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Archiv "Berufsqualifikationen: Ärzte und Unis kritisieren EU-Pläne" (21.09.2012)

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A 1856 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 109

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Heft 38

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21. September 2012 Die Mindestdauer des Medi-

zinstudiums soll auf fünf Jahre verkürzt werden. Ein guter Vorschlag?

Montgomery: Wir halten eine Ausbildung von sechs Jahren für besser. Allerdings wissen wir auch: Das ist ein europäischer Kompromiss. In Irland sind be- reits vierjährige Curricula ange- dacht. Mit der geplanten Formu- lierung „mindestens fünf Jahre und 5 500 Stunden“ ist das jet- zige deutsche Medizinstudium weiter möglich. Wenn wir in sechs Jahren eine höhere Quali- tät liefern als die anderen in

fünf, wird sich unser Modell auch in Zukunft halten.

Bei der Pflegeausbildung steigen die Anforderungen.

Zwölf Jahre Schulbildung sol- len grundsätzlich Vorausset- zung sein. Ist das sinnvoll?

Montgomery: Nein. Das würde den Fachkräftemangel weiter verschärfen. Wir müssen uns au- ßerdem die Frage stellen, ob wir wirklich eine Vollakademisierung der Pflege brauchen. Ich denke, wir benötigen auch Menschen, die Pflege nicht mit einem wis- senschaftlichen, sondern mit ei-

nem praktisch-kurativen Ansatz betreiben. Deshalb muss ein Zu- gang zur Pflegeausbildung mit einer zehnjährigen Schulbildung regelhaft möglich sein.

Die EU-Kommission will über

„delegierte Rechtsakte“ vor allem Einfluss auf das Studi- um nehmen können. Finden Sie das akzeptabel?

Montgomery: Das lehnen wir komplett ab. Solche Entschei- dungen gehen an Parlament und Ministerrat vorbei. Das ent- spricht nicht unserem demo- kratischen Grundverständnis.

3 FRAGEN AN . . .

Prof. Dr. med. Frank Ulrich Montgomery, Präsident der Bundesärztekammer

BERUFSQUALIFIKATIONEN

Ärzte und Unis kritisieren EU-Pläne

Die EU-Kommission will die Richtlinie zur Anerkennung von Berufsqualifikationen reformieren. Für Diskussionen sorgen die geplante Verkürzung des

Medizinstudiums auf fünf Jahre und der neue europäische Berufsausweis.

M

ediziner sind mobil. Viele absolvieren schon im Studi- um eine Auslands famulatur. Für Ärzte ist es recht einfach, in einem anderen Land der Europäischen Union (EU) zu arbeiten. Die Studi- enabschlüsse werden anerkannt. Das regelt die Richtlinie 2005/36/EG über die Anerkennung von Berufs- qualifikationen. Sie legt derzeit fest:

Ein Medizinstudium dauert min- destens sechs Jahre oder 5 500 Un- terrichtsstunden.

Kürzeres Studium, höhere Belastung für Studierende

Das könnte sich bald ändern. Die EU-Kommission will die Mindest- dauer des Studiums auf fünf Jahre verkürzen. Für den Medizinischen Fakultätentag (MFT) ist das nicht akzeptabel. Er befürchtet eine in- haltliche Überfrachtung. „Bereits heute ist die Verdichtung im Medi-

zinstudium hoch und steigt von Re- form zu Reform“, sagt Dr. rer. nat.

Volker Hildebrandt, MFT-General- sekretär. Ein sechsjähriges Studium wäre zwar weiterhin möglich, doch Hildebrandt befürchtet einen Wett- bewerb mit einer Anpassung nach unten: „Ein solches Konkurrenzver- hältnis würde unmittelbar zu einem Druck führen, das Medizinstudium auch an deutschen Universitäten um ein Jahr zu verkürzen.“ Der MFT warnt außerdem davor, dass die EU-Kommission künftig Aus- bildungsinhalte festlegen könnte.

Diese Kritik teilt Prof. Dr. med.

Frank Ulrich Montgomery, Präsident der Bundesärztekammer (BÄK). Die Verkürzung des Studiums bewertet er aber differenzierter und sieht darin ei- nen europäischen Kompromiss („3 Fragen an“). Zunächst stellt er klar:

„Im Kern begrüßen wir eine regelmä- ßige Anpassung der Richtlinie.“ Im

Interesse der Mobilität sei eine einfa- che Handhabung der Berufsanerken- nung wünschenswert. „Mit einigen Punkten haben wir aber große Bauchschmerzen“, betont er.

So wendet sich die BÄK ge- gen die Pläne, strengere Vorausset- zungen für die Pflegeausbildung zu verlangen. Künftig soll eine zwölf- jährige Schulbildung oder eine Qua - lifika tion auf vergleichbarem Niveau erforderlich sein. Viele Pflegekräfte sehen darin die Chance, ihren Beruf aufzuwerten und attraktiver zu ma- chen. Die BÄK befürchtet eine Ver- schärfung des Fachkräftemangels.

Kritik an Regelungen zum europäischen Berufsausweis

Besondere Bauchschmerzen hat Montgomery mit dem geplanten Verfahren zum neuen europäischen Berufsausweis. Der Ausweis soll die Anerkennung vereinfachen. Das Herkunftsland stellt ihn aus, der Arzt wendet sich dann mit dem Ausweis an die zuständige Stelle in dem Land, in dem er arbeiten will.

Da der EU-Kommission die bishe- rige Anerkennungspraxis offenbar nicht schnell genug geht, soll die Berufsqualifikation künftig auto- matisch als anerkannt gelten, wenn innerhalb bestimmter Fristen keine Entscheidung gefallen ist. Mont- gomery lehnt dies ab: „Hier dürfen nicht die Fristen im Vordergrund stehen, sondern es muss um eine qualitativ gute Prüfung gehen.“

Die Vorschläge der EU-Kommis- sion werden derzeit in den Aus- schüssen des Europäischen Parla- ments beraten. Änderungsanträge können noch bis Mitte Oktober ein-

gebracht werden.

Dr. med. Birgit Hibbeler

@

Stellungnahmen zur EU-Richtlinie:

www.aerzteblatt.de/121856

Foto: dpa

P O L I T I K

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