro-zent in Portugal und 3 Prozent in Ungarn. In einigen Ländern beträgt der Anteil Geringqualifizierter in der höchsten Einkommenskategorie jedoch mindestens 5 Prozent, so in Brasilien (7 Prozent), Estland (5 Prozent), Irland (5 Prozent), Kanada (7 Prozent), Mexiko (6 Prozent), Portugal (5 Prozent) und Spanien (5 Prozent), was die Vermutung nahelegt, dass sich in diesen Ländern bei hohen Einkommen zusätzlich zum Bildungsstand auch andere Faktoren aus-wirken (Tab. A6.2).

Der Anteil der Erwachsenen mit einem Abschluss im Sekundarbereich II bzw. postse-kundaren, nicht tertiären Bereich, die mehr als das Doppelte des Medians bzw. weniger als die Hälfte des Medians verdienen, liegt in der Regel zwischen dem Anteil derjenigen mit einem Abschluss im Tertiärbereich und derjenigen mit einer Ausbildung unterhalb Sekundarbereich II. Im Durchschnitt der OECD-Länder verdienen 17 Prozent der Erwach-senen mit einem Abschluss im Sekundarbereich II bzw. postsekundaren, nicht tertiären Bereich weniger als die Hälfte des Medians, während 7 Prozent mehr als das Doppelte des Medians verdienen (Tab. A6.2).

Charakteristika von Bildungsteilnehmern mit und ohne Erwerbseinkommen Im Durchschnitt der OECD-Länder sind rund die Hälfte der 15- bis 29-Jährigen noch in Ausbildung. Die jüngeren Angehörigen dieser Altersgruppe besuchen eher den Sekundar-bereich II, die älteren dagegen den TertiärSekundar-bereich (s. Indikatoren C1 und C5).

Im Durchschnitt aller OECD-Länder sind 38 Prozent aller 15- bis 24-jährigen Bildungs-teilnehmer abhängig beschäftigt. In den OECD- und Partnerländern variiert der Anteil der Bildungsteilnehmer mit einem Erwerbseinkommen stark und reicht von weniger als 5 Prozent in Belgien und Griechenland bis zu mehr als 70 Prozent in Dänemark, Finnland, Kanada, Schweden und der Türkei. Unter den 25- bis 29-Jährigen sind im Durchschnitt der OECD-Länder 64 Prozent der Bildungsteilnehmer abhängig beschäftigt, wobei dieser Anteil von 27 Prozent in Griechenland bis zu 89 Prozent in Norwegen und Schweden reicht (Abb. A6.3).

Vergleicht man die beiden Altersgruppen, so zeigt sich, dass der Anteil der älteren Bil-dungsteilnehmer (25- bis 29-Jährige) mit Erwerbseinkommen viel größer ist als derjenige der Jüngeren (15- bis 24-Jährige). Die größten Unterschiede zwischen den beiden Alters-gruppen sind in Estland, Israel und Lettland zu verzeichnen, hier liegt der Anteil der

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dungsteilnehmer mit einem Erwerbseinkommen bei den älteren Bildungsteilnehmern um mindestens 50 Prozentpunkte über dem Anteil der jüngeren (Abb. A6.3).

Bildungsteilnehmer haben normalerweise geringere Erwerbseinkommen als diejenigen gleichen Alters mit dem gleichen Bildungsstand, die sich nicht in Ausbildung befinden.

Im Durchschnitt der OECD-Länder erzielen 15- bis 24-jährige Bildungsteilnehmer rund die Hälfte des Einkommens (56 Prozent) derjenigen, die sich nicht in Ausbildung befinden.

Costa Rica, Israel, Kolumbien, Lettland und die Türkei gehören zu den Ländern, in denen Bildungsteilnehmer mindestens 90 Prozent des Erwerbseinkommens derjenigen erreichen,

1. Referenzjahr 2014. 2. Einkommen nach Abzug der Einkommensteuer. 3. Daten beziehen sich auf 16- bis 24-Jährige. 4. Referenzjahr 2013.

Anordnung der Länder in absteigender Reihenfolge des Anteils 15- bis 24-jähriger Bildungsteilnehmer, die ein Erwerbseinkommen beziehen.

Quelle: OECD, Bildungsdatenbank, http://stats.oecd.org. Weiterführende Informationen s. Abschnitt Quellen sowie für Hinweise Anhang 3 (www.oecd.org/education/

education-at-a-glance-19991487.htm). StatLink: http://dx.doi.org/10.1787/888933557413

1. Einkommen nach Abzug der Einkommensteuer. 2. Referenzjahr 2013. 3. Referenzjahr 2014. 4. Daten beziehen sich auf 16- bis 24 Jährige.

1. Einkommen nach Abzug der Einkommensteuer. 2. Referenzjahr 2013. 3. Referenzjahr 2014. 4. Daten beziehen sich auf 16- bis 24 Jährige.