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3Analyse und Interpretationen

3 Analyse und Interpretationen

Charakteristika von Absolventen und Erstabsolventen des Tertiärbereichs In den letzten 20 Jahren hat sich in den OECD-Ländern die Ausbildung im Tertiärbereich erheblich verändert: Die Zusammensetzung der Bildungsteilnehmer ist internationaler geworden, mehr Frauen als Männer erwerben einen Abschluss in diesem Bildungsbereich, und die Zahl der Fächergruppen hat zugenommen. Diese Änderungen können Befürch-tungen hinsichtlich der Wettbewerbsfähigkeit in der globalen Wirtschaft und am Arbeits-markt widerspiegeln, ebenso jedoch die Interessen und Prioritäten einer wachsenden Zahl von Bildungsteilnehmern im Tertiärbereich.

Charakteristika von Absolventen des Tertiärbereichs nach Fächergruppen

Die Verteilung der erworbenen Abschlüsse auf die einzelnen Fächergruppen ist abhängig von deren relativer Beliebtheit bei den Bildungsteilnehmern, der Zahl der angebotenen Stellen in den betreffenden Fächergruppen an den Hochschulen und entsprechenden Einrichtungen sowie der Struktur der für diese Bildungsgänge möglichen Abschlüsse im jeweiligen Land.

Derzeit erwirbt in den meisten OECD-Ländern der größte Teil der Absolventen des Ter-tiärbereichs (alle Bildungsstufen zusammen) einen Abschluss in Wirtschaft, Verwaltung und Recht (Abb. A3.1). Es gibt jedoch einige Ausnahmen: Der Anteil der Bildungsteilneh-mer, die einen Abschluss in der Fächergruppe Ingenieurwesen, verarbeitendes Gewerbe und Baugewerbe erwerben, ist in Korea und Portugal am höchsten; Belgien, Dänemark, Finnland, Norwegen und Schweden weisen den höchsten Anteil an Absolventen mit einem Abschluss in Gesundheit und Sozialwesen auf; und der größte Teil der Absolventen des Tertiärbereichs in Indien erwirbt einen Abschluss in Sozialwissenschaften, Journalismus und Informationswesen. Einige dieser Unterschiede können erklärt werden durch die jeweilige länderspezifische Struktur der Bildungssysteme und die Art der Bildungsein-richtung, die Abschlüsse in den jeweiligen Fächergruppen anbietet. So werden beispiels-weise Abschlüsse in Fachrichtungen wie der Pflege (die zur Fächergruppe Gesundheit und Sozialwesen gehört) wahrscheinlich eher in denjenigen Ländern im Tertiärbereich angeboten, die die meisten berufsbildenden Bildungsgänge im postsekundaren Bereich in den Tertiärbereich eingegliedert haben.

In den meisten Ländern sind die Fachbereiche Mathematik, Informatik, Naturwissen-schaften und Technik (auch als MINT bezeichnet) weniger beliebt. In fast der Hälfte der OECD- und Partnerländer mit verfügbaren Daten ist der kombinierte Anteil der Absolven-ten mit einem Abschluss in den Fächergruppen NaturwissenschafAbsolven-ten, Mathematik und Statistik, Ingenieurwesen, verarbeitendes Gewerbe und Baugewerbe sowie Informatik und Kommunikationstechnologie immer noch niedriger als der Anteil der Absolventen der Fächergruppe Wirtschaft, Verwaltung und Recht. 2015 haben im Durchschnitt der OECD-Länder 24 Prozent der Absolventen des Tertiärbereichs einen Abschluss in diesen Fächer-gruppen erworben, wobei der Anteil von 14 Prozent in Luxemburg bis zu 37 Prozent in Deutschland variiert.

Aber hinter dem geringen Anteil von Absolventen der Fachrichtungen Naturwissenschaf-ten und Ingenieurwesen verbergen sich ganz unterschiedlich große Anteile von Bachelor-, Master- und Promotionsabschlüssen. Die Abschlussquoten in diesen Fächergruppen stei-gen mit der ISCED-Stufe im Tertiärbereich: Rund 22 Prozent der Absolventen von kurzen tertiären Bildungsgängen, Bachelor- und Master- oder gleichwertigen Bildungsgängen

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haben 2015 im Durchschnitt der OECD-Länder einen Abschluss in Naturwissenschaften, Mathematik und Statistik, Ingenieurwesen, verarbeitendes Gewerbe und Baugewerbe bzw.

Informatik und Kommunikationstechnologie erworben, bei den Absolventen der Promo-tionsbildungsgänge lag der Anteil dieser Fächergruppen bei 44 Prozent (Abb. A3.1). In Chile, Estland, Frankreich, Israel, Kanada, Luxemburg, Schweden und Spanien haben 2015 mindestens 50 Prozent der Bildungsteilnehmer von Promotionsbildungsgängen ei-nen Abschluss in den Fächergruppen Naturwissenschaften, Mathematik, Statistik, Inge-nieurwesen, verarbeitendes Gewerbe und Baugewerbe sowie Informatik und Kommuni-kationstechnologie erworben.

Die Beliebtheit der Natur- und Ingenieurwissenschaften bei Promotionsbildungsgängen kann auf eine Politik zurückzuführen sein, die die akademische Forschung in diesen Fächergruppen fördert. Jüngste Arbeiten der OECD haben aufgezeigt, dass – auch wenn Innovationen auf breit gefächerten Kompetenzen beruhen – Exzellenz in der wissenschaft-lichen Forschung die Grundlage von naturwissenschaftsbasierten Innovationen ist und Forschungskompetenz essenziell für die Zusammenarbeit der wissenschaftlichen Ge-meinschaft, der Wirtschaft und Gesellschaft. Daher ist die Entwicklung wissenschaftlicher Forschungskompetenzen durch Promotionsbildungsgänge zu einem wichtigen Ziel der Bildungspolitik vieler Länder geworden (OECD, 2014b).

Viele Länder arbeiten insbesondere zur Förderung des MINT-Bereichs mit zahlreichen Strategien auf nationaler Ebene an einer stärkeren Ausgewogenheit bei der Verteilung von Absolventen über die Fächergruppen. Die MINT-Kompetenzen werden nicht nur als ent-scheidend für die Entwicklung von Innovationen für künftige Generationen angesehen, der Arbeitsmarkt weist ebenfalls deutlich auf die Bedeutung naturwissenschaftsbezogener Kompetenzen hin, die über naturwissenschaftliche Tätigkeiten hinausgehen. Viele Länder haben daher nationale Strategiepläne entwickelt, um das Interesse an den naturwissen-schaftlichen Fächergruppen neu zu wecken und Kapazitäten bei den naturwissenschaft-lichen Kompetenzen aufzubauen. So hat die Europäische Union beispielsweise kürzlich das Programm „Wissenschaft mit der und für die Gesellschaft“ gestartet, um bis 2020 eine Kooperation zwischen Wissenschaft und Gesellschaft aufzubauen, neue Talente für die Wissenschaft zu rekrutieren und wissenschaftliche Exzellenz mit sozialem Bewusstsein und Verantwortungsgefühl zu verbinden. Das Programm zielt darauf ab, die Naturwissen-schaften insbesondere für junge Menschen attraktiver zu machen und in ganz Europa weitere Forschungs- und Innovationsaktivitäten auf den Weg zu bringen.

Charakteristika von Erstabsolventen nach Bildungsstand

Erstabsolventen des Tertiärbereichs werden als Bildungsteilnehmer im Tertiärbereich de-finiert, die zum ersten Mal einen Abschluss im Tertiärbereich in einem bestimmten Land erwerben.

2015 hat die Mehrzahl der Erstabsolventen im Tertiärbereich einen Bachelorabschluss erworben. Im Durchschnitt der OECD-Länder haben 72 Prozent der Bildungsteilnehmer im Tertiärbereich einen Bachelorabschluss als Erstabschluss erworben, 11 Prozent einen Masterabschluss und 17 Prozent einen Abschluss in einem kurzen tertiären Bildungsgang (Abb. A3.2).

Es gibt jedoch erhebliche Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern. In Österreich hat der größte Teil der Erstabsolventen (49 Prozent) einen Abschluss in einem kurzen tertiären Bildungsgang erworben, in Luxemburg hingegen ist der Anteil der

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ten auf den drei Bildungsstufen im Tertiärbereich ähnlich hoch: Diese Unterschiede kön-nen durch die Struktur des Tertiärbereichs bedingt sein oder dadurch, dass bestimmte Bildungsgänge – wie kurze tertiäre Bildungsgänge – in einigen Ländern stärker gefördert werden, oder durch die Attraktivität der Bildungsgänge für internationale Bildungsteil-nehmer, insbesondere bei Masterbildungsgängen (Abb. A3.2).

Charakteristika von Erstabsolventen, nach Geschlecht

Angesichts der Auswirkungen von (Aus-)Bildung auf die Erwerbsbeteiligung, die berufli-che Mobilität und die Lebensqualität unterstreiberufli-chen politisberufli-che Entsberufli-cheidungsträger und Erziehungswissenschaftler die Bedeutung einer Verringerung der Unterschiede in den Bildungsmöglichkeiten und -ergebnissen von Männern und Frauen.

2015 haben mehr Frauen als Männer einen Abschluss im Tertiärbereich erworben: Im Durchschnitt sind 57 Prozent der Erstabsolventen im Tertiärbereich in den OECD-Ländern Frauen, diese Zahl variiert von 49 Prozent in der Schweiz und der Türkei bis zu 64 Prozent in Lettland (Tab. A3.2). Obwohl die Bildungsteilnahme von Frauen im Tertiärbereich in den letzten Jahren zugenommen hat, war der Anteil der Frauen unter den Erstabsolventen in allen OECD- und Partnerländern mit verfügbaren Daten höher als der Anteil der Frauen unter denjenigen, die zum ersten Mal einen Bildungsgang im Tertiärbereich belegt haben (s. Indikator C3). Dies bestätigt frühere Ergebnisse, nach denen bei Frauen die Wahr-scheinlichkeit höher ist, dass sie einen Bildungsgang im Tertiärbereich abschließen wer-den, als bei Männern (OECD, 2016).

Auch wenn im Jahr 2015 die meisten Abschlüsse im Tertiärbereich von Frauen erworben wurden, erzielen Männer immer noch die besseren Arbeitsmarktergebnisse. Die Einkom-men von Männern mit einem Abschluss im Tertiärbereich sind im Durchschnitt höher als die von Frauen mit einem Abschluss im Tertiärbereich, und Männer mit diesem Abschluss haben tendenziell höhere Beschäftigungsquoten als Frauen mit demselben Bildungsstand (s. Indikatoren A5 und A6).

Anordnung der Länder in absteigender Reihenfolge des Anteils Erstabsolventen eines Bachelor- oder gleichwertigen Bildungsgangs.

Quelle: OECD/UIS/Eurostat (2017). Tabelle A3.2. Hinweise s. Anhang 3 (www.oecd.org/edu/education-at-a-glance-19991487.htm).

StatLink: http://dx.doi.org/10.1787/888933557090 Abbildung A3.2

Erstabsolventen nach ISCED-Stufe im Tertiärbereich (2015)

Abschluss kurzer tertiärer Bildungsgang (2–3 Jahre) Master- oder gleichwertiger Abschluss

Bachelor- oder gleichwertiger Abschluss

Schweiz Litauen Slowakei Mexiko Niederlande Finnland Tschechien Portugal Ver. Königreich Ungarn Deutschland Norwegen Italien Dänemark Australien EU22-Durchschnitt OECD-Durchschnitt Slowenien Lettland Neuseeland Japan Schweden Türkei Vereinigte Staaten Chile Spanien Luxemburg Österreich Russische Föd.

100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0

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Charakteristika von Erstabsolventen, nach Alter

Seit einigen Jahren herrscht in vielen OECD-Ländern Besorgnis über die Zeitdauer, die Bildungsteilnehmer im Tertiärbereich für den Abschluss ihrer Bildungsgänge benötigen.

Um zu erreichen, dass mehr Arbeitskräfte in einem jüngeren Alter in den Arbeitsmarkt eintreten, haben sie Maßnahmen entwickelt, um Bildungsteilnehmer darin zu unterstüt-zen, schneller ihren Abschluss zu erwerben. So waren beispielsweise die auf die Bologna-Erklärung (mit der eine neue Abschlussstruktur in den europäischen Ländern eingeführt wurde) im Jahr 1999 folgenden Reformen ausdrücklich durch das Ziel einer Verkürzung der Ausbildungsdauer motiviert.

2015 haben in den OECD-Ländern 84 Prozent der Erstabsolventen ihren Abschluss vor dem 30. Geburtstag erworben; das durchschnittliche Alter beim Abschluss betrug 26 Jahre.

Die Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern sind groß, die Bandbreite reicht von 23 Jahren in Belgien und dem Vereinigten Königreich bis zu 28 Jahren in Chile, Schweden und der Schweiz (Tab. A3.2). Das durchschnittliche Alter, in dem die meisten Bildungsteil-nehmer ihren Abschluss erwerben, spiegelt eine Kombination aus dem durchschnittlichen Alter bei Aufnahme des Bildungsgangs und seiner Dauer wider. Der Zugang zum Tertiär-bereich kann durch die Struktur der Bildungssysteme im SekundarTertiär-bereich, Zugangsmo-delle und Zulassungsverfahren zum Tertiärbereich, Wehrpflicht oder unterschiedliche Wege für den Übergang von der Ausbildung in den Beruf verzögert werden. Die Dauer des Bildungsgangs andererseits hängt ab von der Struktur des Bildungsgangs und der Intensität der Teilnahme (Vollzeit oder Teilzeit). Chile weist beispielsweise mit 28 Jahren das höchste durchschnittliche Alter bei den Absolventen aller OECD-Länder auf, während die Bildungsteilnehmer bei Beginn der Ausbildung im Tertiärbereich im Durchschnitt 22 Jahre alt sind. Der Altersunterschied zwischen Absolventen und Anfängern zeigt die Dauer des Bildungsgangs und den starken Fokus auf lange erste Abschlüsse im

Bildungs-Anmerkung: Das durchschnittliche Alter der Bildungsteilnehmer bezieht sich in den Ländern, in denen das Berichtsjahr für Bildungsgänge im zweiten Halbjahr des Kalen-derjahrs beginnt, normalerweise auf den 1. Januar, und in den Ländern, in denen das Berichtsjahr für Bildungsgänge im ersten Halbjahr des Kalenders beginnt, auf den 1. Juli. Damit wird das durchschnittliche Alter von Anfängern etwas zu hoch angesetzt und das durchschnittliche Alter der Absolventen etwas zu niedrig (z. B. werden die Bildungsteilnehmer im Allgemeinen zwischen 6 und 9 Monaten älter als das angegebene Alter sein, wenn sie am Ende des Ausbildungsjahrs ihren Abschluss machen).

Anordnung der Länder in absteigender Reihenfolge des durchschnittlichen Alters von Erstabsolventen im Tertiärbereich.

Quelle: OECD/UIS/Eurostat (2017). Tabellen A3.3 und C3.2. Hinweise s. Anhang 3 (www.oecd.org/edu/education-at-a-glance-19991487.htm).

StatLink: http://dx.doi.org/10.1787/888933557109 Abbildung A3.3

Durchschnittliches Alter von Erstabsolventen im Vergleich zu Anfängern im Tertiärbereich (2015) Alter

Schweden Schweiz Chile Finnland Tschechien Neuseeland Luxemburg Ungarn Norwegen Dänemark Slowenien Deutschland OECD-Durchschnitt Spanien Türkei EU22-Durchschnitt Portugal Italien Slowakei Niederlande Österreich Mexiko Litauen Ver. Königreich Belgien

29 27 25 23 21 19 17 15

Anfänger im Tertiärbereich Absolventen mit Erstabschluss

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system (s. Indikator C3, Kasten C3.1), insbesondere in den Naturwissenschaften und im Ingenieurwesen. Im Gegensatz dazu erwerben auch in Schweden und der Schweiz die Bildungsteilnehmer im Tertiärbereich ihren Abschluss später, jedoch ist ihr Eintrittsalter zwei bis drei Jahre höher als der OECD-Durchschnitt. Das höhere Alter sowohl bei Ab-schluss als auch bei Beginn der Ausbildung in diesen Ländern spiegelt die unterschiedli-chen Wege der Bildungsteilnehmer vor Eintritt in den Tertiärbereich wider, die Flexibilität des Bildungssystems beim Übergang zwischen Bildungsgängen oder zwischen Arbeit und Ausbildung im Tertiärbereich sowie das lebenslange Lernen von Erwachsenen. Die in diesen Ländern festzustellende höhere Bildungsteilnahme an Teilzeitbildungsgängen verschiebt tendenziell das durchschnittliche Alter der Absolventen ebenfalls nach hinten (OECD-Bildungsdatenbank).

Der Unterschied zwischen Anfänger- und Abschlussquoten kann in einigen Ländern sehr klein sein und zum Teil durch hohe Abschlusszahlen in kurzen tertiären Bildungsgängen beeinflusst sein, die im Allgemeinen 2 Jahre dauern, während die Ausbildungsdauer bis zum Bachelorabschluss 3 oder 4 Jahre beträgt. Außerdem zielen in einigen Ländern die kurzen tertiären Bildungsgänge speziell auf ältere Bildungsteilnehmer ab, die vielleicht etwas länger bis zu ihrem Abschluss benötigen, wodurch das Eintrittsalter auf dieser IS-CED-Stufe gegenüber dem Abschlussalter steigt.

Erstabschlussquoten im Tertiärbereich

Basierend auf den aktuellen Abschlussquoten von 2015 und unter Berücksichtigung der internationalen Bildungsteilnehmer im Tertiärbereich kann davon ausgegangen werden, dass 49 Prozent der jungen Menschen von heute im Durchschnitt der OECD-Länder min-destens einmal im Laufe ihres Lebens einen Abschluss im Tertiärbereich erwerben werden.

Dieser Anteil liegt zwischen 24 Prozent in Luxemburg und mindestens 70 Prozent in Australien, Japan und Neuseeland (Tab. A3.3). In Luxemburg setzen rund 80 Prozent der Absolventen des Sekundarbereichs ihre Ausbildung im Tertiärbereich im Ausland fort.

Erstabschlussquoten, nach ISCED-Stufe im Tertiärbereich

Es wird erwartet, dass die Zahl junger Menschen, die im Laufe ihres Lebens einen Ba-chelorabschluss erwerben werden, höher ist als die Zahl der Absolventen jeder anderen ISCED-Stufe des Tertiärbereichs. Auf der Grundlage der Abschlussquoten von 2015 wird davon ausgegangen, dass im Durchschnitt der OECD-Länder 38 Prozent der jungen Men-schen im Laufe ihres Lebens einen Bachelorabschluss erwerben werden, 17 Prozent einen Masterabschluss, 11 Prozent einen Abschluss in einem kurzen tertiären Bildungsgang und rund 2 Prozent eine Promotion abschließen werden (Tab. A3.3).

Obwohl in den OECD-Ländern der Bachelorabschluss der am häufigsten erworbene Ab-schluss im Tertiärbereich ist, fördern die einzelnen Länder auch die Teilnahme an Bil-dungsgängen auf den anderen Bildungsstufen des Tertiärbereichs. In dem Bemühen, die Beschäftigungschancen und den Übergang in den Arbeitsmarkt zu verbessern, fördern einige Länder die Teilnahme an kurzen tertiären Bildungsgängen. Die Wahrscheinlich-keit, dass jemand in Chile, China, Japan, Neuseeland, Österreich und der Russischen Föderation im Laufe des Lebens einen Abschluss in einem kurzen tertiären Bildungsgang erwerben wird, beträgt mindestens 25 Prozent. Zu den anderen Möglichkeiten, die Be-schäftigungschancen und den Übergang in den Arbeitsmarkt zu verbessern, gehört die Förderung technischer oder berufsorientierter Bildungsgänge mit dem Ziel Bachelor- und Masterabschluss.

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Erstabschlussquoten, ohne internationale Bildungsteilnehmer im Tertiärbereich Internationale Bildungsteilnehmer (s. Abschnitt Definitionen) können sich erheblich auf die Abschlussquoten auswirken, da sie die Abschätzung der Zahl der Absolventen im Ver-hältnis zur inländischen Bevölkerung künstlich anheben. In Ländern mit einem großen Anteil internationaler Bildungsteilnehmer im Tertiärbereich wie Australien und Neusee-land können sich signifikante Unterschiede ergeben. Werden internationale Bildungsteil-nehmer bei den Berechnungen nicht berücksichtigt, sinken die Erstabschlussquoten im Tertiärbereich in Australien um 31 Prozentpunkte und in Neuseeland um 20 Prozentpunkte (Tab. A3.3). Internationale Bildungsteilnehmer belegen eher einen Master- oder Promo-tionsbildungsgang als einen Bachelor- oder gleichwertigen Bildungsgang. In den OECD-Ländern waren 2015 etwa 26 Prozent der Bildungsteilnehmer im Tertiärbereich, die einen Erstabschluss in einem Promotionsbildungsgang erwarben, internationale Bildungsteil-nehmer, im Vergleich zu 19 Prozent der Erstabsolventen eines Master- oder gleichwertigen Bildungsgangs und 7 Prozent der Erstabsolventen eines Bachelorbildungsgangs (OECD-Bildungsdatenbank).

Erstabschlussquoten von Bildungsteilnehmern im Tertiärbereich, die jünger als 30 Jahre sind

Die Abschlussquoten von Absolventen mit einem Erstabschluss im Tertiärbereich, die jünger als 30 Jahre sind, sind ein Indikator für den Prozentsatz junger Menschen, die bei ihrem ersten Eintritt in den Arbeitsmarkt über einen Abschluss im Tertiärbereich verfügen werden. Im Durchschnitt der 19 Länder mit verfügbaren Daten wird erwartet, dass ohne die Berücksichtigung internationaler Bildungsteilnehmer im Tertiärbereich 36 Prozent der jungen Menschen vor dem 30. Lebensjahr einen Erstabschluss im Tertiärbereich erwerben werden. Dieser Prozentsatz variiert bei den Ländern mit vergleichbaren Daten von 25 Pro-zent in Ungarn bis zu 50 ProPro-zent in der Türkei (Abb. A3.4).

Darüber hinaus ist die Altersspanne der Bildungsteilnehmer im Tertiärbereich in einigen Bildungssystemen größer als in anderen. In Neuseeland, Schweden, der Schweiz und der Türkei sinken die Erstabschlussquoten im Tertiärbereich um mindestens 10

Prozentpunk-Anmerkung: Unterschiede im Erhebungsbereich der Bevölkerungsdaten und der Erstabsolventendaten bedeuten, dass die Abschlussquoten von Ländern mit einem Netto-abgang von Bildungsteilnehmern im Tertiärbereich wohl zu niedrig angesetzt und von Ländern mit einem Nettozugang von Bildungsteilnehmern wohl zu hoch angesetzt sind. Bei den Erstabschlussquoten im Tertiärbereich ohne internationale Bildungsteilnehmer ist dies berücksichtigt.

Anordnung der Länder in absteigender Reihenfolge der Abschlussquoten von Erstabsolventen im Tertiärbereich, die jünger als 30 Jahre sind, im Jahr 2015.

Quelle: OECD/UIS/Eurostat (2017). Tabelle A3.3. Hinweise s. Anhang 3 (www.oecd.org/edu/education-at-a-glance-19991487.htm).

StatLink: http://dx.doi.org/10.1787/888933557128 Abbildung A3.4

Erstabschlussquoten inländischer Bildungsteilnehmer im Tertiärbereich, die jünger als 30 Jahre sind (2005, 2015)

Türkei Slowenien Dänemark Neuseeland Finnland Niederlande Belgien Norwegen Australien Österreich Portugal Ver. Königreich Lettland Schweiz Deutschland Tschechien Schweden Ungarn Luxemburg

60 50 40 30 20 10 0

% 2015 2005

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te, wenn ohne Berücksichtigung internationaler Bildungsteilnehmer im Tertiärbereich nur junge Menschen berücksichtigt werden, die jünger als 30 Jahre sind. Dies lässt auf eine höhere Flexibilität dieser Bildungssysteme beim Zugang zu und der Dauer von Bildungs-gängen schließen, insbesondere für Bildungsteilnehmer außerhalb des typischen Alters für den Besuch des Tertiärbereichs, und kann auch die unterschiedlichen Regelungen und Einstellungen zu Erwachsenenbildung und lebenslangem Lernen widerspiegeln. Tatsäch-lich ist, mit Ausnahme der Türkei, das durchschnittTatsäch-liche Alter von Erstabsolventen in diesen Ländern typischerweise höher als im OECD-Durchschnitt, was vor allem durch das höhere Alter beim Beginn des Tertiärbesuchs verursacht wird.

Die Erstabschlussquoten für inländische Bildungsteilnehmer im Tertiärbereich unter 30 Jahren sind zwischen 2005 und 2015 in allen Ländern mit verfügbaren Daten für diese Zeitspanne gestiegen. Die größten Steigerungen erfolgten in Australien und Deutschland, wo die Abschlussquoten in diesen 10 Jahren um 12 und 14 Prozentpunkte gestiegen sind. In Dänemark und Deutschland ist in diesem Zeitraum die Steigerung bei den Erstab schluss-quoten hinter der Zunahme der Anfängerschluss-quoten im Tertiärbereich zurückgeblieben, was in beiden Ländern auf eine stärkere Ausweitung des Zugangs zu Bildungsgängen im Ter-tiärbereich in den letzten Jahren hinweist.

Definitionen

Erstabsolvent (Absolvent mit Erstabschluss) ist ein Bildungsteilnehmer im Tertiärbereich, der innerhalb des Referenzzeitraums auf einer bestimmten ISCED-Stufe zum ersten Mal einen Abschluss erworben hat. Wenn also ein Bildungsteilnehmer im Laufe der Jahre mehrere Abschlüsse erwirbt, so wird er oder sie zwar jeweils im betreffenden Jahr als Absolvent gezählt, als Erstabsolvent jedoch nur einmal.

Erstabsolventen des Tertiärbereichs sind Bildungsteilnehmer im Tertiärbereich, die zum ersten Mal einen Abschluss im Tertiärbereich erworben haben, unabhängig von dem von ihnen belegten Bildungsgang. Diese Definition liegt Tabelle A3.2 und A3.3 (Spalten 13 bis 15) zugrunde.

Erstabsolventen eines bestimmten Bildungsgangs oder einer bestimmten ISCED-Stufe des Ter tiär-bereichs sind Bildungsteilnehmer, die einen Erstabschluss in einem bestimmten Bildungs-gang erwerben, möglicherweise jedoch bereits über einen Abschluss in einem anderen Bildungsgang verfügen. Ein Erstabsolvent auf Masterniveau beispielsweise hat zum ersten Mal einen Masterabschluss erworben, kann aber zuvor bereits einen Bachelorabschluss erworben haben. Diese Definition liegt Tabelle A3.2 (Spalten 5 bis 7) und A3.3 zugrunde.

Internationale Bildungsteilnehmer sind Bildungsteilnehmer im Tertiärbereich, die aus ihrem Herkunftsland zwecks Ausbildung im Tertiärbereich in ein anderes Land gekommen sind.

In den meisten Ländern gelten internationale Bildungsteilnehmer im Tertiärbereich als Absolventen mit einem Erstabschluss, unabhängig von ihren früher in anderen Ländern erworbenen Abschlüssen. Waren Länder nicht in der Lage, die Zahl der internationalen Bildungsteilnehmer im Tertiärbereich anzugeben, wurden in den hier beschriebenen Be-rechnungen ausländische Bildungsteilnehmer als Näherungswert verwendet. Ausländische Bildungsteilnehmer im Tertiärbereich sind Bildungsteilnehmer, die nicht die Staatsbürgerschaft des Landes haben, in dem sie den Tertiärbereich besuchen (weitere Einzelheiten s.

In den meisten Ländern gelten internationale Bildungsteilnehmer im Tertiärbereich als Absolventen mit einem Erstabschluss, unabhängig von ihren früher in anderen Ländern erworbenen Abschlüssen. Waren Länder nicht in der Lage, die Zahl der internationalen Bildungsteilnehmer im Tertiärbereich anzugeben, wurden in den hier beschriebenen Be-rechnungen ausländische Bildungsteilnehmer als Näherungswert verwendet. Ausländische Bildungsteilnehmer im Tertiärbereich sind Bildungsteilnehmer, die nicht die Staatsbürgerschaft des Landes haben, in dem sie den Tertiärbereich besuchen (weitere Einzelheiten s.