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DEUTSCHES
ÄRZTEBLATT
20. August 1982 79. JahrgangAmerika, du
"hast" es besser!
Alles, was aus Amerika kommt, ist bekanntlich bes- ser. So stand zum Beispiel auch die „Wiege der sexuel- len Revolution" (sic!) in den USA: keine Entwicklung auf sexual-emanzipatorischem Gebiet sei nicht zuerst und in viel stärkerem Maß als in Deutschland in den USA vor- gelebt worden, schrieb erst kürzlich jemand, der das zu wissen behauptet. So liege auch in den meisten First- class-Hotels der USA neben der Bibel ein Verzeichnis dienstwilliger „Masseusen"
in jeder Nachttischschublade.
Natürlich ist das gar nicht wahr. Hier hält einer die Es- kapaden einiger publizitäts- süchtiger US-Großstadt-Play- boys und die (Wunsch-) Vorstellungen einiger Filme- macher für die Realität. Hof- fentlich kommt der Ärmste nicht auf die Idee, mal irgend- wo in den USA nur etwas so Harmloses wie einen Nackt- badestrand suchen zu wollen.
Und hoffentlich klemmt er sich nicht die Finger beim Su- chen in den Schubladen!
Jetzt kommt wieder was Neu- es aus Amerika. Ein berühm- ter Flugzeugkonzern in Kali- fornien muß jeden Tag Com- puter-Ausdrucke 20 Meilen weit ins Zeichenbüro beför- dern. Per Standleitung würde das je zehn Dollar kosten, deshalb schickte man täglich einen Kurier; es dauerte also immer einen Tag.
Neuerdings aber dauert es nur noch 20 Minuten, und für einen Dollar fünfzig können gleich 30 bis 40 Ausdrucke geschickt werden: auf Mikro- film und — per Brieftaube!
„Bis jetzt ist noch keine ge- fressen worden", sagt der Verantwortliche, „und zu 85
Prozent der Zeit haben wir gutes Flugwetter."
— Als in Südengland vor ei- niger Zeit ein Krankenhaus des verarmten Staatlichen Gesundheitsdienstes anfing, Blutproben per Brieftaube ins Labor zu befördern, weil das schneller und billiger ging als mit dem Taxi, da hat die ach so effiziente deutsche Fach- welt nur mitleidig gelacht.
Aber Sie werden sehen: die neue Idee — die ausdrücklich durch das englische Beispiel angeregt wurde —, die wird bei uns Schule machen! Bloß weil sie eben (angeblich) aus Amerika kommt . . . gb
Früh krümmt sich, wer studieren will
Interesse, Neugier und Lern- fleiß seien nötig, um die No- tenhürde für das Medizinstu- dium zu überwinden, hat die Deutsche Forschungsgemein- schaft (DFG) jetzt festgestellt.
Hohes Interesse sei aber auch eine der Haupttugenden von Studenten, die sich für das Fach Medizin entschieden hätten, und nicht, wie immer behauptet werde, soziales Prestige und gute Verdienst- möglichkeiten. — Womit alle Probleme aus der Welt disku- tiert wären:
Denn wer fürs Medizinstu- dium taugt, hat auch keine Probleme mit den Noten. Und außerdem: Notenverbesse- rung ist nach Ansicht der DFG durchaus möglich. „Auffällig ist in diesem Zusammenhang, daß gerade die Entscheidung für das Medizinstudium be- sonders früh fällt, nämlich häufig noch vor der mittleren Reife, und die Möglichkeit, diesen Studienwunsch zu rea- lisieren, um so größer ist, je früher sich dieser Wunsch ge- bildet hat." — Glücklicher Zu- fall. ck
Die Information:
Bericht und Meinung
Organtransplantation:
Der Organisationsrahmen
steht 9
Dr. med. Michael Popoviö
Der Kommentar
GOÄ-Entwurf der Bundesregie- rung: Unsozial und illiberal . . . 12
Dr. med. Jörg Dieter Gursky
Nachrichten 13
Mehr als eine Million Rehabilitations- maßnahmen abgeschlossen — RCDS kritisiert Referentenentwurf zur Ap- probationsordnung — Wintersemester 1982/83: letzte Chance für viele Stu- dienbewerber — Ve.reinte Nationen analysieren Probleme des Alterns
' Themen der Zeit
Babylon ist überall 15
Anmerkungen zur Sprache in der Medizin
Dr. med. Friedrich Hoffmann
Zur Fortbildung Aktuelle Medizin
Übersichtsaufsätze
Die pathogenetische Einteilung des Diabetes mellitus als Basis
von Therapieplan und Prognose . 17
Prof. Dr. med. Dr. h. c. muh.
Ernst Friedrich Pfeiffer
Bereitschaft zum Stillen 36
Privatdozent Dr. med.
Hans-J. Sternowsky et al.
Bekanntmachung der Bundesärztekammer Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft gibt be- kannt:
Bei Verordnung quecksilberhalti- ger Arzneimittel an Feer-Syn- drom (Akrodynie) denken 32
Für Sie gelesen
Therapieverbesserung durch Gan- glienblocker bei subarachnoidalen Blutungen — Cyclosporin A auch ge- gen hintere Uveitis? — Magendiagno- stik: Sieben Biopsien sind genug — Schwangerschaft und Heroin — To- desursachenforschung bei alten
Menschen 32
Aussprache
Akute gastroduodenale Streß- erosionen und -ulzerationen . . . 40
Dr. med. Wolfgang Strecker
Schlußwort: Prof. Dr. med. Jürgen Hotz
Fortsetzung auf Seite 3
Ausgabe B DEUTSCHES ÄRZTEBLATT 79. Jahrgang Heft 33 vom 20. August 1982 1