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Archiv "Börsebius zum DAX: Definitiv ausgereizt" (14.07.1997)

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G

eh nach Haus, wenn die Party am schönsten ist.

Verkaufe die Aktien, wenn sie am höchsten stehen – alles weise Aussagen, wohl wahr, doch kaum jemand folgt dem.

Oh Gott, was wäre ver- paßt, wenn die Party – in mei- ner Abwesenheit – noch schöner würde, oder wenn die Aktien – und ich habe sie nicht mehr – noch mehr stie- gen? Entsetzliche Vorstel- lung; bloß nix verpassen, heißt also die Devise, und da- her erfolgt der entscheidende Schritt nicht.

Bezogen auf den deut- schen Aktienmarkt, wäre aber ein solcher Schritt durchaus erwägenswert. Der DAX hat mit 3 800 Index- punkten ein atemberauben- des Niveau erreicht, auf dem die Luft immer dünner wird und das Parkett zusehends glatter.

Warum sind eigentlich die deutschen Aktien so sehr ge- stiegen? Einfache Frage, schwierige Antwort, denn kaum jemand hat diesen Gip- felsturm vorausgesehen. Die größte Rolle spielt das ex- trem niedrige Zinsniveau.

Mit derzeit unter fünf Pro- zent liegt die Umlaufrendite auf einem historisch niedri- gen Niveau, und daher hat auch kein Mensch Lust, sich mit mickrigen Festgeldzinsen zufriedenzugeben. Also wird das ganze Geld in Dividen- dentitel umgeschichtet. Und da das alle machten, steigen die Kurse munter weiter.

Zum anderen gibt es zwei Börsenregeln, die derzeit

auch wieder zum Tragen kommen: „Die Hausse nährt die Hausse“ und „geht But- ter, geht Käse.“ Viele Inve- storen haben die Börsen- hausse verschlafen oder dem Kursaufschwung nicht über den Weg getraut. Nachdem die Aktien aber unaufhalt- sam stiegen, sprangen viele auf den fahrenden Zug auf und trieben den DAX auf neue Höhen. Das Publikums- interesse bei Pro Sieben zeigt beispielsweise drastisch, daß Qualitätsmängel derzeit kei- ne Rolle spielen, die Aktie muß man einfach haben, so einfach scheint die Welt.

Das alles sind deutliche Zeichen einer markanten

Überhitzung, und der DAX ist somit längst reif für eine deutliche Korrektur. Daß die ansteht, dafür gibt es durch- aus Signale.

Zum einen sind deutsche Aktien mit einem durch- schnittlichen Kurs-/Gewinn- verhältnis (KGV) von 18 ziemlich teuer, und zum an- deren können die Zinsen kaum tiefer fallen. Erste Wet- terleuchten aus Japan und den USA signalisieren die Brüchigkeit der Szene. Dane- ben ist die sogenannte „Bran- chenrotation“ in vollem Gange, will heißen: die Favo- riten wechseln von Chemie auf Banken und dann auf Versicherungen und so fort, anschließend dreht sich die Spirale auf höherem Niveau weiter. Wer indes zu lange auf einem immer schneller dre- henden Karussell sitzen- bleibt, fliegt leicht aus der Kurve. Börsebius

[44] Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 28–29, 14. Juli 1997

S C H L U S S P U N K T

Post Scriptum

D

er Schiefe Turm zu Pi- sa neigt sich mit einer Geschwindigkeit von zwei Millimetern pro Jahr.

Alle herbeigeholten Exper- ten mußten ratlos kapitulie- ren. Im Umfeld des Schie- fen Turms herrscht bereits eine akute Steinschlagge- fahr. Inzwischen kam es zu einem „Häng-Over“ von 4,86 Metern. Der Schiefe Turm zu Pisa wurde 1173 er- baut und ist 56 Meter hoch.

Seit 1990 ist er gesperrt.

Nun neigt sich auch der 1972 anläßlich der Olympi- schen Spiele eingeweihte Fernsehturm zu München erheblich. Er mußte ge- stützt und von einer Kom- panie der Gebirgsjäger aus Garmisch „Mit Seil und Ha- ken“ gesichert werden. Die Bewohner des Olympischen Dorfes wurden vorsorglich evakuiert.

Zum Glück konnte die Ursache der Schiefitäten rasch geklärt werden: ei- ner human- und veterinär-

medizinischen Forscher- gruppe der Universität München gelang es nämlich, ein Turm- wurmvirus (TWV) zu identifizieren, das die unter den

Türmen hau- senden Würmer (verme die Torre) befällt. Die infizier- ten Würmer spielen plötzlich verrückt und fangen an, wahn-witzig nach einer Seite hin zu graben, so daß die Tür- me auf die schiefe Ebene geraten.

Das Virus besitzt nur DNA oder RNA in der formbestim- menden Lipo- proteinhülle und verfügt nicht über Stoffwechsel- enzyme für biologische Synthesen; es kann sich da- her nicht durch Teilung vermehren,

sondern wird ausschließlich von seiner Nukleinsäure re- produziert. Außerhalb der Turmwürmer existiert das TWV als komplettes, infek- tiöses Partikelchen (20 nm);

genannt Virion.

Erfreulicherweise ge- lang es erfahrenen Virolo- gen rasch, eine aktive und passive Impfung zu ent- wickeln, die in der Lage sind, das TWV restlos aus- zuschalten.

Großes Interesse an der Impfaktion bekundete auch der extra eingeflogene Oberbürgermeister von Pi- sa, Signore Luciano di Tor- re, der seinen Schiefen Turm endlich wieder zugänglich machen möchte. Verständli- cherweise will er seinen Turm jedoch nur begrenzt begradigen lassen, um nicht die Touristenattraktion zu verlieren. Hier ist beim Imp- fen ein besonderes Finger- spitzengefühl nötig, um den optimalen Neigungswinkel zu erzielen. Axardo

Börsebius zum DAX

Definitiv ausgereizt

Gefahren durch das T

urmwurmvirus

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