Aktuelle Medizin
KONGRESS-NACHRICHTEN
Östrogenbehandlung klimakterischer Beschwerden
Bei den klimakterischen Be- schwerden sind drei Symptom- gruppen zu unterscheiden:
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Neuro-vegetative Störungen: Hitzewallungen, Schweißausbrü-che, Schwindelanfälle, Schlafstö-
rungen, Herzklopfen, Herzste- chen und ähnliche Beschwerden f) Psyche-nervöse Störungen: Stimmungslabilität, erhöhte Reiz- barkeit, Konzentrationsschwä- che, Leistungsabfall, Angst, De- pression oder übersteigerte Akti- vität und Unruhe
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Trophische Störungen:Entzündliche und atrophische Prozesse im Urogenitalbereich, aber auch extragenital kommt es zu atrophischen Prozessen an den Knochen und der Haut. ln diesem Zusammenhang müssen auch die degenerativen Erkran- kungen der Koronarien, die Ver- änderungen des Blutdrucks und der Blutfettwerte gesehen wer- den.
ln all diesen Fällen vermag eine konsequente Östrogen-Langzeit- therapie die Beschwerden mehr oder weniger restlos zu beseiti- gen und degenerativen Verände- rungen vorzubeugen.
Von den drei Risikofaktoren für Arteriosklerose, Herzinfarkt und Schlaganfall:
~ Hypertonie
~ Blutfettwerte
~ Blutgerinnungstaktoren werden die ersten beiden durch natürliche, konjugierte Östroge- ne günstig und der dritte nicht nachteilig beeinflußt, so daß Frauen vor der Menopause und unter Östrogenbehandlung eine wesentlich niedrigere Rate an
Herzinfarkten aufweisen als Män- ner und unbehandelte Frauen in der Postmenopause.
Zyklische
Östrogenbehandlung empfohlen
Die Behandlung mit Östrogenen soll zyklisch erfolgen:
~ drei Wochen lang 0,6 oder 1,25 mg konjugierte Östrogene
~ anschließend eine Woche Pause
~ treten in der Pause wieder stärkere Beschwerden auf, so kann in der Pausenwoche 0,3 mg täglich gegeben werden.
Neuerdings wird zur Vermeidung von Hyperplasien des Endome- triums die zusätzliche Gabe von Gestagenen für die letzten zehn Tage jedes oder jedes dritten Ein- nahmezyklus empfohlen (Preso- men comp. !). Die Frauen müssen darauf aufmerksam gemacht werden, daß es dann zu einer Entzugsblutung kommt.
Langfristige
Östrogenbehandlung immer in Verbindung mit Gestagenen
Ein erhöhtes Risiko für ein Endo- metrium-Ca durch regelmäßige, auch langfristige Östrogenein- nahme ist bisher durch keine Ar- beit zweifelsfrei nachgewiesen worden. Da sich ergeben hat, daß durch regelmäßige Gabe von Ge- stagenen das Karzinomrisiko bei östrogenbehandelten und östro- genunbehandelten Frauen weit unter das zu erwartende Maß ge- senkt werden kann, sollte heute die langfristige Östrogenbehand- lung immer mit Gestagenen ver- bunden werden (in jedem Zyklus oder wenigstens jedem dritten
Zyklus). Crn
(XXVIII. Internationaler Fortbildungskon- greß der Bundesärztekammer. März 1980.
Davos)
1852 Heft 30 vom 24. Juli 1980 DEUTSCHES ARZTEBLATT
Die
Pankreasgangverödung ist im Kommen
Wegen schlechter Langzeitergeb- nisse kommt man bei der operati- ven Behandlung der chroni- schen, meist alkoholinduzierten Pankreatitis immer mehr von der totalen Pankreatektomie ab. Statt dessen wird ein Teil der Bauch- speicheldrüse belassen, und das Ganglumen wird durch eine alko- holische Prolaminlösung (Ethi- bloc®) verödet. Erste Ergebnisse
dieses Verfahrens, dessen klini-
sche Anwendung auf tierexperi- mentelle Ergebnisse von Geb- hardt und Stolle, Erlangen, zu- rückgeht, wurden diskutiert. Die vorliegenden Daten zeigen, daß mit der intraoperativen Gangok- klusion die Gefahr einer Anasto- moseninsuffizienz nach Pankrea- tiko-Jejunostomie nicht mehr ge- geben ist. 60 Prozent der Pan- kreatitiker wurden nach einer Whippiesehen Operation, mit Verödung des Schwanzanteils der Bauchspeicheldrüse, wieder beschwerdefrei. Die Instillation der Substanz, die vom Organis- mus nach einigen Wochen wie- der abgebaut wird, führt zu einer rasch einsetzenden Atrophie des exokrinen Anteils, deshalb findet dieses Verfahren auch bei der Transplantation des Inselappara- tes Verwendung. Bei der endo- skopischen Instillation der hoch- viskösen Verödungsmasse gibt es noch technische Probleme, die wahrscheinlich dafür verant- wortlich sind, daß nur ein Teil der so behandelten Patienten völlig beschwerdefrei wurde. Mögli- cherweise stellt eine Kombina- tion von Pankreasteilresektion und endoskopischer oder chir- urgischer Verödung der restli- chen Bauchspeicheldrüse ein Verfahren dar, das bei weitge- hender Erhaltung der Langer- hanssehen Inseln dem Patienten ein schmerzfreies Leben ermög-
licht. R
(Workshop Pankreasgangokklusion. April 1980, Herzogenaurach)