Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 109|
Heft 42|
19. Oktober 2012 A 2099 BÖRSEBIUSDie einzig Wahren, Guten
B
ei der letzten Börsebius-Tele- fonberatung hatte ich ein spannendes Gespräch. Enttäuscht von den Banken wollte ein Leser sein Anlageschicksal selbst in die Hand nehmen. Es müsse doch mög- lich sein, sich selbst auf die Pirsch zu begeben und auf geschickte Wei- se die einzig wahren und guten In- vestmentfonds herauszupicken. Bei dieser Suche sei er schon recht weit vorangeschritten.Im Grunde sei der Kasus doch ganz einfach: Es gelte, aus den re- nommierten Wirtschaftszeitungen die besten Fonds herauszusuchen, diesen Favoriten über eine günsti- ge Fondsbank zu kaufen, und schon sei das Ei des Kolumbus geköpft.
Wenn es denn so einfach wäre.
So faszinierend wie plausibel diese Vorgehensweise klingt, so fatal führt sie in die Irre. Leider. Schon mein ganzes Journalistenleben lang zanke ich mich mit Chefredakteu- ren über die richtige Methodik bei
der Auswahl der besten Fonds. Es hat wenig Sinn, einmal im Jahr ei- nen Investmentfonds per Headline hochzujubeln und im nächsten Jahr einen anderen auf das Gewinner- schild zu heben. Der Anleger wird hier auf eine falsche Fährte geführt und gibt es auch irgendwann auf, die Favoriten im Rhythmus auszu- tauschen und neu zu besetzen, die irren Kosten solcher Transaktionen noch gar nicht mitgerechnet.
Die Wissenschaft hat im Übri- gen längst des Pudels Kern ent- tarnt. Es gibt genügend aussage- kräftige Untersuchungen, die alle- samt belegen, dass Investment- fonds, die in Rankinglisten ganz oben stehen, in der Folgezeit eine Unterrendite erwirtschaften, will heißen, weniger als der Markt- durchschnitt einbringen. Erstaun- lich mag dies nur auf den ersten Blick sein. Das hat zum einen damit zu tun, dass genau den veröffent- lichten Spitzenreitern (zu viel) Ka-
pital zufließt, mit dem eben diese Performance nicht mehr erzielt werden kann. Die Psychologie spielt unter Umständen ebenfalls ei- ne Rolle. Die hochgelobten Fonds- manager neigen nicht mehr zur (nötigen) Selbstkritik, sondern zum Größenwahn und investieren dann in zu riskante Positionen, die dann oft genug auch schieflaufen.
Wer den Gedanken konsequent weiterdenkt, kommt durchaus auf die Idee, gegen den Strom zu schwimmen und die in der Presse ausgewiesenen Verliererfonds zu kaufen. In der Tat wäre das genau die richtige Strategie, denn auch hier belegt die Wissenschaft, dass sich Loser-Fonds im Nachhinein besser rentieren als der Schnitt.
Gleichwohl: Wer traut sich das?
Denn wer verlässt schon gerne den Mainstream.
Weil es eben so ist, wie es ist, sollte wenigstens bei der weiteren Fondsauswahl darauf geachtet wer- den, erstens über eine günstige Fondsbank zu kaufen und zweitens nur die Fonds zu kaufen, die eine günstige jährliche Gesamtkosten- quote (TER) aufweisen. Das macht sich auf Dauer sehr bezahlt.