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Archiv "DKV-Gesundheitsreport: Kritisch zu hinterfragen" (27.02.2015)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 112

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Heft 9

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27. Februar 2015 A 379 halb auch erklären, warum für erstere ein

herkömmlicher Seelsorger ausreicht, wäh- rend für letztere ein psychotherapeutischer Fachmann vonnöten ist . . .

Dr. Bernd Nitzschke, Psychologischer Psychotherapeut, 40210 Düsseldorf

Merkwürdig

Komisch, wie neunmalkluge Kolleginnen und Kollegen oder ihre Standesvertreter/

innen sich immer dann erfreut äußern, wenn sie ein psychisches Befinden ent- deckt haben, das angeblich keine Psycho- therapie erfordert. Hurra, hurra! Mich er- innert das an Äußerungen zu emotionalen Problemen in meiner Kinderzeit wie „Stell Dich nicht so an!“ oder „Gelobt sei, was hart macht!“ oder „Beiß die Zähne zusam- men!“ und vieles mehr. Erst aus derarti- gem, vormals nazistischem Milieu heraus hat ja die Psychotherapie allmählich ihre Krankheitslehre unter „Absenkung der Schwelle zum psychisch Kranksein“

durchgesetzt. Und sieht sich immer wieder mit Rückfällen aus der offenbar „guten, alten Zeit“ konfrontiert.

Zur Trauer: Natürlich ist Trauer per se kei- ne Krankheit, wer wollte das bestreiten.

Trauer kann aber ein Symptom sein – mög- licherweise wie Kopfschmerzen, die man ja auch nicht „automatisch“ von allgemein- medizinischer Abklärung ausschließen würde. So was wird offenbar immer nur bei der Psychotherapie versucht – siehe oben.

Trauer als Symptom kann aber nach aller menschlicher, ärztlicher oder psychothera- peutischer Erfahrung krank machen. Trauer und Verlust sind oft überaus destabilisie- rende Lebensereignisse, die dann behandelt werden sollten und sei es „stützend und be- gleitend“. Trauer liegt nahe bei depressiven oder sogar suizidalen Seelenzuständen. Es gibt die bedrohliche und nachhaltige „pa- thologische Trauer“. Trauer ruft Krisen her- vor oder kann frühe unbewältigte Konflikte als Auslöser mobilisieren. Dieses Wissen erfordert ohne Zweifel die „Absenkung der Schwelle zum psychischen Kranksein“, die der Kollege Voß unter missverständlicher Zeugenschaft bekannter Psychiater oder Psychotherapeuten (Richter, Dörner) be- klagt. Trauer erfordert immer Hilfe, fami- liäre, freundschaftliche und manchmal eben auch ärztliche beziehungsweise psychothe- rapeutische. Warum also diese merkwürdi- ge Glosse, bei der mir jedenfalls das La- chen im Halse stecken bleibt?

Dr. med. Karl-Rüdiger Hagelberg, 20148 Hamburg

DKV-GESUNDHEITSREPORT

Wie gesund leben wir Deutschen? (DÄ 5/2015:

„DKV-Gesundheitsreport 2015: Sitzen geblie- ben“ von Egbert Maibach-Nagel).

Kritisch zu hinterfragen

. . . Aussagen zum Gesundheitsverhalten der Deutschen stoßen stets auf großes In- teresse bei Ärzteschaft, Öffentlichkeit und Politik. Aus unserer Sicht sind je- doch bei dem zitierten DKV-Gesund- heitsreport 2015 die Anforderungen an Repräsentativität und statistische Genau- igkeit aus folgenden Gründen kritisch zu hinterfragen:

. . . Die Antwortquote des DKV-Ge- sundheitsreports liegt mit 13 Prozent sehr niedrig. Es ist nicht auszuschließen, dass dies – trotz Gewichtung – zu einer Verzer- rung der Stichprobe führt.

. . . Es wurden 200 Interviews pro Bun- desland geführt . . . Da bei dieser Fallzahl die Schätzer breite Konfidenzintervalle haben, ist fraglich, inwieweit die zwischen den Ländern berichteten Unterschiede sta- tistisch signifikant sind . . .

. . . Es kann nicht beurteilt werden, ob ein Unterschied von zwei oder drei Pro- zentpunkten zur vorherigen Studie (Alko- holkonsum, Ernährung, Rauchen) statis- tisch belastbar ist . . .

Diese Limitationen sind auch bei einer In- terpretation der Ergebnisse zu berücksich- tigen, wie zum Beispiel beim Trend des Rauchens . . . Nachfolgend ein Zitat aus dem Report:

. . . „So stieg die Zahl der Raucher in den vergangenen zwei Jahren von 22 auf 24 Prozent an (. . .)“. Hier fehlt eine Ein- ordnung dieses überraschenden Befunds in den gegenwärtigen Stand der For- schung. Längerfristige Trends werden nicht berücksichtigt. Sämtliche große Bevölkerungsstudien zum Thema „Sub- stanzkonsum“ zeigen, dass der Anteil der Raucher und Raucherinnen seit eini- gen Jahren rückläufig ist – besonders auch im Jugend- und jungen Erwachse- nenalter . . .

Der DKV-Gesundheitsreport findet in Be- zug auf den Gesamtindex zum Gesund- heitsverhalten lediglich geringe Unter- schiede zwischen den betrachteten Bil- dungs- und Einkommensgruppen . . . Obwohl die Unterschiede statistisch ver- mutlich nicht signifikant sind . . . werden Aussagen hierzu abgeleitet, wie „Men- schen mit mittlerer Reife leben im Bil- dungsvergleich am gesündesten . . .“.

Dies müsste kritisch diskutiert werden, da es dem Stand der gesundheitlichen Ungleichheitsforschung in Deutschland widerspricht. Die vorliegenden Studien zeigen relativ eindeutig, dass mit zuneh- mendem Bildungsgrad und höherem Einkommen der Anteil an Personen, die sich gesundheitsförderlich verhalten, zunimmt . . .

Wir freuen uns sehr über den Aufruf zu mehr Prävention, sind jedoch der Mei- nung, dass es belastbarere Studien zur Einschätzung der gesundheitlichen Lage der Bevölkerung gibt. Daten, wie sie das Statistische Bundesamt, das Deutsche In- stitut für Wirtschaftsforschung mit dem Sozio-ökonomischen Panel, das Institut für Therapieforschung mit dem Epidemio- logischen Suchtsurvey oder das Robert Koch-Institut mit den Studien des Ge- sundheitsmonitorings bereitstellen, wür- den Ihrem Anliegen sicherlich noch mehr Schlagkraft verleihen.

Nur als Beispiel: Für Kinder und Jugend- liche, für die sich angeblich „wenig Anlass zur Hoffnung bietet“, gibt es die bereits im DÄ veröffentlichten Daten der für Deutschland repräsentativen „Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugend- lichen in Deutschland“ (KiGGS). Diese zeigen, dass zwar weniger als die Hälfte der Kinder das von der WHO empfohlene Aktivitätsniveau erreicht, aber mehr als drei Viertel der Kinder und Jugendlichen Sport treibt, der Großteil davon in einem Verein. Gibt es da nicht doch etwas Hoffnung?

Literatur bei der Verfasserin

Prof. Dr. rer. nat. Bärbel-Maria Kurth, Leiterin der Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Robert Koch-Institut, 12101 Berlin

SCHACH

Zu dem Schlusspunkt DÄ 51–52/2014: „Häddi- dädiwäri“ von Helmut Pfleger).

Schwäbisch-alemannisch

. . . Der Autor stellt fest, dass das Häddidä- diwäri bayerisch sei. Weit gefehlt! Im Bayerischen heißt das Haddidadiwa- ri. Häddidädiwäri ist schwäbisch-aleman- nisch.

Ich bin zwar kein Schachspieler, aber Alt- bayer in der Diaspora im Schwarzwald, wo es sich hervorragend leben lässt.

Dr. med. Otto A. Brusis, 78126 Königsfeld

B R I E F E

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