Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 106|
Heft 51–52|
21. Dezember 2009 A 2573 BÖRSEBIUSRendite für Nervenstarke
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ie wird das neue Jahr? Der Anleger giert vor allem zwi- schen den Jahren nach fundierter Expertise, will er doch 2010 nicht, wie so oft, auf dem falschen Fuß er- wischt werden. Dementsprechend häufig findet man in allen Medien Jahresausblicke jedweder Art. Nur so richtig glücklich werden beim Studium dieser Prognosen wenige, zu seicht die Expertise, zu verzagt die Ausblicke, zu einseitig die lan- cierten Artikel, zu vielfältig und widersprüchlich die einzelnen Aus- sagen. Kurzum, es ist glatt zum Haareausreißen.Vielleicht hilft doch die Erkennt- nis ein wenig weiter, dass rund vier Fünftel aller Experten mit ihren Prognosen schiefliegen und der ra- tionale Beobachter einfach nur das tun müsste, von dem die wenigsten Auguren sagen, dass es eintrifft.
Damit fängt aber genau schon das psychologische Problem an, dass kaum jemand bereit ist, gegen den Strom zu schwimmen, auch wenn es einen größeren ökonomischen Gewinn brächte. Wenn alle verlie- ren, tut es halt nicht so weh, mit da- bei zu sein. Wehe aber, wenn die Minderheitsmeinung dann doch nicht von Erfolg gekrönt ist. Dann ist die narzisstische Kränkung umso größer, je kleiner die Herde ist, die einem bestimmten Trend folgt.
Trotzdem kann es sich lohnen, antizyklisch und gegen den publi- zierten Mainstream vorzugehen.
Danach wäre für die nächsten zwölf Monate am Aktienmarkt durchaus eine Überrendite zu erwarten, weil
durchweg negative Szenarien pro- gnostiziert werden. Allerdings dürf- te sich die – von mir erwartete – Aufwärtsbewegung unter herben Schwankungen vollziehen, da die Nachrichtenlage im nächsten Jahr wechselweise von guten Nachrich- ten (Chemiebranche im Aufwind) wie auch Katastrophenmeldungen (eventuelle Pleite einer Landes- bank) durchsetzt sein wird. Nur Nervenstarke sollten sich hier also engagieren, und es ist auch ange- zeigt, sich auf Bluechips zu kon- zentrieren, vor allem Energiever- sorger finde ich ziemlich reizvoll.
Aber es gibt nicht nur die Aktien- märkte. Langsam muss sich der An- leger auf steigende Zinsen einstel- len, dies hat die Bundesbank signa- lisiert. Das bedeutet einerseits Vor- sicht bei Rentenfonds und ander- seits, derzeit so kurzfristig wie möglich anzulegen, um später von höheren Renditen zu profitieren.
Für Häuslebauer deutet sich im Um- kehrschluss aber auch das Ende des goldenen Geldbeschaffungszeital- ters an. So hat am Ende jeder die Möglichkeit, im nächsten Jahr seine Chancen zu suchen und zu finden, wenn er die Risiken meidet. ■ Börsebius-Telefonberatung „rund ums Geld“
Wie an jedem 1. Samstag des Monats, können Sie auch am 2. Januar 2010 in der Zeit von 9 bis 13 Uhr Börsebius (Diplom-Ökonom Reinhold Rombach) anrufen (02 21/98 54 80–17). Die kostenlose Telefon- beratung ist ein spezieller Service des Deutschen Ärzteblattes für seine Leser.