Palliativmedizin
Interessante Ergänzung
Günther Bernatzky, Reinhard Sittl, Rudolf Likar (Hrsg.):
Schmerzbehandlung in der Pal- liativmedizin. Springer-Verlag, Wien, New York, 2004, X, 245 Sei- ten, 26 Abbildungen, 22 Tabellen, 29,80 A
Starke behandlungsbedürftige Schmerzen sind eines der häu- figsten Symptome bei Tumor- patienten und führen bei vie- len Patienten mit fortgeschrit- tener Erkrankung zu drasti- schen Einschränkungen in der Lebensqualität für die verblei- bende Lebenszeit. Von der Weltgesundheitsorganisation wurden bereits 1986 Empfeh- lungen zur Tumorschmerzthe- rapie veröffentlicht. Nach den einfachen Grundregeln lässt sich bei der Mehrzahl der Pati-
enten schnell und effektiv eine ausreichende Schmerzlinde- rung erreichen. Dennoch ist die Versorgung der Patienten auch heute noch lückenhaft.
Das Buch stellt eine Fülle unterschiedlicher Methoden dar, mit denen Tumorschmer- zen gelindert oder die Tumor- schmerztherapie unterstützt werden kann. Die facettenrei- che Darstellung weist auf die vielen Optionen hin, die zu- sätzlich zur medikamentösen Schmerztherapie nach den WHO-Empfehlungen zum Werkzeug erfahrener Pallia- tivmediziner gehören. Psy- chologische Behandlungsver- fahren oder Musiktherapie finden sich ebenso beschrie- ben wie medikamentöse The- rapie, Medikamentenpumpen und neurolytische Verfahren.
In der umfassenden Dar- stellung geht jedoch in vielen Kapiteln der Bezug zur Tu- morschmerztherapie verlo-
ren. Allgemeine palliativ- medizinische Themen wie gastrointestinale Symptome und Musiktherapie werden vom Leser noch als Bereiche- rung empfunden. Schwerer wiegt es, wenn in anderen Kapiteln die besondere Situa- tion von Palliativpatienten nicht berücksichtigt wird. So wäre zum Beispiel bei der Darstellung von Entspan-
nungsverfahren, Biofeedback und Akupunktur eine ange- messene Wertung wünschens- wert, denn in der klinischen Praxis sind diese Methoden nur bei wenigen Patienten, und nur unterstützend zur medikamentösen Therapie, sinnvoll. Ein wesentlicher Un- terschied von Tumorschmerz- patienten und Patienten mit anderen chronischen Schmerz- syndromen liegt eben darin, dass die Tumorpatienten zu diesen Verfahren aufgrund ihrer körperlichen und see- lischen Belastungen nicht in der Lage sind. Wenn auch den Herausgebern der Spagat zwischen Tumorschmerzthe- rapie und Palliativmedizin etwas zu kurz gerät, bietet das Buch dem palliativmedi- zinisch tätigen Arzt eine inter- essante Ergänzung, bei der viele Facetten der Tumor- schmerztherapie angerissen werden. Lukas Radbruch
Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 159. April 2004 AA1013
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