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Archiv "PCR: Das verborgene Virus entdecken" (14.09.1989)

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DAS EDITORIAL

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

PCR:

Das verborgene Virus

entdecken Hans J. Eggers

F

riedrich Loeffler, mit Paul Frosch 1897 Begründer der Virologie, wird das Wort zugeschrieben „Neue Methoden, meine Herren!" Eine ingeniöse Methode mit weitreichenden Möglichkeiten für Biologie und Medizin ist die „polymerase chain reaction", die

„PCR", deren Prinzip, Anwendungen und Klip- pen von Karin Mölling in diesem Heft beschrie- ben worden sind. Im wesentlichen handelt es sich darum, daß ein Stück DNA (Desoxyribo- nukleinsäure), spezifische genetische Informa- tion, exponentiell derart vermehrt wird, daß es mit etablierten Methoden (Nukleinsäure-Hybri- disierung) nachweisbar wird.

Ich möchte hier lediglich auf die Bedeutung dieser neuen Entwicklung für das AIDS-Pro- blem hinweisen. Bekanntlich beruht die Diagno- se von Infektionen mit dem humanen Immunde- fizienz-Virus (HIV) gemeinhin auf dem Nach- weis von Antikörpern gegen HIV Typ 1 oder Typ 2, da eine routinemäßige HIV-Isolierung zu auf- wendig wäre. Aus der allgemeinen Infektionsleh- re weiß man aber, daß Antikörper erst einige Zeit nach der Infektion gebildet werden, bei der HIV-Infektion — soweit man wußte — häufig drei bis sechs Wochen nach der Ansteckung, manch- mal aber auch erst nach einigen Monaten. Dieses Intervall machte den Ärzten und Epidemiologen von jeher Sorgen (Beispiel Transfusion). Dies schien um so mehr berechtigt, als es schon früh- zeitig Hinweise dafür gab, daß das Intervall auch Jahre betragen kann (1).

In einer ersten Anwendung der PCR für die HIV-Diagnostik ergaben sich bei 16 seronegati- ven Sexualpartnern von seropositiven Personen fünf positive PCR-Ergebnisse (2). Das Problem der lang bestehenden Seronegativität nach einer HIV-Infektion wurde von Imagawa et al. (3) an einer großen Zahl von seronegativen Homosexu- ellen mit „Risikolebensstil" untersucht. Dabei wurde das Virus in klassischer Weise (nicht PCR!) in 31 Fällen aus dem Blut von 133 Perso- nen isoliert, von denen 27 noch 28 bis 36 Monate später seronegativ waren. Die restlichen vier Personen zeigten nach 15 bis 25 Monaten eine Serokonversion.

Bei drei dieser vier Personen mit Serokon- version waren Lymphozyten zu früheren Zeit- punkten in geeigneter Weise eingefroren wor-

den. Mit der PCR konnte aus diesem Material wiederholt HIV1-DNA nachgewiesen werden, zum ersten Mal 40, 39 beziehungsweise 30 Mo- nate vor der Serokonversion. In weiteren Versu- chen ist zu klären, ob die klassische Virusisolie- rung oder der HIV-DNA-Nachweis durch PCR die geeignetere Methode ist.

Jedenfalls: Wenn ein so hoher Prozentsatz HIV-Infizierter über Monate und Jahre serone- gativ bleibt, ist die Frage nach einer für die Pra- xis tauglichen Methode (Zuverlässigkeit, tech- nisch-ökonomischer Aufwand) brennend. Dies gilt auch für die HIV-Diagnostik bei Neugebore- nen, denn hier ist die Serologie notorisch unzu- verlässig. Nach ersten Ergebnissen scheint dies eine weitere Domäne der PCR-Diagnostik zu sein (4).

Es ist offenbar, daß die hier und in der Ar- beit von Frau Mölling aufgeführten Ergebnisse weitreichende Fragen aufwerfen. Wie stark sind HIV-infizierte, seronegative Patienten infektiös?

Was sind die Konsequenzen für das Blut- und Organspendewesen? Welche Mechanismen hal- ten die HIV-Vermehrung über so lange Zeit in Schach? Ist hier ein Hoffnungsschimmer für the- rapeutische Ansätze? Die Infektiologie ist wie eh und jeh von großer Aktualität.

Literatur

1. Ranki, A., M. Krohn, J.-P. Allain, G. Franchini, S.-L. Valle, J.

Antonen, M. Leuther, K. Krohn: Long latency precedes overt seroconversion in sexually transmitted human-immunodefici- ency virus infection. Lancet II (1987): 589-593

2. Loche, M., B. Mach: Identification of HIV-infected seronega- tive individuals by a direct diagnostic test based an hybridisation to amplified viral DNA. Lancet II (1988): 418-421

3. Imagawa, D. T., M. H. Lee, St. M. Wolinsky, K. Sano, F. Moral- es, S. Kwok, J. J. Sninsky, P. G. Nishanian, J. Giorgi, J. L. Fahey, J. Dudley, B. R. Visscher, and R. Detels: Human immunodefici- ency virus type 1 infection in homosexual men who remain sero- negative for prolonged periods. N. Engl. J. Med. 320 (1989):

1458-1462

4. Laure, F., C. Rouzioux, F. Veber, C. Jacomet, V. Courgnaud, S.

Blanche, M. Burgard, C. Griscelli, C. Brechot: Detection of HIV1 DNA in infants and children by means of the polymerase chain reaction. Lancet II (1988) 538-541

Anschrift des Verfassers:

Prof. Dr. med. Hans J. Eggers Institut der Virologie

der Universität zu Köln Fürst-Pückler-Str. 56 5000 Köln 41

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A-2530 (40) Dt. Ärztebl. 86, Heft 37, 14. September 1989

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