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Administrative Gliederung

Im Dokument Stadtentwicklung von Hanoi (Seite 37-41)

1. Einführung

1.3 Überblick

1.3.3 Institutionelle und administrative Gliederung Vietnams

1.3.3.3 Administrative Gliederung

Hanoi hat – wie erwähnt - den Status einer Municipality, von denen es mit Ho-Chi-Minh-Stadt, Danang und Haiphong insgesamt vier innerhalb der Sozialistischen Repu-blik Vietnam gibt. Diese bilden zusammen mit den insgesamt 57 Provinzen9 die wich-tigsten regionalen Gebietskörperschaften Vietnams. Die Municipalities haben administ-rativ den gleichen Status wie eine Provinz und sind wie diese direkt der Zentralre-gierung unterstellt (vgl.: Abb. Nr. 2). Diese Sonderstellung einer Municipality bedeutet, dass alle wichtigen die Stadt betreffenden Planungsvorhaben gemeinsam vom National Institute for Urban and Rural Planning (NIURP) und ortsansässigen, den jeweiligen Volkskomitees unterstellten Planern durchgeführt werden müssen. Unterhalb der Ebene der Municipalities oder Provinzen werden zwei weitere formale Verwaltungsebenen unterschieden.

Die vietnamesischen Municipalities setzen sich aus einem Konstrukt von städtisch (precincts) und ländlich klassifizierten Distrikten (districts) zusammen. Dies ist keine Besonderheit Vietnams: FORBES/KE (1997: 76f.) und YEUNG (1985: 8f. u. 1990: 15f.) weisen darauf hin, dass eine Vielzahl von südostasiatischen und ostasiatischen Groß-städten administrativ mit einem weiten ländlichen Hinterland versehen ist. Neben dem Ziel, damit über potenzielle Reserveflächen für eine eventuelle Expansion der

9 Auf der 10. Sitzung der IX. Nationalversammlung im Oktober 1996 wurde die Teilung einiger Provinzen beschlossen, so dass sich die Zahl der Provinzen und Municipalities von 53 auf insgesamt 61 erhöht hat (GSO 1997: 4).

fläche zu verfügen, spielte im Falle von Hanoi die Sicherung der Autarkie in der Nah-rungsmittelproduktion die wichtigste Rolle (vgl.: FORBES/KE 1997: 77).

Abb. Nr. 2: Administrative Struktur Vietnams

Die administrative Struktur Vietnams

Quelle: Forbes/Ke verändert nach: 1997: 76.

Nation

Nach Einsetzen von Doi Moi verlor die Selbstversorgung mit landwirtschaftlichen Gü-tern an Bedeutung. Gleichzeitig beklagten sich die Stadtplaner zunehmend über die Schwierigkeiten, sowohl für das Kernstadtgebiet als auch für die umliegenden agrarisch geprägten Distrikte planen zu müssen. Infolgedessen kam es 1991 zu einer territorialen Neuordnung der Municipality Hanoi, bei der sechs ländliche Distrikte und eine Distrikt-stadt (township) aus den administrativen Grenzen herausgegliedert wurden. Diese Maß-nahme reduzierte die Gesamtfläche Hanoi um über 60 % und brachte die Zahl der als städtisch und der als ländlich klassifizierten Einwohner in eine ungefähre Balance (NIURP 1994A: 8f.). Damit wurde das Ziel erreicht, das Management von Hanoi, insbe-sondere im Hinblick auf Maßnahmen, die die städtische Bevölkerung betreffen, zu verbessern und gleichzeitig für ausländische Unternehmen ein klarer abgegrenztes Gebiet für Investitionen zu bieten (vgl.: FORBES/KE 1997: 77f.f.). Die offizielle Bevölkerungszahl der Municipality Hanoi reduzierte sich durch die administrative Neugliederung 1991 von 3,1 Mio. auf 2,0 Mio. Einwohner (NIURP 1994A: 8f.).

Trotz der flächenhaften Verkleinerung der ländlichen Distrikte nehmen diese noch im-mer den weitaus größten Teil der Gesamtfläche Hanois ein: 844,6 qkm (und damit über 90 %) von insgesamt 927,4 qkm (HSO 1998: 9). Das als städtisch klassifizierte Gebiet Hanois besteht aus insgesamt sieben städtischen Distrikten (vgl.: Karte Nr. 5).

Karte Nr. 5: Distrikte der Municipality Hanoi

Diese sind der zentrale Innenstadtbezirk Hoan Kiem, das Hauptuntersuchungsgebiet der vorliegenden Arbeit, sowie die umliegenden Distrikte Ba Dinh, Hai Ba Trung und Dong Da. Die städtischen Distrikte Ho Tay, Thanh Xuan und Ciau Giay wurden erst in jüngster Zeit geschaffen10 und tragen der Tatsache Rechnung, dass sich die urbanisierten Gebiete Hanois - insbesondere seit Beginn von Doi Moi - zum Teil weit über die ad-ministrativen Grenzen hinweg in die ursprünglich als ländlich klassifizierten Gebiete ausgedehnt haben (vgl.: UNITED NATIONS CENTRE FOR HUMAN SETTLEMENTS 1991:

36/BINH: 2000D).

Die fortschreitende Urbanisierung innerhalb der Municipality erfolgt dabei meist entlang der Ausfallstraßen, die als Entwicklungsachsen für eine verdichtete Bebauung und als

10 Der Stadtdistrikt Ho Tay wurde am 28.10.1995, Thanh Xuan am 01.01.1997 und Ciau Giay am 01.09.1997 geschaffen (vgl.: o.V: 1997A/DUONG/KE 2000: 245).

Ansatzpunkte für die Entstehung von Handel dienen11. Durch die Schaffung dieser neuen sowie administrativer Vergrößerung der bestehenden Distrikte hat sich die als of-fiziell innerstädtisch ausgewiesene Fläche von 40,0 qkm Ende 1991 auf 84,1 qkm 1999 mehr als verdoppelt (NIURP 1994A: 9/HSO 1999: 12).

Die niedrigste offizielle Verwaltungsebene innerhalb der administrativen Hierarchie Vietnams stellen in städtischen Gebieten die Subdistrikte (englisch: wards; vietname-sisch: phuong) dar, von denen es in Hanoi zur Zeit 102 gibt (HSO 1999: 9). Die Zahl der Subdistrikte innerhalb der Municipality Hanoi ist parallel mit der Ausweisung von neuen städtischen Distrikten in den letzten Jahren gestiegen. Die Bevölkerungszahl pro Subdistrikt schwankt zwischen 5.000 und maximal 30.000, durchschnittlich sind es ca.

12.000 Personen (vgl.: KOPERDRAAT 1998: 91). Da die Einwohnerzahl der Subdistrikte für die Durchführung etwa von öffentlichen Veranstaltungen häufig zu groß ist, exis-tieren meistens, aber nicht immer, unterhalb dieser formalen Verwaltungsebene noch zwei weitere informelle territorial-administrative Verwaltungsebenen:

Die kleinste Einheit stellen die sogenannten to dar, die jeweils etwa 40 Haushalte umfassen. Auf dieser Ebene werden alltägliche Dinge wie die Müllentsorgung, das Reinigen der Straße, etc. organisiert (vgl.: ORN/PHE 1995: 6). Einem to steht ein to-Leiter vor, dem eine wichtige Rolle als Vermittler bei Konflikten der Bewohner mit der Subdistriktsverwaltung oder der Bewohner untereinander zukommt (vgl.: EVERTSZ

1997: 35). Die to-Leiter haben eine Vielzahl von Aufgaben zu erfüllen: So müssen sie u.a. über Geburten und Todesfälle, eventuelle Zu- oder Wegzüge in ihrem Wohnblock Buch führen. Darüber hinaus sind sie für die Einnahme der Miete der in staatlichen Häusern wohnenden Bevölkerung in ihrem Zuständigkeitsgebiet und das Weiterleiten von Informationen, neuen Richtlinien oder Gesetzen von höheren Verwaltungsebenen verantwortlich (vgl.: KOPERDRAAT 1998: 91). Die to-Leiter sind in der Regel langjährige Bewohner des Subdistrikts, häufig Staatsangestellte (viele Lehrer) oder Pensionäre, die vorher für die Distrikts- oder Subdistriktsverwaltung arbeiteten.

Durchschnittlich acht to bilden zusammen die informelle Einheit eines sogenannten cum. Auf dieser Ebene zwischen to und Subdistrikt (phuong) werden beispielsweise

11 Die administrative Ausweisung von neuen städtischen Distrikten erfolgte dabei keineswegs einheitlich den realen Zuständen: Obwohl bspw. entlang der Ausfallstraßen nach Lang Son und Haiphong im ländlichen Distrikt Gia Lam und entlang der Nationalstr. Nr. 1 im ländlichen Distrikt Thanh Thri weite Flächen als urbanisiert gelten müssen, hat in diesen Fällen die Stadtverwaltung bislang keine neuen städischen Distrikte geschaffen oder bestehende vergrößert.

öffentliche Impfungen, Informationstreffen zur Familienplanung oder Wahlveran-staltungen durchgeführt (vgl.: ORN/PHE 1995: 6) Durchschnittlich acht bis neun cum bilden einen Subdistrikt. Einem cum steht in der Regel einer der to-Leiter eines sich in diesem cum befindlichen to vor.

Das Stadtgebiet von Hanoi hat seit 1954 eine Vielzahl von Veränderungen hinsichtlich seiner räumlichen Ausdehnung und territorial-administrativen Gliederung erfahren (u.a.

1960, 1978, 1981, 1991 und 1997; vgl.: Abb. 19 in Kap. 3.1.1), was vergleichende Un-tersuchungen, etwa der Entwicklung der Bevölkerungszahlen, erschwert (NIURP 1994A: 7).

Im Dokument Stadtentwicklung von Hanoi (Seite 37-41)