Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 107|
Heft 51–52|
27. Dezember 2010 A 2575 BÖRSEBIUSSpäte Reue
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olgender Hilferuf erreichte mich jüngst, den ich Ihnen (auszugsweise) wegen seiner grundsätzlichen Bedeutung auch für andere nicht vorenthalten will.„Sehr geehrter Herr Rombach, mit großem Genuss lese ich regel- mäßig Ihre Kolumne im Ärzteblatt.
Ich habe nun ein Problem mit der Commerzbank (CB) und würde mich sehr über Ihren Rat freuen, wobei mir völlig klar ist, dass Sie keine Rechtsberatung leisten kön- nen und wollen.
Ich habe meine Praxis im Jahr 2000 u. a. mit einem Kredit der CB
über 160 000 Euro finanziert. Als es um die Tilgung ging, riet mir der Berater dazu, den Kredit endfällig nach zehn Jahren zu tilgen, um die Zinsen steuerlich optimal abschrei- ben zu können.
Statt fortlaufend zu tilgen, solle ich das Geld ansparen.
Dazu schloss er mit mir einen dy- namischen Ansparvertrag ab und investierte die monatlichen Beiträ- ge je zur Hälfte in die Fonds Aditec und Weltvision. Der Berater pro - gnostizierte ,ganz konservativ ge- rechnet‘ fünf Prozent Rendite per annum.
Ich wies darauf hin, dass es mir vor allem auf eine sichere, risikoar- me Tilgung ankomme.
Nun endete die Zinsbindung, und ich erwog, den Kredit auf einen Schlag zu tilgen. Zu meiner Über- raschung reichte der Depotwert bei weitem nicht aus. Eine Berechnung ergab, dass das Depot gegenüber den reinen Einzahlungen mit über 20 000 Euro im Minus liegt, von ei- ner Rendite über die mehr als zehn Jahre hinweg ganz zu schweigen.
Können Sie mir raten, ob ich eine Chance habe, gegenüber der CB ei- ne Entschädigung durchzusetzen?“
So weit, so schlecht. Einmal da- von abgesehen, dass sich der ohne- hin Gebeutelte auch noch über die Bank zusätzlich ärgert, weil sie zwei Beschwerdebriefe unbeant- wortet ließ, teilt er sein Schicksal eben mit einigen Tausend Leidens- genossen, die vor Jahren Kredite für Praxisfinanzierungen aufgenommen haben, bei denen auch die Tilgung endfällig gestellt und gleichzeitig ein Ansparplan über Fonds oder ei- ne Lebensversicherung abgeschlos- sen wurde, mit der Idee, das Dar - lehen (aus dem Erlös) am Ende der Laufzeit abzulösen. Augenzwin- kernd hieß es, es werde voraus- sichtlich wohl noch ein kleiner Bat- zen übrig bleiben.
Daraus wird in ziemlich vielen Fällen nun nichts. Das ist natürlich für den Personenkreis, der in Bälde mit einer beträchtlichen Deckungs- lücke zu rechnen hat, eine perfide Situation. Der Kredit ist fällig, und das zu stopfende Loch ist nicht von schlechten Eltern. Einen Schadens- ersatzanspruch gegen die Bank se- he ich nicht wirklich. Außer späte Reue üben und andernorts Kapital zusammenkratzen lässt sich da
nicht viel machen. ■
Börsebius-Telefonberatung „rund ums Geld“
Wie an jedem 1. Samstag des Monats, können Sie auch am 8. Januar 2011 in der Zeit von 9 bis 13 Uhr Börsebius (Diplom-Ökonom Reinhold Rombach) anrufen (0221 985480-20). Die kostenlose Telefonberatung ist ein spezieller Service des Deutschen Ärzteblattes für seine Leser.