A 660 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 109|
Heft 13|
30. März 2012BÖRSEBIUS
Die Drunter-und-drüber-Bank
W
er schon immer einmal wis- sen wollte, wie es bei den sprichwörtlichen Hempels so un- term Sofa aussieht, kann derzeit bei der Deutschen Bank fündig werden.Das Geldhaus ist nicht nur in etliche teure Rechtsstreitigkeiten verwi- ckelt, sondern leistet sich in Sachen Ackermann-Nachfolge und dem da- mit verbundenen Umbau der Bank einen Grabenkrieg erster Güte. Da wird auf höchstem Niveau geholzt und intrigiert, dass es die einen gru- selt und die Konkurrenz ergötzt.
Josef Ackermann geht, zwei fol- gen nach. Anshu Jain und Jürgen
Fitschen heißt das neue Spitzenduo der Bank. Schon die Stabübergabe gerät zu einem Fiasko, weil das Verhältnis unter den Beteiligten in die Rubrik Eiseskälte fällt.
Eigentlich hatte Josef Acker- mann von langer Hand geplant, wie er sein Haus bestellen wollte. Seine Idee war es, den ehemaligen Bun- desbankchef Axel Weber zu seinem Nachfolger zu machen. Er selbst wollte sich auf den Thron des Auf- sichtsratsvorsitzenden setzen und schrieb sich quasi Bewerbung und Zeugnis für dieses Amt gleich selbst. Mit beiden Personalideen scheiterte Ackermann kläglich.
Axel Weber wurde aus dem Rennen geboxt mit der Begründung, er habe bloß Erfahrung als Notenbanker, je- doch keine als Geschäftsbanker.
Ackermann reagierte mit dem Holzhammer und giftete zurück:
„Die richtige Persönlichkeit kann alles lernen. Persönlichkeit kann man aber nicht lernen.“ Anshu Jain
und Jürgen Fitschen werteten das als schallende Ohrfeige gegen sich selbst und waren ab dem Zeitpunkt tödlich beleidigt. Das hielt die bei- den aber nicht ab, beim Personal- umbau schlimme handwerkliche Fehler zu begehen. Die Bankenauf- sicht kassierte einen neuen Vor- standskandidaten als ungeeignet ein. Das passiert noch nicht mal ei- ner Kleinkleckersbank.
Warum ich Ihnen das alles erzäh- le? Sind diese Bubenringkämpfe für den Anleger wirklich von Interesse?
Ich glaube, schon. Wer Aktien der Deutschen Bank besitzt, muss wis- sen, dass diese Titel gestern, heute und morgen fundamental unter- schiedlich sind. Allein deswegen, weil die Deutsche Bank von dem- nächst nicht mehr die Deutsche Bank von wie gehabt sein wird. Der Trend ist eindeutig auf das Invest- mentbanking ausgerichtet (zulasten des Privatkundengeschäfts). Daraus folgt möglicherweise mehr Rendite, aber eben auch mehr Risiko. Und:
Die internen Grabenkämpfe und das Rumoren in den unteren Ma- nagementebenen sind noch lange nicht ausgestanden. Ruhiges Fahr- wasser sieht anders aus.
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