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Trotzdem wird behauptet, die Egypter hätten die Hartmetalle schon in der ältesten Zeit gekannt

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Academic year: 2022

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Altorientalische Metallurgie.

Von E. Reyer.

Bei den Egyptem reicht die Bronzemetallurgie in frühe Zeit,

doch hat man meines Wissens bisher keine Bronzegeräthe auf-

geftmden, welche über die 6. Dynastie zurückdatirten. Trotzdem

wird behauptet, die Egypter hätten die Hartmetalle schon in der

ältesten Zeit gekannt. Die Steinbauten und der bekannte Fund

einer eisemen Klammer in der von Vyse eröf&ieten Pyramide sollen

als Beweise dienen. Ich bestreite die Stichhaltigkeit beider Argu¬

mente : Die Steinarbeiten können , wie ich anderwärts nachweise,

sehr wohl mittels Steinwerkzeugen vollzogen werden. Die Eisen¬

klammer aber ist aus zwei Ursachen nicht beweiskräftig. Erstens

gesteht Vyse, nur das Loch im Steine gesehen zu haben, in welchem

die Klammer nach Aussage der arabischen Steinmetzen gesteckt

haben sollte. Zweitens wäre selbst ein echter Eisenfimd bedeutungs¬

los. Das Eisen mochte inmierhin in früher Zeit bekaimt gewesen

sein ; so lauge die Völker es nicht verstanden, das Metall zu reinigen

und (mittels der Kohlung) in Stahl zu verwandeln, war das Material

als Nutz- und Hai-tmetaU nicht zu verwerthen, es konnte weder die

Steinwerkzeuge, noch die guteu Bronzewaffen verdrängen.

Diese Einwendungen sind sdso uicht beweiskräftig. Aus zwei

imderen Argumenten scbeint aber in der That zu folgeu , dass die

Egypter schon vor Beginn der Monumental-Kultur ein Hartmetall

und zwar die Bronze allgemein verwertheten. Erstens werden in

den Göttersagen Steinwafifen nicht erwähnt '), zweitens erscheint für die Begriffe Bronze und Lanze schon in den ältesten Zeiten dasselbe Wort (Chomt) verwendet.

Im alten Reiche trifft man dm'chweg (roth gemalte) Bronze¬

waffen im Gebrauch. Unter den grossen Eroberem des neuen Reiches

wird auch Eisen als kostbare Beute iinportüt, der Handel vermittelt

1) Während in den indogerinanischou Göttorsagou diu Steiuwaffeu Alimau und Mjöluii' geuanut werdeu.

(2)

156 fiel/er, allorienUiUsvlie Metallurgie.

die Verbreitung fremdlilndiscber Producte, Kriegsgefangene tibertragen auslftndiscbe Kenntnisse und Kunstfertigkeiten nacb Egypten. Trotz¬

dem bleiben die Egypter nach wie vor der Bronzekultur zugetban

und aucb in dieser Beziehung erscheinen sie vom Auslande abhängig,

denn nur das Kupfer gewannen sie im Inlande , das Zinn fehlte.

Sie mussten entweder dieses Metall oder die fertige Bronze

aus dem Auslande beziehen. Dass das letztere vorkam, erhellt aus

den Inschriften. Das ausländische „Chomt, wird als helles und hartes

Metall in Gegensatz gebracht zu dem inländischen dvmklen und

weichen „Chomt". Das erstere Metall war offenbar echte Waffen¬

bronze , während das egyptische Product entweder unreines

Kupfer oder unreine Bronze gewesen sein muss.

Noch aufföUiger ist die Superiorität des Auslandes in Bezug

auf Eisenindustrie. Noch unter den grossen Eroberem des neuen

Reiches erscheinen die inländischen Truppen mit rothen Bronzewaflfen versehen, während die Schardana und andere kleinasiatische Hilfsvölker

blau gemalte Stahlwaffen tragen. Man hat vermuthet, dass ein

religiöses Vomrtheil die Egj^iter verhindert habe, das Eisen zu

verwerthen. Deveria hat aber gezeigt, dass Eisenmesser geradezu

füi' gewisse rehgiöse Vomahmen vei-wendet wurden. Auch spricht

die Schenkung der erbeuteten Eisengefdsse an die Tempel dafüi-,

dass das Eisen an sich nicht gemieden, sondem hoch geschätzt war;

überdiess ist das Metall in späterer Zeit nachweislich mehrfach

als Werkzeug-MetaU neben der Bronze verwendet worden. Aus

diesen Daten könnte man wohl entnehmen, dass das Eisen wenig

Bedeutung für die altegyptische Kultnr gehabt habe. Nicht wenige

Autoren verwahren sich aber gegen einen solchen Schluss. Sie

behaupten vielmehr (fälschlich) , die grossen Steinbauten seien ein

Beweis füi- die ausgedehnte Verwendung der Stahlwerkzeuge und

meinen, man finde das Eisen ebenso selten, weil es in der Mehrzahl

der FäUe durch den Rost vemichtet worden sei. Das ist aber

falsch: Das Eisen verrostet aUerdings in feuchter Luft, es

kann selbst durch und durch in Rost verwandelt werden. Aber

hierdurch wird das Eisen doch nicht vernichtet. An seiner

Stelle liegt nun ein fest<n' Rostköiper, welcher in Folge der Stoff- aufnabme viel grösser und schwerer ist als der urspriinghche Eiseu-

gegeustand, doch aber stofflich und formell dem urspriing¬

licben Objekte entspricht '). Wir müssten also jedenfalls unter den

altorientadischen Funden viele Rostgegenstände antreffen, wenn

das Metall überhaupt stark in Gebrauch gestanden wäre. Derartige

FäUe sind aber, wie gesagt, selten, wäbreud die Museen zur Genüge

die gi-osse Verbreitung der Bronze darthun.

Von den Babyloniem und Assyriern erfahren wir gleichfaUs

1) Nur woim Eisongcrütho im Meergruiid liegen, liann das Eisen im Laufe der Zeit (als lösliches Carbonat) abgerührt werden.

(3)

Rei/er, alttrrientalische Metnllurtjie. 151

dass sie in der alten Zeit durchgehends der Bronzeindustrie zugethan

waren. Erst in der assyrischen Blüthezeit kommt das Eisen neben

der Bronze in Gebrauch '). Das zur Bronzeerzeugung nöthige Kupfer

wurde in vielen Gebieten Kleinasiens gewonnen, das Zinn wurde in

der ältesten Zeit wohl zum Theil aus Midian und zum TheU aus

dem Hindukusch bezogen. Später kam Zinn aus Indien, anderer¬

seits aus Spanien imd Britannien. Dass Hinterindien lange

Zeit der wichtigste Producent war, darf man daraus scbliessen, dass

der altindische Zinn-Name Naga in Kleinasien und dem mittleren

Ostafrika zur HeiTschaft kamVon besonderer Bedeutung für

den Metall-Vertrieb waren die Phönicier. Sie brachten in den Handel :

Metalle von Kleinasien, Kupfer von Cy^iem, Kupfer und Eisen von

Creta, edle und Nutzmetalle von Sardinien, Spanien uud Britannien.

Vor allem war der Vertrieb des spanischen und englischen Zinnes

für die orientalischen Länder wichtig.

Nächst diesen bekannten Völkerschaften und Ländern erscheineu in ältester Zeit als Metallurgen tüchtig die semitischen Chita (Chetiter).

Von ihnen erbeuteten die grossen egyptischen Eroberer wiederholt

reiche Bronzen und schöne Eisengeräthe und Gef&sse zu einer

Zeit , da weder die egyptischen, noch die mesopotamischen Kultur¬

völker die Eisenindustrie pflegten. Auch andere zwischen Arabien

und Syrien sesshafte Stämme erscheinen als tüchtige MetaUurgen ;

sie sind in dieser Beziehung den alten Kulturvölkern zum mindesten ebenbürtig, zum Theil aber wohl überlegen.

Die jüdischen und griechischen QueUen weisen gleichfalls darauf

hin, dass die Kulturvölker des vorklassischen Alter¬

thumes uicht als Erfinder der MetaUurgie betrachtet werden

dürfen. Moses bezeichnet den Tubal (einen personificirten semitischen Stamm) als ersten Metallurgen, die Griechen nennen die ihnen stamm¬

verwandten Phrygier (und nicht die Semiten) als Erfinder der

Metallkunde ; femer wurden die Chalyber als ausgezeichnete Eisen¬

metallurgen und Stahlschmiede der alten Zeit genannt u. s. f.

Niemand wird leugnen, dass einige der grossen Kulturvölker

des Alterthumes ausgezeichnet waren in der höheren Bronze¬

technik, dass sie im Formen, Giessen, Treiben, Ciselüen treftliches leisteten ; daraus folgt aber eben nicht, dass sie die Anfänge dieser Kunstfertigkeiten begiündet, noch viel weniger aber ist man berech¬

tigt zu der Behauptung, diese Kulturvölker hätten die Erzeugung

der Metalle aus den Erzen (das Schmelz- oder Hüttenwesen)

1) Schuppeiipanzor mit Eisoublättehen, Wurkzeugo, Kotten.

2) In Hinterindien hoisst ein wiclitigos Zinnland Naga. Bedeutungslos ist dio Thatsache, dass in späterer Zeit (Arriau) Ziini von Kleinasien uach Indion importirt wurdo und dass von nun au iu Indiuu selbst dor alte ein- lioimische Name (Nagn) durch dun phönicischen Zinn-Namen (Kostir) ver¬

drängt wurde. Solche Wechsel dur Handelsströmnngon sind in alleu Zeiten vor¬

gekommen.

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152 Beyer, aUorientalische MetaUurgie.

erfunden. Der Giesser und Schmied braucht von der Erschmelzung

der Erze nichts zu verstehen. So steht es heute und so stand es

wohl schon im hohen Alterthume.

Mag man immerhin die Hypothese aufstellen , die bekannten

semito-hamitischen Kulturvölker hätten in ihren südhchen (äthio¬

pisch-arabischen ?) Ursitzen Zinn besessen und dort die Bronze-

Metallurgie selbständig betrieben ; in der historischen Zeit waren

sie bestimmt abhängig von ihren minder berühmten Nachbarn, welche

nicht bloss als Erzschmelzer, sondem auch als Metalltechniker als

Altmeister erscheinen.

Erklärung.

In dem soeben erschienenen Hefte der Zeitschrift der D. M. G.

publicirte Herr Prof. D. H. Müller die von Siegfried Langer ent¬

deckten und gesammelten Inschriften , womnter auch die von uns

im Journal Asiatique 1883 H, Seite 250, veröffenthchte

Thürinschrift sich findet.

Wir müssen im Interesse der Wahrheit anerkennen, dass das

Verdienst zuerst diese in mancher Beziehung wichtige Inschrift ent¬

deckt zu haben dem im Dienste der Wissenschaft verunglückten

Langer gebührt, und fügen auch als selbstverständlich hinzu, dass

beide Pubhcationen unabhängig von einander entstauden sind, indem

wil ausdrückhch hervorheben, dass uns die Aushängebogen der

Müller'schen Arbeit zu eiuer Zeit vorlagen, wo unser Au&atz noch

nicht in den Händen des Herm Prof. Müller sein konnte.

Joseph und Hartwig Derenbourg.

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