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Abbildung 10: Jugendarbeitslosigkeit im Vergleich der Bundesländer, Juni 2017 und Juni 2018 (in %)

Quelle: Prognos AG (2018) auf Basis von Statistisches Bundesamt.

Die teils noch sehr hohen Quoten sind nicht zuletzt das Resultat hoher Abbruchsquoten bei Schule und Ausbildung.46 Eine Betrachtung der innerdeutschen Verhältnisse zeigt, dass die neuen Bundesländer auch beim Abbau der Jugendarbeitslosigkeit hinter den alten Bundeslän-dern zurückbleiben. Liegt die Quote der erwerbslosen Jugendlichen in den alten BundeslänBundeslän-dern im Jahr 2017 im Mittel bei 5,4 %, so ist sie in den neuen Bundesländern mit 8,6 % deutlich hö-her. Die Zahl der Jugendarbeitslosen zu verringern und das Ungleichgewicht zwischen neuen und alten Bundesländern abzumildern ist ein strukturpolitischer Handlungsbedarf.

Die Arbeitslosenquote älterer Erwerbspersonen im Alter von 50 bis 64 Jahren liegt auf Bundes-ebene im Jahr 2017 bei 3,1 % und damit unter dem europäischen Durchschnitt von 5,8 %. Auch bei der Betrachtung der Quotenverteilung nach Geschlecht bleibt die Bundesrepublik unter dem EU-Durchschnitt. Während EU-weit 5,9 % der 50 bis 64-jährigen Männer ohne Arbeit sind, liegt die Quote in Deutschland bei 3,4 %. Bei den Frauen bleibt sie mit 2,8 % um 2,9 Prozentpunkte hinter dem Durchschnitt der 28 EU-Staaten (5,7 %) zurück. Von den in Deutschland im März 2018 aktuell 2.458.110 Arbeitslosen sind bundesweit 529.777 im Alter von 55 Jahren oder äl-ter. Dies entspricht einer Absenkung der Quote zum Vorjahresmonat von 4,2 Prozentpunkten.

46 Das Gros der Bundesländer liegt bei der Reduktion der Abbrecherquoten noch weit über dem EU-2020-Ziel von 10,0 %.

2,4

In Deutschland sind circa 12,8 Mio. Menschen armutsgefährdet. Eines der zentralen Anliegen auf europäischer Ebene ist es, ungleiche Verhältnisse abzubauen und Menschen vor Armutsver-hältnissen zu schützen. Die Armutsgefährdungsquote auf Bundesebene beläuft sich im Jahr 2016 auf 15,7 %, ist damit jedoch seit 2005 in etwa konstant geblieben.47 Die Gefahr sozial ab-gehängt zu werden hat sich in der bundesdeutschen Entwicklung im Betrachtungszeitraum somit nicht weiter vergrößert. Die konstante Armutsrisikoquote bedeutet indes aber auch, dass trotz konjunktureller Expansion, die Lohnsteigerung der unteren Lohngruppen nicht höher verläuft als im Lohndurchschnitt. So liegt die relative Einkommensarmut in den neuen Bundesländern um 3,4 Prozent-Punkte über dem Wert der alten Bundesländer. In der Tendenz der vergangenen Jahre ist jedoch ein deutliches Aufholen des Ostens der Republik zu beobachten. Mit 22,6 % weist Bremen die höchste Armutsgefährdung auf, gefolgt von den neuen Bundesländern Sachsen-Anhalt (21,4

%) und Mecklenburg-Vorpommern (20,4 %). Gerade Mecklenburg-Vorpommern konnte die Quote der Armutsgefährdung jedoch deutlich, von 24,0 % im Jahr 2008 auf 20,4 % im Jahr 2016, sen-ken. In Hessen (15,1 %) und Nordrhein-Westfalen (17,8 %) ist sie im selben Zeitraum um über 2,0 Prozentpunkte gestiegen.

Mit Blick auf den europäischen Vergleich offenbart sich für Deutschland zunächst ein positiver Eindruck. Ein Großteil der Mitgliedsstaaten der Europäische Union befindet sich zurzeit unterhalb der gesetzten Zielmarke der anteilig von Armut gefährdeten an der jeweiligen Gesamtbevölke-rung. Mit einer prozentualen Ausprägung von 16,5 % bei der Armutsgefährdungsquote nach Sozi-alleistungen im Jahr 2016 befindet sich die Bundesrepublik knapp unter dem Durchschnitt der 28 EU-Staaten von 17,2 % und kann sich von den Sorgenkindern der Union, Griechenland (21,2

%), Spanien (22,3 %), Italien (19,9 %) sowie jungen Mitgliedern wie Rumänien (25,3 %) und Bul-garien (22,9 %), absetzen. In der isolierten Betrachtung der europäischen Kernländer (EWG-Grün-dungsmitglieder) allerdings ist nur die italienische Bevölkerung stärker von Armut bedroht. So weist Frankreich eine Quote von 13,6 % auf, die Niederlande liegen gar bei 12,7 %. Auch Luxem-burg und Belgien weisen eine geringere Armutsgefährdungsquote auf als die Bundesrepublik. Be-trachtet man die Entwicklung der sozialen Ungleichheit anhand des Gini-Koeffizienten im europäi-schen Vergleich, fällt auf, dass in der Bundesrepublik mit einem indexierten Punktwert von 29,5 nur unwesentlich gleichere Sozialverhältnisse herrschen als im Durchschnitt der 28 EU-Staaten (30,8 Punkte). Eine erweiterte Betrachtung der Gerechtigkeitsverhältnisse mit Hilfe des Social-Justice-Index deutet für die Bundesrepublik auf eine leicht verbesserte Möglichkeiten.48 Die Bun-desrepublik bekleidet mit einem Wert von 88,50 Indexpunkten den 7. Rang unter den EU-Staaten und muss sich dabei hinter den Spitzenreitern Dänemark (90,57), Finnland (90,53) und Nieder-lande (89,52) einordnen.

Strukturpolitischer Handlungsbedarf besteht somit darin, die Armutsgefährdung weiter abzu-bauen und die Gleichheit sozialer Lebensverhältnisse der Bevölkerungsteile der wirtschafts-stärksten Nation in der Union mit Blick auf die europäischen Anrainerstaaten zu erhöhen. In ei-nem direkten Zusammenhang zur Quote der relativen Einkommensarmut steht auch die Zahl der Asylbewerber in Deutschland. Die Anzahl der erstmaligen Asylbewerber beläuft sich in Deutsch-land auf 2.402 je 1 Mio. Einwohner im Jahr 2016 und liegt damit über dem EU-Durchschnitt von 1.270 je 1 Mio. Einwohner. Deutschland bekleidet damit in der Europäischen Union den 6. Rang bei den Erstanträgen von Asylbewerbern. Um das Ziel einer Reduktion der Armutsgefährdung zu

47 Die Armutsgefährdungsquote ist als Indikator der relativen Einkommensarmut definiert als der Anteil der Personen, deren Äquiva-lenzeinkommen weniger als 60,0 % des Medians der ÄquivaÄquiva-lenzeinkommen der Bevölkerung in Privathaushalten entspricht (EU Stan-dard). Auf EU-Ebene werden staatliche Transferleistung, wie Wohn- oder Kindergeld bei der Berechnung des Äquivalenzeinkommens mitberücksichtigt.

48 Mit dem Social Justice Index untersucht die Bertelsmann Stiftung jährlich anhand von 36 Kriterien die Teilhabechancen in den EU-28 Staaten. Hierbei werden sechs verschiedene Dimensionen sozialer Gerechtigkeit betrachtet: Armut, Bildung, Arbeitsmarkt, Gesund-heit, Generationengerechtigkeit sowie gesellschaftlicher Zusammenhalt und Nicht-Diskriminierung- Dabei berücksichtigt der Index international verfügbare Eurostat-Daten und ist somit in Erweiterung des Gini-Koeffizienten ein verlässlicheres Maß zur Messung sozi-aler Gleichheit bzw. Ungleichheit.

realisieren, sind auch Anstrengungen des integrativen Prozesses asylsuchender Mitmenschen von Nöten.

Feststellungen:

▪ Obwohl die Zahl der Arbeitslosen stetig sinkt, gelingt es nicht, einen überwiegenden An-teil der Langzeitarbeitslosen in Erwerbstätigkeit zu bringen.

▪ Die Armutsgefährdung ist in den letzten Jahren konstant geblieben. Die Angst vor Alters-armut zwingt Rentnerinnen und Rentner jedoch in die Erwerbstätigkeit.

2.1.9 Bildung und lebenslanges Lernen

Die Steigerung des Qualifikationsniveaus ist ein entscheidender Faktor für die Wettbewerbsfä-higkeit des Standortes Deutschland. In einer technologisch geprägten Welt, die im Zuge der fort-schreitenden Digitalisierung die Gesellschaft vor ständig neue Veränderungsprozesse stellt, ist es unabdingbar, das persönliche Fähigkeitenlevel auf- und auszubauen. Der fortwährende Zugang zu Bildungsmöglichkeiten ist hierfür eine essentielle Grundvoraussetzung. Die Mitglieder der Eu-ropäischen Union haben es sich deshalb im Rahmen der EU-2020 Strategie zum Ziel gesetzt, ei-nerseits den Anteil der 30-34-Jährigen mit tertiären Bildungsabschluss auf mindestens 40,0 % Anteil an der jeweiligen Gesamtbevölkerung zu erhöhen sowie andererseits die Quote der frühzei-tigen Schulabbrecher auf unter 10,0 % zu senken. Der prozentuale Anteil der 30-34-Jährigen mit einem tertiären Bildungsabschluss der Stufen 4-8 der International Standard Classification of Education (ISCED) beläuft sich in der Bundesrepublik auf 46,8 %. In der Bundesländerbetrach-tung des ISCED-Niveau 5-8 zeigt sich, dass die Bundesländer Berlin, Hamburg und Hessen nicht nur über dem EU-Durchschnitt liegen, sondern auch bereits im Jahr 2017 die EU-2020 Zielvor-gabe erfüllt haben. Das Gros der Bundesländer bleibt jedoch im Schnitt hinter den Anforderungen zurück (vgl. Abbildung 11).

Abbildung 11: Anteil der 30-34-jährigen mit tertiärem Bildungsabschluss (IS-CED 5-8) im Jahr 2017 (in %)

Quelle: Prognos AG (2018) auf Basis von Eurostat.

Um auch langfristig ein Chancenplus am Arbeitsmarkt zu kreieren und die Gefahr von bildungs-technisch bedingter Armut zu reduzieren, sind die Anstrengungen im Bildungssektor von Schule und Ausbildung auch zukünftig auf einem hohen Intensitätsniveau zu halten. Ein Blick auf die Sta-tistik der Abbruchzahlen bei Schule und Ausbildung aus dem Jahr 2016 verdeutlicht dies (vgl. Ab-bildung 12). Hier liegt die kumulierte Abbrecherquote bei schulischer und beruflicher AusAb-bildung bei 10,3 %. Damit befindet sich die Bundesrepublik in ganzheitlicher Betrachtung zwar unter dem EU-Durchschnitt. Das Gros der Bundesländer verfehlt die EU-Zielvorgabe für das Jahr 2020 von unter 10,0 % im Schnitt jedoch um 1,5 %. Mecklenburg-Vorpommern erreicht mit 13,6 % im bun-desdeutschen Vergleich den negativ zu interpretierenden Spitzenwert. Ein Blick auf die Schulabb-recherquote im Bildungsmonitoring der Initiative Neue Sozial Marktwirtschaft (INSM) verdeutlicht innerdeutsche Ungleichheiten bereits in einem frühen Stadium der individuellen Qualifizierung.

Das dargestellte Ranking nach Bundesländern signalisiert eine zunehmende Abbrecherquote, je weiter man sich in den Nordosten Deutschlands begibt.

19,6

Abbildung 12: Schulabbrecherquote der INSM als Anteil der Schulabgänger