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Zur Erhaltungstherapie gibt es sehr wenig Evidenz

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Academic year: 2022

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H A L I D B A S

Die heutigen Konzepte zum Verständnis depressiver Erkrankungen unterschei- den zwischen «Rückfall» als Ausdruck derselben Krankheitsepisode und «Rezi- div» als neuer depressiver Episode.

Ziele der Langzeittherapie der Depres- sion sind die Verhinderung von Rückfäl- len oder Rezidiven (Abbildung 1) sowie die Suizidverhütung und die Chronifi- zierungsprophylaxe.

«Mit 50 bis 85 Prozent nach einer ersten Episode und 90 Prozent nach der dritten Episode sind die Rückfallraten beträcht- lich», erklärte Professor Erich Seifritz, Klinik für Affektive Erkrankungen und Allgemeinpsychiatrie Zürich Ost, Psy- chiatrische Universitätsklinik Zürich.

Diese Zahlen gelten sowohl für primäre Rückfälle als auch nach inadäquater Therapie. Gesamthaft kommt es mit etwa 30 Prozent auch häufig zu einer Chronifizierung, das heisst depressiven Verläufen von zwei und mehr Jahren.

Als wichtige Elemente der Langzeitthe- rapie nannte Professor Seifritz:

■Psychoedukation

■Pharmakotherapie

■Compliancemonitoring

■Psychotherapie.

Die Psychoedukation umfasst zunächst die Aufklärung über den typischen Krankheitsverlauf, die Behandlungsmög- lichkeiten sowie die Medikamentenwir- kungen und -nebenwirkungen. Ferner berücksichtigt sie die Anleitung zur Selbsteinschätzung (wobei sich Stim- mungsskalen bewährt haben) und zum Erkennen von Frühsymptomen. Schliess- lich müssen den Betroffenen auch Lang- zeitperspektiven und Vorstellungen zur Therapiedauer vermittelt werden.

Zur Wahl der Antidepressiva für die Langzeittherapie nannte Erich Seifritz

einige praktisch umsetzbare Grund- sätze. Für die Dosierung gelte, dass die therapeutische Dosis der Akuttherapie weitergeführt werden soll. «Neuere Anti- depressiva sind besser verträglich, was die Adhärenz fördert, und sie besitzen eventuell einen besseren Langzeiteffekt als Trizyklika», so Seifritz. Die Schwei- zer Behandlungsempfehlungen betonen zudem den Wert von Lithium, insbeson- dere bei suizidgefährdeten Patienten.

Zur Behandlungsdauer halten die Emp- fehlungen fest:

■2 Jahre bei ≥ 2 Episoden und bedeut- sa men funktionellen Einschränkungen

■3 Jahre bei rezidivierender Depression (letzte Episode innert der letzten 5 Jahre; schwierige Therapie bei Re- mission)

B E R I C H T

896

ARS MEDICI 22 2010

Zur Erhaltungstherapie

gibt es sehr wenig Evidenz

Schweizer Empfehlungen 2010 zur Langzeittherapie der Depression

Die Schweizerische Gesellschaft für Angst und Depression (SGAD) hat zusammen mit der Schweizerischen Gesellschaft für Biologische Psychiatrie (SGBP) und in Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie (SGPP) erstmals Behandlungsempfehlungen zur Therapie der Depression herausgegeben.

Hier werden die Erklärungen zur Langzeitbehandlung vorgestellt.

1stSwiss Forum for Mood and Anxiety Disorders (SFMAD)

26. August 2010 in Zürich

Gesundheit

Symptome

Syndrom

Krankheit

Behandlungsabschnitte Akuttherapie (6—12 Wochen)

Erhaltungstherapie (4—9 Monate)

Prophylaktische Therapie (ab 1 Jahr) Remission

Vollständige stabile Remission

Rückfall Rezidiv

3—6 Monate Monate/Jahre Therapeutisches

Ansprechen Entw

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Abbildung 1: Modell des typischen Verlaufs einer depressiven Störung und deren Behandlung (modifiziert nach Kupfer 1991)

(2)

Z U R E R H A LT U N G S T H E R A P I E G I B T E S S E H R W E N I G E V I D E N Z

ARS MEDICI 22 2010

897

■5 Jahre oder länger bei Patienten mit erhöhtem Risiko (mehrere Risikofak- toren; wiederholte Absetzversuche mit nachfolgendem Rezidiv).

Wann ist eine Langzeittherapie indiziert?

Als gewichtige Gesichtspunkte für die Indikationsstellung zu einer Langzeit- therapie beziehungsweise Rezidivpro- phylaxe bei Depression sehen die Emp- fehlungen den Schweregrad der funktio-

nellen Einschränkungen und die Neben- wirkungen während der Erhaltungsthe- rapie. Weiter sind lebensgeschichtlich un- günstige Faktoren und die Bewältigungs - ressourcen im Fall von Krisen oder einer Chronifizierung zu berücksichtigen.

Schliesslich sind einige Risikofaktoren für rezidivierende Depressionen und damit Indikatoren für eine Langzeitthe- rapie bekannt. Dazu gehören:

■anamnestisch häufige depressive Episoden

■lange und/oder schwere Episoden

■unvollständige Remission unter Erhaltungstherapie

■chronischer Verlauf mit Residual - symptomatik

■Rückfall nach Absetzen der Medi ka tion

■Komorbiditäten (Dysthymie, Angst, Substanzabusus)

■Familienanamnese affektiver Krank- heiten bei Verwandten ersten Grades

■Krankheitsbeginn > 30-jährig oder

< 60-jährig.

Einen Überblick über die neuen Schwei- zer Empfehlungen zur prophylaktischen Therapie und Behandlung eines Rezi- divs gibt Abbildung 2. Wichtige Punkte dazu sind:

■Ziel einer Depressionsbehandlung ist die stabile Remission.

■Bei Nonresponse soll ein Wechsel der Medikation stattfinden.

■Bei Teilresponse ist eine Dosiserhö- hung oder eine Augmentationsthera- pie ins Auge zu fassen.

«Zur Erhaltungstherapie gibt es sehr wenig Evidenz», hielt Erich Seifritz fest.

Die Daten stammen vor allem aus den Neunzigerjahren mit dem Trizyklikum Imipramin (Tofranil®). «Ein strukturier- tes Vorgehen ist aber immer besser als eine intuitive, situative Vorgehensweise», resümierte Professor Seifritz mit Hin- weis auf eine neue deutsche Studie (German Algorithm Project, GAP-3). Halid Bas Rezidivprophylaxe (RP) mit einem Antidepressivum,

wirksam in der Akut- und Erhaltungstherapie

Rezidiv (break through) während der RP

➜ Behandlung der neu aufgetretenen Episode

➜ diagnostische Neubeurteilung

➜ Behandlungsoptimierung oder Wechsel der RP

Wechsel zu einem Antidepressivum aus einer anderen Klasse

Wechsel zu Lithium oder Antidepressivum + LI

Wechsel zu einem Antidepressivum aus einer anderen Klasse

oder

Kombination aus zwei Antidepressiva verschiedener Klassen

Wechsel zu einem Antidepressivum aus einer anderen Klasse

oder LI + Antidepressivum aus einer anderen Klasse

oder LI + CBZ oder CBZ Abbildung 2: Prophylaktische Therapie/Behandlung eines Rezidivs in den Schweizer Behandlungsempfehlungen 2010.

LI: Lithium; CBZ: Carbamazepin.

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