DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
FEUILLETON
einer „Wurst" in den Boden schlägt, zielt in diese Richtung.
Identifikation mit der Maske Schließlich sei noch auf die viel- fältig vorkommenden Maskie- rungen mit Dämonen-, Men- schen- und Tiermasken hinge- wiesen. Mit diesen Masken ver- folgen die Träger folgende Zwecke: Sie sollen zunächst un- kenntlich machen, die dahinter verborgene Person sollte durch die Maske vor bösen Gewalten geschützt sein und schließlich ist es Zweck der Perchtenmas- ken, einen dämonischen Effekt zu erzielen. Der Maskenträger legt gleichsam sein persön- liches Ich ab und identifiziert sich mit seiner Maskendarstel- lung. Aus diesem Grund wurden auch Perchtengänger, die in ih- rer Maske starben oder bei Perchtenkämpfen rivalisieren- der Gruppen erschlagen wur- den, nicht im „geweihten"
Friedhof bestattet, sondern auf kirchliches Geheiß an Ort und Stelle verscharrt. Diese Praxis fand noch bis zum Beginn des vorigen Jahrhunderts ihre An- wendung.
Bezüglich der Perchtenauftritte machte sich seit der Jahrhun- dertwende eine deutliche Wand- lung bemerkbar. Suchten in frü- heren Jahrhunderten Perchten- gruppen — man nannte sie „Pas- sen" — in der Nacht und heimlich die Bauernhöfe auf, so formier- ten sich mit Beginn dieses Jahr- hunderts Massenauftritte bei Tag. In den bekannten Salzbur- ger Perchtenorten Gastein, St.
Johann im Pongau, Bischofsho- fen, Altenmarkt und Dienten im Pinzgau kann man gegenwärtig am sogenannten Perchttag, nämlich am 6. Januar oft über hundert Schön- und Schiach- perchten in geschlossener For- mation beobachten. Aus dem einstigen Kult wurde mehr oder weniger ein Festumzug, der nunmehr Tausende Schaulusti- ge anlockt. Damit ist viel vom ur-
sprünglichen Sinn verloren ge- gangen, andererseits wäre wahrscheinlich das Perchten- brauchtum zum Erliegen ge- kommen, hätte man nicht die- sen Weg eingeschlagen. Zudem gehen die Perchten in den ein- zelnen Orten nicht alljährlich, sondern in Intervallen von vier Jahren. Zur Zeit sind im Land Salzburg noch 19 Perchtenorte bekannt; dabei zeigen sich deutlich lokale Ausprägungen.
So findet man im Pongau neben den Schiachperchten noch prächtige Tafelperchten, die bis zu 50 Kilo schwer auf dem Kopf getragen werden. Im Pinzgau hingegen dominieren feder- und bändergeschmückte Perchten, die sogenannte Perchtentänze aufführen. Es sind dies alte Kult- tänze mit symbolträchtigen Fi- guren und eigenartigen Stampf- schritten, mit denen man die
„schlafende Natur" aufwecken wollte.
Grundsätzlich unterscheidet man Schiach- und Schönperch- ten, wobei sich die Schönperch- ten erst in späterer Zeitfolge da- zu gesellten. Innerhalb dieser beiden Gruppen kann man noch zahlreiche Nebenformen finden, so etwa die Turmperchten, Blu- men-, Schmuck-, Wild- und Tü- achlperchten, dazu findet man vorwiegend in Rauris noch die typischen Schnabelperchten, die an Vogelgestalten der alten Tiermythologie erinnern. Alle diese Figuren haben spezifische Bedeutungen, die jedoch nur mehr wenigen Leuten bekannt sind. Perchtenumzüge werden daher oft von Fremdenverkehrs- gästen irrtümlich als besonders ausgeprägte Faschingsumzüge aufgefaßt, das aber ist grund- sätzlich falsch, denn hinter all diesen Perchtenfiguren verbirgt sich noch ein wesentlicher Kern der alten Volkskultur, die im Brauchtum noch weiterlebt.
Anschrift des Verfassers:
Magister Dr. Karl Zinnburg Plainstraße 61
A-5020 Salzburg
Aktuelle Kulturnotizen
Bäume in 3-D — Einen außerge- wöhnlichen Beitrag zum Thema Baumschutz hat der Züricher Verlag Tanner + Stähelin her- ausgebracht: Ein dreidimensio- nales „Baumbuch" von Hans Knuchel und Monika Schneyder mit technisch hervorragenden, farbigen Stereoaufnahmen. Im Deckel des Buches ist eine 3-D- Brille zum Betrachten der Bilder eingearbeitet. Texte zu den Baumportraits liefern Informa- tionen über Geschichte und
„Lebensweise" der Bäume. CS Brusberg schließt seine Pforten in Hannover — Die Galerie Brus- berg, bisher in Hannover und Berlin ansässig, wird zum 31. Ja- nuar 1985 das Galeriehaus in der Uhlemeyerstraße 21 in Hannover schließen. Dieter Brusberg will sich ganz auf die Kunst-Metro- pole Berlin und seine dortige Galerie, Kurfürstendamm 213, konzentrieren. GB Almanach 84 deutscher Schrift- stellerärzte — Die Ausgabe 1984 des Almanachs deutscher Schriftstellerärzte ist erschie- nen. Neben zahlreichen Beiträ- gen (Gedichte und Prosa) der Schriftstellerärzte enthält der Al- manach ein Verzeichnis von Neu- erscheinungen belletristischer Werke deutscher Ärzte-Schrift- steller. Der „Almanach 84 deut- scher Schriftstellerärzte", Verlag Th. Breit, Marquartstein, kann ge- gen Einsendung eines Schecks über 20 DM bestellt werden bei:
Dr. med. Armin Jüngling, Josef-Aberger-Straße 9, 8218 Un- terwössen. DÄ LP-Kassette von Györgi Ligeti
—Die wichtigsten Werke aus zwei Jahrzehnten des Komponisten Györgi Ligeti sind jetzt in einer mit Partiturbeispielen ausge- statteten Kassette mit fünf Lang- spielplatten erschienen. Heraus- gegeben von Wergo, WER 60095, 98 DM. WS Ausgabe A 82. Jahrgang Heft 1/2 vom 4. Januar 1985 (63) 51