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Archiv "Geborgenheit beim Guru" (12.07.1985)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

DAS BESONDERE BUCH

Geborgenheit beim Guru

E

ine wissenschaftlich kritische Untersuchung der sogenann- ten Jugendreligionen aus psychiatrischer Sicht ist überfäl- lig. Es gibt zwar eine Vielzahl von kritisierender Literatur zu diesem Phänomen; sie ist aber oft in ir- gendeiner Weise kirchlich gebun- den. Ein Großteil der Darstellun- gen geht auf ganz wenige Autoren aus den christlichen Kirchen, al- len voran den evangelischen Sek- tenpfarrer Haack, zurück. Das Verdienst solcher Autoren war es, schon früh Informationen gelie- fert zu haben. Inwieweit die Kritik an den Jugendreligionen berech- tigt ist und wo sie Ausfluß eines

„Konkurrenzdenkens" war, wurde nicht immer klar. Klosinski, Ober- arzt bei Lempp in Tübingen, legt

Sude /1(d) I iei malt, Geborenheft

uniLiehe

nun eine fundierte, medizinisch- psychiatrisch ausgerichtete Un- tersuchung zumindest einer die- ser Bewegungen, die streng ge- nommen schon nicht mehr als Jugendreligion bezeichnet wer- den kann, vor: Die der Bhagwan- Leute. Nebenbei beschäftigt sich der Autor auch mit der transzen- dentalen Meditation. Hervorge- gangen ist diese populäre Fas- sung aus einer umfangreichen Habilitationsschrift.

Wissenschaftliche Forschung braucht seine Zeit, und so darf es nicht verwundern, daß Klosinski mit dem Stand von 1981, als die Bhagwan-Bewegung noch durch Poona stimuliert war, abschließt.

Die neuere Entwicklung, die da- durch gekennzeichnet ist, daß sich Bhagwan (oder nur maßgeb- liche Jünger?) eine kirchenartige Organisation aufbauen, trägt der Autor freilich in einem eigenen Kapitel nach.

Das Buch räumt mit manchen Vor- urteilen auf, vor allem dem, neue religiöse Bewegungen führten von vornherein ihre Anhänger in psychische Abhängigkeit, ja pro- vozierten bei ihnen ein Abgleiten in psychotische Zustände. Klo- sinski weist an Hand der 30 Inter- views, die den Hauptbestandteil seiner Untersuchung bilden, nach, daß die Bhagwan-Anhänger der Poona-Zeit vielfach vor ihrer Bekehrung Psychotherapie ge- nossen haben. Er weist auch dar- auf hin, daß sich die Bhagwan- Jünger auf eine „unbefristete Therapie und Übertragung" ein- richten. Er erläutert auch, daß es bei Ich-schwachen Personen zu einer Desintegration der Persön- lichkeit im Sinne einer akuten Geistesstörung kommen kann. Er warnt aber vor Verallgemeinerun- gen. Beim einen könne es zum Beispiel zu infantiler Abhängig- keit, beim anderen indes zur Sta- bilisierung der Persönlichkeit kommen. Ähnliche Erscheinun- gen wie in der Bhagwan-Bewe- gung könnten auch bei traditio- nellen christlichen Religionen be- obachtet werden. Eine Vergleichs-

Im Angesicht Bhagwans: Entspannen- der Tanz und Verehrung Foto: dew

untersuchung etwa bei Mitglie- dern kirchlicher Orden hält Klo- sinski „für nicht uninteressant".

Aus den Interviews zeichnet sich klar ab der Wunsch nach „Heimat, Geborgenheit und Liebe" (so der Untertitel des Buches); die Bhag- wan- (und TM-) Jünger sind auch fasziniert von den neuen Erlebnis- welten, die sich ihnen durch Medi- tation öffnen. Klosinski: „Reli- giöses Erleben in mystischer Form, das vielen Menschen in un- serer westlichen Zivilisation verlo- rengegangen ist, muß nicht not- wendigerweise bei denjenigen, die es wiederentdecken, Anzei- chen einer pathologischen Ent- wicklung sein." Übrigens: Auto- nom oder im Gefolge, vielleicht gar in Konkurrenz zu den neuen Psycho-Religionen ist auch in den christlichen Kirchen die Mystik wiederentdeckt worden. NJ

Gunther Klosinski: Warum Bhagwan?

Kösel-Verlag, München, 1985, 221 Sei- ten, kartoniert, 24,80 DM

Ausgabe A 82. Jahrgang Heft 30 vom 24. Juli 1985 (23) 2169

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