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Abbildung 14: Bevölkerungswachstum nach Kreisen in Deutschland, 2012-2035

Quelle: Prognos AG (2018) auf Basis von Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung, [https://www.demografie-por-tal.de/SharedDocs/Informieren/DE/ZahlenFakten/Bevoelkerungswachstum_Kreise_Prognose.html;

jsessionid=593650E8BEA77C11973A7AF1295F23D8.2_cid380].

Die Bevölkerungszahl in Deutschland wird nach der aktuellen Raumordnungsprognose bis zum Jahr 2035 von 80,5 auf 78,2 Mio. Einwohner schrumpfen. Das wird einen Rückgang um 3 Pro-zent entsprechen. Allerdings verläuft der demografische Wandel regional sehr unterschiedlich.

Insbesondere wirtschaftsstarke Regionen werden nach wie vor eine wachsende Bevölkerung auf-weisen und in diesen Gebieten wird sich der Wachstumsprozess der Bevölkerung fortsetzen. So hat von 2005 bis 2015 die Bevölkerung der 77 deutschen Großstädte um 1,4 Mio. Menschen zu-genommen. Kleinere und mittelgroße Städte, vor allem jene mit Hochschulen, haben in dieser Zeit auch ein Bevölkerungswachstum verzeichnet. Bezugnehmend auf die Bevölkerungsvorausbe-rechnung wird die größte Zunahme bis zum Jahr 2035 für Stadt München mitsamt Umland erwar-tet. Demgegenüber wird die Bevölkerung in strukturwachen Gebieten – vor allem in Ostdeutsch-land - stark schrumpfen und der Prozess des Bevölkerungsrückgangs wird sich fortsetzen. Zwi-schen 2005 und 2015 haben sich bereits 37 % der Mittelstädte und 52 % der Kleinstädte in ihrer Größe reduziert und haben dementsprechend an Einwohnerzahl verloren. Bis zum Jahr 2035 wird für manche Landkreise in Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Thüringen ein Rückgang der Bevöl-kerung um bis zu einem Viertel prognostiziert. Den größten BevölBevöl-kerungsrückgang soll mit minus 32 % der Landkreis Oberspreewald-Lausitz in Brandenburg erleben.

Binnenwanderungsbewegungen sind die Hauptursache für die regionalen Unterschiede im Be-völkerungswachstum. Insbesondere ländlich-periphere Räume verlieren Einwohner durch Abwan-derung. Hinsichtlich der deutschlandweiten Bilanz der Zu- und Abwanderungen konnten in Ost-deutschland Brandenburg und Sachsen Zuwanderungsüberschüsse erzielen. Aus Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Thüringen zogen mehr Menschen im Jahr 2015 weg, als Bür-ger hinzugezogen sind. Von Zuzügen junBür-ger und gut ausgebildeter Menschen aus diesen Gebie-ten profitieren dagegen Großstädte und wirtschaftsstarke, überwiegend urban geprägte Regio-nen. Während das Durchschnittsalter in Großstädten bei 42,4 Jahren liegt, beträgt das Durch-schnittsalter in ländlichen Kreisen bereits 45,2 Jahre. In den dünn besiedelten und struktur-schwachen Gebieten, besonders in den östlichen Bundesländern, sind bereits heute etwa 25 % der Einwohner mindestens 65 Jahre alt. Von dieser demografischen Überalterung sind zuneh-mend auch Landgemeinden, Klein und Mittelstädte in Westdeutschland betroffen.

Klima, Energie, Umwelt:

Die Reduktion des Primärverbrauchs schreitet in den alten Bundesländern deutlich schneller vo-ran, als in den neuen. Während die alten Bundesländer zwischen 2010 und 2014 eine Absen-kung von 13,3 % vorweisen können, liegt sie in Ostdeutschland lediglich bei 2,6 %. Bei den Treib-hausgasemissionen verfehlt die Bundesrepublik das nationale Reduktionsziel von 40,0 % gegen-über 1990. In 2015 konnten die Emissionen lediglich um 26,6 % gemindert werden. Thüringen ist mit einer Reduktionsrate von 64,8 % besonders klimaschonend, während Hamburg die Reduk-tion lediglich um 3 % voranbringen konnte. Beim Anteil der Erneuerbaren Energien am Bruttoen-denergieverbrauch weisen die Bundesländer teils sehr starke Unterschiede auf. Die Länder Meck-lenburg-Vorpommern (37,0 %), Thüringen (23,1 %) und Brandenburg (20,4 %) liegen bereits zum Jahr 2014 (aktuellste Zahlen) über der EU-Zielvorgabe. Berlin und Saarland (beide 3,9 %) sind hier deutlich im Rückstand. Nur circa jeder 10. Umweltbonus für die Anschaffung von Elektrofahr-zeugen wird in den neuen Bundesländern in Anspruch genommen. 87,7 % der verteilten Boni werden im alten Bundesgebiet vergeben, der Großteil in Nordrhein-Westfalen (23,7 %), Bayern (23,0 %) und Baden-Württemberg (21,0 %).

Beschäftigung und Mobilität von Arbeitskräften:

Der Anteil der Erwerbstätigen an der Gesamtbevölkerung liegt in den alten Bundesländern im Jahr 2016 bei 50,6 %. Im Osten liegt die Quote um 2,1 Prozentpunkte niedriger bei 48,5 %. Die neuen Bundesländer leiden unter einem Rückgang der Erwerbspersonen. Im Mittel sinkt die An-zahl dieser zwischen 2008 und 2016 um 6,2 %. Einzig Berlin hat Zuwächse (5,9 %) zu verzeich-nen. In den verbleibenden neuen Bundesländern liegt der Rückgang zwischen 5,5 % (Branden-burg) und 11,4 % (Sachsen-Anhalt). Unter den alten Bundesländern hat Schleswig-Holstein mit 1,0 % Zuwachs den geringsten Anstieg der Erwerbspersonen auszuweisen. In der Betrachtung der Wanderungssaldi lassen sich weitere Divergenzen ausmachen. Beläuft sich der Überschuss im Jahr 2016 nach Zu- und Abwanderung in den alten Bundesländern im Mittel auf 82.262 Perso-nen, beträgt er in den neuen Bundesländern nur 15.835 Personen.

Soziale Eingliederung und Armut:

Die Zahl der Arbeitslosen geht in den neuen Bundesländern stärker zurück als in den alten. Je-doch liegt die Quote der ostdeutschen Regionen mit 7,4 % im Mittel deutlich über dem Bundes-durchschnitt, während die alten Bundesländer eine unterdurchschnittliche Quote von 5,1 % im Mittel aufweisen. Mit Blick auf die Geschlechterverteilung verstärkt sich der divergierende Ef-fekt. Der Anteil der arbeitslosen Frauen liegt im Westen der Republik bei 5,6 % im Mittel und be-läuft sich in den neuen Bundesländern auf 7,1 % im Mittel. Bei den Männern ergibt sich ein ähnli-ches Bild. In den alten Bundesländern beträgt die Quote der männlichen Arbeitslosen 6,2 % im

Mittel. In den ostdeutschen Bundesländern liegt sie um 1,9 Prozent-Punkte höher bei 8,1 % im Mittel. In der Betrachtung der Langzeitarbeitslosen, gemessen an den zivilen Erwerbspersonen (2,0 % im Bundesdurchschnitt), ragen vor allem die Länder Bremen (4,5 %), Nordrhein-Westfalen (3,1 %), Mecklenburg-Vorpommern (3,0 %), Brandenburg (2,9 %), Berlin (2,6 %), Sachsen-Anhalt (3,2 %) und Sachen (2,5 %) heraus. Einzig Thüringen kann sich unter den neuen Bundesländern mit einem Anteil von 2,1 % nahe am Bundesdurchschnitt halten.

Bei der Reduzierung der Jugendarbeitslosigkeit bleiben die neuen Bundesländer hinter den al-ten zurück. Lag die Quote der erwerbslosen Jugendlichen in den alal-ten Bundesländern im Juni 2018 im Mittel bei 3,9 %, so ist sie in den neuen Bundesländern mit 7,2 % deutlich höher. Der Rückgang ist im Osten der Republik jedoch um 0,4 Prozentpunkte höher als im alten Bundesge-biet. In der Betrachtung zeigt sich zudem, dass ein diesbezügliches Ost-West-Gefälle im Land um ein sichtbares Süd-Nord-Gefälle ergänzt wird. Einzig Schleswig-Holstein kann als norddeutsches Bundesland eine Jugendarbeitslosigkeitsquote nahe am deutschen Durchschnitt aufweisen. Im europäischen Vergleich ist die Arbeitslosigkeit unter den 15 bis 24-Jährigen in Deutschland hinge-gen auf einem niedrihinge-gen Niveau. Doch regionale Disparitäten können nach wie vor beobachtet werden. Bei der Bekämpfung der Armutsgefährdung ist in den vergangenen Jahren ein deutli-ches Aufholen des Ostens der Republik zu beobachten. Mit 22,6 % weist Bremen die höchste Ar-mutsgefährdung auf, gefolgt von den neuen Bundesländern Sachsen-Anhalt (21,4 %) und Meck-lenburg-Vorpommern (20,4 %). Gerade MeckMeck-lenburg-Vorpommern konnte die Quote der Armuts-gefährdung jedoch deutlich, von 24,0 % im Jahr 2008 auf 20,4 % im Jahr 2016, senken. In Hes-sen (15,1 %) und Nordrhein-Westfalen (17,8 %) ist sie im selben Zeitraum um über 2,0 Prozent-punkte gestiegen.

Bildung und lebenslanges Lernen:

Das Gros der Bundesländer bleibt beim Anteil tertiäre Abschlüsse unter den 30 bis 34-Jährigen im Schnitt hinter den Anforderungen zurück oder hat wie die Bundesländer Brandenburg, Meck-lenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt ein Defizit von etwa 20 % zur EU-2020 Maßgabe. Einzig Berlin (47,4 %), Hamburg (42,6 %) und Hessen (40,0 %) liegen über dem Ziel der EU-2020 Strate-gie. Die Mehrzahl der Bundesländer verfehlt aktuell die Vorgabe, die Abbruchszahlen bei Schule und Ausbildung auf unter 10,0 % zu senken, im Schnitt um 1,5 %. Mecklenburg-Vorpommern er-reicht mit 13,6 % im bundesdeutschen Vergleich den negativ zu interpretierenden Spitzenwert.

Bei der Betreuung der unter 3-jährigen Kinder liegt die Quote mit 51,3 % in den neuen Bundes-ländern deutlich höher als im Westen der Republik (28,8 %).

2.2.2 Konvergenz: Angleichung regionaler Disparitäten in Deutschland

In der Debatte um die Zukunft der Kohäsionspolitik spielt die Frage der Angleichung regionaler Disparitäten eine wichtige Rolle. Misst man regionale Disparitäten an den regionalen Pro-Kopf-Einkommen, so zeigen sich folgende Ergebnisse für die Entwicklung der Disparitäten in Deutsch-land. Mit Blick auf das BIP-Pro-Kopf in den deutschen Bundesländern rangieren die ostdeutschen Flächenländer auf den hinteren Plätzen. Der Abstand zwischen Hamburg an der Spitze der Bun-desländer und Mecklenburg-Vorpommern am Ende des Vergleichs beläuft sich auf 33.900 BIP

Pro-Kopf (in PP$ Kaufkraftparitäten berechnet) 52, wodurch das personenbezogene Bruttoinlands-produkt im hanseatischen Stadtstaat um 58,1 Prozentpunkte höher liegt als im ostendeutschen Flächenland. Die Hamburger Werte bleiben hingegen für alle Bundesländer unerreicht. Unter den ostdeutschen Regionen kann einzig Berlin als Stadtstaat mit dem Niveau der restlichen Bundes-länder mithalten und rangiert im oberen Mittelfeld.

Abbildung 15: Das BIP-Pro-Kopf der Bundesländer in 2016 (in PP$-Kaufkraft-paritäten)

Quelle: Prognos AG (2018), auf Basis von Eurostat.

Dieser Eindruck büßt jedoch etwas an Vehemenz ein, betrachtet man die Veränderung des BIP-Pro-Kopf in den Jahren 2006 bis 2016 (vgl. Abbildung 16). Hier zeigt sich, dass alle ostdeutschen Flächenländer überdurchschnittliche Quoten bei der Entwicklung des BIP-Pro-Kopf-Wachstums aufweisen. Während dieses im Schnitt der alten Bundesländer um 20,7 % anwächst, liegt die Ver-änderungsquote in Ostdeutschland bei 32,2 %. Besonders deutlich zeigt sich dieser Effekt etwa in Thüringen. Lag das BIP-Pro-Kopf im Freistaat im Jahr 2006 bei 18.100 PP$, wuchs es bis zum Jahr 2016 stetig bis auf 26.700 PP$ an. Damit bekleidet das Bundesland im Ländervergleich der BIP-Pro-Kopf-Werte zwar nach wie vor einen der hinteren Plätze, hat in der Betrachtung jedoch am meisten aufgeholt. Im kumulierten Vergleich zwischen neuen und alten Bundesländern

52 Internationale Vergleiche z.B. von Löhnen oder dem BIP-Pro-Kopf verwenden Kaufkraftparitäten, bei denen eine entsprechende Umrechnung vorgenommen wird. Kaufkraftparitäten werden deshalb von Eurostat zur besseren intraregionalen Vergleichbarkeit volks-wirtschaftlicher Kennziffern verwendet.

0 5000 10000 15000 20000 25000 30000 35000 40000 45000 50000 55000 60000

Mecklenburg-Vorpommern

profitieren die ostdeutschen Regionen mit einer Steigerung von 32,2 % überproportional zum deutschen Durchschnittswert aller Bundesländer (25,7 %). Die Quote der neuen Bundesländer erhöht sich auf 33,6 % in der ausschließlichen Analyse der ostdeutschen Flächenländer, unter Ausschluss des Bundeslandes Berlin. In den alten Bundesländern hat sich das BIP-Pro-Kopf im selben Zeitraum um 20,7 % erhöht und bleibt damit unter dem Bundesdurchschnitt.