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Archiv "Wer kann Arzneimittel sicherer machen?: Schlußwort" (23.07.1986)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Familienbefund AUSSPRACHE

daher zunächst auf eine mögliche Risikoerhöhung bei seinen Ange- hörigen hinweisen und ihn auffor- dern, den Verwandten selbst einen Arzt aufsuchen zu lassen. Er sollte es von der Schwere der zur Debatte stehenden Krankheit, dem Wieder- holungsrisiko bei den Angehörigen und den präventivmedizinischen Möglichkeiten abhängig machen, wie nachhaltig er seinem Patienten die Notwendigkeit zur Untersu- chung der Angehörigen nahelegt.

Ausblick

Der Familienbefund ist ein wichti- ger Indikator für Krankheiten oder Krankheitsdispositionen. Früher ließen sich Risiken meist nur stati- stisch angeben. Eine wachsende Anzahl genetischer Marker erlaubt jedoch bei immer mehr Krank- heiten die konkrete Erkennung von Krankheitsdispositionen, be- vor entsprechende Symptome auf- getreten sind. Diese Entwicklung wird sich durch die gentechnolo- gische Diagnostik beschleunigen.

Für den Arzt ergeben sich damit neue und wichtige präventivmedi- zinische Aufgaben, deren Anwen- dung ein hohes Maß an Verant- wortungsbewußtsein erfordert.

Literatur

(1) Ash, P.; Vennart, J.; Carter, C. 0.: The in- cidence of hereditary disease in man. Lancet 1977/1, 849-851 — (2) Budde, U.: The von-Wille- brand's syndrome. Hum. Genet., in Vorberei- tung — (3) Goedde, H.-W.; Altland, K.: Suxame- thonium sensitivity. Ann. N. Y. Acad. Sci. 179 (1971), 695-703 — (4) Goldstein, J. L.; Brown, M. S.: Familial hypercholesterolemia. In Stan- bury, J. B.; Wyngaarden, J. B.; Fredrickson, D.

S.; Goldstein, J. L.; Brown, M. S. (Hrsg.): The metabolic basis of inherited disease. McGraw- Hill, New York, 1983, 672-712 — (5) Kappas, A.;

Sassa, S.; Anderson, K. E.: The porphyrias. In Stanbury, J. B.; Wyngaarden, J. .B.; Fredrick- son, D. S.; Goldstein, J. L.; Brown, M. S.

(Hrsg.): The metabolic basis of inherited dis- ease. McG raw-Hil I, New York, 1983, 1301-1384

— (6) Propping, P.; Stephan, M.: Humangeneti- sche Beratung kommt oft zu spät. Gyne 6 (1985), 4-6 — (7) Schwanitz, G.; Zerres, K.: Si- gnes phanotypiques ä differents äges d'une trisomie partielle 3p par translocaton familiale 3/5. Ann. Genet. 27 (1984), 167-172 — (8) Zer- res, K.; Völpel, M.-C.; Weiß, H.: Cystic kidneys.

Genetics, pathologic anatomy, clinical picture, and prenatal diagnosis. Hum. Genet. 68 (1984), 104-135

Anschrift für die Verfasser:

Professor Dr. med. Peter Propping Institut für Humangenetik

Wilhelmstraße 31, 5300 Bonn 1

Stellungnahme

Herr Kollege Kimbel vermeidet in ängstlicher Beflissenheit in sei- nem Editorial jeden Hinweis auf die politischen Hintergründe der verbesserungsfähigen Arzneimit- telsicherheit in der Bundesrepu- blik. In einem Satz gesagt, ist die Dienstaufsicht, die das Bundesmi- nisterium für Jugend, Familie und Gesundheit gegenüber dem Bun- desgesundheitsamt wahrnimmt, völlig insuffizient. Dies wird an fol- gendem Beispiel illustriert:

Das Bundesgesundheitsamt wird am 23. Mai 1984 auf eine tödliche (!) Arzneimittelnebenwirkung hin- gewiesen. Es handelt sich um eine Aluminiumosteopathie bei einem niereninsuffizienten Säugling, der lege artis mit Aluminiumhydroxid

ZU r Phosphatresorptionshem- mung behandelt worden war (Koch et al., Mschr. Kinderheilk., im Druck).

Das Bundesgesundheitsamt holt zwei Monate später eine Expertise bei einem bekannten Kinderne- phrologen ein, dieser bestätigt die von diesem Medikament ausge- henden Gefahren. Im weiteren Verlauf geschieht schlicht über- haupt nichts.

Intervention von meiner Seite im Mai 1985 beim Herrn Bundesmini- ster für Jugend, Familie und Ge- sundheit persönlich. Reaktion:

Weiterleitung des Schreibens an das Bundesgesundheitsamt. In der Folge gar keine Reaktion. Erst nachdem über einen Bundestags- abgeordneten der beamtete Staatssekretär in diesem Ministeri- um unmittelbar beim Bundesge- sundheitsamt interveniert, wird der Hersteller dieses Medikamen- tes zur Aufnahme eines Warnhin-

weises verpflichtet. Nachdem das Medikament aber auch von ande- ren Herstellern produziert wird, besteht die Gefahr fort.

Zwischenzeitlich sind zwei Fälle von tödlicher Aluminiumintoxika- tion bei niereninsuffizienten Säug- lingen aus den USA beschrieben worden, bei denen allein ein er- höhter Aluminiumgehalt der Milch deletär wirkte (Freundlich und Mit- arbeiter, Lancet II [1985] 527). Die Arzneimittelkommission der deut- schen Ärzteschaft, der unser Fall ebenfalls bekannt ist, hat ihn mit einer Nummer versehen (041917), aber auch nichts konkret unter- nommen.

Dr. med. H. Koch

Chefarzt der Kinderabteilung St.-Marien-Hospital

Marienstraße 6 2848 Vechta (Oldb.)

Schlußwort

Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft hat auf- grund der geschilderten Fälle sehr wohl etwas unternommen! In Ab- stimmung mit dem Bundesge- sundheitsamt hat der Hersteller des betroffenen Fertigarzneimit- tels einen Rote-Hand-Brief an alle Pädiater und Nephrologen ver- sandt, in dem nochmals auf das von Herrn Kollegen Koch hervor- gehobene, jedoch den meisten der nierenkranke Kinder behandeln- den Kollegen bekannte Risiko hin- gewiesen wurde.

Dr. med. Karl Heinz Kimbel Geschäftsführer der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft Herbert-Lewin-Straße 5 5000 Köln 41

Wer kann

Arzneimittel sicherer machen?

Zu dem Editorial von Dr. med. K. H. Kimbel in Heft 39/1985, Seiten 2820 bis 2822

Ausgabe A 83. Jahrgang Heft 30 vom 23. Juli 1986 (37) 2081

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