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Wer kennt Benin?

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Academic year: 2022

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Zusammenfassung

Der Blutspendedienst des Bayerischen Roten Kreuzes hat 1987 in Parakou im Zentrum Benins eine Blutbank aufgebaut, die durch Anfangsinvestitionen und Know-how-Transfer eine dem nationalen Niveau angepasste Versorgung mit sicheren Blutprodukten gewährleistet. Über eine alljährliche Evaluierung mit Beratung und persönlicher Unterstützung vor Ort durch die BRK-Delegierte und Mitarbeiterin des BRK-Blutspende- dienstes, Ute Wohlfart, wird die Weiterentwicklung des Blutspende- und Transfusionswesens in Benin unterstützt. Ihr hier vorliegender Beitrag schildert die Entwicklung und den derzeitigen Stand der Blutbank in Parakou und liefert darüber hinaus eindrucksvolle Fakten zur Landessituation und zum Gesundheitssystem in Benin.

Summary

In 1987 the blood transfusion service of the Bavarian Red Cross established a blood bank at Parakou in Benin. With the help of a start-up investment and the transfer of know-how it is capable of ensuring the supply of blood products according to national standards. By annual evaluation, mentoring and on-site support Ute Wohlfart, Red Cross delegate and member of staff of its blood transfusion service, promotes the advance- ment of Benin’s blood donation and transfusion system. In her article she relates the development and the actual state of the blood bank at Parakou and, in addition to that, provides striking facts concerning the state of affairs and the health care system of the country.

Wer kennt Benin? Oder : über die Entwicklungszusammenarbeit des Bayerischen Roten Kreuzes / Blutspendedienst mit dem Centre Départemental de Transfusion Sanguine in Parakou, Benin

Ute Wohlfart

Blutspendedienst des Bayerischen Roten Kreuzes gemeinnützige GmbH Institut für Transfusionsmedizin Augsburg

Westheimer Str. 80 86156 Augsburg

In den deutschen Medien hört man so gut wie nie etwas über Benin und wenn doch, dann schwanken die Be- richte darüber zwischen „eines der ärmsten Länder der Welt“ und „die Schweiz Afrikas“. Trotz aller Fortschritte und der für Afrika ungewöhnlichen politischen Sicherheit ist Benin ein Ent- wicklungsland – sicherlich mit großem Potential. Der baumförmige Streifen Land am Atlantischen Ozean zwischen Togo und Nigeria und Grenzen zum Niger und Burkina Faso nimmt den 166. Platz unter 186 Ländern des Human Development Index der Vereinten Nationen ein.

Innerhalb dieses kleinen Landes (ca.

113.000 Quadratkilometer, 10 Millionen Einwohner) nehmen soziale Ungleich- heiten von Süd nach Nord zu. So ist der Norden ärmer als der Süden mit den wirtschaftlichen Zentren Cotonou (Regierungssitz) und Porto Novo (Hauptstadt).

Dem Land – seit 1960 ist die ehemals französische Kolonie unabhängig – ist eine erlebenswerte Mischung aus Sozialismus nach marxistisch-leninisti- scher Prägung, französischen Verwal- tungsstrukturen und afrikanischer Lebensart eigen.

Der Blutspendedienst des Baye- rischen Roten Kreuzes hat seit 1987 in Parakou, einer Provinzhauptstadt

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im Zentrum Benins, eine gut funktio- nierende Blutbank aufgebaut, die mit Anfangsinvestitionen und Know-how- Transfer eine dem nationalen Niveau angepasste Versorgung mit sicheren Blutprodukten gewährleistet.

Die Blutbank in Parakou entwickelt sich sehr gut: wurden zu Beginn 600 Blutspenden pro Jahr verarbeitet, lie- gen die Zahlen heute bei über 5.100.

Seit 2005 kann eine Komponenten- trennung erfolgen, eine Investition, die der Blutspendedienst des Baye- rischen Roten Kreuzes realisiert hat.

Bis zum letzten Jahr erfolgten jähr- liche Teilbelieferungen mit Vierfach- beuteln und Testreagenzien. Gerade die Vierfachbeutel, die im Land nicht zu beziehen sind, ermöglichen im pädiatrischen Bereich eine Hämothe- rapie nach Maß. Die Herstellung folgt dem „Guide Pratique de Transfusion Sanguine“ des Gesundheitsminister- iums, einem Pendant zu unseren

„RiliBÄK“. Es erfolgt eine 100 %-Tes- tung auf Anti-HIV, Anti-HCV, HBs- Antigen und Syphilis-Antikörper. Die ABO-Blutgruppe und der Rhesus- faktor werden handschriftlich auf dem Blutbeutel vermerkt.

Die Fakten zur Landessituation, zum Gesundheitssystem und zur Blutbank in Parakou sind wie folgt:

• Die Blutbank in Parakou ist die

einzige im Departement Borgou / Alibori und versorgt ein Gebiet, das 46 % der Landesfläche um- fasst.

• Die Demographie Benins ist der Deutschlands völlig entgegenge- setzt. 47 % der Bevölkerung sind Kinder (in Benin bis zum Alter von 14 Jahren).

• Es gibt bis dato keine Versiche- rung im Krankheitsfall. Planungen sind im Gange, sind aber in der Bevölkerung wegen des korrup- ten Beispiels von einigen Politi- kern umstritten. Das bedeutet, dass jede medizinische Leistung vor Inanspruchnahme bezahlt werden muss.

• Der staatlich festgelegte Ver- kaufspreis eines Blutprodukts liegt um das circa 20-fache unter dem Herstellungspreis. Er muss aber so niedrig liegen, da sich sonst so gut wie kein Patient Aus- gaben in Höhe des Herstellungs- preises leisten könnte.

• Der SMIC (Mindest-/ Minimalein- kommen) liegt bei 40 000 FCFA (=

ca. 60 Euro).

• Im Schnitt hat eine Frau sechs Kinder.

• Mehr als 50 % der Empfänger von Blutprodukten sind Kinder und Frauen nach der Geburt. Seit Beginn 2013 gibt es eine Maß- nahme zur Senkung der Sterb- lichkeit durch Malaria-Infektionen

bei Kindern unter 5 Jahren und Frauen während der Schwanger- schaft: eine durch Malaria bedingte Transfusionsbedürftig- keit wird vom Staat finanziert.

Die Blutbanken gehen dabei in

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Vorkasse und sollen am Ende eines Jahres entschädigt werden.

• Der Blutbedarf steigt regelmäßig in der Regenzeit durch die Malaria- infektionen an. Während der Regenzeit ist ein Anstieg der Erst- spender zu beobachten.

Die jährliche Evaluierung mit Bera- tung und persönlicher Unterstützung vor Ort trägt zur Motivation (auf bei- den Seiten) bei. Neben diesem um- fangreichen Audit vor Ort finden Ge- spräche mit den Verantwortlichen von lokalen und nationalen Behörden statt.

Die Präfektin des Departements Borgou / Alibori (übrigens die erste Frau Benins in diesem nur sehr loyalen Staatsdienern vorbehaltenen Amt), die staatliche Vertretung auf dieser Ebene, unterstützt die Zusam- menarbeit sehr und ermutigt die Blut- spender bei der jährlich während des Audits durchgeführten Spendereh- rung zur regelmäßigen Blutspende.

Auch der jetzige Botschafter der Bundesrepublik Deutschland, der die

bayerische Delegation jedes Jahr in seinem Amtssitz empfängt, schätzt das langjährige Engagement des Bayerischen Roten Kreuzes und des- sen nachhaltige Wirkung auf das Gesundheitssystem Benins als sehr wertvoll ein.

Ein persönliches Resü- mee an dieser Stelle:

Afrika muss man kritisch betrach- ten, ohne es zu verdammen, optimi- stisch, ohne es zu verklären. Persön- lich werden meine Zerrissenheit ebenso bestätigt wie meine uner- schütterliche Zuneigung.

Trotz allem sehe ich die unbändige Lebenslust und bewundere die Krea- tivität der Armut, das Lachen und die Freundlichkeit, die über die Not triumphieren.

Eine intensive Aufgabe.

Die Literaturhinweise finden Sie im Internet zum Download unter:

www.drk-haemotherapie.de

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