A912 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 14⏐⏐6. April 2007
A K T U E L L
Von einer „skandalösen Versorgungs- situation“ für psychisch kranke Kin- der sprach Prof. Dr. med. Michael Schulte-Markwort, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kin- der- und Jugendpsychiatrie, Psycho- somatik und Psychotherapie e.V.
(DGKJP), anlässlich des Kongres- ses der Fachgesellschaft Mitte März in Aachen. 20 Prozent aller Heran- wachsenden seien psychisch auffäl- lig, weitere zehn Prozent zeigten
psychosomatische Symptome. Rund 2,5 Millionen Kinder und Jugend- liche bedürften einer Behandlung, schätzt Schulte-Markwort.
Zur Verfügung stehen aber bun- desweit nur 690 Kinder- und Ju- gendpsychiater (Bundesarztregister, Dezember 2006) sowie 2 705 Kin- der- und Jugendlichenpsychothera- peuten (KJP). „Wartezeiten von Mo- naten bis Jahren im ambulanten Bereich sind an der Tagesordnung“,
kritisierte der DGKJP-Präsident. Am gravierendsten ist die Situation auf dem Land und im Osten. In Sachsen- Anhalt beispielsweise sind neun Kin- derpsychiater und sechs KJP zugelas- sen. Um diese Gebiete attraktiver zu machen, müssten potenzielle Kandi- daten „attraktive Angebote“ für die Niederlassung erhalten, schlägt Peter Lehndorfer, Kinderpsychiater im Vorstand der Bundespsychotherapeu- tenkammer, vor. Als Anreiz könnten beispielsweise höhere Punktwerte oder auch eine finanzielle Betei- ligung an der Ausbildung, im Sin- ne von Ausbildungs-Partnerschaften, dienen. In vielen nach den Richtlinien der Bedarfsplanung „überversorgten“
Gebieten sei eine Niederlassung je- doch oftmals nur über eine Sonder- bedarfszulassung möglich, kritisierte Lehndorfer. Denn KJP werden in der Bedarfsplanung immer noch gemein- sam mit Erwachsenenpsychothera-
peuten geführt. PB
Die Deutsche Krebshilfe fördert vier Einrichtungen als onkologische Spitzenzentren. Die Auswahl unter 18 Bewerbern fiel auf das Univer- sitätskrebsCentrum in Dresden, das Tumorzentrum am Universitätskli- nikum Freiburg, das Centrum für Integrierte Onkologie der Univer- sitätskliniken Köln/Bonn und das Südwestdeutsche Tumorzentrum am Universitätsklinikum Tübingen. Je- des Zentrum erhält für drei Jahre insgesamt drei Millionen Euro.
Die Mitarbeiter müssen grund- sätzlich für alle Patienten eine zen- trale Anlaufstelle vorhalten und die Behandlung durch ein interdiszi- plinäres „Tumor Board“ definieren.
Ihre Behandlungskonzepte sollen leitliniengerecht und evidenzbasiert sein. Zu den Vorgaben gehört weiter- hin, dass die Zentren Krankenversor- gung und Forschung gut verzahnen und dafür sorgen, dass niedergelas- sene Ärzte sowie Krankenhäuser der Region in die Behandlung ein- gebunden werden.
„Onkologische Spitzenzentren sollen neue Standards in der Dia-
gnostik, Behandlung und Betreuung von Krebserkrankungen etablieren sowie Krebspatienten nach weitge- hend einheitlichen Prozessen ver- sorgen“, sagte Friedrich Carl Janssen, Vorstandsvorsitzender der Krebshilfe.
Angesichts von 420 000 onkologi-
schen Neuerkrankungen pro Jahr seien aber auch Bund und Länder, weitere Förderinstitutionen und die Krankenkassen in der Pflicht, sich zu beteiligen. Ende 2007 soll eine zweite Förderung ausgeschrieben werden, um bis zu weitere sechs Zentren zu etablieren. Rie
BERUFSQUALIFIKATIONEN
EU-weite Anerkennung geregelt
Das Bundeskabinett hat einen Ge- setzentwurf zur Umsetzung einer europäischen Richtlinie über die Anerkennung der Qualifikationen von Heilberuflern verabschiedet.
Betroffen sind Heilberufe, für deren Ausbildung der Bund zuständig ist, also unter anderem Ärzte und Apo- theker.
Die Richtlinie regelt, dass alle Staaten der Europäischen Union ihre Ausbildungen gegenseitig an- erkennen. Außerdem beinhaltet die Richtlinie Erleichterungen für Leistungserbringer, die nur vor- übergehend oder gelegentlich in einem anderen Mitgliedstaat ar- beiten wollen. Sie müssen kein formelles Anerkennungsverfahren durchlaufen.
„Der Gesetzentwurf verbessert die Situation für die Angehörigen der Gesundheitsberufe und der Pati- enten in einem größer werdenden Europa: Größere Freiheiten bei der Dienstleistungserbringung werden geschaffen“, hieß es aus dem Bun- desgesundheitsministerium. hil Spitzenzen-
trum in Dres- den:Radiologe Prof. Dr. med.
Michael Laniado erläutert Kolle- gen die Befunde.
Foto:Uniklinikum Dresden
KREBSPATIENTEN
Bessere Versorgung durch Spitzenzentren
Foto:Ipon
Psychisch auffäl- lig sind 20 Prozent der Heranwachsen- den, schätzen Ex- perten. Therapie- plätze fehlen.
PSYCHISCH KRANKE KINDER