A-652
S P E K T R U M AKUT
(4) Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 11, 19. März 1999
Respiratory-Synzytial-Virus
Haupterreger der Otitis media
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ie akute Otitis media ist die häufigste bakteri- elle Infektion bei Kindern. Für keine andere Indikation werden im ambulanten Bereich häufiger Antibiotika eingesetzt, dennoch kann sich die Erkrankung über Wochen oder Monate hinzie- hen. Außerdem gibt es seit längerem Hinweise dar- auf, daß die Bakterien nicht immer die ursächlichen Erreger der Otitis media sind. Meistens geht der bak- teriellen Infektion des Mittelohrs eine virale voraus.Es scheint sogar so, daß die Mukosaschwellung und der daraus folgende Verschluß der Eustachio-Röhre die bakterielle Besiedlung des Mittelohrs oft erst möglich machen. Außerdem konnte bereits gezeigt werden, daß gegen Grippe geimpfte Kinder seltener an einer Mittelohrentzündung erkranken.
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ine zuverlässige Vorsorge bietet die Grip- peimpfung hingegen nicht, da auch andere Atemwegsviren das Mittelohr befallen kön- nen. Bisher war die relative Bedeutung der Erreger nicht bekannt. Deshalb führte Terho Heikkinen von der US-Universität Galveston bei 456 Kindern im Al- ter von zwei Monaten bis sieben Jahre mit akuter Otitis media eine Reihe von Virusnachweistests in der Mittelohrflüssigkeit durch (NEJM 1999; 340:260–264). Sie konnte bei 41 Prozent der Kinder eine virale Infektion als Ursache der Otitis media feststel- len. Weiteres überraschendes Ergebnis: Der wichtig- ste Erreger war nicht das Influenzavirus, sondern das Respiratory-Synzytial-Virus (RSV). Von den Kin- dern, bei denen der Erreger im Rachen nachweisbar war, hatten 74 Prozent das Virus auch in der Mittel- ohrflüssigkeit.
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arainfluenzaviren, Influenzaviren, Enterovi- ren und Adenoviren wurden bei jeweils 52, 42, ein und vier Prozent der infizierten Kin- der gefunden. Manchmal hat die Art der Virusinfek- tion auch Auswirkungen darauf, welche Bakterien die Paukenhöhle befallen. S. pneumoniae wurde si- gnifikant häufiger zusammen mit dem Influenzavirus gefunden als etwa mit dem RS-Virus. Heikkinen ver- mutet deshalb, daß die viral bedingte Freisetzung von Zytokinen bakterielle Infektionen begünstigt.Das Überwiegen weniger Viren bei Otitis media eröffnet die Möglichkeit, die Erkrankung durch eine Impfung zu verhindern. Zur Zeit befinden sich gleich zwei RSV-Vakzinen in der klinischen Erprobung.
Die Ergebnisse der Phasen I und II haben diesen An- satz bestätigt. Bei der bronchopulmonalen Dysplasie waren die Impfstoffe bereits erfolgreich. Hier lassen sich RSV-Infektionen verhindern. Rüdiger Meyer