Alter kommt es zu einer Involution des Urogenitaltraktes, die unter an- derem zu einer Atrophie der Ure- thra, der Scheide und des Uterus führt. Diese Organe sind von einer Mukosaschicht ausgekleidet, die wie- derum unter dem Einfluß der weib- lichen Geschlechtshormone, also der Östrogene, stehen. Der östrogen- mangel im höheren Alter spielt des- halb eine wichtige Rolle bei der Ätiologie dieser Erkrankungen.
Obwohl eine schwere Streßin- kontinenz einer chirurgischen Kor- rektur bedarf, kann eine leichte oder mittelstarke Streßinkontinenz durch Östrogene und/oder Physiotherapie geheilt — oder zumindest gebessert — werden. Da sich die verschiedenen Östrogene (Östradiol, Östriol und Ostron) in ihrer Wirksamkeit und in der Art ihrer Nebenwirkungen un- terscheiden, sollte bei der Behand- lung von Frauen in der Postmeno- pause, die an isolierten Urogenital- beschwerden leiden, Östriol das Mit- tel der ersten Wahl sein.
Die Drang- und Urge-Inkonti- nenz kommt bei Frauen in der Post- menopause viel häufiger vor als bei präklimakterischen Frauen. Die Ur- sache auch hierfür ist oft ein Östro- genmangel, und deshalb kann Östri- ol als Therapie der ersten Wahl gel- ten. Es muß jedoch vorher ein gynä- kologischer Tumor ausgeschlossen werden, da solche Tumoren Sympto- me wie Drang- oder Urge-Inkonti- nenz hervorrufen können.
Harnwegsinfektionen bei Frau- en in der Postmenopause können ih- re Ursache in dem Mangel an Lakto- bakterien haben. Der pH-Wert steigt dann auf Werte zwischen 5 und 6 an, und potentiell pathogene gramnega- tive Fäkalbakterien aszendieren in die Scheide und in die Harnröhre.
Vor der Menopause, wenn die Östrogenproduktion noch ausrei- chend ist, oder bei Frauen in der Postmenopause, die Östriol einneh- men, ist oder wird die (atrophische) Vagina normotroph und produziert Glykogen, das ein Substrat für die Döderleinschen Laktobazillen dar- stellt. Als Folge davon wird der pH- Wert leicht sauer, wodurch das Wachstum von anderen Bakterien verhindert wird. Da sich Urogenital- probleme normalerweise über meh-
rere Jahre hinweg entwickeln, kann man nicht erwarten, daß eine Ostri- oltherapie die Patientin innerhalb weniger Wochen heilt. Die Patientin und auch der Arzt müssen Geduld haben; sollte aber nach drei Mona- ten der Behandlung kein Erfolg sichtbar werden, sollte die Patientin zu einer weiteren Spezialuntersu- chung überwiesen werden, die eine urodynamische Untersuchung und eine erneute Überprüfung der an- fangs gestellten Diagnose umfassen soll.
Als Kontraindikation für eine Östrogenbehandlung gelten das Cor-
Die Prognose beim
Mammakarzinom
Zwei der wichtigsten Prognose- faktoren beim Mammakarzinom sind Tumorgröße und Ausmaß des Be- falls der axillaren Lymphknoten. Un- terlagen von 24 740 in dem Uberwa- chungs-, Epidemiologie- und Ender- gebnis-Programm (SEER) des Na- tional Cancer Institute zusammenge- faßten Fallbeispielen waren Grund- lage zur Einschätzung der Überle- benserwartung bei Brustkrebs in ei- nem für Frauen der USA repräsenta- tiven Kollektiv.
Versicherungstechnische Me- thoden (Lebenszeittabelle) wurden zur Untersuchung der relativen 5-Jahres-Überlebensrate bei Fällen mit bekanntem operativen/patholo- gischen Lymphknotenstatus und be- kanntem Durchmesser des Primärtu- mors angewendet.
Die Überlebensrate variierte von 45,5 Prozent für Tumordurch- messer von fünf Zentimeter oder größer mit befallenen axillären Kno- ten bis 96,3 Prozent bei Tumoren un- ter zwei Zentimeter Durchmesser ohne involvierte Lymphknoten. Die Relation zwischen Tumorgröße und Lymphknotenstatus wurde im Detail untersucht. Es wurde festgestellt, daß Tumordurchmesser und Lymph- knotenstatus als unabhängige, aber additive Prognosefaktoren wirken.
pus- und das Mammakarzinom. Fünf Jahre nach der Behandlung dieser Malignome, wenn kein Hinweis für ein Rezidiv vorliegt, stellt Östriol je- doch eine sichere Therapie dar. Im Gegensatz dazu sollten die Maligno- me unabhängig von dem Intervall nach der Behandlung eine Kontrain- dikation für Ostradiol bleiben. Eine Herzgefäßerkrankung bedeutet eine weitere Kontraindikation für eine Therapie mit Östradiol, nicht jedoch für Östriol.
Dr. med. Hans-Peter Legal Orleansplatz 5
8000 München 80
Mit zunehmender Größe des Tumors sinkt die Überlebensrate un- abhängig vom Lymphknotenstatus;
vergrößert sich die Beteiligung der Lymphknoten, so sinkt die Überle- bensrate ebenfalls unabhängig von der Tumorgröße. Eine lineare Bezie- hung wurde zwischen Tumordurch- messer und dem Prozentsatz der Fäl- le mit Lymphknotenbeteiligung ve- rifiziert.
Die Ergebnisse der Analysen weisen darauf hin, daß eine Ausbrei- tung der Erkrankung nicht aus- schließlich über die axillaren Lymph- knoten erfolgt, daß aber der Lymph- knotenstatus als ein Indikator für die Metastasierung dienen kann. Lng
Carter, C., L. et al.: Relation of Tumor Size, Lymph Node Status, and Survival in 24, 740 Breast Cancer Cases, Cancer 63, (1989) 181-187
Dr. Christine L. Carter, National Cancer Institute, Division of Cancer Prevention and Control, Cancer Prevention Studies Branch, Blair Bldg. 601, Rockville Pike, Bethesda, MD 20892-4200, USA A-3960 (52) Dt. Ärztebl. 86, Heft 51/52, 25. Dezember 1989