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Abbildung 5: Bevölkerungsentwicklung in Kreisen von 1990 bis 2015 in Deutschland

rund dreimal so hoch wie in Ostdeutschland mit 4%. In ländlichen Räumen ist der Anteil ausländi-scher Personen niedriger als in den Städten. Auf der obigen Karte (Abbildung 4) ist der Anteil der schutzsuchenden Bevölkerung12in Relation zur gesamten Bevölkerung dargestellt. Der Anteil der schutzsuchenden Menschen an der Gesamtbevölkerung lag im Jahr 2016 deutschlandweit bei 1,9 %, wobei deutlich mehr schutzsuchende Personen in den nordwestlichen Landesteilen leben, als im Osten oder Süden der Republik. Außerdem lässt feststellen, dass die Anteile in dünn besie-delten Gebieten und in Gebieten, in denen Aufnahmezentren angesiedelt, z. B. in der kreisfreien Stadt Schweinfurt, relativ hoch sind. In Schweinfurt ist der Anteil der Schutzsuchenden an der Ge-samtbevölkerung mit 13 % am höchsten. In allen anderen Kreisen liegt der Anteil unter 5 %, in 54 von insgesamt 401 Kreisen unter 1,1 %.

Abbildung 5: Bevölkerungsentwicklung in Kreisen von 1990 bis 2015 in Deutschland

12 Der Begriff des „Schutzsuchenden“ umfasst Ausländerinnen und Ausländer, die sich unter Berufung auf humanitäre Gründe in Deutschland aufhalten. Dazu zählen jeweils Schutzsuchende mit offenem, anerkanntem oder abgelehntem Schutzstatus. Begriffe wie Flüchtlinge, Asylbewerber oder Asylberechtigte werden oftmals als Synonyme für geflüchtete Menschen genutzt, beschreiben aber im Ausländer- und Asylrecht jeweils nur eine spezifische Teilmenge der Schutzsuchenden.

Quelle: Prognos AG (2018) auf Basis von Statistisches Bundesamt und Demografieportal des Bundes und der Länder.13

Betrachtet man die Bevölkerungsentwicklung in Deutschland in der längeren Zeitperiode zwi-schen 1990 und 2015 so zeigt sich, dass die Bevölkerung um 3 % gewachsen ist. Allerdings sind sehr große regionale Unterschiede festzustellen. Die Mehrheit der deutschen Kreise erlebte ei-nen Bevölkerungszuwachs. Dabei handelt es sich überwiegend um wirtschaftsstarke Regioei-nen, die von Zuzügen aus dem In- und Ausland profitierten. Aber auch andere Faktoren wie die ver-gleichsweise hohe Geburtenrate in Teilen Nordwestdeutschlands haben die regionale Bevölke-rungsentwicklung beeinflusst. Das stärkste Wachstum wies mit 41 % der bayerische Landkreis Erding auf. Einen besonders starken Bevölkerungsrückgang bis hin zu minus 36 % im Maximum verzeichnen hingegen die meisten ostdeutschen Regionen. Drei Entwicklungen sind dafür verant-wortlich: Erstens die langjährige Ost-West-Wanderung, von der viele westdeutsche Regionen profitiert haben. Sie hat jüngst allerdings an Bedeutung verloren, da der Wanderungssaldo in den letzten Jahren ausgeglichen war. Zweitens die anhaltende Land-Stadt-Wanderung, die zuneh-mend innerhalb von Ostdeutschland stattfindet (beispielsweise Bevölkerungsgewinne im Umland von Berlin während der 1990er Jahre). Drittens der starke Geburteneinbruch nach 1990, der mit einem deutlichen Rückgang der Zahl Neugeborener einherging. In Westdeutschland sind es eben-falls vor allem strukturschwache Gebiete, die seit 1990 Einwohner verloren haben. Dabei handelt es sich einerseits um abseits von wirtschaftsstarken Zentren gelegene ländliche Regionen, zum Beispiel im Norden von Hessen und im Süden von Niedersachsen. Andererseits schrumpfte die Bevölkerung auch in vom wirtschaftlichen Strukturwandel betroffenen Regionen wie dem Ruhrge-biet oder Saarland.

In der innerdeutschen Betrachtung leiden vor allem die neuen Bundesländer unter einem Rück-gang der Erwerbspersonen. Im Mittel ist die Anzahl dieser zwischen 2008 und 2016 um 6,2 % gesunken. Einzig Berlin hat Zuwächse (5,9 %) zu verzeichnen; in den verbleibenden neuen Bun-desländern liegt der Rückgang zwischen 5,5 % (Brandenburg) und 11,4 % (Sachsen-Anhalt). Un-ter den alten Bundesländern hat Schleswig-Holstein mit 1,0 % Zuwachs den geringsten Anstieg der Erwerbspersonen auszuweisen. Auch in der Betrachtung der innerdeutschen Wanderungs-saldi verlieren die neuen Bundesländer. Beläuft sich der Überschuss im Jahr 2016 nach Zu- und Abwanderung in den alten Bundesländern im Mittel auf 82.262 Personen, beträgt er in den neuen Bundesländern nur 15.835 Personen. Eine verbesserte Nutzung des Erwerbspersonenpo-tenzials in der Bundesrepublik im Allgemeinen, mit einem besonderen Fokus auf die neuen Bun-desländer und die strukturschwachen Regionen der alten BunBun-desländer, erscheint angezeigt.

Betrachtet man die erwartete künftige Bevölkerungsentwicklung, so wird Ostdeutschland (ohne Berlin) deutlich stärker unter dem demographischen Wandel leiden als Westdeutschland. Wäh-rend der Anteil der Menschen im erwerbsfähigen Alter signifikant zurückgehen wird (auf etwa 52

%), wird der Anteil der Menschen über 65 Jahre bis zum Jahr 2030 beträchtlich ansteigen. Es wird geschätzt, dass in den anderen Gebieten Deutschlands ein vergleichbares Niveau von über 30 % bei den über 65-jährigen erst um das Jahr 2060 – also 30 Jahre später - erreicht wird. Da-mit geht der Prozess des demografischen Wandels in Ostdeutschland deutlich schneller als im Westen vonstatten.14 Mit einer Geburtenrate von 1,59 Kindern je Frau befindet sich Deutsch-land nur marginal unter dem europäischen Durchschnitt (1,60). So werden in DeutschDeutsch-land zwar mehr Kinder geboren, als etwa in Italien, Spanien oder Polen, jedoch signifikant weniger als etwa in Frankreich, wo die Geburtenrate mit 1,92 Kindern je Frau europaweit am höchsten ist. Ein Ver-gleich mit den zurückliegenden Jahren macht indes Hoffnung, wird in der Bundesrepublik doch

13 Statistisches Bundesamt und Demografieportal des Bundes und der Länder [https://www.demografie-portal.de/SharedDocs/Infor-mieren/DE/ZahlenFakten/Bevoelkerungswachstum_Kreise_ab1990.html, zuletzt abgerufen am 12.09.2018].

14 BMWi (2017), Jahresbericht der Bundesregierung zum Stand der Deutschen Einheit 2017, Berlin, S. 50.

ein Anstieg der Geburtenrate verzeichnet. Demnach wurden im Jahr 2016 792.000 Babys gebo-ren, was einem Anstieg von 7 % im Vergleich zu 2015 entspricht.15 Eine innerdeutsche Ver-gleichsbetrachtung offenbart jedoch wieder erhebliche Unterschiede. Während die Zahl der Ge-burten in den alten Bundesländern um durchschnittlich 8 % stieg, ist der Zuwachs in den neuen Ländern mit 4 % nur halb so groß.

Auch bei der Lebenserwartung zeigen sich spürbare Unterschiede zwischen den Regionen. Im Bundesdurchschnitt liegt sie bei etwa 80,7 Jahren. Obwohl sich gemäß den Zahlen des Statisti-schen Bundesamts der Abstand zwiStatisti-schen den Bundesländern mit der höchsten und der niedrigs-ten Lebenserwartung innerhalb von 20 Jahren fast halbiert hat, trennen die Regionen mit der höchsten und niedrigsten Lebenserwartung 8,3 Jahre. So erreichen die Einwohner in Starnberg im Schnitt ein Alter von 81,3 Jahren, während die Lebenserwartung in Pirmasens bei lediglich 73 Jahre im Schnitt liegt. Die rheinland-pfälzische Region liegt damit in etwa auf dem Niveau von Tschechien oder Slowenien. Die Unterschiede in der mittleren Lebenserwartung liegen hierbei je-doch nicht in der Geographie oder räumlichen Lage begründet. Vielmehr zeigen Analysen des Ro-bert-Koch-Instituts, dass ein kausaler Zusammenhang zwischen sozioökonomischen Umweltdingungen und sozialem Status sowie der Häufigkeit von schweren und tödlichen Krankheiten be-steht. So seien in der stark vom Strukturwandel betroffenen Stadt Pirmasens seit den 1970er Jahren 30 % der Arbeitsplätze weggebrochen. Arbeitslosigkeit und eine hohe Armutsgefährdungs-quote sind in den Augen der Wissenschaftler somit häufig Ursache für Krankheiten und ein ver-frühtes Versterben.

Feststellungen:

▪ Ostdeutsche und ländliche Gebiete sind besonders stark von Abwanderungs- und Alte-rungsprozessen betroffen.

▪ Das Erwerbspersonenpotenzial wird in den kommenden Jahrzehnten weiter absinken.

Unter dem Fachkräftemangel werden zuerst strukturschwache Regionen und ländliche Räume deutschlandweit leiden. Vom Rückgang der erwerbstätigen Bevölkerung werden besonders stark die ostdeutschen Bundesländer betroffen sein.

▪ Es besteht erheblicher Handlungsbedarf bei der Integration der Flüchtlinge in Arbeits-markt und Gesellschaft

2.1.3 Forschung, Entwicklung, Innovation

In den vergangenen zehn Jahren sind die Gesamtausgaben für Forschung und Entwicklung (FuE) signifikant angestiegen und haben sich auf 2,93 % des BIP im Jahr 2016 erhöht.16 In absoluten Zahlen bemessen haben Staat und Wirtschaft im Jahr 2016 mehr als 92 Mrd. Euro für FuE-Aktivi-täten aufgewendet. Diese verteilen sich dabei zu zwei Drittel auf den privaten und zu einem Drit-tel auf den öffentlichen Sektor. Unternehmen in Deutschland haben etwa 61 Mrd. Euro in die eigene Forschung und Entwicklung investiert.17 Damit hat das Land das Drei-Prozent-Ziel der eu-ropäischen Wachstumsstrategie Europa 2020 praktisch erreicht. Union und SPD haben sich im Koalitionsvertrag auf eine Quote von 3,5 % des BIP bis zum Jahr 2025 geeinigt. Bei den

FuE-15 Statistisches Bundesamt (2018), Pressemitteilung: Geburtenanstieg setzte sich 2016 fort, Wiesbaden.

16 Bundesministerium für Bildung und Forschung (2018), Bundesbericht Forschung und Innovation 2018, Forschungs- und innovati-onspolitische Ziele und Maßnahmen, Berlin.

17 Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft (2018), Forschung und Entwicklung in der Wirtschaft, Essen.

Ausgaben ist Deutschland im europäischen und internationalen Vergleich gut aufgestellt. In-nerhalb Europas liegen lediglich Schweden und Österreich vor der Bundesrepublik.18 Schweden führt die Statistik mit einem FuE-Anteil von 3,3 % am BIP an. Global betrachtet, schneiden Israel, Südkorea, Japan und Taiwan besser ab als Deutschland, doch gibt die Bundesrepublik mehr für Forschung und Entwicklung aus als beispielsweise die USA. Mit Ausgaben in Höhe von 3,3 % und 4,2 % des BIP engagieren sich Japan und Südkorea hingegen stärker in der Forschung und Ent-wicklung als Deutschland.