A-741 Deutsches Ärzteblatt 97,Heft 12, 24. März 2000
S P E K T R U M LESERBRIEFE
sein Gutachten vorausgese- hen hat . . .
Prof. Dr. med. Gerhard Rom- pe, Gutachtenambulanz, Or- thopädische Universitätskli- nik, Schlierbacher Landstraße 220 a, 69118 Heidelberg
Globalbudget
Meinung zum Globalbudget und der Zunahme der Selbsthilfegruppen:
Verfehlte Politik
Die deutsche niedergelas- sene Ärzteschaft hat es schwer. Zum einen zwingt sie das Globalbudget und die schon bestehende Rationie- rung zu Kompromissen bei der Verordnung. Zum ande- ren ist die heutige Klientel immer aufgeklärter und auch durch Internet und Selbsthil- fegruppen umfassend infor- miert, leider auch falsch in-
formiert, wenn sie geschick- ter Werbung aufgesessen ist.
Früher fiel es uns Ärzten leicht, durch medizinische Ar- gumente entsprechende Vor- behalte zu entkräften. Doch dem ist heute nicht mehr so. Die Aufklärung in den Medien über finanzielle Nöte der Ärzteschaft hat ihre Spu- ren hinterlassen. Unbewusst und ganz diskret werden uns bei Diskussionen über Ver- ordnungen auch selbstsüchti- ge Motive unterstellt. Hier den Ärzten die Schuld zu geben wäre völlig unange- bracht, das hat allein eine ver- fehlte Politik zu verantwor- ten: Es wird aber in Zukunft dazu beitragen, die Kosten- spirale noch stärker anzutrei- ben, wenn am Vertrauensver- hältnis Arzt–Patient gerüttelt wird.
Dr. Ralf-Alexander Schön, Ahornweg 2, 56727 Mayen
Drogenkonsum
Zu dem „Seite eins“-Beitrag „Grau- zone“ von Dr. med. Eva Richter in Heft 6/2000:
Zurückhalten
. . . Es steht außer Frage, dass Drogenabhängige krank sind und ihnen geholfen wer- den muss. Bei eingeschränk- ten finanziellen Mitteln je- doch müssen wir uns gerade in diesem Bereich für die Prävention entscheiden. Es sollte dies ärztlich ethisches Gemeingut sein. Drogenkon- sumräume – gelegentlich so- gar pervertierend als „Ge- sundheitsräume“ bezeichnet – helfen vielleicht den Kranken, aber keinesfalls den Drogen- interessierten und Drogenge- fährdeten, im Gegenteil. Die Investitionen in solche Fixer- stuben gehen auf Kosten der Drogenprävention, und hier haben wir in Deutschland noch sehr viel nachzuholen.
Darüber hinaus setzen Dro- genkonsumräume das völlig falsche Signal: drogeninteres- sierte und drogengefährdete Jugendliche müssen daraus schließen, dass Drogenkon- sum wohl nicht so gefährlich
sein kann, da ja die Öffentlich- keit alles tut, um Drogenab- hängigen zu helfen und die negativen Folgen des Drogen- konsums abzumildern.
Mit der Befürwortung von Drogenkonsumräumen sollte sich die Ärzteschaft extrem zurückhalten, um nicht er- neut in den Verdacht zu gera- ten, die Prävention zu ver- nachlässigen, um erst den ein- getretenen Schaden behan- deln zu können.
Dr. med. Jens J. Kirsch, B2, 15, 68159 Mannheim
Fragen
Drogenkonsumräume können durchaus sinnvoll sein. Macht es jedoch Sinn, sich ernsthaft über dieses An- gebot zu unterhalten, wenn auf der anderen Seite der anerkannten Substitutions- therapie von Kassen, Kas- senärztlicher Vereinigung und der Politik der finanzielle Boden entzogen wird? Will die Gesellschaft Drogensüch- tige überhaupt noch thera- pieren?
Ingo R. Malm, Substitutions- schwerpunktpraxis, Plingan- serstraße 23, 81369 München