• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Aktuelle Kulturnotizen" (19.02.1986)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Aktuelle Kulturnotizen" (19.02.1986)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Die Unterseite einer Hand der Klavierspielerin von Jaquet-Droz, der seine Androiden 1774 am Hof

von Versailles vorstellte

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Roboter FEUILLETON

auch chronologisch (Karl Marx), oder aber räumlich (Harpo läuft hinter Groucho Marx her) ge- meint sein. Da keine Maschine den Sinn der Zeichenmengen versteht, die sie verarbeitet, wird sie das Problem, sagen wir: die- sen Satz in die arabische Spra- che zu übersetzen, nicht (oder nur zufällig) lösen können. Un- ter Linguisten kursiert die Ge- schichte, beim Versuch, durch Computer den Satz „aus den Augen, aus dem Sinn" zuerst ins Englische übersetzen und dann ins Deutsche zurückübertragen zu lassen, sei auf dem letzten Computerausdruck zu lesen ge- wesen: „unsichtbarer Idiot".

Die Gleichsetzung menschlicher und maschineller „informations- verarbeitender Systeme" ist aber nicht nur im Hinblick auf die Art der Informationsverar- beitung verfehlt. In einem be- stimmten und sehr bedeutsa- men Sinn sind nämlich nur die Menschen, nicht aber Maschi- nen, „informationsverarbeiten- de Systeme".

Diese physikalischen Zustände können nun als Zeichen für an- dere Gegenstände und deren Merkmale gedeutet werden, al- so etwa als Zahlen oder Wörter.

Die physikalischen Zustände von Maschinen weisen aber nicht über sich selbst hinaus, haben also keinerlei semanti- sche „Bedeutung"; erst ein menschlicher Interpret kann ih-

nen einen semantischen Gehalt, eine Bedeutung, verleihen, in- dem diese Zustände als physi- sche Repräsentanten für etwas anderes stehen, zum Beispiel für Zahlen oder Worte. Compu- tern ist die Bedeutung der physi- kalischen Zustände, die sich ver- arbeiten, nicht bewußt: Maschi- nen „denken" nicht. Daher

„schreibt" auch der Automat der Jaquet-Droz nicht, er verteilt vielmehr Tinte auf einen Bogen Papier derart, daß Folgen von Tintenkrümelchen entstehen, die Menschen als Zeichen für Worte zu interpretieren ge- wohnt sind.

Das menschliche Denken ist auch keineswegs nur auf wenige bestimmte Leistungen, etwa die logische Deduktion, beschränkt;

Träumen, Fühlen, Vorstellen, Be- werten gehören ebenso dazu wie die Entwicklung ganz neuer Ge- danken. Sofern letzteres zum Be- ruf des Professors gehört, hat, ganz im Gegensatz zur Meinung Simons, niemand dieses Standes um seinen Broterwerb zu fürch- ten. Der Mensch ist und bleibt — wie ein Menschenkenner einmal sagte — „die leichteste, zuverläs- sigste, am billigsten zu unterhal- tende und anpassungsfähigste

Allzweck-Computervorrichtung, die in großen Mengen durch un- gelernte Arbeit hergestellt wird".

Professor Dr. Manfred Tietzel Am Stadion 17

5300 Bonn 3

Zwei Farbradierungen von Emil Schumacher für die Bürgerak- tion „Erweiterungsbau Kieler Kunsthalle" — Am 15. Juni 1986 wird in Kiel der Erweiterungs- bau der Kunsthalle eingeweiht.

Um diesen Bau mitfinanzieren zu können, haben Kieler Bürger eine Initiative gegründet. Unter anderem hat der informelle Ma- ler Emil Schumacher der Bür- geraktion zwei Radierungen zum Wiederverkauf zur Verfü- gung gestellt. Nähere Informa- tionen und Bestellungen bei:

Birgit Comberg, Luisenweg 25, 2300 Kiel 1, Telefon: 04 31/

56 18 35. PJ Hommage von Horst Janssen an die russische Literatur Das Landesmuseum Oldenburg zeigt bis zum 16. März Farbstift- zeichnungen und Graphik aus der Suite „Tocka" (Schwermut) von Horst Janssen. Der Hambur- ger hat die großen russischen Literaten wie Puschkin, Gogol, Turgenjew, Tolstoi und Dosto- jewski gezeichnet. Nach Aus- stellungen in Nowosibirsk und Moskau sind diese Blätter jetzt erstmals in Deutschland zu se- hen. OL Die Geschichte eines medizini- schen Verlages — Zum hundert- jährigen Bestehen des Georg Thieme Verlages (Bericht im Deutschen Ärzteblatt Nr. 5/86) ist eine Festschrift mit dem Titel

„Spurensuche" erschienen. Auf Spurensuche hat sich Christian Staehr begeben, Leiter des Be- reichs „Zeitschriften und Neue Medien" im Thieme Verlag. In seinem lebendig geschriebenen Buch hat der Autor nicht nur Verlagsgeschichte aufgezeich- net, sondern auch eine Fülle be- merkenswerter Ereignisse und Entwicklungen aus der Ge- schichte der Medizin, der ärzt- lichen Standespolitik und der Medizinpublizistik dokumen- tiert. Erschienen im Thieme Ver- lag, Stuttgart, 1986, 48 DM. TV

Aktuelle Kulturnotizen

490 (82) Heft 8 vom 19. Februar 1986 83. Jahrgang Ausgabe A

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE