Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 14⏐⏐6. April 2007 A973
G E L D A N L A G E
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er kennt sie nicht, die wun- derbaren Geschichtchen, die im Fernsehen erzählt werden, wenn geldwerten Rat suchende Leute bei der Dresdner Bank vorstellig wer- den und dann komplett überrascht sind, positiv versteht sich, was das früher mit dem grünen Band der Sympathie werbende Institut alles an unglaublichen Dienstleistungen für ihre Kunden erbringt. Am Ende des Spots murmelt dann der so reich Beschenkte „das ist doch nicht nor- mal für eine Bank“, und der Zuseher denkt sich mit einem Anflug vonironischer Verzweiflung, dass ihm selbst derlei noch nie widerfahren sei. Nun ja, es ist unmittelbar ver- ständlich, dass bei einer gut ge- machten Werbung auf den Putz gehauen werden muss, damit die Message überhaupt ankommt. Aber ob die Realität dem hohen Anspruch standhält, erweist sich erst im Praxis- test. Für die Dresdner Bank lässt sich das an ihrem neuesten Produkt, dem „LaufzeitKonto mit Super- zins“, ganz prima nachvollziehen.
Für Neukunden, die bis 250 000 Euro frisches Geld in die Bank bringen, winkt ein garantierter Superzins von 4,1 Prozent per annum. Diese Ren- dite ist echt nicht schlecht, also ran an die fette Beute.
Das Dresdner LaufzeitKonto mit Superzins lässt sich bequem online beantragen. Nach dem Ausfüllen der persönlichen Daten führt das System im zweiten Schritt zu den Feldern „Anlagebetrag“ und „Ein- zugskonto“.
Dann der folgenschwere Satz:
„Nach Ablauf der Vertragslaufzeit wird das Guthaben inklusive der Zinsen erneut für die Dauer von ei- nem Jahr zu dem dann gültigen Zins- satz angelegt, sofern ich keine ande- re Weisung erteile.“ Ich fühle mich an dieser Stelle leicht überrumpelt, kein Hinweis, wie diese andere Wei- sung aussehen könnte, und schon gar keiner darauf, welcher Zinssatz in einem Jahr bezahlt wird, handelt es sich dann möglicherweise im Nach- gang nicht mehr um Superzinsen, sondern um Mickererträge?
Trost finde ich in der Werbeaus- sage zum Superzins-Angebot: „Im Notfall kommen Sie immer an Ihr gesamtes Geld.“ Wenn ich nach neun Monaten etwas von meinem Ersparten brauche, geben mir die Banker das Geld wieder. Dass meine Einlage rückwirkend, also ab Ver- tragsbeginn nur mit einem (!) Pro- zent verzinst wird, darf ich der Bank dann aber nicht krummnehmen, denn die Erwartung, wenigstens bis zum Tage der notfallbedingten Kün- digung den Superzins zu erhalten, kann ja nur eine Schnapsidee von mir sein. Ist das normal für eine Bank? Ich fürchte, ja. I BÖRSEBIUS
Was ist für eine Bank normal?
Börsebius-Telefonberatung „rund ums Geld“
Wie an jedem 1. Samstag des Monats können Sie auch am 7. April 2007 (Ostersamstag!) in der Zeit von 9 bis 13 Uhr Börsebius (Diplom-Ökonom Reinhold Rombach) anrufen. Wenn Sie also in Finanzdingen
„der Schuh drückt“, wählen Sie bitte 02 21/
98 54 80-17. Die kostenlose Telefonberatung ist ein Service des Deutschen Ärzteblattes für seine Leser.