_festverzinslicher Wertpapiere Umlaufsrendite
steigerungsrate
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1978 1979 1980 1981 19 82
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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
Heft 20
vom 20. Mai 1983
Leserdienst
Hinweise -Anregungen
Rentenmarkt ausgereizt?
Hohe Renditen schützen das Geld vor Inflationsverlusten
Seit dem Spätsommer des Jahres 1981 sinken die Zin- sen am deutschen Renten- markt. Renditen von 10 oder gar 11 Prozent, die da- mals vorübergehend mit festverzinslichen Wertpa- pieren zu erzielen waren, gehören inzwischen längst der Vergangenheit an. Je weiter wir uns vom Zinsgip- fel entfernen, desto häufi- ger hört man die Frage, ob ein Ende des Rückgangs nicht bald erreicht sei.
Spielraum für
weitere Zinssenkungen eng begrenzt
Einigkeit herrscht in Fach- kreisen darüber, daß ein so schneller und nachhaltiger Zinsabbau wie in den letz- ten 12 Monaten nicht mehr zu erwarten ist. Bei dem gegenwärtigen Niveau von rund 7,5 Prozent für fest- verzinsliche Wertpapiere mit zehn Jahren Laufzeit und 5 bis 6 Prozent für kür- zerfristige Titel ist der Spielraum für weitere Zins- senkungen relativ eng be- grenzt. Ganz ausgeschöpft aber ist er noch nicht. Auch vorübergehende Konsoli- dierungsphasen, die am Rentenmarkt hin und wie- der zu beobachten sind und eine Reaktion auf vor- angegangene Entwicklun- gen darstellen, sollten nicht darüber hinwegtäu- schen, daß der Zinstrend noch immer nach unten ge- richtet ist.
Dafür spricht schon allein die fortschreitende Stabili- sierung der Verbraucher- preise. Für die Höhe der Zinsen ist nämlich nicht zu- letzt auch die Inflationsrate von Bedeutung. Der Grund hierfür ist einleuchtend.
Steigen die Preise schnel- ler als erwünscht, so ist die Bundesbank zu Gegen- maßnahmen gehalten. Sie wird versuchen, über hohe Zinsen die Kredite an Un- ternehmer und Privatper- sonen zu verteuern und so- mit einzuschränken. Weni- ger Kredite aber bedeuten weniger Nachfrage, und wo weniger gekauft wird, herrscht wieder mehr Wett- bewerb, Preiserhöhungen sind schwer durchzu- setzen.
Genau dieses Ziel hat die Deutsche Bundesbank mit ihrer Hochzinspolitik weit- gehend erreicht. Die Infla- tionsrate ist in der Bundes- republik von 6,7 Prozent im November 1981 auf mittler- weile 3,5 Prozent gesun- ken. Mit einem neuerlichen Preisschub dürfte in abseh- barer Zeit nicht zu rechnen sein, sieht man einmal von der beabsichtigten Erhö- hung der Mehrwertsteuer im Juli um einen Prozent- punkt ab. Selbst wenn in diesem Jahr tatsächlich die ersehnte Konjunkturerho- lung kommen sollte, so dürfte dies die Preisstabili- tät kaum beeinträchtigen, denn die Unternehmen ver- fügen mehr denn je über freie Kapazitäten und sind darüber hinaus durch nied- rige Lohnabschlüsse und noch immer relativ günsti- ge Energiekosten entlastet.
Auch aus dem Ausland sind zur Zeit nur geringe negati- ve Einflüsse auf unser PreiS- niveau erkennbar.
Die jüngste Aufwertung der D-Mark gegenüber einigen europäischen Währungen brachte sogar eine Verbilli- gung für eine Reihe von Einfuhrgütern. Vor diesem Hintergrund könnte die
Teuerungsrate im laufen- den Jahr durchaus noch weiter zurückgehen. Damit wäre auch der Weg frei für niedrigere Zinsen, die ei- nen wesentlichen Beitrag zur Belebung der Konjunk- tur leisten.
Enger Zusammenhang von Inflationsrate und Zinsentwicklung Auch das gelegentlich zu hörende Argument, eine Verzinsung von 6 Prozent oder gar 7 Prozent für län- gerfristige Wertpapiere sei als eine psychologische Barriere anzusehen, unter- halb derer nur wenige An- leger ihre Ersparnisse her- zugeben bereit wären, ist nicht unbedingt zutreffend.
Wir haben uns im vergan- genen Jahrzehnt nicht zu- letzt dank zweier Ölpreis- schübe an hohe Inflations- raten und Zinssätze ge- wöhnt. Die Erfahrung der fünfziger und sechziger Jahre aber zeigt, daß dies nicht immer so sein muß.
Ist die Inflationsmentalität erst einmal nachhaltig ge- brochen, und das könnte bei hoher Arbeitslosigkeit und geringem Wirtschafts- wachstum durchaus gelin- gen, so können sich die Preissteigerungsrate und damit auch die Verzinsung langfristigen Kapitals durchaus auf einem niedri- geren Niveau einpendeln.
Im Gegensatz zu früheren Konjunkturzyklen ist dies- mal nur mit einem langsa- men Aufschwung zu rech- nen. Das aber bedeutet für den Kapitalmarkt, daß die Zinsen entsprechend län- ger auf niedrigem Niveau gehalten werden können.
Man sollte deshalb die Ge- legenheit nutzen, sich die zur Zeit noch gebotenen Zinssätze längerfristig zu sichern. Dr. H. Rischow Ausgabe A DEUTSCHES ÄRZTEBLATT 80. Jahrgang Heft 20 vom 20. Mai 1983 139