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Archiv "„Wunderheilungen Jesu im Licht moderner Bibelkritik“: Schlußwort" (16.03.1984)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

BRIEFE AN DIE REDAKTION

richteten Kollegen eine Verständnisbrücke bauen.

Ob das notwendig ist?

Wenn ein Arzt übernatür- liche Vorgänge unter Beru- fung auf seine Wissen- schaft anzweifelt, stellt er damit nur unter Beweis, daß er die Grenzen seiner Wissenschaft nicht exakt zu ziehen vermag. Jener Kollege, der nach der Sek- tion feststellte, er habe kei- ne Seele gefunden, also gebe es keine, demon- strierte nicht sein medizi- nisches Wissen, sondern sein philosophisches Un- wissen.

Die Angst des Theologen, die Mediziner könnten über die Wunderberichte, also auch über die Oster- geschichte, vergrätzt sein, befremdet mich ein wenig.

Ob ich die Auferstehung Jesu akzeptiere oder nicht, ist meine ganz persönliche Glaubensentscheidung – die ich weder an die Medi- zin noch an die Bibelkritik zu delegieren habe. Wenn ich aber an die Auferste- hung glaube, warum sollen mich die übrigen Wunder stören?

Ein zweites: Prof. Haag be- hauptet, daß die frühchrist- lichen Glaubensverkündi- ger „diese Berichte groß- zügig weiterspannen und sie in den Dienst einer be- stimmten Verkündigungs- absicht stellten." In der Tat, wie viele Agenturmel- dungen, statistische Er- gebnisse und pharmako- logische Daten werden

„weitergesponnen und in den Dienst einer ganz be- stimmten Verkündigungs- absicht gestellt"!

Der Gedanke, jemand kön- ne die Wahrheit und nichts als die Wahrheit sagen und sogar schreiben, erscheint uns hoffnungslos naiv.

Aber vielleicht hatten ja die ersten Christen noch ein ungebrochenes Verhältnis zur Wahrheit – immerhin haben sie ihre Berichte mit ihrem Blut unterschrieben.

Bleibt abzuwarten, wie vie- le Wissenschaftler für die Richtigkeit ihrer Statisti- ken – oder ihres „nesci- mus" – die gleiche Bürg- schaft gäben.

Gabriel Ehren

Knappschaftskrankenhaus Osterfelder Straße 157 4250 Bottrop

Vier Fragen

an den Theologen

... Man fühlt sich an unse- riöse Werbetricks für Arz- neien erinnert: anstatt daß man die Fallberichte über die Anwendung objektiv darstellt, setzt man die gu- te, heilsame Wirkung vor- aus, konstruiert ein paar Heilungen und setzt die Propaganda in Bewegung, um Käufer zu werben. Statt seine Erfindungen vorzu- tragen, hätte Haag dem ärztlich interessierten Le- ser lieber folgendes sagen sollen:

– Was versteht er als Theologe unter einem

„Wunder"?

– Waren die geschilderten Heilungen der Evangelien, ihre Authentizität einmal (für Haag: hypothetisch) vorausgesetzt, Wunder oder nicht?

– Falls ja: welche Konse- quenzen würden sich für den Theologen ergeben?

– Es wäre in diesem Zu- sammenhang interessant, eine Parallele zu den an- erkannten Heilungen in

Lourdes zu ziehen – sind auch sie durch Predigt-In- tentionen der Kirche ent- standen? Ließ sich das in- ternationale Ärztebüro in

Lourdes von Intentionen bewegen?

Dr. med.

Alexander Klein Schlößleweg 18 7200 Tuttlingen

Schlußwort

So wie ein Mediziner mit seiner „Geheimsprache"

von einem Laien nicht ver- standen werden kann, fällt es offenbar dem Mediziner seinerseits schwer, dem Theologen auf sein Fach- gebiet zu folgen. Zu lange sind unsere Gläubigen un- mündig gehalten worden.

An dem polemischen und ironischen Unterton ein- zelner Zuschriften wird spürbar, wie ängstlich und unsicher die Schreiber sind, wenn das wörtliche Verständnis der Bibel in Frage gestellt wird. Dabei kann jedermann erkennen, daß die Berichte der vier Evangelien über dieselbe Sache durchaus nicht übereinstimmen. Kommt es wirklich darauf an, ob das erste Evangelium (das übrigens auch ich „gegen das Jahr 70" angesetzt ha- be) zehn Jahre später oder früher zu datieren ist? Auf jeden Fall war Markus nicht dabei, als Jesus seine Wunder wirkte. Was er dann von Petrus und Pau- lus erfuhr und was er schließlich in seinem Evan- gelium aufgeschrieben hat, darf gewiß nicht „un- mittelbar" genannt wer- den. Sind schon für uns heute Zeugenaussagen zu demselben Verkehrsunfall schwer in Einklang zu brin- gen, wie soll Markus über Dinge, von denen er nur gehört hatte, nach 40 Jah- ren objektiv berichtet ha- ben? Es gibt keine eindeu- tigen Daten, so gerne wir sie auch hätten. Und es gibt auch kein „ungebro- chenes Verhältnis zur Wahrheit", schon gar nicht für einen antiken Men- schen, der den Anspruch auf Objektivität in unserem Sinn gar nicht kannte. Man richtete sich nach dem Er- wartungshorizont dessen, zu dem man redete oder predigte. So schrieb Mat- täus sein Evangelium für Juden, Lukas für Griechen, Markus wahrscheinlich für Römer, und entsprechend

sind die Akzente gesetzt.

Ob Jesus Wunder im stren- gen Sinn gewirkt hat, müs- sen wir offenlassen. Die Medizin weiß von Spontan- heilungen – nicht nur in Lourdes! – und kennt heu- te den psyschosomati- schen Charakter einiger (oder aller?) Krankheiten.

Ebenso weiß man, daß der Glaube des Kranken an die Wirksamkeit eines Medika- ments oder an die Fähig- keit eines Arztes seine Wi- derstandskraft gegen die Krankheit erheblich stei- gern kann. Der Glaube an Jesus und seine Macht kann Krankheiten geheilt haben. Diese Annahme fin- det ihre Bestätigung in Mk 6,5 und Mt 13,58, wonach Jesus in seiner Heimat kei- ne Wunder wirken konnte, weil die Menschen nicht an ihn glaubten. Außerdem galten damals Vorgänge als Wunder, die wir heute wissenschaftlich erklären können. – Wunderge- schichten waren in bibli- scher Zeit (auch bei den Heiden) Mittel, über Gottes Gegenwart in der Welt zu reden. Wenn bei uns heute keine Wunder mehr ge- schehen, zeigt dies, daß wir in anderer Weise von Gott und Jesus reden müs- sen.

Prof. Dr. theol.

Herbert Haag Guggistraße 12a CH-6005 Luzern

BLÜTENLESEN

Verschleierung

Über das, was man nicht tun will, muß man viel reden.

Wahrheit ...

.. „ist derjenige Irrtum, der sich als der beste Wegbe- reiter zum nächst kleineren erweist."

(Adalbert Martini)

760 (12) Heft 11 vom 16. März 1984 81. Jahrgang Ausgabe A

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